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Kunstautonomie und Ende der Ikonographie Zur historischen Problematik von ‘Allegorie’ und ‘Symbol’ in Winckelmanns, Moritz’ und Goethes Kunsttheorie

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Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Die Studie untersucht Probleme und Entwicklungen der klassizistischen Kunsttheorie im Spannungsfeld von Kunstautonomie und “Ende der Ikonographie” ausgangs des 18. Jahrhunderts. Bezogen auf die Konzeptionen der “Allegorie” und des “Symbols” bei Winckelmann, Moritz und Goethe, handelt sie von der Vorgeschichte der frühromantischen Panallegorie wie des späteren romantischen Versuchs einer Wiederaufnahme der christlichen Ikonographie.

Abstract

The study analyses problems and developments of the neoclassical theory of art in the context of late 18th century discussions of “autonomy” and the “end of iconography.” Focussing on Winckelmann’s, Moritz’s and Goethe’s definitions of “allegory” and “symbol” it deals with the sources of the early romantic concept of “panallegory” and the later romantic attempt to revitalise Christian iconography.

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References

  1. S. zu diesem Begriff: Werner Busch, Die notwendige Arabeske: Wirklichkeitsaneignung und Stilisierung in der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts (1985); darin vor allem S. 13-42.

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  2. Für die englische Kunst des 18. Jahrhunderts untersucht diesen Prozeß: Ronald Paulson, Emblem and Expression: Meaning in English Art of the eighteenth Century (1975).

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  3. S. zu diesem Aspekt in der französischen Kunst: Norman Bryson, Word and Image: French Fainting of the Ancient Regime (1981)

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  4. Michael Fried, Absorption and Theatricality: Fainting and Beholder in the Age of Diderot (1980).

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  5. Vgl. dazu Michael Fried, Absorption and Theatricality; s. grundsätzlich zu diesem Problem den Sammelband: Wolfgang Kemp, Der Betrachter ist im Bild: Kunstwissenschaft und Rezeptionsästhetik (1985).

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  6. Um Mißverständnisse von vornherein auszuschließen, sei angemerkt, daß die Untersuchung weder eine bloß abstrakte Entwicklung des Allegoriebegriffs verfolgen will noch eine definitorische Klärung der verschiedenen Allegoriebegriffe beabsichtigt—ein solcher Versuch ist schon angesichts der offenbar fehlenden terminologischen Sorgfalt zumindest bei Winckelmann und Moritz fragwürdig. Gegen Bengt Algot Sorensens rein begriffsgeschichtliche Intention, die nicht nur die Historizität kunsttheoretischer Begriffe unbeachtet läßt, sondern zudem geprägt ist von einem Affekt gegen den Rationalismus und einer Sympathie mit Goethes Natursymbol (Bengt Algot Sorensen, Symbol und Symbolismus in den ästhetischen Theorien des 18. Jahrhunderts und der deutschen Romantik, Scandina-vien University Books [1963]; Allegorie und Symbol: Texte zur Theorie des dichterischen Bildes im 18. und frühen 19. Jahrhundert, ausgewählt, kommentiert und mit einem Nachwort vers. B.A. Sørensen, Ars Poetica, 16 [1972]), will die Studie sich mit dem kunstgeschichtlichen Prozeß beschäftigen, der “hinter” der Entwicklung der Kunsttheorien von Winckelmann bis Goethe steht, und sie versucht diesen kunstgeschichtlichen Prozeß im Medium des kunsttheoretischen Diskurses: seiner Fragestellungen und Probleme, gerade auch seiner Inkonsistenzen nachzuvollziehen. Dabei beschränkt sie sich auf den bildkünstlerischen Aspekt, sie bietet also keine Auseinandersetzung mit den Poetologien von Moritz und Goethe.

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  7. Zitiert wird nach folgenden Ausgaben: Johann Joachim Winckelmann, Kunsttheoretische Schriften, 10 Bde., Studien zur Kunstgeschichte, Bd. 330ff. (1962ff.); Johann Gottfried Herder, Sämmtliche Werke, Bd. I-XXXIII, hrsg. Bernhard Suphan (1877ff.); Karl Philipp Moritz, Schriften zur Ästhetik und Poetik: Kritische Ausgabe, hrsg. Hans Joachim Schrimpf, Neudrucke Deutscher Literaturwerke, N. F. 7 (1962); Johann Wolfgang Goethe, Gedenkausgabe der Werke, Briefe und Gespräche, 24 Bde., hrsg. Ernst Beutler (zuerst 1949; 2. Aufl. 1965, 3. Aufl. 1977).—Zur Geschichte der Kunsttheorie in der Goethezeit möchte ich hinweisen auf: Peter Szondi, “Antike und Moderne in der Ästhetik der Goethezeit, “ Poetik und Geschichtsphilosophie l, hrsg. S. Metz und H.-H. Hildebrandt, stw, Bd. 40, 3. Aufl. (1980).

  8. S. dazu Sørensen, Symbol und Symbolismus, S. 32-41; zum Zusammenhang der Theorie Winckelmanns mit dem “natürlichen Zeichen”: S. 51.—S. zur Theorie des “natürlichen Zeichens” die Ausführungen Moses Mendelssohns in: “Über die Hauptgrundsätze der schönen Künste und Wissenschaften,” Ästhetische Schriften in Auswahl, hrsg. Otto F. Best, TdF, Bd. 14 (1974), S. 182ff., besonders S. 188.

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  9. Aus der Vielzahl der Arbeiten zur Geschichte der Allegorie seien hier nur genannt: Friedrich Ohly, Schriften zur mittelalterlichen Bedeutungsforschung (1977)

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  10. Albrecht Schöne, Emblematik und Drama im Zeitalter des Barock, 2. Aufl. (1968); Formen und Funktionen der Allegorie: Symposion Wolfenbüttel 1978, hrsg. Walter Haug, Germ. Symposien Bde., Bd. 3 (1979).

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  11. Winckelmann, “Beschreibung des Torso,” KS, X, 33, 34.—S. zur Ästhetik Winckel-manns: Ingrid Kreuzer, Studien zu Winckelmanns Ästhetik: Normativität und historisches Bewußtsein, Winckelmann Gesellschaft Stendhal, Jahresgabe 1959 (1959); vgl. zur kunsttheoretischen Tradition des “Idea”-Begriffs

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  12. Erwin Panofsky, Idea: Ein Beitrag zur Begriffsgeschichte der älteren Kunsttheorie, 4. Aufl. (1982).

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  13. Moritz, “Versuch einer Vereinigung,” ÄS, S. 5.—Gegen Robert Minders Herleitung der Moritzschen Ästhetik aus dem Quietismus (Robert Minder, Glaube, Skepsis und Rationalismus, stw, Bd. 43 [1974], S. 240, S. 250; kritisch dazu

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  14. Hans Joachim Schrimpf, Karl Philipp Moritz, SM, Bd. 195 [1980], S. 103ff.) stellt sich der Zusammenhang zwischen der Ästhetik und Kunsttheorie eher wohl so dar, daß diese für eine historisch neue Form des ästhetischen Erlebens zur phänomenologischen Beschreibung wie zur theoretischen Fassung auf Formulierungen des mystischen Gedankenguts zurückgreift. Wie wenig triftig eine bloß individualpsychologische Herleitung hier ist und wie allgemein die Übernahme mystischer Formeln in die Kunsttheorie, das zeigt sich daran, daß auch Herders Konzeption der ästhetischen Erfahrung mit ihrer zentralen Kategorie des “Anblicks” auf die mystische Sprache zurückgreift (Herder, Kritische Wälder, SW, IV, 78 ff.).

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  15. Gleichzeitig vindiziert Moritz bei der Ablösung des Ästhetischen aus der Sphäre praktischer Subjektivität dem Schönen ein geschichtsphilosophisch-utopisches Moment. Dieses leitet sich her aus der Beziehung des Schönen auf die uneigennützige Liebe: Das Schöne wird zum Vorschein endlicher Harmonie und Befriedung, seiner organischen Form nach ist es auch Ideal des Staats, in dem die einzelnen Glieder Zwecke des Ganzen sind. (S. dazu Moritz, “Das Edelste in der Natur,” ÄS, S. 15ff.; deutlich ist hier die Verwandtschaft mit der Staatsphilosophie Wilhelm v. Humboldts, die den Einzelnen und seine “Bildung” zum Staatszweck erhebt. W.v. Humboldt, “Über Religion,” Werke, 5 Bde., hrsg. A. Flitner und K. Giel, Bd. I, Schriften zur Anthropologie und Geschichte, 3. Aufl. [1980], S. 24).

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  16. Wie sehr Goethes kunsttheoretisches Denken dabei an das Modell der “Urpflanze” gebunden ist, das zeigt sich dann noch in der ersten nachitalienischen Programmschrift “Einfache Nachahmung der Natur, Manier, Stil,” wo er den “Stil”—ganz gegen die eigene Absicht eines auch gegenständlich hierarchischen Stilbegriffs—an der Gattung des Blumenstücks erläutert (Goethe, “Einfache Nachahmung der Natur, Manier, Stil,” GedA, XIII, 69f.; s. zur Bedeutung der Morphologie für die Kunsttheorie Goethes auch: Herbert von Einem, “Goethes Kunstphilosophie,” ders., Beiträge zu Goethes Kunstauffassung [1956], S. 83–112, vor allem S. 99ff.; s. zum Zusammenhang des Modells der “Urpflanze” mit der Naturphilosophie Herders: Herder, Ideen, SW, XIII, 66f.; Kuhn, “Über den Grund von Goethes Beschäftigung mit der Natur und ihrer wissenschaftlichen Erkenntnis,” Typus und Metamorphose: Goethe-Studien, hrsg. Renate Grumach, Marbacher Schriften, Bd. 10 [1988] S. 90-105, S. 97f.).

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  17. S. dazu vor allem: Goethe, “Propyläen Einleitung,” GedA, XIII, 142f. und “Erster Entwurf einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, ausgehend von der Osteologie,” GedA, XVII, 231 ff.—S. zu Goethes Naturphilosophie und zur Methodik der Goetheschen Naturwissenschaft: Alfred Schmitt, Goethes herrlich leuchtende Natur: Philosophische Studie zur deutschen Spätaufklärung, Edition Akzente (1984); Dorothea Kuhn, Typus und Morphologie;

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  18. Hartmut Böhme, “Lebendige Natur—Wissenschaftskritik, Naturforschung und allegorische Hermetik bei Goethe,” DVjs, 60 (1986), 249–273.

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  19. Vgl. dazu: Walter Benjamin, “Enzyklopädieartikel Goethe,” Gesammelte Schriften, hrsg. R. Tiedemann und H. Sehweppenhäuser, Bd. II. 2 (1977), 719f.

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Der vorliegende Aufsatz entstand im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Entwicklung der klassizistischen Kunsttheorie in der Goethezeit, das durch ein Postdoktoranden-stipendium der DFG gefördert wurde; für die Gewährung des Stipendiums danke ich der DFG an dieser Stelle. Für seine Anregungen und seine ermutigende Kritik möchte ich auch herzlich Werner Busch danken, dem meine Arbeit nicht nur der Fragestellung nach sehr viel schuldet.

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Fischer, B. Kunstautonomie und Ende der Ikonographie Zur historischen Problematik von ‘Allegorie’ und ‘Symbol’ in Winckelmanns, Moritz’ und Goethes Kunsttheorie. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 64, 247–277 (1990). https://doi.org/10.1007/BF03396170

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