Müller, Ute; Südekum, Karl-Heinz: Stabilisierung der Gesundheit von Milchkühen – Automatische Kontrolle des Milchentzugs zur Verringerung des Energiedefizits in der Frühlaktation. Bonn: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Landwirtschaftliche Fakultät, Lehr- und Forschungsschwerpunkt Umweltverträgliche und Standortgerechte Landwirtschaft USL, 2023. In: Forschungsbericht / Lehr- und Forschungsschwerpunkt "Umweltverträgliche und Standortgerechte Landwirtschaft" an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, 198.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://doi.org/10.48565/bonndoc-159
@techreport{handle:20.500.11811/11136,
doi: https://doi.org/10.48565/bonndoc-159,
author = {{Ute Müller} and {Karl-Heinz Südekum}},
title = {Stabilisierung der Gesundheit von Milchkühen – Automatische Kontrolle des Milchentzugs zur Verringerung des Energiedefizits in der Frühlaktation},
publisher = {Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Landwirtschaftliche Fakultät, Lehr- und Forschungsschwerpunkt Umweltverträgliche und Standortgerechte Landwirtschaft USL},
year = 2023,
month = nov,

series = {Forschungsbericht / Lehr- und Forschungsschwerpunkt "Umweltverträgliche und Standortgerechte Landwirtschaft" an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität},
volume = 198,
note = {Ein negatives Energiesaldo (ES) ist für die Frühlaktation aufgrund der Milchleistungssteigerung bei gleichzeitig nicht ausreichender Energieaufnahme charakteristisch und erhöht bei intensiver Ausprägung des ES das Krankheitsrisiko für die Milchkühe. Unvollständiges Melken (Incomplete Milking = IM) bietet die Möglichkeit, das Energiedefizit in der Frühlaktation zu mindern. Ziel des Forschungsvorhabens war es, die Auswirkungen von zeitweisem unvollständigem Melken in der Frühlaktation auf das ES, die Eutergesundheit, die Stoffwechselentwicklung und die spätere Milchleistung zu untersuchen. Dafür wurde die neuartige Melksoftware eingesetzt, die eine automatisierte vorzeitige Abnahme der Melkzeuge entsprechend der vordefinierte Milchmenge ermöglicht. Der vorliegende Versuch wurde in dem Milchviehstall des Campus Frankenforst der Universität Bonn (Königswinter) von August 2020 bis Juli 2022 durchgeführt. Von insgesamt 46 Kühen konnten die erfassten Daten (Proben zur Eutergesundheitskontrolle, Euterfestigkeitsuntersuchungen, Analysen zur Berechnung des ES, Stoffwechselmetaboliten im Blut etc.) ausgewertet werden. Die Hälfte wurden als Kontrollkühe (n = 23) eingeteilt, bei denen die Melkzeuge unverändert bei einem Milchdurchfluss von 0,3 kg/min am Ende der Melkung automatisch abgenommen wurden. Bei den 23 Versuchskühen wurde vom 8. (± 1,1) bis zum 21. (± 1,1) Laktationstag (= die Phase des IM) das Melkzeug automatisch vorzeitig bei folgender Milchmenge abgenommen: die zwei Wochen konstante täglich ermolkene Milchmenge (kg) entsprach der individuellen Milchleistung der Kühe an dem Tag vor Beginn der IM. Nach der IM-Phase wurde die konventionelle automatische Melkzeugabnahme bei < 0,3 kg/min reaktiviert, wobei die Erhebungen zur Eutergesundheitskontrolle, Euterfestigkeitsuntersuchungen, Analysen zur Berechnung des ES, Stoffwechselmetaboliten im Blut bis zur 6. Laktationswoche, die Leistungsdaten bis zur 15. Laktationswoche fortgeführt wurden. Am letzten Tag der IM-Phase wurde durchschnittlich 16 % weniger Milch von den Versuchskühen im Vergleich zu den Kontrollkühen entnommen. Danach stieg die tägliche Milchleistung der Versuchskühe wieder unmittelbar an, wobei kein Gruppenunterschied in der Milchleistungsentwicklung während des verbleibenden Beobachtungszeitraums bis zur 15. Laktationswoche beobachtet wurde. Die 2-wöchige IM-Phase führte nicht zu einer Beeinträchtigung der Eutergesundheit. Auch ergab die Euterfestigkeitsmessung bei den nicht vollständig ausgemolkenen Versuchskühe keinen Hinweis auf eine Belastung durch höheren Euterinnendruck aufgrund des IM-Melkverfahrens. Das durchschnittliche wöchentliche ES der Versuch- und Kontrollkühe lag in dem Versuchszeitraum überwiegend im positiven Bereich, wobei während der beiden IM-Wochen das durchschnittliche ES der Kontrollkühe im Vergleich zu den Versuchskühen geringer. Bei der Analyse der Stoffwechselmetaboliten im Blut wurde aufgrund der Ergebnisse eine weitere Untergruppierung vorgenommen: Kühe (sowohl Kontroll- als auch Versuchskühe), deren Gehalt an nicht-veresterten Fettsäuren (NEFA) im Serum in den ersten 3 Laktationswochen unter dem Wert von 800 µmol NEFA/L lagen, wurden als „unauffällig“ eingestuft (n = 18 Kontrollkühe, n = 17 Versuchskühe), Kühe, deren NEFA-Gehalt im Serum in den ersten 3 Laktationswochen mindestens 1 Mal > 800 µmol NEFA/L waren, als „auffällig“ (n = 5 Kontrollkühe, n = 6 Versuchskühe). In den beiden IM-Wochen verringerte sich der NEFA-Gehalt der „auffälligen“ Versuchskühe signifikant im Vergleich zu „auffälligen“ Kontrollkühen. D.h. der NEFA-Gehalt hat bei den „auffälligen“ Versuchskühen sensibel auf das unvollständige Melken reagiert, da mit dem IM eine Verringerung der Energieabgabe durch die Milch verbunden war. Entsprechend war mit anderen Stoffwechselmetaboliten ebenfalls statistisch nachzuweisen, dass die „auffälligen“ Kontrollkühe (ohne IM-Phase) sich weiterhin mit dem Energiedefizit auseinandergesetzt haben: ihr durchschnittlicher BHB-Gehalt lag in der 4. und 5. Laktationswoche auf einem signifikant höheren Niveau (oberhalb des physiologischen Grenzwerts) als das der anderen Gruppen, und sie zeigten in der 2. bis 4. Laktationswoche einen signifikant geringeren IGF-1-Wert. Hingegen zeigten die anfangs „auffälligen“ Versuchskühe, die unvollständig gemolken wurden, im Vergleich mit den Kontrollkühen signifikant höhere IGF-1-Werte und damit eine Stoffwechselentlastung in den betrachteten sechs Laktationswochen auf, d.h. auch nach der IM-Phase. Daraus kann geschlossen werden, dass die Milchleistungsreduktion durch IM in der Frühlaktation zu einer Entlastung des Stoffwechsels führen kann, wenn sich das Tier in einer Energiedefizit-Situation befindet. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass unvollständiges Melken in den ersten Wochen nach der Kalbung eine wirksame und tierwohlunterstützende Strategie darstellt, den Stoffwechsel bei Kühen zu entlasten, wenn sie in ein zu hohes/belastendes Energiedefizit geraten, und damit die Prävalenz von Hyperketonämie in der frühen postpartalen Periode zu reduzieren. Vorteil des eigenen Ansatzes im Vergleich zu weiteren Studien zu unvollständigem/graduellem Melken ist die Automatisierbarkeit und individuelle Anpassungsfähigkeit der IM-Strategie durch die Melksoftware an die tierindividuelle Situation.},
url = {https://hdl.handle.net/20.500.11811/11136}
}

Die folgenden Nutzungsbestimmungen sind mit dieser Ressource verbunden:

InCopyright