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Funktionelle Ergebnisse nach radikaler Prostatektomie im Langzeit-Follow-Up
Funktionelle Ergebnisse nach radikaler Prostatektomie im Langzeit-Follow-Up
In dieser großen retrospektiven, monozentrischen Studie konnten wir durch die Auswertung von 4003 Patientenfragebögen das funktionelle Ergebnis in Bezug auf Kontinenz und erektiler Funktion nach einer radikalen Prostatektomie im Verlauf von bis zu 6 Jahren erfassen. Sowohl Kontinenz als auch erektile Funktion werden auch nach mehr als drei Jahren zunehmend besser. Es gibt keinen Zeitpunkt ab dem man davon ausgehen kann, dass keine Aussicht auf Verbesserung der jeweiligen Situation besteht. Der größte Fortschritt in Bezug auf die Kontinenz findet innerhalb des ersten Jahres statt. Für die erektile Funktion ist das zweite Jahr mit dem größten Fortschritt verbunden. In den darauffolgenden Jahren steigt der Anteil kontinenter und potenter Patienten jedoch kontinuierlich weiter an. Nach ca. 6 Jahren sind 63% der Patienten wieder komplett kontinent, weitere 17% verfügen wieder über eine soziale Kontinenz und 39% sind wieder vollständig potent. Haupteinflussfaktoren, die sich positiv auf die postoperative Wiedergewinnung der vollen erektilen Funktion auswirken, sind zeitliche Abstand zur Operation und die Ausdehnung des Primärtumors. Abgesehen davon gibt es auch andere Einflussfaktoren, die die Entwicklung der erektilen Funktion postoperativ beeinflussen, ohne dass diese wesentlich dazu beitragen die volle erektile Funktion zurückzugewinnen. Günstig wirkt sich dabei ein niedriges Alter zum Operationszeitpunk aus. Abträglich ist eine postoperative Bestrahlung. Haupteinflussfaktoren, die sich positiv auf die postoperative Wiedergewinnung der Harnkontinenz auswirken, sind das Alter zum Operationszeitpunkt sowie der zeitliche Abstand zur Operation. Negativ wirken sich sekundäre Bestrahlungen auf sie aus. Der Einfluss der Tumorausdehnung sowie der Anwendung Roboter-assistierter Operationstechniken zeigte kein eindeutiges Ergebnis und bleibt somit strittig beziehungsweise deren Anwendung hinsichtlich des klinischen und funktionellen Ergebnisses bleibt vergleichbar mit denen der offenen Prostatektomie. Den grundsätzlich positiven Einfluss eines minuziös nervenschonenden operativen Vorgehens auf Kontinenz und im besonderen Maße auf die erektile Funktion können wir bestätigen. Die unterschiedliche Bedeutung verschiedener Faktoren auf die beiden Hauptaspekte der funktionellen Entwicklung im Anschluss an eine Prostatektomie machen deutlich, dass man beide Bereiche differenziert betrachten und therapieren sollte. Die Behandlung der Postprostatektomie-Inkontinenz sowie der erektilen Dysfunktion im Anschluss an eine Prostatektomie haben einen großen Nachholbedarf. Die meisten betroffenen Patienten werden nicht behandelt und die Behandlungsmöglichkeiten werden vermutlich nicht im vollen Ausmaß ausgeschöpft. Eine intensivere Patientenaufklärung könnte diese Rate erhöhen. Die Lebensqualität wird langfristig durch eine radikale Prostatektomie nicht negativ beeinflusst, sondern erreicht bereits nach einem Jahr das mit der entsprechenden Altersgruppe vergleichbare Niveau. Dieses Niveau bleibt über viele Jahre stabil und übertrifft zum Teil sogar die Lebensqualität der Normalbevölkerung, was mit einem veränderten Bewusstsein bei Krebspatienten zusammenhängen könnte. Die Lebensqualität ist ein äußerst komplexer Endpunkt und wird durch alle von uns untersuchten Faktoren bis auf das numerische Alter zum Operationszeitpunkt beeinflusst. Ein einzelner besonders wichtiger Faktor ließ sich nicht identifizieren.
Prostatektomie, funktionelles Ergebnis, Langzeit-Follow-Up
Butler Ransohoff, Christopher
2018
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Butler Ransohoff, Christopher (2018): Funktionelle Ergebnisse nach radikaler Prostatektomie im Langzeit-Follow-Up. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

In dieser großen retrospektiven, monozentrischen Studie konnten wir durch die Auswertung von 4003 Patientenfragebögen das funktionelle Ergebnis in Bezug auf Kontinenz und erektiler Funktion nach einer radikalen Prostatektomie im Verlauf von bis zu 6 Jahren erfassen. Sowohl Kontinenz als auch erektile Funktion werden auch nach mehr als drei Jahren zunehmend besser. Es gibt keinen Zeitpunkt ab dem man davon ausgehen kann, dass keine Aussicht auf Verbesserung der jeweiligen Situation besteht. Der größte Fortschritt in Bezug auf die Kontinenz findet innerhalb des ersten Jahres statt. Für die erektile Funktion ist das zweite Jahr mit dem größten Fortschritt verbunden. In den darauffolgenden Jahren steigt der Anteil kontinenter und potenter Patienten jedoch kontinuierlich weiter an. Nach ca. 6 Jahren sind 63% der Patienten wieder komplett kontinent, weitere 17% verfügen wieder über eine soziale Kontinenz und 39% sind wieder vollständig potent. Haupteinflussfaktoren, die sich positiv auf die postoperative Wiedergewinnung der vollen erektilen Funktion auswirken, sind zeitliche Abstand zur Operation und die Ausdehnung des Primärtumors. Abgesehen davon gibt es auch andere Einflussfaktoren, die die Entwicklung der erektilen Funktion postoperativ beeinflussen, ohne dass diese wesentlich dazu beitragen die volle erektile Funktion zurückzugewinnen. Günstig wirkt sich dabei ein niedriges Alter zum Operationszeitpunk aus. Abträglich ist eine postoperative Bestrahlung. Haupteinflussfaktoren, die sich positiv auf die postoperative Wiedergewinnung der Harnkontinenz auswirken, sind das Alter zum Operationszeitpunkt sowie der zeitliche Abstand zur Operation. Negativ wirken sich sekundäre Bestrahlungen auf sie aus. Der Einfluss der Tumorausdehnung sowie der Anwendung Roboter-assistierter Operationstechniken zeigte kein eindeutiges Ergebnis und bleibt somit strittig beziehungsweise deren Anwendung hinsichtlich des klinischen und funktionellen Ergebnisses bleibt vergleichbar mit denen der offenen Prostatektomie. Den grundsätzlich positiven Einfluss eines minuziös nervenschonenden operativen Vorgehens auf Kontinenz und im besonderen Maße auf die erektile Funktion können wir bestätigen. Die unterschiedliche Bedeutung verschiedener Faktoren auf die beiden Hauptaspekte der funktionellen Entwicklung im Anschluss an eine Prostatektomie machen deutlich, dass man beide Bereiche differenziert betrachten und therapieren sollte. Die Behandlung der Postprostatektomie-Inkontinenz sowie der erektilen Dysfunktion im Anschluss an eine Prostatektomie haben einen großen Nachholbedarf. Die meisten betroffenen Patienten werden nicht behandelt und die Behandlungsmöglichkeiten werden vermutlich nicht im vollen Ausmaß ausgeschöpft. Eine intensivere Patientenaufklärung könnte diese Rate erhöhen. Die Lebensqualität wird langfristig durch eine radikale Prostatektomie nicht negativ beeinflusst, sondern erreicht bereits nach einem Jahr das mit der entsprechenden Altersgruppe vergleichbare Niveau. Dieses Niveau bleibt über viele Jahre stabil und übertrifft zum Teil sogar die Lebensqualität der Normalbevölkerung, was mit einem veränderten Bewusstsein bei Krebspatienten zusammenhängen könnte. Die Lebensqualität ist ein äußerst komplexer Endpunkt und wird durch alle von uns untersuchten Faktoren bis auf das numerische Alter zum Operationszeitpunkt beeinflusst. Ein einzelner besonders wichtiger Faktor ließ sich nicht identifizieren.