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Fallbasierte interaktive Fortbildung für Allgemeinmediziner und Internisten. Akzeptanz, Lernerfolg und Verhaltensänderung durch ein modifiziertes Team-based Learning-Konzept
Fallbasierte interaktive Fortbildung für Allgemeinmediziner und Internisten. Akzeptanz, Lernerfolg und Verhaltensänderung durch ein modifiziertes Team-based Learning-Konzept
In der vorliegenden Studie wurde ein innovatives, interaktives Fortbildungskonzept für Allgemeinmediziner und Internisten, basierend auf dem theoretisch fundierten Konzept des Team-based Learning, entwickelt und bezüglich Akzeptanz, Wissenserwerb und objektivierbarer Verhaltensänderung der teilnehmenden Ärzte evaluiert. Das Fortbildungskonzept kombiniert Expertenvorträge zu relevanten Kernthemen mit fallbasierter Kleingruppenarbeit und moderierter Diskussion. Es zeigte sich eine hohe Akzeptanz der Teilnehmer. Besonders die Interaktivität und die Fallorientierung wurden in der Evaluation als ausschlaggebend für die Teilnahme an der Fortbildungsveranstaltung angegeben. Auch die Erwartung an die Fortbildung, sowohl konkrete Entscheidungshilfen für die Praxis als auch neueste Erkenntnisse aus der Wissenschaft zu erfahren, scheint sich in diesem Fortbildungskonzept aus Expertenvorträgen zu Kernthemen kombiniert mit fallbasierter Kleingruppenarbeit zu erfüllen. Dies zeigte sich besonders in der Abschlussevaluation, bei der die Teilnehmer angaben, dass sie die Fortbildung sehr abwechslungsreich und lehrreich fanden. Sie äußerten, dass die Fälle sie zum Mitdenken aktiviert hätten. Die in der Eingangsevaluation angegebenen hohen Erwartungen an die Fortbildung wurden bei der Mehrheit der Befragten erfüllt. Zudem nahmen viele Ärzte an mehreren Veranstaltungen der Fortbildungsreihe teil. Desweiteren führte das interaktive, fallorientierte Fortbildungskonzept zu einem signifikanten Wissenszuwachs bei Teilnehmern mit einem bereits gut ausgeprägten Vorwissen. Dabei lagen die durchschnittlichen Werte im Vorwissenstest sehr hoch. Zum höchsten relativen Wissenszuwachs kam es beim Thema Diabetes mellitus (62,6% richtige Fragen im Nachwissenstest, 42,9% Steigerung) und Schilddrüsenknoten (79,5% richtige Fragen im Nachwissenstest, 42,1% Steigerung). Am niedrigsten lag er beim Thema sekundäre Hypertonie (76,5% richtige Fragen im Nachwissenstest, 40,7% Steigerung). Die Ärzte gaben selbst an, viel gelernt zu haben und ihr Verhalten in der Praxis aufgrund des neu erlangten Wissens ändern zu wollen. Bei der Analyse der Daten zum Diagnose-, Leistungs- und Überweisungsverhalten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern zeigte sich, dass die teilnehmenden Ärzte der Fortbildung zum Thema Diabetes ihr Verhalten in der Versorgung von Diabetikern (Mikroalbuminurietests, Überweisung zur Funduskopie und zum Diabetologen) bis auf die Wundversorgung im Sinne der Lernziele der Fortbildung tatsächlich in der Praxis veränderten. Eine statistisch signifikante Verhaltensänderung der Fortbildungsteilnehmer zeigte sich dabei in Bezug auf die Überweisungsfrequenz von Patienten mit Diabetes mellitus zum Diabetologen. Die Teilnehmer überwiesen nach der Fortbildung 30,8% mehr Diabetes-Patienten zum Diabetologen. Eine deutliche Steigerung der Überweisung zum Facharzt für Augenheilkunde zur Funduskopie von 8,5% konnte ebenfalls gezeigt werden. Diese Zunahme erreichte jedoch keine statistische Signifikanz. Im Vergleich dazu nahm in diesen beiden untersuchten Bereichen die Überweisungsfrequenz der Ärzte der Kontrollgruppe ab (3%, n.s.). Bei der Analyse des Leistungsverhaltens der Ärzte der Fortbildung Diabetes zeigte sich eine Zunahme der durchgeführten Mikroalbuminurietests pro Diabetes-Patienten um 7,1%. Allerdings konnte eine ähnliche Steigerung auch bei der Kontrollgruppe nachgewiesen werden. Beim Fortbildungsthema Schilddrüsenknoten zeigten sich bei der Auswertung der Daten keine wesentlichen Verhaltensänderungen bzgl. der eigenen Durchführung der oder der Überweisung zur weiteren Diagnostik (Schilddrüsensonographie, -farbduplexsonographie, -szintigraphie) der Teilnehmer der Fortbildung. Beim Thema sekundäre Hypertonie zeigte sich, dass die Teilnehmer insgesamt sehr wenige Patienten mit dieser Erkrankung behandeln bzw. die Diagnose außerordentlich selten stellen und auch die entsprechenden Untersuchungen (Bestimmung des Aldosteron-Renin-Quotienten, der Plasma-Metanephrine oder der Test auf Katecholamine im Urin) fast nie durchführen. Deshalb konnte keine statistische Auswertung erfolgen. Bei hoher Akzeptanz der Teilnehmer stellt das vorliegende Fortbildungskonzept eine praktikable Möglichkeit dar, einen signifikanten kurzfristigen Wissenszuwachs und eine objektivierbare Verhaltensänderung bei Allgemeinmedizinern und Internisten zu bewirken. Ob das Fortbildungskonzept zu einem guten Langzeitbehalten und zu einer Verbesserung der strukturierten Problemanalyse führt und in anderen Bereichen der ärztlichen Fort- und Weiterbildung (z.B. Online) eingesetzt werden kann, soll in weiteren Studien evaluiert werden.
Not available
Kühne-Eversmann, Lisa
2010
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Kühne-Eversmann, Lisa (2010): Fallbasierte interaktive Fortbildung für Allgemeinmediziner und Internisten: Akzeptanz, Lernerfolg und Verhaltensänderung durch ein modifiziertes Team-based Learning-Konzept. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

In der vorliegenden Studie wurde ein innovatives, interaktives Fortbildungskonzept für Allgemeinmediziner und Internisten, basierend auf dem theoretisch fundierten Konzept des Team-based Learning, entwickelt und bezüglich Akzeptanz, Wissenserwerb und objektivierbarer Verhaltensänderung der teilnehmenden Ärzte evaluiert. Das Fortbildungskonzept kombiniert Expertenvorträge zu relevanten Kernthemen mit fallbasierter Kleingruppenarbeit und moderierter Diskussion. Es zeigte sich eine hohe Akzeptanz der Teilnehmer. Besonders die Interaktivität und die Fallorientierung wurden in der Evaluation als ausschlaggebend für die Teilnahme an der Fortbildungsveranstaltung angegeben. Auch die Erwartung an die Fortbildung, sowohl konkrete Entscheidungshilfen für die Praxis als auch neueste Erkenntnisse aus der Wissenschaft zu erfahren, scheint sich in diesem Fortbildungskonzept aus Expertenvorträgen zu Kernthemen kombiniert mit fallbasierter Kleingruppenarbeit zu erfüllen. Dies zeigte sich besonders in der Abschlussevaluation, bei der die Teilnehmer angaben, dass sie die Fortbildung sehr abwechslungsreich und lehrreich fanden. Sie äußerten, dass die Fälle sie zum Mitdenken aktiviert hätten. Die in der Eingangsevaluation angegebenen hohen Erwartungen an die Fortbildung wurden bei der Mehrheit der Befragten erfüllt. Zudem nahmen viele Ärzte an mehreren Veranstaltungen der Fortbildungsreihe teil. Desweiteren führte das interaktive, fallorientierte Fortbildungskonzept zu einem signifikanten Wissenszuwachs bei Teilnehmern mit einem bereits gut ausgeprägten Vorwissen. Dabei lagen die durchschnittlichen Werte im Vorwissenstest sehr hoch. Zum höchsten relativen Wissenszuwachs kam es beim Thema Diabetes mellitus (62,6% richtige Fragen im Nachwissenstest, 42,9% Steigerung) und Schilddrüsenknoten (79,5% richtige Fragen im Nachwissenstest, 42,1% Steigerung). Am niedrigsten lag er beim Thema sekundäre Hypertonie (76,5% richtige Fragen im Nachwissenstest, 40,7% Steigerung). Die Ärzte gaben selbst an, viel gelernt zu haben und ihr Verhalten in der Praxis aufgrund des neu erlangten Wissens ändern zu wollen. Bei der Analyse der Daten zum Diagnose-, Leistungs- und Überweisungsverhalten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern zeigte sich, dass die teilnehmenden Ärzte der Fortbildung zum Thema Diabetes ihr Verhalten in der Versorgung von Diabetikern (Mikroalbuminurietests, Überweisung zur Funduskopie und zum Diabetologen) bis auf die Wundversorgung im Sinne der Lernziele der Fortbildung tatsächlich in der Praxis veränderten. Eine statistisch signifikante Verhaltensänderung der Fortbildungsteilnehmer zeigte sich dabei in Bezug auf die Überweisungsfrequenz von Patienten mit Diabetes mellitus zum Diabetologen. Die Teilnehmer überwiesen nach der Fortbildung 30,8% mehr Diabetes-Patienten zum Diabetologen. Eine deutliche Steigerung der Überweisung zum Facharzt für Augenheilkunde zur Funduskopie von 8,5% konnte ebenfalls gezeigt werden. Diese Zunahme erreichte jedoch keine statistische Signifikanz. Im Vergleich dazu nahm in diesen beiden untersuchten Bereichen die Überweisungsfrequenz der Ärzte der Kontrollgruppe ab (3%, n.s.). Bei der Analyse des Leistungsverhaltens der Ärzte der Fortbildung Diabetes zeigte sich eine Zunahme der durchgeführten Mikroalbuminurietests pro Diabetes-Patienten um 7,1%. Allerdings konnte eine ähnliche Steigerung auch bei der Kontrollgruppe nachgewiesen werden. Beim Fortbildungsthema Schilddrüsenknoten zeigten sich bei der Auswertung der Daten keine wesentlichen Verhaltensänderungen bzgl. der eigenen Durchführung der oder der Überweisung zur weiteren Diagnostik (Schilddrüsensonographie, -farbduplexsonographie, -szintigraphie) der Teilnehmer der Fortbildung. Beim Thema sekundäre Hypertonie zeigte sich, dass die Teilnehmer insgesamt sehr wenige Patienten mit dieser Erkrankung behandeln bzw. die Diagnose außerordentlich selten stellen und auch die entsprechenden Untersuchungen (Bestimmung des Aldosteron-Renin-Quotienten, der Plasma-Metanephrine oder der Test auf Katecholamine im Urin) fast nie durchführen. Deshalb konnte keine statistische Auswertung erfolgen. Bei hoher Akzeptanz der Teilnehmer stellt das vorliegende Fortbildungskonzept eine praktikable Möglichkeit dar, einen signifikanten kurzfristigen Wissenszuwachs und eine objektivierbare Verhaltensänderung bei Allgemeinmedizinern und Internisten zu bewirken. Ob das Fortbildungskonzept zu einem guten Langzeitbehalten und zu einer Verbesserung der strukturierten Problemanalyse führt und in anderen Bereichen der ärztlichen Fort- und Weiterbildung (z.B. Online) eingesetzt werden kann, soll in weiteren Studien evaluiert werden.