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Die ägyptischen Tempelstädte des Neuen Reiches in Nubien. Eine siedlungs- und landschaftsarchäologische Studie
Die ägyptischen Tempelstädte des Neuen Reiches in Nubien. Eine siedlungs- und landschaftsarchäologische Studie
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit pharaonischen Siedlungsstrukturen im Gebiet des antiken Nu- biens, die von den Ägyptern im Zuge ihrer Eroberung des südlichen Nachbarlandes während des Neuen Reiches (ca. 1550-1070 v. Chr.) errichtet wurden. In der Forschung werden die Siedlungen des Neuen Reiches in Nubien meist als befestigte Städte oder Tempelstädte (walled towns, temple towns) bezeichnet. Ein Umstand, der wohl auf die markantesten der erhaltenen Architekturen der Siedlungen zurückgeht: die Umfassungsmauern und die ägyptischen Tempel. In der bisherigen Forschung haben sich unterschiedliche Meinungen zu diesen spezifischen Siedlungen entwickelt. Dies betrifft v.a. ihre Entwicklung, Gestaltung bzw. spezifische Charakteristika, ihre räumliche Verteilung und die Wahl der Siedlungsplätze, aber auch die Motivation für die Gründung der Siedlungen und ihre Rolle vor dem Hintergrund der Expansionspolitik der Ägypter (wahlweise als politisch, ideologisch oder wirtschaftlich motiviert interpretiert). Ziel der vorliegenden Arbeit ist daher eine Neuevaluierung der bisherigen Forschungsansätze, da Dank der siedlungsarchäologischen Arbeiten der letzten 10 bis 15 Jahren im Gebiet des antiken Nubiens nun erstmals eine umfangreiche Datenbasis vorhanden ist, die dies möglich macht. Zur Durchführung werden von der Autorin zwei unterschiedliche Methoden angewandt. Die erste Methode beinhaltet die siedlungsarchäologische Untersuchung der Fundorte selbst, mittels eines Vergleichs der vorhandenen architektonischen Überreste und der epigraphischer Quellen. Für diesen Vergleich werden in einer Voruntersuchung Kriterien diskutiert, anhand derer ägyptische Städte im NR definiert werden können. Die Fundorte werden dann auf Basis der ermittelten Stadt-Merkmale miteinander verglichen. Auf diese Weise soll festgestellt werden, welche Kriterien eine ägyptische Stadt in Nubien auszeichnen und auf welche der untersuchten Fundorte die Merkmale einer Tempelstadt (nach B. Kemp) zutreffen. Die zweite Methode umfasst die landschaftsarchäologische Untersuchung der Umgebung der Fundorte mithilfe eines Geographischen Informationssystems (GIS). Folgendermaßen wird gezielt der Einfluss der ökologischen und ökonomischen Standortfaktoren mittels Puffer- und Distanzanalysen auf die Fundorte untersucht. Diese Analysen stützen sich auf die Beschreibung der zuvor erörterten naturgeographischen und kulturgeographischen Landschaftsaspekte Nubiens. In einer Synthese zusammengeführt, tragen die Ergebnisse der beiden Untersuchungen zu einer möglichen Beantwortung der bisher kontrovers diskutierten Ansichten zu den Tempelstädten in Nubien bei sowie zu einem besseren Verständnis dieser besonderen Siedlungsstrukturen und der damit verbundenen ägyptischen Präsenz zu jener Zeit in Nubien., The present study deals with pharaonic settlement structures in the area of ancient Nubia, built by the Egyptians in the course of the conquest of Egypt’s southern neighbor Nubia during the late Bronze Age, the time of the New Kingdom (ca. 1550-1070 BC). These structures were usually referred to as “temple towns”, apparently because of the still standing Egyptian stone temples as most striking feature. However, previous research has revealed that the development, design and distribution of the temple towns as well as the reasons for their foundations and their chosen locations respectively are still a matter of discussion. The aim of the study is therefore a new evaluation of the hitherto existing research, which is now possible for the first time thanks to the intensive settlement archaeological work that was done in the past 10 to 15 years in the area of ancient Nubia. Two different methods are used to achieve this goal. The first approach deals with the settlement archaeological analysis, which is basically a in to depth comparison of all preserved and known architectural and epigraphical remains of the investigated sites. The comparison is based on a study on previous determined criteria of ancient Egyptian cities or towns respectively in the New Kingdom. Thus, the features that mark an Egyptian city or town in ancient Nubia shall be discerned and which of these towns meet the criteria of a temple town (after B. Kemp). The second method encompasses the landscape archaeological analysis of the sites by means of a geographic information system (GIS). That way, the impact of ecological and economical location factors is specifically examined with the aid of buffer and distance analyses. Consolidate in a synthesis the outcomes of both approaches contribute to the controversial research opinions on the temple towns of Nubia and lead to better understanding of these specific settlement structures in ancient Nubia.
Nubia, New Kingdom, temple town, archaeology, GIS
Vieth, Jördis
2018
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Vieth, Jördis (2018): Die ägyptischen Tempelstädte des Neuen Reiches in Nubien: Eine siedlungs- und landschaftsarchäologische Studie. Dissertation, LMU München: Fakultät für Kulturwissenschaften
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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit pharaonischen Siedlungsstrukturen im Gebiet des antiken Nu- biens, die von den Ägyptern im Zuge ihrer Eroberung des südlichen Nachbarlandes während des Neuen Reiches (ca. 1550-1070 v. Chr.) errichtet wurden. In der Forschung werden die Siedlungen des Neuen Reiches in Nubien meist als befestigte Städte oder Tempelstädte (walled towns, temple towns) bezeichnet. Ein Umstand, der wohl auf die markantesten der erhaltenen Architekturen der Siedlungen zurückgeht: die Umfassungsmauern und die ägyptischen Tempel. In der bisherigen Forschung haben sich unterschiedliche Meinungen zu diesen spezifischen Siedlungen entwickelt. Dies betrifft v.a. ihre Entwicklung, Gestaltung bzw. spezifische Charakteristika, ihre räumliche Verteilung und die Wahl der Siedlungsplätze, aber auch die Motivation für die Gründung der Siedlungen und ihre Rolle vor dem Hintergrund der Expansionspolitik der Ägypter (wahlweise als politisch, ideologisch oder wirtschaftlich motiviert interpretiert). Ziel der vorliegenden Arbeit ist daher eine Neuevaluierung der bisherigen Forschungsansätze, da Dank der siedlungsarchäologischen Arbeiten der letzten 10 bis 15 Jahren im Gebiet des antiken Nubiens nun erstmals eine umfangreiche Datenbasis vorhanden ist, die dies möglich macht. Zur Durchführung werden von der Autorin zwei unterschiedliche Methoden angewandt. Die erste Methode beinhaltet die siedlungsarchäologische Untersuchung der Fundorte selbst, mittels eines Vergleichs der vorhandenen architektonischen Überreste und der epigraphischer Quellen. Für diesen Vergleich werden in einer Voruntersuchung Kriterien diskutiert, anhand derer ägyptische Städte im NR definiert werden können. Die Fundorte werden dann auf Basis der ermittelten Stadt-Merkmale miteinander verglichen. Auf diese Weise soll festgestellt werden, welche Kriterien eine ägyptische Stadt in Nubien auszeichnen und auf welche der untersuchten Fundorte die Merkmale einer Tempelstadt (nach B. Kemp) zutreffen. Die zweite Methode umfasst die landschaftsarchäologische Untersuchung der Umgebung der Fundorte mithilfe eines Geographischen Informationssystems (GIS). Folgendermaßen wird gezielt der Einfluss der ökologischen und ökonomischen Standortfaktoren mittels Puffer- und Distanzanalysen auf die Fundorte untersucht. Diese Analysen stützen sich auf die Beschreibung der zuvor erörterten naturgeographischen und kulturgeographischen Landschaftsaspekte Nubiens. In einer Synthese zusammengeführt, tragen die Ergebnisse der beiden Untersuchungen zu einer möglichen Beantwortung der bisher kontrovers diskutierten Ansichten zu den Tempelstädten in Nubien bei sowie zu einem besseren Verständnis dieser besonderen Siedlungsstrukturen und der damit verbundenen ägyptischen Präsenz zu jener Zeit in Nubien.

Abstract

The present study deals with pharaonic settlement structures in the area of ancient Nubia, built by the Egyptians in the course of the conquest of Egypt’s southern neighbor Nubia during the late Bronze Age, the time of the New Kingdom (ca. 1550-1070 BC). These structures were usually referred to as “temple towns”, apparently because of the still standing Egyptian stone temples as most striking feature. However, previous research has revealed that the development, design and distribution of the temple towns as well as the reasons for their foundations and their chosen locations respectively are still a matter of discussion. The aim of the study is therefore a new evaluation of the hitherto existing research, which is now possible for the first time thanks to the intensive settlement archaeological work that was done in the past 10 to 15 years in the area of ancient Nubia. Two different methods are used to achieve this goal. The first approach deals with the settlement archaeological analysis, which is basically a in to depth comparison of all preserved and known architectural and epigraphical remains of the investigated sites. The comparison is based on a study on previous determined criteria of ancient Egyptian cities or towns respectively in the New Kingdom. Thus, the features that mark an Egyptian city or town in ancient Nubia shall be discerned and which of these towns meet the criteria of a temple town (after B. Kemp). The second method encompasses the landscape archaeological analysis of the sites by means of a geographic information system (GIS). That way, the impact of ecological and economical location factors is specifically examined with the aid of buffer and distance analyses. Consolidate in a synthesis the outcomes of both approaches contribute to the controversial research opinions on the temple towns of Nubia and lead to better understanding of these specific settlement structures in ancient Nubia.