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Vergleichende Fallbeschreibung zur kolostralen IgG-Versorgung neugeborener Kälber in zwei südkalifornischen Milchbetrieben mit unterschiedlichen Managementbedingungen
Vergleichende Fallbeschreibung zur kolostralen IgG-Versorgung neugeborener Kälber in zwei südkalifornischen Milchbetrieben mit unterschiedlichen Managementbedingungen
Ziel dieser Studie war die vergleichende Bewertung der passiven Immunisierung neugeborener Kälber unter den unterschiedlichen Managementbedingungen zweier Südkalifornischer Milchbetriebe (Farm I und Farm II). Unter Einbeziehung verschiedener Aspekte des Kälbermanagements wurde mit Hilfe der linearen Regression versucht, wichtige Einflussfaktoren auf den Immunglobulintransfer zu identifizieren. Ein weiteres Ziel bestand in der Einschätzung der Risikofaktoren, die häufig im Zusammenhang mit der Kälbersterblichkeit in Verbindung gebracht werden. Dies sind zum Beispiel unzureichende IgG-Konzentrationen im Serum, Stressfaktoren aus der Umwelt und bestimmte Managementstrategien. In der Untersuchung wurden 209 Kälber der Rasse Holstein berücksichtigt, die über einen Zeitraum von 15 Monaten, zwischen Mai 2003 und Juli 2004, geboren wurden. Die Kälber der Farm I wurden bei der ersten Kolostrumgabe mit Saugflasche, die der Farm II mit Schlundsonde versorgt. Unmittelbar vor der ersten und zweiten Tränke der neugeborenen Kälber wurden Kolostrumproben genommen. Diese und die zwischen 24 und 48 Stunden nach der Geburt gewonnenen Blutproben aus der Vena jugularis wurden mittels Sandwich ELISA auf ihre IgG-Konzentration hin untersucht. Für jedes Kalb wurden das Datum und die Zeit der Geburt, die ersten beiden Fütterungszeiten und der Zeitpunkt der Blutabnahme dokumentiert. Der mittlere IgG-Gehalt lag mit 23,5 mg/ml im Serum der 158 Kälber auf Farm I signifikant höher als der entsprechende Wert der 51 Kälber auf Farm II mit 15,9 mg/ml (p<0,001). Ein unzureichender Immunglobulintransfer, der als IgG-Konzentration von weniger als 10 mg/ml definiert wird, trat auf Farm I bei 11% und auf Farm II bei 30% der Kälber auf. Zur Erklärung dieser deutlichen Diskrepanzen zwischen Farm I und Farm II wurde die lineare Regressionsanalyse angewendet, mit der IgG-Konzentration im Serum als abhängige Variable und dem Zeitpunkt der Fütterung, der Qualität des Kolostrums und der aufgenommenen Menge an IgG als unabhängige Variablen. Auf beiden Farmen erwies sich die aufgenommene IgG-Menge der ersten Tränke als einzig signifikanter Einflussfaktor auf die IgG-Konzentration im Serum. Die beiden Größen korrelierten schwach miteinander (Farm I: r=0,29; Farm II: r=0,34), und die aufgenommene IgG-Menge erklärt nur zu einem geringen Anteil die Variabilität der IgG-Konzentration im Serum. Ein denkbarer Grund für die durchschnittlich geringere IgG-Konzentration im Blut der Kälber auf Farm II - trotz Aufnahme einer größeren IgG-Menge - ist die routinemäßige Applikation des ersten Kolostrums per Schlundsonde. Neben der Verabreichungsform des Kolostrums könnten auch farmspezifische Managementbedingungen und Umweltfaktoren die IgG-Absorption beeinflusst haben. Etwa die Hälfte der Kälber konnte in die Beobachtung auf Sterblichkeit während der ersten 14 Lebenstage eingeschlossen werden. Die Mortalitätsrate auf Farm I betrug 12%, die auf Farm II 0%. Durch logistische Regressionsanalyse (binäre Zielvariable) wurde überprüft, inwieweit die IgG-Konzentration im Serum am zweiten Lebenstag eine Einschätzung des Mortalitätsrisikos der Kälber erlaubt. Innerhalb der Farm I korrelierten Sterblichkeitsrate und Serum-IgG signifikant. Allerdings dient die IgG-Konzentration nicht zur unfehlbaren Vorhersage der Mortalität. Mit wesentlich niedrigerem mittleren IgG-Gehalt im Serum überlebten alle Kälber auf Farm II. Aus den Ergebnissen wurde geschlossen, dass wohl auch bezüglich der Kälbersterblichkeit hauptsächlich farmspezifische Voraussetzungen für die unterschiedlichen Mortalitätsraten der beiden Farmen verantwortlich waren. Dazu zählen die Fütterung von zuvor eingefrorenem bzw. gepooltem Kolostrum sowie die klimatischen und hygienischen Bedingungen.
IgG-Versorgung, neugeborene Kälber, Flaschen- bzw. Sondenfütterung
Reinicke, Almut
2006
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Reinicke, Almut (2006): Vergleichende Fallbeschreibung zur kolostralen IgG-Versorgung neugeborener Kälber in zwei südkalifornischen Milchbetrieben mit unterschiedlichen Managementbedingungen. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät
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Abstract

Ziel dieser Studie war die vergleichende Bewertung der passiven Immunisierung neugeborener Kälber unter den unterschiedlichen Managementbedingungen zweier Südkalifornischer Milchbetriebe (Farm I und Farm II). Unter Einbeziehung verschiedener Aspekte des Kälbermanagements wurde mit Hilfe der linearen Regression versucht, wichtige Einflussfaktoren auf den Immunglobulintransfer zu identifizieren. Ein weiteres Ziel bestand in der Einschätzung der Risikofaktoren, die häufig im Zusammenhang mit der Kälbersterblichkeit in Verbindung gebracht werden. Dies sind zum Beispiel unzureichende IgG-Konzentrationen im Serum, Stressfaktoren aus der Umwelt und bestimmte Managementstrategien. In der Untersuchung wurden 209 Kälber der Rasse Holstein berücksichtigt, die über einen Zeitraum von 15 Monaten, zwischen Mai 2003 und Juli 2004, geboren wurden. Die Kälber der Farm I wurden bei der ersten Kolostrumgabe mit Saugflasche, die der Farm II mit Schlundsonde versorgt. Unmittelbar vor der ersten und zweiten Tränke der neugeborenen Kälber wurden Kolostrumproben genommen. Diese und die zwischen 24 und 48 Stunden nach der Geburt gewonnenen Blutproben aus der Vena jugularis wurden mittels Sandwich ELISA auf ihre IgG-Konzentration hin untersucht. Für jedes Kalb wurden das Datum und die Zeit der Geburt, die ersten beiden Fütterungszeiten und der Zeitpunkt der Blutabnahme dokumentiert. Der mittlere IgG-Gehalt lag mit 23,5 mg/ml im Serum der 158 Kälber auf Farm I signifikant höher als der entsprechende Wert der 51 Kälber auf Farm II mit 15,9 mg/ml (p<0,001). Ein unzureichender Immunglobulintransfer, der als IgG-Konzentration von weniger als 10 mg/ml definiert wird, trat auf Farm I bei 11% und auf Farm II bei 30% der Kälber auf. Zur Erklärung dieser deutlichen Diskrepanzen zwischen Farm I und Farm II wurde die lineare Regressionsanalyse angewendet, mit der IgG-Konzentration im Serum als abhängige Variable und dem Zeitpunkt der Fütterung, der Qualität des Kolostrums und der aufgenommenen Menge an IgG als unabhängige Variablen. Auf beiden Farmen erwies sich die aufgenommene IgG-Menge der ersten Tränke als einzig signifikanter Einflussfaktor auf die IgG-Konzentration im Serum. Die beiden Größen korrelierten schwach miteinander (Farm I: r=0,29; Farm II: r=0,34), und die aufgenommene IgG-Menge erklärt nur zu einem geringen Anteil die Variabilität der IgG-Konzentration im Serum. Ein denkbarer Grund für die durchschnittlich geringere IgG-Konzentration im Blut der Kälber auf Farm II - trotz Aufnahme einer größeren IgG-Menge - ist die routinemäßige Applikation des ersten Kolostrums per Schlundsonde. Neben der Verabreichungsform des Kolostrums könnten auch farmspezifische Managementbedingungen und Umweltfaktoren die IgG-Absorption beeinflusst haben. Etwa die Hälfte der Kälber konnte in die Beobachtung auf Sterblichkeit während der ersten 14 Lebenstage eingeschlossen werden. Die Mortalitätsrate auf Farm I betrug 12%, die auf Farm II 0%. Durch logistische Regressionsanalyse (binäre Zielvariable) wurde überprüft, inwieweit die IgG-Konzentration im Serum am zweiten Lebenstag eine Einschätzung des Mortalitätsrisikos der Kälber erlaubt. Innerhalb der Farm I korrelierten Sterblichkeitsrate und Serum-IgG signifikant. Allerdings dient die IgG-Konzentration nicht zur unfehlbaren Vorhersage der Mortalität. Mit wesentlich niedrigerem mittleren IgG-Gehalt im Serum überlebten alle Kälber auf Farm II. Aus den Ergebnissen wurde geschlossen, dass wohl auch bezüglich der Kälbersterblichkeit hauptsächlich farmspezifische Voraussetzungen für die unterschiedlichen Mortalitätsraten der beiden Farmen verantwortlich waren. Dazu zählen die Fütterung von zuvor eingefrorenem bzw. gepooltem Kolostrum sowie die klimatischen und hygienischen Bedingungen.