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«Der Jüngere Titurel»: Untersuchungen zur Überlieferungs- und Textfrage auf der Grundlage der Varianz der Hss. A und X

Mit Transkriptionen der Hss. A und X sowie einer Strophenkonkordanz

von Heike Link (Autor:in)
©2023 Dissertation 526 Seiten

Zusammenfassung


Der in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstandene Jüngere Titurel führt die Handlungsstränge der Werke Wolframs von Eschenbach weitererzählend zusammen. Dieses äußerst umfangreiche und im Mittelalter sehr erfolgreiche Werk ist in zwei Hauptfassungen (JTI und JTII) überliefert, die sich im Strophenbestand und in der Strophenreihenfolge unterscheiden. Die Varianz wird hier erstmals gesamthaft in Hs. A und Hs. X als Repräsentanten jeweils einer Fassung untersucht. Auf dieser Grundlage werden erneut Antworten auf zentrale Forschungsfragen u.a. nach Überlieferung, Verfasser und Auftraggeber gesucht. Das Buch enthält zudem als digitalen Anhang die vollständig transkribierten Texte der beiden Hss. sowie eine Strophenkonkordanz, die die Grundlage für eine Neuedition bilden können.



Diese Studie enthält zusätzliche Informationen in Form eines Anhangs:

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Vorwort
  • Inhaltsverzeichnis
  • A Einleitung und Forschung
  • A.1 Abkürzungsverzeichnis
  • A.2 Einleitung
  • A.2.1 Forschungsziel und Vorgehen
  • A.2.1.1 Diplomatischer Abdruck der Texte und Strophenkonkordanz
  • A.2.1.2 Erfassung der Varianz
  • A.2.1.3 Darstellung und Diskussion grundlegender Fragestellungen
  • A.3 Forschungen zum ‚Jüngeren Titurel‘
  • A.3.1 Rezeption des ‚Jüngeren Titurel‘ von den Anfängen bis in die Gegenwart
  • A.3.2 Neuere Forschungen zum ‚Jüngeren Titurel‘
  • A.3.2.1 Wegner, Wolfgang (1996)
  • A.3.2.2 Brokmann, Steffen (2006)
  • A.3.2.3 Lorenz, Andrea (2002)
  • A.3.2.4 Neukirchen, Thomas (2006)
  • A.3.2.5 Heidker, Bianca Desirée (2010)
  • A.3.2.6 Bußmann, Britta (2011)
  • A.3.2.7 Woesner, Katrin (2003a)
  • B Darstellung und Diskussion spezifischer Fragestellungen für den ‚Jüngeren Titurel‘
  • B.1 Die Fassungen
  • B.1.1 Fassung I (JTI)
  • B.1.1.1 Handschriften
  • B.1.1.2 Fragmente
  • B.1.2 Fassung II (JTII)
  • B.1.2.1 Handschriften
  • B.1.2.2 Fragmente
  • B.1.2.3 Sondergruppe Handschriften/Druck
  • B.1.3 Die Edition des ‚Jüngeren Titurel‘
  • B.1.4 Schlussfolgerungen für eine Neu-Edition
  • B.2 Die Überlieferung im weiteren Sinne
  • B.2.1 Das Verhältnis des JT zu Wolframs Texten
  • B.2.2 Die zeitliche Einordnung der Überlieferung
  • B.2.3 Die räumliche Einteilung nach Schreibsprachen
  • B.2.4 Auftraggeber und Besitzer von JT-Hss.
  • B.2.5 Überlieferungsverbund
  • B.2.6 Zusammenfassung: Die Überlieferung und die zeitliche und sprachräumliche Verteilung der Hss.
  • B.3 Der Dichter und seine Gönner
  • B.3.1 Der Dichter in der Forschung
  • B.3.2 Fassungsunterschiede in Bezug auf die Erzählerrolle
  • B.3.3 Fassungsunterschiede in Bezug auf mögliche Gönner und den Dichter
  • B.3.3.1 Der Dichter und seine Gönner in den Hss. A und X
  • B.3.4 Das ‚Verfasserfragment‘
  • B.3.5 Neu-Diskussion des ‚Verfasserfragments‘
  • B.3.6 Der ‚Jüngere Titurel‘ als Auftrag der Wettiner
  • B.3.7 Der ‚Jüngere Titurel‘ mit Bezug zum Kärntner und Böhmischen Hof
  • B.3.7.1 Dichtung aus Kärnten und Böhmen
  • B.3.8 Zusammenfassung: Dichter, Gönner und Erzählerrolle
  • B.4 Zusammenfassung und Ergebnisse Teil B
  • C Analyse der Varianz in HS. A und HS. X
  • C.1 Ziel und Methodik der Untersuchung
  • C.1.1 Begriff Varianz
  • C.1.2 Begriff Komposition
  • C.1.3 Ziel der Untersuchung
  • C.1.4 Vorgehen
  • C.2 Gliederungsmerkmale
  • C.2.1 Hs. A
  • C.2.1.1 Einrichtung der Seite
  • C.2.1.2 Initialen
  • C.2.2 Hs. X
  • C.2.2.1 Einrichtung der Seiten
  • C.2.2.2 Initialen und Überschriften
  • C.2.3 Vergleich
  • C.2.4 Vergleichende Darstellung der Gliederungsmerkmale in den Hss. X und A
  • C.3 Strophenvarianz
  • C.3.1 Prolog
  • C.3.2 Familienstammbaum Titurels
  • C.3.3 Geburt, Kindheit und Jugend Titurels
  • C.3.3.1 Titurels Jugend
  • C.3.3.2 Reflexion über Taufe und Keuschheit; Aventiure-Gespräch
  • C.3.3.3 Auserwählung Titurels durch den Gral, Freude und Kummer der Eltern
  • C.3.3.4 Auszug nach Foreist Salvasch und Beschreibung der Gralslandschaft
  • C.3.4 Graltempelbeschreibung
  • C.3.4.1 Onyxberg und Grundriss
  • C.3.4.2 Graltempel als Rotunde, innerer Schmuck
  • C.3.4.3 Altäre und Saphir als Baumaterial
  • C.3.4.4 Fenster und Edelsteine
  • C.3.4.5 Gottes Hilfe
  • C.3.4.6 Gewölbe und Chöre von innen
  • C.3.4.7 Das Äußere des Tempels mit Glockentürmen
  • C.3.4.8 Mittelstrophen, Tempelinnerstes
  • C.3.4.9 Türen und Mauern der Chöre und ihre Verzierungen aus Reben und Blattwerk
  • C.3.4.10 Kerzen und Lichter in den Chören
  • C.3.4.11 Innere Ausgestaltung Lettner, Gewölbe, Figurendarstellungen
  • C.3.4.12 Portale, Orgel, Orgelbaum, Jüngstes Gericht
  • C.3.4.13 Tempelboden und Weihe des Tempels
  • C.3.4.14 Zusammenfassung Graltempelbeschreibung
  • C.3.5 ‚Marienlob‘
  • C.3.6 Titurel und Frimutel – Thronfolge
  • C.3.6.1 Titurels Hochzeit, Richaudes und Klarisses Tod
  • C.3.6.2 Titurels Schwäche und seine Thronrede
  • C.3.6.2.1 Titurels Leid, Beerdigung, sein Trost für die Familie
  • C.3.6.2.2 Exkurs zur sog. Ersten Hinweisstrophe
  • C.3.6.2.3 Titurels Schwäche, Sorge um Jugend
  • C.3.6.2.4 Wesen des Grals, Tugendhaftigkeit der Gralsleute
  • C.3.6.2.5 Tugendhaftigkeit – Die Zehn Gebote
  • C.3.6.2.6 Zwei Türen und Wege auf dem Weg zu Gott
  • C.3.6.2.7 Die beiden Wege zu Gott
  • C.3.6.2.8 Innere Sakristei – Jesus – Taufstein
  • C.3.6.2.9 Tempel mit drei Toren
  • C.3.6.2.10 Deutung der Edelsteine
  • C.3.6.2.11 Bedeutung auch der plastischen Darstellung am Graltempel
  • C.3.6.2.12 Titurels Klage und Sorge um das Gralsgeschlecht
  • C.3.6.2.13 Titurel wird von seinem Leid befreit: Gral verkündet Nachfolger
  • C.3.6.2.14 Zusammenfassung der Thronrede Titurels
  • C.3.6.2.15 Wiedereinsatz der Rede Titurels
  • C.3.6.2.16 Rede über Keuschheit und staete; Abschluss der Rede
  • C.3.6.3 Frimutel und seine Familie
  • C.3.6.4 Festmahl
  • C.3.6.5 Ansprache Titurel an Frimutel
  • C.3.6.6 Frimutels Nachkommenschaft
  • C.3.7 Gamuret, Tschionatulander und Herzeloude, Sigune: Erstes ‚Titurel‘-Fragment
  • C.3.7.1 Kinderminne
  • C.3.7.2 Vorbereitung zum Aufbruch Gamurets und Tschionatulanders nach Baldac und Abschied
  • C.3.7.3 Minnegespräche
  • C.3.8 Gamuret und Tschionatulander in Baldac
  • C.3.8.1 Ankunft in Baldac, vor der Schlacht, Erzählung über Fehde mit den Babilonen
  • C.3.8.2 Die Schlacht in Baldac
  • C.3.8.2.1 Exkurs: Erste Hinweisstrophe, Kunststrophen, Überleitungsstrophe
  • C.3.8.3 Gamurets Tod
  • C.3.9 Sigune und Tschionatulander
  • C.3.9.1 Rückkehr, Klage um Gamuret in Kanvoleis
  • C.3.9.2 Parzival Geburt, Solitane, Tschionatulander Schwertleite
  • C.3.9.3 Brackenseilepisode, Zweites ‚Titurel‘-Fragment
  • C.3.9.3.1 Exkurs: Zweite Hinweisstrophe und Kunststrophen
  • C.3.9.4 Brackenseilepisode – Fortsetzung
  • C.3.9.5 Sigune und Tschionatulander in Kanvoleis
  • C.3.10 Tschionatulander und Artus
  • C.3.10.1 Tschionatulander auf der Suche nach dem Bracken und unerkannt am Artushof
  • C.3.10.2 Tschionatulander kämpft unerkannt gegen Artusritter
  • C.3.10.3 Gespräch Tschionatulander und Ekunat sowie Ekunat und Artus
  • C.3.10.4 Verhandlung um das Brackenseil, Verlesen der Inschrift vor der Artusgesellschaft
  • C.3.10.5 Bei Artus: Tschionatulander, Kaylet und Gefolge, Sigune
  • C.3.10.6 Gesandtschaft des Baruk
  • C.3.11 Das Turnier von Floritschanze
  • C.3.11.1 Die ersten Turniertage, Kämpfe
  • C.3.11.2 Anfortas’ verbotene Liebe zu Orgelus
  • C.3.11.3 Die 20 Damen, die die kostbaren Gewänder erhalten sollen
  • C.3.11.4 Tjost und Buhurt, Sigune
  • C.3.11.5 Ausstattung der Teilnehmer, Adler in Artus’ Wappen
  • C.3.11.6 Inschrift des Brackenseils
  • C.3.11.7 Streitgespräche um das Brackenseil
  • C.3.11.8 Vorbereitung für ein erneutes Turnier
  • C.3.11.9 Kämpferkatalog, möglicher Gönner des JT
  • C.3.11.10 Kampf, mitteldeutsche Fürsten
  • C.3.11.11 Tschionatulanders Kampf
  • C.3.11.12 Sieg und Ende des Turniers
  • C.3.12 Begegnung zwischen Artus’ und marokkanischem Heer am Fluss Sibra
  • C.3.12.1 Fremdes Heer
  • C.3.12.2 Die Marokkaner bei Artus
  • C.3.12.3 Die Tugendbrücke
  • C.3.12.4 Artus und Gefolge bei den Marokkanern
  • C.3.12.5 Verschwinden der Marokkaner und der 300 Damen
  • C.3.12.6 Artus’ unmâze
  • C.3.12.7 Sigune und Tschionatulander
  • C.3.13 Überfahrt in den Orient
  • C.3.13.1 Überfahrt nach Marokko, erste Station Zazamanch
  • C.3.13.2 Überfahrt nach Marokko, Seesturm
  • C.3.13.3 Überfahrt nach Marokko, Gaylotten
  • C.3.13.4 Landung in Persidine und Informationen über den Salamander
  • C.3.13.5 Zusammentreffen mit dem Baruk
  • C.3.13.6 Aufenthalt in Baldac
  • C.3.13.7 Über Sigune und Clauditte
  • C.3.14 Die Schlacht von Plenantze und Floristelle
  • C.3.14.1 Vor dem großen Kampf auf Plenantze
  • C.3.14.2 Plenantze; Unverletzlichkeitserklärung Ackerin, Secureiz, Tschionatulander
  • C.3.14.3 Aufteilung der Scharen des Baruks
  • C.3.14.4 Aufteilung der Scharen der Babilonen
  • C.3.14.5 Reichtum der Babilonen
  • C.3.14.6 Ansprache Ypomidons; Gespräch Baruk und Tschionatulander
  • C.3.14.7 Schlacht bis Abendfrieden, Tschionatulander greift unerkannt in den Kampf ein
  • C.3.14.8 Frieden, mâze-Reflexion
  • C.3.14.9 Kampf; Aventiure-Gespräch
  • C.3.14.10 Kampfpause, Preisung real-historischer Persönlichkeiten
  • C.3.14.11 Kampf
  • C.3.14.12 Kampf; Aventiure-Gespräch
  • C.3.14.13 Kampf; Secureiz verliert das Erkennungszeichen und stirbt
  • C.3.14.14 Reaktionen auf Secureiz’ Tod
  • C.3.14.15 Erneute Kämpfe auf neuem Kampfplatz, Floristelle
  • C.3.14.16 Kampf; Aventiure-Gespräch über Minne-Unminne
  • C.3.14.17 Kampf
  • C.3.14.18 Kampf und Sieg des Baruks
  • C.3.14.19 Nach dem Sieg
  • C.3.14.20 In Baldac, an Gamurets Grab
  • C.3.15 Überfahrt nach Europa
  • C.3.16 Am Artushof
  • C.3.16.1 Rückkehr
  • C.3.16.2 Bei Artus
  • C.3.16.3 Orilus’ und Lehelins Heer vor Kanvoleis
  • C.3.16.4 Lucius Angriff wegen Artus’ unehelicher Herkunft
  • C.3.16.5 Artus’ Herkunft
  • C.3.16.6 Artus’ Kampf gegen Lucius
  • C.3.17 Tschionatulander
  • C.3.17.1 Abschied
  • C.3.17.2 Riesen – Kampf
  • C.3.17.3 Riesen – Erklärung
  • C.3.17.4 Riesen – Herr von Kaukasas
  • C.3.17.5 Riesen – Reise nach Tribalibor – Tod Arabadille
  • C.3.17.6 Bräutigam für Secundille
  • C.3.17.7 Tschionatulanders Kampf gegen Orilus
  • C.3.17.8 Brackenseil, Gold der saelde
  • C.3.17.9 Tschionatulanders Kämpfe
  • C.3.17.10 Tschionatulander bei Ekunat und Artus
  • C.3.17.11 Tschionatulander bei Sigune
  • C.3.17.12 Im Wald: Tschionatulander und Sigune; Orilus und Jeschute
  • C.3.17.13 Tschionatulanders Kampf gegen Orilus
  • C.3.17.14 Abschiedsgespräch Tschionatulander und Sigune, Tod Tschionatulanders
  • C.3.18 Sigune
  • C.3.18.1 Erste Parzivalszene – Artus
  • C.3.18.2 Reise nach Salvaterre, Linde
  • C.3.18.3 Zweite Parzivalszene
  • C.3.18.4 Leben auf der Linde und Reflexion
  • C.3.18.5 Secundille
  • C.3.18.6 Feirefiz
  • C.3.18.7 Kyot bei Sigune
  • C.3.18.8 Anfortas
  • C.3.18.9 Sigunes Klage
  • C.3.18.10 Dritte Parzivalszene
  • C.3.18.11 Sigunes Klause, ihr Ring und Gürtel
  • C.3.19 Parzival und Ekunat
  • C.3.19.1 Parzivals Suche nach dem Gral
  • C.3.19.2 Nachricht über die Königin Pardiscal
  • C.3.19.3 Kampf Gloris gegen Agors
  • C.3.19.4 Kampf Parzival gegen Agors
  • C.3.19.5 Kampf gegen Agors’ Leute
  • C.3.19.6 Reise um die Welt – Kämpfe
  • C.3.19.7 Kampf mit Floridiprintze, Begegnung mit Ekunat
  • C.3.19.8 Vierte Parzivalszene, Sigunes Tod, Gönnerstrophen
  • C.3.19.9 Kampf Ekunat und Orilus, Orilus’ Tod
  • C.3.19.10 Weltentsagung
  • C.3.19.11 Gönner und Erzählerkommentar
  • C.3.19.12 Lohengrin
  • C.3.20 Überführung des Grals nach Indien
  • C.3.20.1 Die Reise des Grals und der Gralsgemeinschaft
  • C.3.20.2 Feirefiz’ Rede über Priesterkönig Johannes und Indien (Presbyterbrief)
  • C.3.20.3 Der Gral in Indien
  • C.4 Auswertung
  • C.4.1 Struktur und Umfang
  • C.4.1.1 Großkomposition
  • C.4.1.2 Abschnitt 14 als geplanter Mittelteil
  • C.4.1.3 Kleinkompostion
  • C.4.1.4 Strukturelle Beziehungen einzelner Abschnitte
  • C.4.2 Varianz auf Strophenebene
  • C.4.2.1 Keine Varianz
  • C.4.2.2 Strophenumstellungen
  • C.4.2.2.1 Einfache Strophen
  • C.4.2.2.2 Strophenblöcke
  • C.4.2.3 Flexible Strophenumstellung
  • C.4.2.3.1 Fehlende Strophen – Zusatzstrophen
  • C.4.2.3.2 Zerdehnung
  • C.4.2.3.3 Zusatzstrophen mit inhaltlichen Ergänzungen
  • C.4.2.3.4 Zusatzstrophen mit Zusatzinformationen
  • C.4.3 Fehlerhafte Varianz
  • C.4.4 Andere Varianzen – ein Ausblick
  • C.4.4.1 Auf Wortebene
  • C.4.4.2 Anmerkungen zur Varianz in Bezug auf die Edition
  • C.4.5 Varianz der Gliederungsmerkmale
  • C.4.6 Ergebnisse und Ausblick
  • D Anhang
  • D.1 Inhaltliche Gliederung des JT
  • D.2 Tabellenverzeichnis
  • D.3 Textzeugen des ‚Jüngeren Titurel‘
  • D.4 Literaturverzeichnis
  • D.4.1 Texteditionen
  • D.4.1.1 ‚Jüngerer Titurel‘
  • D.4.1.2 Wolfram von Eschenbach
  • D.4.2.3 Weitere Werke
  • D.4.2 Lexika und andere Nachschlagewerke
  • D.4.3 Im Internet
  • D.4.4 Forschungsliteratur
  • Reihenübersicht

←22 | 23→

A.2 Einleitung

Die Rezeption des ‚Jüngeren Titurel‘ (JT) war wechselhaft und reichte von „haubt ab teutschen puechen selbst“1 (1462), über „langweiliges, todtes und geziertes Werk“2 (1829) bis in die jüngere Zeit, in der er u.a. als bedeutendster deutscher Artusroman nach den Werken Wolframs von Eschenbach3 (1993) bezeichnet wird.

In Zuschreibungen wie „raffiniertes Großepos“4 „Universalroman“ und „geistliche Heldenepik“5, „mit zahlreichen lehrhaften Passagen durchsetztes Epos“6, „Mammutwerk, Weltenroman“ und „Kolossalroman“7, aber auch etwas weniger schmeichelhaft, „ausufernder Roman“8 werden einerseits der Umfang des gesamten Textes sowie einzelner Erzählpassagen und andererseits inhaltliche Komponenten erfasst.

Der ‚Jüngere Titurel‘ ist im Wesentlichen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (vermutlich ca. 1260–1272/73) entstanden und gehört nicht nur zu den umfangreichsten Werken des Mittelalters, sondern auch zu den beliebtesten. Der Text des ‚Jüngeren Titurel‘9 mit rund 6300 Strophen (ca. 45.000 Versen und 250.000 Wortformen) ist in beinahe 60 Zeugnissen überliefert, darunter in elf vollständigen Handschriften, die sich auf zwei Hauptfassungen JTI und JTII (und eine kleine sog. Mittelgruppe JTIII) verteilen. Im Mittelalter und noch bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde Wolfram von Eschenbach als Verfasser dieses Epos angesehen, denn im „literarischen Bewußtsein des Spätmittelalters galten die zahlreichen Hss. des JT […] als echte Wolfram-Hss.“10, obwohl sich in einigen Hss. gegen Ende des Textes ein Albrecht als Dichter nennt. Tatsächlich sind die ursprünglich als ‚Titurel‘-Fragmente (Tit)11 Wolframs von ←23 | 24→Eschenbach12 bekannten Strophen in den Text eingeflossen. Wolframs wohl nach 1217 entstandener Text gilt heute als „einer der meist diskutierten Texte seiner Epoche.“13 Die wolframschen Strophen sind in nur wenigen einzelnen Handschriften direkt überliefert (Münchner Handschrift G, Mitte 13. Jahrhundert; Wiener Handschrift H, beginnendes 16. Jahrhundert; Münchner Handschrift M, um 1300), dafür aber zahlreich in die JT-Varianten aufgenommen und tradiert. Nur elf Strophen sind in allen drei Tit-Hss. vorhanden; 83 Strophen finden sich in jeweils einer Hs. Der ‚Titurel’ lag wohl ebenfalls wie später der ‚Jüngere Titurel‘ in zwei parallelen Fassungen *HM und *G vor. Im ‚Jüngeren Titurel‘ sind alle 175 der in G, H und M überlieferten Strophen aufgenommen, „und zwar – mit Ausnahme der ersten Strophen und einigen kleineren Einschaltungen – als zwei zusammenhängende Stücke und unter Benutzung einer HM-nahen Vorlage.“14

Wolframs ‚Titurel‘ gilt als etwas Besonderes und als ein Novum im Mittelalter, denn es handelt sich bei ihm um „die erste höfische Erzählung der deutschen Literatur, die keine fremde Vorlage hat.“15 In diesem Text wird einerseits eine Ergänzung zum ‚Parzival‘ gesehen, da hier die Vorgeschichte Sigunes und Tschionatulanders erzählt wird, die im ‚Parzival‘ selbst nur episodenhaft Erwähnung finden, andererseits aber auch als „Anti-Parzival“, als „eine Negation des optimistischen Heilsweges.“16

Der ‚Titurel‘ ist aber auch die erste höfische Erzählung, die nicht in Reimpaarversen verfasst ist, sondern in Strophen. „Strophen sind die Form der heroischen Epik und die Form der Lyrik, und in der Tat hat Wolframs Strophe enge Beziehungen zu beiden literarischen Traditionen.“17 Diese beiden Neuerungen sind ebenfalls in den JT eingeflossen.18 Die Geschichte um das unglückliche Liebespaar Sigune und Tschionatulander wird ebenso ausführlich erzählt wie die Genealogie um den Gralkönig Titurel und auch die Strophenform wurde vom Dichter des JT in abgewandelter Form übernommen:

Als eine wesentliche Gegebenheit für den Stil des JT ist die von Albrecht gewählte Strophenform anzusehen, eine Weiterentwicklung von Wolframs Titurel-Strophe in der Hinsicht, daß Albrecht Zäsurreime in der ersten und zweiten Zeile einführt und ←24 | 25→bestrebt ist, alle Kadenzen, einschließlich die der Anverse, klingend enden zu lassen und einen alternierenden Rhythmus durchzuführen.19

Dadurch werden aus Wolframs drei Langzeilen und einer Vollzeile sieben Kurzzeilen mit dem Reim ababcwc. In dieser Form ist die Strophe in fast allen Hss. überliefert. Nur in Hs. H und Fragment 40 sind die Verse in vier Langzeilen angeordnet.20

Der ‚Jüngere Titurel‘ überliefert naturgemäß inhaltlich weitaus mehr als der ‚Titurel‘. Die Tschionatulander-Sigune-Geschichte wird hier erstmals detailliert erzählt und deutlich mit dem ‚Parzival‘ verzahnt. Auch in Bezug auf Wolframs ‚Willehalm‘ lassen sich Vorlagen und deren ausführliche Weitererzählung erkennen. Die detaillierten Schlachtszenen im Orient finden sich dort bereits ähnlich, wenngleich nicht in dieser Ausführlichkeit.21 Ebenso ist die Beschreibung des Graltempels in dieser Genauigkeit noch nirgends zu finden gewesen. Die letztendliche Translatio des Tempels und des Grals in das Reich des Priesterkönigs Johannes und damit die Verbindung Parzivals und des Grals mit dem indischen Wunderreich ist neu. Der Dichter des JT liefert also neue Handlungsstränge und zahlreiche Zusatzinformationen und führt bereits bekannte Erzählstränge zusammen und gestaltet den Text deshalb aus inhaltlicher Perspektive äußerst interessant.

Während der ‚Jüngere Titurel‘ bis über das Mittelalter hinaus weit verbreitet war und außerordentlich positiv rezipiert wurde, begegnete man ihm, besonders nach der vernichtenden Kritik Karl Lachmanns 182922, der den JT als ein Werk bezeichnete, das niemals von Wolfram stammen könne, in der Forschung weitaus zurückhaltender, was zu einer gewissen Stagnation in der Beschäftigung mit diesem Text führte. Auch in universitären Zusammenhängen oder öffentlichen Diskursen über die den Stoffkreis berührenden Inhalte fand der ‚Jüngere Titurel’ selten Erwähnung. Deshalb ist es umso bemerkenswerter, dass Werner Wolf in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Edition dieses Riesenwerkes in Angriff nahm, die sein Schüler Kurt Nyholm ←25 | 26→nach dessen Tod in den 90er Jahren vollendete.23 Damit wurde eine wichtige Forderung der altgermanistischen Forschung erfüllt, da so erstmals ein zusammenhängender, lesbarer Text des Werkes zur Verfügung steht. Es liegen ein kritischer Text der Handschriftengruppe JTI (mit der Leithandschrift: Wiener Hs. A um 1300) sowie der parallele diplomatische Abdruck der Leithandschrift der Handschriftengruppe JTII (Berliner Hs. X, 2. Hälfte 14. Jh.) vor.

Mit Neukirchen ist allerdings zu konstatieren, dass diese Form der Edition die Forschung zwar angeregt, aber gleichzeitig auch verfälscht hat, denn

alle bisherigen Untersuchungen, die nicht überlieferungsspezifisch angelegt sind, [sind] als Untersuchungen des Überlieferungszweiges I einzustufen. […] Eine grundlegende Untersuchung dessen, was in II und wie es dort erzählt wird, und darüber, inwieweit das Erzählte in den Hss. von II differiert bzw. sich vom Erzählten in I unterscheidet, fehlt.24

Bumke merkt an, dass trotz der Edition sowie der Kritik durch Röll und Schröder und dessen Edition25 „alle wichtigen Fragen offen geblieben“ seien und einer erneuten Untersuchung bedürfen. „Dabei wird auch das Verhältnis der Fassungen I und II zueinander neu zu bestimmen sein.“26 Nyholm fordert ←26 | 27→auf inhaltlicher Ebene „die Art der Veränderungen in Gruppe II systematisch durch das ganze Werk zu untersuchen.“27

A.2.1 Forschungsziel und Vorgehen

Ziel dieser Arbeit ist es daher, Hs. X (als Repräsentant für JTII) im Vergleich zu Hs. A (als Repräsentant für JTI) systematisch als einen eigenständigen Text zu beschreiben und die Varianz zwischen den Hss. A und X zu erfassen.

A.2.1.1 Diplomatischer Abdruck der Texte und Strophenkonkordanz

Eine systematische Untersuchung von Hs. X im Vergleich zu Hs. A kann jedoch nur erfolgen, wenn die Handschriftentexte scharf voneinander geschieden werden. Erst dadurch ist eine Bewertung dieser – ihre jeweils eigene Qualität und Intention betreffend – möglich. Auch die Untersuchung einzelner Fragestellungen wie die nach Erzählerrolle und Entstehungssituation sollten an der jeweiligen Fassung oder an dem jeweiligen Textzeugen, und zwar gesamthaft und nicht auszugsweise und eklektisch erfolgen. Daher werden die Texte von Hs. A und Hs. X transkribiert und erstmals in ihrer jeweiligen Reihenfolge handschriftengetreu abgedruckt.28 Es werden drei Konkordanzen erstellt:

1.Texte der Hs. X und Hs. A parallel in der Reihenfolge der Strophen von Hs. X

2.Texte der Hs. X und Hs. A parallel in der Reihenfolge der Strophen von Hs. A

3.Strophenzählung der Hs. X, der Hs. A und der Edition (Ed.) in der Reihenfolge der Edition Wolf/Nyholm29

Durch den Abdruck beider Hss. in ihrer jeweiligen Textreihenfolge ist gewährleistet, dass die Texte beider Hss. in ihrer jeweiligen Struktur und Strophenfolge gelesen werden können. Außerdem ist in die Texttranskriptionen die Editionszählung aufgenommen. Um eine bessere Vergleichbarkeit der Texte zu gewährleisten, sind die Verse als Kurzverse30 und nicht als Langverse erfasst ←27 | 28→und jeweils von 1 bis 7 nummeriert. Des Weiteren findet sich in Teil D.3 eine Übersicht aller Textzeugen des ‚Jüngeren Titurel‘ mit den aus der Forschungsliteratur und auf eigenen Untersuchungen beruhenden Erkenntnissen.

A.2.1.2 Erfassung der Varianz

Ausgangspunkt für die Beschreibung von Hs. X als Vertreter einer eigenen Fassung JTII ist das Verständnis dafür, dass epische Texte des Mittelalters sowohl durch Textidentität als auch vor allem durch Varianz gekennzeichnet sind. Daher werden in der vorliegenden Arbeit erstmals systematisch die Texte beider Hss. analysiert und ihre Varianzen erfasst. Unter Fassungen verstehe ich mit Plachta

unterschiedliche Ausführungen eines insgesamt als identisch wahrgenommenen Werks. Sie können auf den Autor, aber auch auf fremde Personen zurückgehen. Fassungen können sich voneinander durch Wortlaut, Form und Intention unterscheiden. Sie sind durch partielle ‚Textidentität‘ aufeinander beziehbar und durch ‚Textvarianz‘ voneinander unterschieden.31

Bumke hat unter dem Oberbegriff der Version einerseits Fassungen und andererseits Bearbeitungen definiert. Eine Möglichkeit der Beschreibung von Fassungen ist die Darstellung der von Plachta genannten Textidentität und Textvarianz.

Bumke nennt letztere Epische Varianz und versteht darunter „alle Unterschiede zwischen verschiedenen Handschriften und verschiedenen Fassungen eines Epos, soweit sie nicht als Fehler einzelner Schreiber“ erklärbar sind. Epische Varianz ist für ihn also „alles, von der Ersetzung eines einzelnen [Buchstabens] durch einen anderen bis hin zu ganzen Textpartien, die in einer Fassung vorhanden sind und in der anderen fehlen.“32

Im Gegensatz zu Bumkes Untersuchung der vier Fassungen der ‚Nibelungenklage‘ sollen hier nicht alle möglichen Varianten aufgeführt, sondern vorrangig die Varianz im Textbestand und der Textfolge – aber immer bezogen auf die Strophe als kleinste Einheit – ermittelt werden. Mit der Analyse und der Darstellung der so gewonnenen Einsichten in die Makrostruktur beider Handschriftentexte sollen Aussagen über den jeweiligen Handlungsverlauf und über die Prinzipien der Strophenanordnung ermöglicht werden. Die Mikrostruktur bleibt dabei im Wesentlichen unberücksichtigt; Varianzen der Mikrostruktur, ←28 | 29→die Rückschlüsse über das narratologische Konzept oder den „je eigenen Formulierungswillen“33 zulassen, werden jedoch miterfasst. Das betrifft vor allem die Erzählerhaltung in Bezug auf die Wolframrolle, mögliche Gönner und/oder Auftraggeber sowie realhistorisch nachweisbare Persönlichkeiten. Die gesamthafte Analyse beider Hss. erfolgt in Teil C (Analyse) der Arbeit.34

A.2.1.3 Darstellung und Diskussion grundlegender Fragestellungen

Die Edition des ‚Jüngeren Titurel‘ durch Wolf/Nyholm hat die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Text in der zweiten Hälfte des 20. Jh. beflügelt.35 Zunehmend wird der JT unabhängig von den Wolfram-Fragmenten betrachtet und ihm damit der Rang eines eigenständigen literarischen Werkes zugesprochen. Die Forschung beschäftigte sich dabei zunächst vorwiegend mit der Autorenfrage, dem Verhältnis Albrecht – Wolfram, der Beurteilung der einzelnen Hss. sowie der Überlieferungsgeschichte. Diese und andere Fragen können nach wie vor nicht als geklärt angesehen werden. Deshalb sollen in Teil B der vorliegenden Arbeit zentrale Fragestellungen aufgegriffen, an den Hss.-Texten gesamthaft untersucht und erneut diskutiert werden. Das betrifft: 1. Fragen nach der Überlieferung (zeitlich, räumlich, sprachlich), dem Überlieferungsverbund sowie der Provenienz. 2. werden die Forschungsergebnisse zu den Fassungen diskutiert sowie erstmals alle Textzeugen jeweils einer Fassung zugeordnet und daraus u.a. Schlussfolgerungen für eine mögliche Neuedition des JT abgeleitet. 3. sollen auch unter Einbeziehung des ‚Verfasserfragments‘ mögliche Entstehungssituationen des JT erörtert und dabei die Autorenfrage und die Erzählerhaltung (‚Wolframrolle‘) intensiver betrachtet werden. Für den letzten Punkt werden aus der Analyse der Varianz beider Hss.-Texte gewonnene Erkenntnisse einbezogen. Der Diskussion vorangestellt wird jedoch zunächst ein Überblick zur neueren Forschungsliteratur.

←30 | 31→

A.3 Forschungen zum ‚Jüngeren Titurel‘

A.3.1 Rezeption des ‚Jüngeren Titurel‘ von den Anfängen bis in die Gegenwart

Der JT gehörte im 14. und 15. Jh. zu den beliebtesten und am häufigsten überlieferten Texten. Handschriften dieses Textes fanden sich nicht nur in zahlreichen spätmittelalterlichen Adelsbibliotheken, sondern evtl. sogar im Besitz des habsburgischen Kaisers Maximilian I. (1459–1519). Aber auch zum wittelsbachischen Königs- und Kaiserhof bestanden offensichtlich Beziehungen.36 Üblicherweise bleiben die Lobreden auf dieses Werk in der Forschungsliteratur an dieser Stelle nicht unerwähnt, an erster Stelle Jacob Püterich von Reichertshausen, der in seinem ‚Ehrenbrief‘ an Pfalzgräfin Mechthild, Herzogin von Österreich aus dem Jahr 1462 nicht nur die Titurelstrophen als Form wählt, sondern den JT auch als „das haubt ab teutschen puechen/ das nie sein gleich ward fundn in allen sachen/ mit ticht so gar durchfeinet/ Als in dan hat Wolfram von Eschenbachen37 bezeichnet. Graf Eberhard von Sayn, ein weiterer Inhaber einer JT-Handschrift, empfiehlt seinen Erben 1491 in seinem Testament den JT als „die gotlichste lere, die man in dutschen Boichern fynden magh.“38 Dabei hielt nicht nur Reichertshausen den JT für einen Wolfram-Text, sondern auch die Einträge auf den Hss. Y (Explicit liber Tyturelis de Eschenbach) und K (des strengen herrenn Wolframs von Es. in Tyturell) weisen Wolfram als Verfasser aus. Noch Docen (und mit ihm u.a. auch Rosenkranz 182939) rühmt das Werk 1810 in seinem Sendschreiben an Wilhelm Friedrich Schlegel als „unerreichtes und einziges Werk in seiner Art“, es

ragt unter den Denkmälern der altdeutschen poetischen Kunst der T i t u r e l des Wolfram von Eschenbach hervor, – um eine schon im Altherthum gangbare Benennung dieses Gedichts beizubehalten, welches durch Größe des Plans und Umfangs alle ähnlichen Abentüren verdunkelt.40

←31 | 32→Lorenz bemerkt zutreffend, dass die Überlieferungssituation des JT die Aufdeckung der Autorenschaft Albrechts erschwerte, da nur wenige Hss. aus JTI die Strophe Ed.5961 beinhalten, in der die Namensnennung Albrechts erfolgt.41 Bekanntlich ändert sich die Einschätzung des Werkes im Laufe des 19. Jh., nachdem bekannt wurde, dass es sich eben nicht um ein Werk Wolframs handelt.42

Vor allem mit Lachmanns Urteil wurde einerseits die wissenschaftliche Arbeit zu diesem Werk gehemmt, andererseits hat sich in der Folge die Betrachtungsweise stark auf die Verfasserfiktion und die Entstehungssituation konzentriert. Nachteilig wirkte sich die lange Zeit fehlende Edition aus. Erst infolge der Edition Wolf/Nyholm nahm die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem JT wieder zu. Gleichwohl gelang der Forschung selten ein differenzierter, von der wolframschen Verfasserfiktion losgelöster Blick:

Auch wenn man den ‚Jüngeren Titurel‘ inzwischen ‚für eins der bedeutendsten und wichtigsten Werke des 13. Jahrhunderts‘ hält, so hat das bis zum Überdruß und leider oft genug affirmativ zitierte Urteil Lachmanns dennoch bis heute nicht an Einfluß verloren.43

Obwohl bereits im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts auch literaturwissenschaftliche Fragestellungen44 diskutiert worden sind, lässt erst die jüngste ←32 | 33→Forschung dem Werk ein sachliches und unvoreingenommenes Interesse zukommen, wovon die Publikationen seit ca. 2000 zeugen.45

Das gewachsene wissenschaftliche Interesse zeigt sich auch darin, dass im Jahre 2007 eine Arbeitstagung in Zug (Schweiz) stattfand, die sich ausschließlich dem ‚Jüngeren Titurel‘ widmete.46 Die programmatische Vorgabe der Organisatoren, die die Forschungslage vor allem auch angesichts der literarhistorischen Bedeutung des Textes als „eher dünn“ bezeichnen, war, den Text aus einer

allzu sehr auf Wolframs ‚Titurel‘-Fragmente orientierten Perspektive zu lösen. Die Schwerpunkte der Beiträge liegen daher nicht von ungefähr auf der Poetik und Ästhetik dieses schwierigen Textes, auf den narrativen Techniken, die Albrecht gewählt hat, auf der Medialität und Fiktionalität dieses ausufernden Romans und schließlich auf der genauen Durchdringung und Analyse einzelner Themenkomplexe, welche die Forschung bisher nicht oder nur wenig behandelt hat.47

Zur älteren und jüngeren Forschung, die recht überschaubar ist, liegen ausführliche Forschungsberichte zum Teil zu jeweils spezifischen Fragestellungen48 sowie Bibliografien49 vor. Deshalb sollen nachfolgend ausschließlich die jüngsten Forschungsarbeiten zum JT50 in der Chronologie ihres Erscheinens betrachtet werden, da sie einerseits bislang wenig Beachtung fanden und andererseits ←33 | 34→für die vorliegende Arbeit grundlegende Erkenntnisse in der Betrachtung zentraler Fragestellungen hinsichtlich des JT liefern.51

Details

Seiten
526
Jahr
2023
ISBN (PDF)
9783631883327
ISBN (ePUB)
9783631883334
ISBN (Hardcover)
9783631806500
DOI
10.3726/b20161
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (März)
Schlagworte
(Handschriften-) Fassung Mittelalter Epik (Text-) Varianz Edition (Text-) Überlieferung 13. Jahrhundert Wolfram von Eschenbach Albrecht (mittelhochdt. Dichter) Verfasserfragment
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2023. 526 S., 55 Tab.

Biographische Angaben

Heike Link (Autor:in)

Heike Link studierte Germanistische Sprach- und Literaturwissenschaft, Galloromanistik, Fachübersetzen und Deutsch als Fremdsprache an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Es folgten Stationen in Finnland sowie in Bosnien und Herzegowina. Im Anschluss erfolgte die Promotion in Halle. Dort ist sie auch als Dozentin in der Abteilung für Altgermanistik tätig.

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Titel: «Der Jüngere Titurel»: Untersuchungen zur Überlieferungs- und Textfrage auf der Grundlage der Varianz der Hss. A und X
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