- AutorIn
- Andrea Zülke
- Titel
- Employment Status and Psychosocial Quality of Work
- Untertitel
- Associations With Depressive Symptoms in a Population-Based Cohort Study
- Zitierfähige Url:
- https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:15-qucosa2-763978
- Datum der Einreichung
- 30.12.2020
- Datum der Verteidigung
- 04.10.2021
- Abstract (DE)
- Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und gehen mit hohen Kosten sowohl für Betroffene und deren Angehörige als auch für Gesamtgesellschaften einher. Aufgrund der enormen Kosten, etwa in Form von Behandlungskosten sowie Einbußen an Produktivität, sowie andererseits der zentralen Rolle von Erwerbstätigkeit in westlichen Industriegesellschaften stellen Zusammenhänge zwischen erwerbsarbeitsbezogenen Faktoren und Depression ein bedeutendes Forschungsfeld dar. Der positive Effekt von Erwerbstätigkeit auf die psychische Gesundheit ist hinreichend belegt. Indes sind vor dem Hintergrund ökonomischer und politischer Veränderungen der letzten Jahre (z.B. bezogen auf Regelungen zu Arbeitslosigkeit oder Rentenübergänge) aktuelle Untersuchungen zu spezifischen Erwerbsgruppen von großer Bedeutung. Darüber hinaus beeinflussen spezifische Arbeitsbedingungen die psychische Gesundheit der Beschäftigten. Ziel der vorliegenden Dissertation ist daher, anhand von Daten einer bevölkerungsrepräsentativen Kohortenstudie Zusammenhänge sowohl zwischen Erwerbsstatus (Arbeitslosigkeit und Frührente, kontrastiert jeweils mit Erwerbstätigkeit) als auch psychosozialen Faktoren von Erwerbsarbeit und depressiver Symptomatik zu analysieren. Die erste Studie untersucht den Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und depressiver Symptomatik (Center for Epidemiological Studies Depression Scale) in der LIFE-Adult-Studie, die vom Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen durchgeführt wird. Untersucht wurden 4.842 Männer und Frauen (Alter: 18-65 Jahre), die zum Untersuchungszeitpunkt entweder erwerbstätig oder arbeitslos waren und Arbeitslosengeld I bzw. Arbeitslosengeld II erhielten. Die Zusammenhänge wurden mittels multivariater logistischer Regressionsmodelle untersucht, wobei eine teilweise Erklärung des Zusammenhangs durch materielle und psychosoziale Ressourcen angenommen wurde. Im Ergebnis zeigte sich ein höheres Risiko für Depression (CES-D Score ≥ 23) bei Arbeitslosen im Arbeitslosengeld II-Bezug (Männer: OR = 2.17, 95%-CI: 1.03 – 4.55; Frauen: OR = 1.98, 95%-CI: 1.22 – 3.20), nicht aber bei Personen, die Arbeitslosengeld I erhielten. Soziale Isolation war für beide Geschlechter mit höherem Depressionsrisiko verbunden, während nur bei Frauen höheres Einkommen sowie ein höherer Bildungsstand mit geringerem Risiko assoziiert waren. Indes war der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Depression nicht vollständig durch Unterschiede in materiellen und psychosozialen Ressourcen erklärbar. Psychosoziale Aspekte des Arbeitsumfelds sind von zentraler Bedeutung für die psychische Gesundheit. Während zahlreiche Studien zu den Dimensionen von Anforderungen vs. Kontrolle bzw. beruflichen Gratifikationskrisen existieren, sind weitere potentielle Stressoren bislang weniger gut untersucht. Im Rahmen der zweiten Studie wurde daher der Zusammenhang zwischen sozialen Konflikten am Arbeitsplatz und depressiver Symptomatik untersucht, wobei ein positiver Zusammenhang zwischen sozialen Konflikten und depressiven Symptomen angenommen wurde. Zumeist werden in Untersuchungen zu Arbeitsbedingungen und psychischer Gesundheit sowohl mögliche Stressoren als auch Zielgrößen anhand subjektiver Bewertungen der Befragten erfasst, wodurch die Gefahr von Verzerrungen der Ergebnisse erhöht ist. Um diesem Risiko zu begegnen wurden Konflikte am Arbeitsplatz anhand objektiver Kriterien der Occupational Information Network (O*NET)-Datenbank erfasst. Anhand der Daten der LIFE-Studie (erwerbstätige Befragte, Alter: 18-65; n = 2.164) wurden Zusammenhänge zwischen Konflikten am Arbeitsplatz und depressiver Symptomatik mittels linearer Mehrebenenmodelle untersucht. Neben erwerbsbezogenen Merkmalen wurde für den Einfluss von soziodemografischen und persönlichkeitsbezogenen Merkmalen (Neurotizismus, Extraversion) kontrolliert. Im finalen Modell zeigte sich keine Assoziation von Konflikten am Arbeitsplatz und depressiver Symptomatik (Männer: p = .74; Frauen: p = .72). Während Neurotizismus für beide Geschlechter mit höherer depressiver Symptomatik assoziiert war, fand sich ein Zusammenhang zwischen Extraversion, einem hohen Bildungsgrad und sozialen Ressourcen mit geringerer depressiver Symptomatik lediglich bei Frauen. Methodologische Aspekte in Bezug auf die nicht-signifikanten Zusammenhänge zwischen sozialen Konflikten und depressiver Symptomatik wurden diskutiert, wobei vermutet wurde, dass ein möglicher Zusammenhang durch die subjektive Wahrnehmung der entsprechenden Konflikte vermittelt sein könnte. Bislang existieren inkonsistente Belege für Zusammenhänge zwischen Verrentung, insbesondere frühzeitige Verrentung, und psychischer Gesundheit. Grund hierfür ist u.a. ein Mangel an umfassenden Untersuchungen, die simultan verschiedene Arten von Verrentungen betrachten. Daher wurde in der dritten Studie der Zusammenhang zwischen depressiver Symptomatik und verschiedenen Formen von Frührente betrachtet. Hierfür wurden multivariate Regressionsmodelle unter Verwendung von Matchingverfahren (entropy balancing) angewandt. Untersucht wurden 4.808 Befragte der LIFE-Adult Studie (Alter: 40-65 Jahre; erwerbstätig: 4.154; frühverrentet: 654). Im Vergleich frühverrenteter mit erwerbstätigen Befragten zeigten sich zunächst keine Unterschiede hinsichtlich depressiver Symptomatik (Männer: p = .43; Frauen: p = .95); bei Betrachtungen unterschiedlicher Subtypen von Frühverrentungen fanden sich jedoch differenziertere Ergebnisse. Frauen, die aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig in Rente gegangen waren, zeigten höhere Werte depressiver Symptome (b = 4.68, 95% CI = 1.71 – 7.65). Bei Männern, die freiwillig in Frührente gegangen waren, sowie bei Frauen, die aufgrund des Erreichens des Rentenalters den Arbeitsmarkt verlassen hatten, zeigten sich geringere Werte (b= −1.83, 95% CI = -3.22 – -.43; b = -2.00, 95% CI = -3.99 – -.02). Soziale Ressourcen waren für beide Geschlechter mit geringerer depressiver Symptomatik verbunden, eine vorhandene Partnerschaft jedoch nur für Frauen. Darüber hinaus war eine Diabetesdiagnose für Frauen mit höherer depressiver Symptomatik verbunden. Die empirischen Studien dieser Dissertation belegen eine hohe Heterogenität innerhalb der Gruppen der Arbeitslosen und frühverrenteten Personen. Demnach könnten arbeitslose Personen, die bedarfsgeprüfte Sozialleistungen (Arbeitslosengeld II) erhalten, sowie Frauen, die aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden, spezifische Risikogruppen für Depressionen darstellen, die besonderer Aufmerksamkeit seitens Wissenschaft und Versorgung bedürfen. In Anbetracht der belegten positiven Effekte von Erwerbsarbeit für die psychische Gesundheit sollte auch für Betroffene von depressiven Symptomen die Erwerbsteilhabe erleichtert werden. Somit könnten Fälle von gesundheitsbedingter Frühverrentung verhindert, aber auch der Wiedereinstieg in Erwerbsarbeit für aktuell arbeitslose Personen mit eingeschränkter psychischer Gesundheit erleichtert werden. Darüber hinaus sind weitere Studien, die spezifische psychosoziale Stressoren am Arbeitsplatz untersuchen, wünschenswert, um Einsichten in die Wirkungszusammenhänge von psychosozialen Arbeitsplatzfaktoren und Depression zu erlangen. Obwohl die Untersuchung sozialer Konflikte und depressiver Symptome am Arbeitsplatz im Rahmen dieser Dissertation keine Zusammenhänge aufzeigen konnte, könnten entsprechende Arbeiten und die Identifikation spezifischer Stressoren zur Entwicklung von Interventions- und Präventionsstrategien und somit zur psychischen Gesundheit der Mitarbeiter/innen beitragen. Derartige Ansätze könnten einen Beitrag leisten, Erwerbstätigkeit zu erhalten und Fälle von Arbeitslosigkeit oder vorzeitigem Austritt aus dem Erwerbsleben entgegenzuwirken.
- Freie Schlagwörter (EN)
- depression, depressive symptoms, unemployment, retirement, work
- Klassifikation (DDC)
- 610
- Den akademischen Grad verleihende / prüfende Institution
- Universität Leipzig, Leipzig
- Version / Begutachtungsstatus
- angenommene Version / Postprint / Autorenversion
- URN Qucosa
- urn:nbn:de:bsz:15-qucosa2-763978
- Veröffentlichungsdatum Qucosa
- 02.11.2021
- Dokumenttyp
- Dissertation
- Sprache des Dokumentes
- Englisch
- Lizenz / Rechtehinweis
- CC BY-NC 4.0
- Inhaltsverzeichnis
Index of Tables and Figures Glossary of Terms 1. Introduction 1.1 Depressive Disorders: Definition and Characteristics 1.2 Diagnosis and Screening 1.3 Etiology of Depressive Disorders 1.4 Epidemiology 1.4.1 Sociodemographic and Socioeconomic Differences 1.4.2 Individual, Social and Economic Consequences of Depressive Disorders 1.5 The Relationship Between Employment, Working Conditions and Depression 1.5.1 Causation Versus Selection 1.6 Aims of this dissertation 2. Empirical Studies 2.1 Unemployment and Depressive Symptoms 2.2 Social Conflicts in the Workplace and Depressive Symptoms 2.3 Early Retirement and Depressive Symptoms 3. General Discussion 3.1 Implications for Future Research 4. Conclusion Summary Publication Bibliography Appendix A: Declaration of the Doctorate’s Contribution Appendix B: Statement of Authorship Appendix C: Curriculum Vitae Appendix D: Academic Contributions Appendix E: Acknowledgement