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Kettner, Matthias und Kraska, Matthias (Dezember 2011): Kommunikatives Handeln - eine realistische Neuinterpretation. XXII. Deutscher Kongress für Philosophie, Ludwig-Maximilians-Universität München, 11. - 15. September 2011. [PDF, 60kB]

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Abstract

Seit der „Theorie des Kommunikativen Handelns“ vertritt Jürgen Habermas die Position, dass im Spektrum sozialer Handlungen zwei einander ausschließende Typen, kommunikative und strategische Handlungen, vorkommen. Nach Zurücknahme seiner früheren, zu starken These, dass das Telos von Sprache die Verständigung sei, gehört gleichwohl weiterhin zur Habermasschen Position, dass strategische Handlungen sich parasitär zu kommunikativen verhalten. Wir rekapitulieren in unserem Beitrag zunächst kurz die Kontroverse, die sich aus dem Problem entwickelt hat, den Nachweis einer irgendwie qualifizierten „Vorrangigkeit“ der kommunikativen („einverständnisorientierten“, „konsensorientierten“) Sprachverwendung vor der strategischen zu erbringen. Wir zeigen, dass diese Kontroverse ohne klares Ergebnis geblieben ist und setzen neu an, indem wir die zur Habermasschen formalpragmatischen Position der Typengegensätzlichkeit-plus-Vorrang alternative Position vertreten, dass es sowohl strategische i.S.v. „erfolgsorientierte“ Handlungen gibt, die zugleich kommunikative i.S.v. „einverständnisorientierte“ sind, als auch kommunikative, die strategisch sind. Die formalpragmatische Opposition von Erfolg vs. Einverständnis ist schlichtweg eine untaugliche Opposition. Die Differenz von strategischem und kommunikativem Handeln muss neu gefasst werden. Das Asymmetrie-Kompensationsmodell von Kommunikation, das wir vorschlagen, bietet eine realistischere, nämlich näher an die Wirklichkeit von Kommunikationsaktionen heranreichende Modellierung des Unterschieds von strategischen und nichtstrategischen Kommunikationsakten. Das Proprium kommunikativen Handelns lässt sich mit Bezug auf die Welt der Gründe (statt mit Bezug auf formalpragmatische „Weltkonzepte“) folgendermaßen fassen: Kommunikativ handelt ein Aktor dann, wenn er guten Grund hat anzunehmen, mit Bezug auf seine Handlungsgründe, dass alle in die Erfolgsaussicht seiner Handlungsabsichten einbezogenen Anderen diese seine Handlungsgründe in Ordnung finden würden, wenn sie die kommunikative Macht hätten, sie in Erfahrung zu bringen, zu bewerten und ggf. in Frage zu stellen. Wir verdeutlichen die empirische Anschlussfähigkeit unseres Asymmetrie-Kompensations-Modells von Kommunikation mit Bezug auf professionsspezifische Kommunikation, insbesondere im Verhältnis von Arzt und Patient.

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