Über die Quadrigemina-Theorie der Großhirnschaltung. Eine spekulative Untersuchung auf anatomischer Grundlage : mit einer Einleitung von Pascal Gläser

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-16879
http://hdl.handle.net/10900/44630
Dokumentart: Buch
Erscheinungsdatum: 2005
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Sonstige
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Koch, Richard <Arzt> , Leib-Seele-Problem , Medizin / Philosophie , Hirnforschung , Medizin / Geschichte
Freie Schlagwörter: Selbstbewußtsein
mind-body-problem , philosophy of mind , history of medicine , self consciousness
Weitere beteiligte Personen: Gläser, Pascal (Hrsg.)
Töpfer, Frank (Hrsg.)
Wiesing, Urban (Hrsg.)
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Richard Koch (1882-1949) zählt zu den bedeutendsten Medizintheoretikern und -historikern des 20. Jahrhunderts. Neben Arbeiten zu ihrem geschichtlichen Selbstverständnis ist Koch insbesondere wegen seiner Überlegungen zu den wissenschaftstheoretisch-philosophischen Grundlagen der Medizin in die Geschichtsbücher eingegangen. Als Jude mußte Koch Deutschland 1936 verlassen und emigrierte in die Sowjetunion. Er lebte bis zu seinem Tode 1949 im kaukasischen Badeort Essentuki, wo er als Arzt arbeitete. Im Hauptwerk der Emigrationszeit, das, wie alle seine Arbeiten aus dieser Zeit, unveröffentlicht blieb, stellt Koch die Frage nach dem organischen Sitz des Selbstbewußtseins. Als entscheidendes Organ sah Koch die Vierhügelplatte, lamina quadrigemina, an. Nach ihr nannte er seine Überlegungen "Quadrigemina-Theorie der Groß-hirnschaltung". Koch hat diese Theorie in einem vollständigen, satzfertigen Manuskript niedergelegt, das er als die bedeutendste wissenschaftliche Arbeit seiner Zeit in der Sowjetunion betrachtete. Koch war sich allerdings bewußt, daß seine Arbeit vom offiziellen ideologischen Standpunkt aus betrachtet nicht unproblematisch ist. Er war der Überzeugung, daß die sowjetische Wissenschaft in ihrem Festhalten am naturalistischen, mechanistischen Determinismus dogmatisch erstarrt und hinter der politischen Entwicklung zurückgeblieben sei. Die Quadrigemina-Theorie sollte der erste Schritt zur Grundlegung einer allgemeinen neuen Biologie sein, die die durch die erfolgreiche Revolution erkannten neuen Tatsachen berücksichtigt. Denn wie in jeder geschichtlichen Entwicklung, so sieht Koch auch in der Oktoberrevolution ein Argument gegen den Determinismus, indem geschichtliche Ereignisse sich prinzipiell nicht vorausberechnen lassen. Vielmehr seien sie (auch) Ergebnis freier Gestaltung. Die Anpassung der Theorie des Dialektischen Materialismus an die neuen Erkenntnisse sollte Aufgabe der Quadrigemina-Theorie sein.

Abstract:

Richard Koch (1882-1949) became known in the 1920s with works on basic medical theory. His academic work can be divided into three groups: firstly, the treatises on basic principles of medical action, the status of medicine in the philosophy of science and its relation to other disciplines, especially philosophy; secondly, the essays on the fundamentals of medicine with regard to natural philosophy; and, thirdly, the studies on the history of medicine and its role within medicine. Being Jewish, Koch had to leave Germany in 1936 and emigrated to the Soviet Union. Here he lived and worked as a physician in the caucasian spa Essentuki until 1949, the year he died. Besides scientific works, the literal result of this time was an autobiography, writings on religious topics, and an extensive correspondence. In his main work of the period of emigration which, like all works of this time, remained unpublished, Koch is putting the question for the organic seat of selfconsciousness. In Kochs understanding, the decisive organ is the lamina quadrigemina. According to this, he named his theory "Quadrigemina-Theory". Although he called it a kind of Dialectic Materialism, Koch was aware that this theory from the view of official soviet ideology was bearing problems. He was convinced, that the soviet sciences, claiming a mechanistic determinism, had become dogmatically rigid and had remained behind the political development. Koch intended the "Quadrigemina-Theory" to be the first step toward a foundation of a new biology which takes in account the new facts proven by the successful revolution. Like in every historical development, Koch sees also in the russian revolution an argument against determinism: historical events are in principle not predictable. Rather they are, besides fate or accident, a result of free human forming. The adaption of the theory of Dialectic Materialism to this realization should have been the task of the "Quadrigemina-Theory".

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