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Beyond the senses through the senses. ästhetische Untersuchungen in einem südindischen Ashram
Beyond the senses through the senses. ästhetische Untersuchungen in einem südindischen Ashram
Verschiedene Ansätze in den Geistes- und Kulturwissenschaften setzen sich seit einiger Zeit mit der sinnlich-somatischen Dimension des Sozialen und Religiösen auseinander, so die Ethnologie der Sinne, soziale Ästhetik und Religionsästhetik. Inspiriert durch diese drei Ansätze liegt auch bei vorliegender qualitativ-empirischer Studie der Fokus auf Aisthesis oder Ästhetik – auf Formen und Prozessen sinnlicher Wahrnehmung unter Berücksichtigung des Einbezugs von Körpern. Untersuchungsgegenstand ist die religiöse Bewegung „MAM“ der indischen Guru Mata Amritanandamayi Ma, welche ihren Hauptsitz und Ursprung im südindischen Bundesstaat Kerala hat und mittlerweile weltweite Ausdehnung erfährt. Neben einer sensorischen Ethnografie des Hauptzentrums der Bewegung, dem Ashram Amritapuri, erfolgt eine religionsästhetische Untersuchung ihrer religiösen Praktiken. Thematisiert werden zum einen die Repräsentationen, Manifestationen und Darstellungen religiöser und sonstiger ideeller wie auch sozialstruktureller Inhalte in und durch ästhetische Mittel, wobei durch eine Betrachtung der Formen auf dahinterliegende Sinnstrukturen geschlossen werden kann, die Formen jedoch auch jenseits von einer semantischen Funktion im Sinne unmittelbarer körperlich-sinnlicher Erfahrung bedeutsam sind. Daher liegen zum anderen diese körperliche Erfahrungsebene und die sinnliche und atmosphärische Wahrnehmung der Protagonisten im Fokus des Interesses: Die Erlebnis- und Wahrnehmungsweise der Aktanten, ihre Empfindungen und Interpretationen und damit die Art und Weise, in welcher die Formen auf die Rezipienten wirken und welche Reaktionen sie hervorrufen. Die Arbeit zeigt auf, dass sich ein ästhetisches Design oder Profil, welches mit den Werten und der Ideologie der Gemeinschaft in Zusammenhang steht, durch die gesamte Organisation und Ashramkultur zieht und in mannigfaltigen Formen zum Ausdruck kommt: von der Architektur über Kleidung, Sprache, Artefakte, Materialien, Musik, Essen bis hin zum Ashramtee. Damit soll die Bedeutung von sinnlicher Wahrnehmung und körperlicher Erfahrung herausgearbeitet werden und so die Aufmerksamkeit auf einen immer noch allzu oft unterbelichteten Bereich religiöser und sozialer Wirklichkeit gelenkt werden, der eine zentrale Rolle in jedem Erkenntnisprozess, bei jeder Wissens- und Wirklichkeitskonstruktion wie auch in jeglicher Alltagspraxis einnimmt.
Ethnologie, Ethnografie, Sensografie, Ethnomethodologie, Religionsästhetik
Müller, Andrea
2019
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Müller, Andrea (2019): Beyond the senses through the senses: ästhetische Untersuchungen in einem südindischen Ashram. Dissertation, LMU München: Fakultät für Kulturwissenschaften
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Abstract

Verschiedene Ansätze in den Geistes- und Kulturwissenschaften setzen sich seit einiger Zeit mit der sinnlich-somatischen Dimension des Sozialen und Religiösen auseinander, so die Ethnologie der Sinne, soziale Ästhetik und Religionsästhetik. Inspiriert durch diese drei Ansätze liegt auch bei vorliegender qualitativ-empirischer Studie der Fokus auf Aisthesis oder Ästhetik – auf Formen und Prozessen sinnlicher Wahrnehmung unter Berücksichtigung des Einbezugs von Körpern. Untersuchungsgegenstand ist die religiöse Bewegung „MAM“ der indischen Guru Mata Amritanandamayi Ma, welche ihren Hauptsitz und Ursprung im südindischen Bundesstaat Kerala hat und mittlerweile weltweite Ausdehnung erfährt. Neben einer sensorischen Ethnografie des Hauptzentrums der Bewegung, dem Ashram Amritapuri, erfolgt eine religionsästhetische Untersuchung ihrer religiösen Praktiken. Thematisiert werden zum einen die Repräsentationen, Manifestationen und Darstellungen religiöser und sonstiger ideeller wie auch sozialstruktureller Inhalte in und durch ästhetische Mittel, wobei durch eine Betrachtung der Formen auf dahinterliegende Sinnstrukturen geschlossen werden kann, die Formen jedoch auch jenseits von einer semantischen Funktion im Sinne unmittelbarer körperlich-sinnlicher Erfahrung bedeutsam sind. Daher liegen zum anderen diese körperliche Erfahrungsebene und die sinnliche und atmosphärische Wahrnehmung der Protagonisten im Fokus des Interesses: Die Erlebnis- und Wahrnehmungsweise der Aktanten, ihre Empfindungen und Interpretationen und damit die Art und Weise, in welcher die Formen auf die Rezipienten wirken und welche Reaktionen sie hervorrufen. Die Arbeit zeigt auf, dass sich ein ästhetisches Design oder Profil, welches mit den Werten und der Ideologie der Gemeinschaft in Zusammenhang steht, durch die gesamte Organisation und Ashramkultur zieht und in mannigfaltigen Formen zum Ausdruck kommt: von der Architektur über Kleidung, Sprache, Artefakte, Materialien, Musik, Essen bis hin zum Ashramtee. Damit soll die Bedeutung von sinnlicher Wahrnehmung und körperlicher Erfahrung herausgearbeitet werden und so die Aufmerksamkeit auf einen immer noch allzu oft unterbelichteten Bereich religiöser und sozialer Wirklichkeit gelenkt werden, der eine zentrale Rolle in jedem Erkenntnisprozess, bei jeder Wissens- und Wirklichkeitskonstruktion wie auch in jeglicher Alltagspraxis einnimmt.