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Kröger, Malte (4. Februar 2016): Facebook als mediale Umwelt für türkisch-muslimische und -alevitische Vereine in Deutschland. Masterarbeit, Ludwig-Maximilians-Universität München
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Abstract

Die Masterarbeit untersucht für den Zeitraum von Juli 2015 bis Januar 2016 die Online-Auftritte von vier in Deutschland ansässigen religiösen Vereinen im sozialen Netzwerk Facebook: der DITIB (Türkisch-islamische Anstalt für Religion), IGMG (Islamische Gemeinschaft Milli Görüş) und ATIB (Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa) sowie auch der Alevitischen Gemeinde Deutschland (AABF).

Das Konzept der „digital religion“ von Heidi Campbell rezipierend, das eine intensiver werdende Verflechtung von Online- und Offline-Aktivitäten im religiösen Feld beschreibt, und ausgehend von dem von Hubert Knoblauch geprägten Begriff der „populären Religion“, der u.a. das zunehmende öffentliche Sichtbarmachen privater religiöser Erfahrung erfasst, entwickelt die Arbeit zunächst eine theoretische Grundlage für die religionswissenschaftliche Analyse von Online-Aktivitäten religiöser Vereine. Das soziale Netzwerk Facebook wird auf seine technische Infrastruktur hin analysiert, die vordergründig soziale Interaktionen und das Erstellen persönlicher Profile ermöglicht, deren Mechanismen aber auch auf die Erzeugung und Verstärkung von Affekten und eine kommerzielle Verwertbarkeit von Daten hin angelegt sind. Im Hinblick auf die performative Hervorbringung prekärer religiöser Identitäten unter den Bedingungen von Facebook wird die Verwendung neuer, für den Kontext sozialer Medien spezifischer Kommunikationsformen wie Selfies und Meme analysiert und deren Auswirkungen auf das mediale Management religiöser Subjektivität diskutiert.

Die religiösen Vereine werden zum einen auf ihre in Globalisierung und Migrationsbewegungen liegenden Entstehungsbedingungen hin untersucht, die sich in ihrem jeweiligen Selbstverständnis widerspiegeln, zum anderen durch ihre Nutzung von Medien wie Facebook als transnationale Akteure in den übergreifenden Strukturen einer Marktgesellschaft verortet, in der sie als Anbieter immaterieller Werte fungieren. In einer hermeneutischen Analyse werden die Facebook-Auftritte der vier Vereine anschließend exemplarisch auf ihren Gebrauch von Bild-, Text- und Videomaterial sowie internetspezifischer Kommunikationsformen wie Links und Hashtags hin untersucht.

Die Bedeutung von Facebook als Werkzeug zur Repräsentation wird analog zu älteren Medien wie Fernsehen hervorgehoben, jedoch erweitert um den Aspekt der reflexiven Identitätsbildung im Sinne Anthony Giddens', die durch die partizipativen Angebote sozialer Medien gefördert wird. Darüber hinaus wird die Verschmelzung von als religiös und als popkulturell konnotierten Inhalten in den Veröffentlichungen der Vereine auf Facebook deutlich gemacht, die diese als Produkte in die „Like Economy“ des Netzwerks einbringen und deren Funktion als strategische Positionierungen zur Einflussnahme auf die öffentliche Meinungsbildung und eine Maximierung von Zustimmung interpretiert wird. Im Hinblick auf den Umgang der Vereine mit Kritik und Konfliktsituationen auf Facebook wird schließlich auf die Autorität der religiösen Vereine als fragil und ständigen Aushandlungsprozessen unterliegend eingestuft.

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