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Ludwig Wachler (1767–1838) – Professor, Herausgeber, Bibliothekar

Briefwechsel und wissenschaftliches Netzwerk

von Robert Löffler (Autor:in)
©2018 Andere 854 Seiten

Zusammenfassung

Der Historiker Ludwig Wachler trägt maßgeblich dazu bei, die Wissenschaft von Geschichte als eigenständiges universitäres Fach zu etablieren. Sein erstmals hier edierter, umfangreicher Briefwechsel soll die damit verbundene Leistung als Universitätsprofessor, Konsistorialrat, Bibliothekar und Herausgeber einer der erfolgreichsten theologischen Rezensionszeitschriften verdeutlichen sowie Kontroversen, wissenschaftliche Netzwerke und amtliche Verfahren aufzeigen. Das Briefformat wird beibehalten, ein umfangreicher Kommentarteil am Ende jedes Briefes klärt inhaltliche und biographische Fragen. Eine Liste aller Briefe mit kurzer Inhaltsangabe, ein Sach-, Orts- und Namensregister erleichtern die Übersicht. Darüber hinaus ist die in den Briefen angesprochene Literatur separat zusammengefasst.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autoren-/Herausgeberangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Gliederung
  • Einleitung
  • Biogramm
  • Liste der Briefpartner Wachlers
  • Editionshinweise
  • Quellenlage
  • Handschriften Wachlers führende Archive und Bibliotheken
  • Abkürzungen der Bibliotheken und der Quellenangaben
  • Liste aller Briefe
  • Briefe
  • Amtliche Schreiben und Witwenversorgung
  • Literaturliste
  • Sachregister
  • Ortsregister
  • Namensregister

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Einleitung

Ludwig Wachler gehört zu den Universitätsprofessoren, die Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts durch ihre Arbeiten und ihr Geschichtsverständnis maßgeblich daran mitwirken, dass Geschichte sich endgültig als eigenständiges Fach im universitären Lehrbetrieb etablieren kann. Bis dahin hat die Geschichte oft eher hilfswissenschaftliche Funktionen für die übergeordneten Fächer und sogenannten „Brotstudien“ Theologie, Jurisprudenz und Medizin. Die in diesem propädeutischen Kontext entstandenen geschichtlichen Abhandlungen sind meist mit „Historia literaria“1 betitelt und bestehen oft nur aus einer wenig systematischen Auflistung und Beschreibung der bis zum damaligen Zeitpunkt erschienenen Werke, einige auch in Verbindung mit den eingehenden Biographien der Autoren dieser Werke. Solche Fachgeschichten2, vor allem für die erwähnten „Brotstudienfächer“, werden im Laufe des 18. Jahrhunderts immer zahlreicher. Sie stellen nicht nur die Entwicklung der relevanten wissenschaftlichen Standards des jeweiligen Faches dar und bilden die Grundlage für weitere wissenschaftliche Diskussionen, sondern sie sind auch ein deutliches Kennzeichen für die Eigenständigkeit der jeweiligen Wissenschaft.

Neben solche Fachgeschichten tritt die Beschäftigung mit der allgemeinen Geschichte der Wissenschaften, die in ihrer propädeutischen Funktion überhaupt erst die Voraussetzungen für wissenschaftliches Arbeiten schaffen soll. Auf diesem Gebiet ist Wachler zunächst tätig. Seine Werke dazu nennt er „Litterärgeschichte“ oder „Geschichte der Litteratur“. Darin kritisiert er die vielen, teils untauglichen Versuche früherer Autoren. So fordert er schon in seinem „Versuch einer allgemeinen Geschichte der Litteratur“3 die systematische Neugestaltung dieser Art von Geschichte, um Studierenden und Gelehrten den nötigen Leitfaden für ihre Studien zu geben und sie mit den jeweils gültigen wissenschaftlichen Standards und Methoden vertraut zu machen. Dieser „Versuch einer allgemeinen Geschichte der Litteratur“ bleibt leider unvollendet, bildet aber die Grundlage für die 1822 und 1833 folgenden Auflagen des „Handbuchs der Geschichte der Litteratur“. Damit scheint Wachler die hilfswissenschaftliche Funktion der Geschichte fortzuschreiben, aber er beschreibt das in jeder Wissenschaft erreichte Wissen viel systematischer als alle seine Vorgänger und odnet es in den historischen Zusammenhang ein.

Damit stellt er nicht nur die Nachvollziehbarkeit des Wissens sicher, sondern weist der Wissenschaft von Geschichte selbst eine wesentliche Bedeutung zu. Was für uns heute selbstverständlich klingt, ist damals durchaus wegweisend. Erstmals zeigt ← 7 | 8 → Wachler nämlich mit den überaus informativen und gut dargestellten Übersichten über die einzelnen Jahrhunderte bzw. Perioden, dass jede Entwicklung der Gelehrsamkeit von den jeweiligen historischen Umständen entscheidend beeinflusst wird und umgekehrt die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse entscheidend vom Zustand und Fortgang der Wissenschaften und ihrer Einrichtungen geprägt werden. Eine so verstandene Geschichte der Wissenschaften bedingt konsequenterweise eine Geschichte der Geschichtsschreibung. Erst damit ist der jeweilige Blickwinkel der Autoren und Geschichtsschreiber nachweisbar, wie er sich aus ihrem biographischen Werdegang, aus ihren Interessen und aus der politischen Situation ergibt. Die Benutzung ihrer Werke als Quelle muss daher die genaue Auseinandersetzung mit diesen historischen und wissenschaftlichen Umständen berücksichtigen. Für diese Aufgabe schreibt Wachler seine Geschichte der Geschichtsschreibung mit dem Titel „Geschichte der historischen Forschung und Kunst“.

In diesem Werk und im „Lehrbuch der Geschichte“ gibt er zwar weiterhin Anleitungen zum richtigen Studium historischer Werke, die damit immer noch propädeutischen Charakter haben. Aber mit der Schilderung der Entwicklung der historischen Studien, genauer: mit der Darstellung der historischen Werke und ihrer Autoren skizziert er einen Methodenapparat, wie er sich im Laufe der Zeit herausgebildet hat und wie er für die Bearbeitung historischer Fakten nötig ist, um wissenschaftlich fundierte Aussagen über diese Fakten machen zu können. Damit legt er die Basis für eine eher objektive Beschäftigung mit historischen Texten.

Mit dieser Betrachtung der geschichtlichen Entwicklung der Wissenschaften bekräftigt Wachler die Wissenschaftlichkeit des Fachs Geschichte und legitimiert ihren Anspruch auf Eigenständigkeit. Er trägt damit entscheidend zur Professionalisierung der Geschichte und zur weiteren Historisierung vieler Lebensbereiche und vor allem der historischen Wissenschaften und der Geschichtsschreiber bei.

Genaueres dazu findet sich in meiner Dissertation4, die Wachlers politische Einstellung und pädagogische Absichten in engem Zusammenhang mit seiner Auffassung von Wissenschaft und Geschichte analysiert. Pädagogik, Politik und Wissenschaften sind in seinem Leben und Werk voneinander abhängig und müssen in dieser Abhängigkeit betrachtet werden. Diesem Zweck dient die Veröffentlichung des noch erhaltenen, bisher nicht edierten Briefwechsels.

Weiterhin liefern die Briefe nähere Informationen zu Wachlers Kommunikation mit Zeitgenossen, zu seiner Arbeit an einem wissenschaftlichen und beruflichen Netzwerk und damit auch zum Alltag eines Universitätsprofessors und preußischen Beamten.

Im Briefwechsel, beispielsweise mit Friedrich Jacobs, Jonathan Schuderoff, Friedrich Adolf Ebert, Friedrich Wilhelm Strieder und den Brüdern Grimm, steckt ein hoher Anteil an wissenschaftlichem Informationsaustausch, der einem Dialog zwischen Professionellen ähnelt, die nur Andeutungen machen müssen, damit der Gesprächspartner weiß, was gemeint ist. Die Schreibenden setzen neueste Nachrichten und Informationen aus gelehrten Zeitungen bei ihrem Adressaten als bekannt voraus. Anspielungen und Stichpunkte genügen, um komplexe Sachverhalte zu umreißen. Darüber hinaus macht man sich gegenseitig auf akademische Neuigkeiten, wie (Neu-)Besetzung von Professorenstellen aufmerksam, weist auf Neuerscheinungen, Rezensionen, Kritiken und Streitpunkte hin bzw. diskutiert diese in manchmal nicht sehr freundlichen Worten ← 8 | 9 → und kritischen Stellungnahmen. Mitunter ist es heute schwer, den damals herrschenden Sachverhalt und die Hintergründe dazu richtig zu erfassen und zu würdigen.

Dagegen sind kritische Äußerungen zur aktuellen Politik nur vereinzelt zu finden. Schlüsse auf die politische Lage kann man nur ziehen, indem man die Berichte über ihre Auswirkungen auf das tägliche Leben und auf den Lehrbetrieb an den Universitäten betrachtet. Sehr aufschlussreich sind hier die Briefe von Johannes von Müller an Wachler im Jahr 1809. Sie zeigen die prekäre finanzielle Lage der Universitäten wegen der notwendigen Sparpolitik im Königreich Westphalen und die damit zusammenhängenden Bedürfnisse und Bedrängnisse der Professoren in dieser Zeit.

Seine tagebuchartigen Briefe liefern außer vielen Hinweisen auf die damalige Reisetätigkeit und die damit verbundenen Schwierigkeiten und zeitlichen Erfordernisse auch einige interessante Einblicke in den Alltag. Besonders bemerkenswert ist Wachlers ausführliche Berichterstattung von seiner mehrwöchigen Reise durch Süddeutschland im Sommer 1820 und seinen diversen Kuraufenthalten. Solche Briefe werden nicht nur im engsten Familien-, sondern auch im Freundeskreis zum Informationsaustausch und Zeitvertreib5 vorgelesen. So sprechen sich Neuigkeiten schneller herum und werden gleich einem größeren Publikum zugänglich.

Wachler knüpft und pflegt in seinen Briefen mit ständigen Empfehlungen und Grüßen ein umfangreiches soziales und wissenschaftliches Netzwerk, zu welchem viele maßgebliche Gelehrte, beispielsweise Johannes von Müller und die eben erwähnten Strieder, Ebert, Jacobs und vor allem die Brüder Grimm gehören. Er weiß auch immer genau Bescheid, wer mit seinem Briefadressaten bekannt ist oder wer gerade eine besondere Rolle spielt, den er dann auch grüßen lässt. Die Menge privater Notizen, gegenseitiger Empfehlungen und der Austausch von Neuigkeiten über gemeinsame Bekannte gewährleistet diesen aktuellen Kenntnisstand.

Parallelen zu den heutigen sozialen Netzwerken drängen sich geradezu auf, wenn Wachler in etlichen privaten Briefen universitäre und wissenschaftliche Themen erörtert und die Weiterleitung wichtiger Textpassagen an die gelehrten Kollegen erwartet, was er teils sogar explizit fordert. Der Unterschied ist das Medium, welches damals durch das Postwesen bereitgestellt wurde und mit dem die teils sehr langen Zeiträume zwischen dem abgesandten Brief und der Antwort darauf verbunden waren. Dem heutigen Zugriff auf Online-Datenbanken bei der Beschaffung von Büchern oder Literatur entspricht damals das Versenden von Büchern und Versteigerungskatalogen zusammen mit den Briefen, woraus sich ein gut funktionierendes System der Fernleihe ergibt. Dies hat Wachler bei der Realisierung seiner umfangreichen Werke trotz Büchermangels vor allem in Rinteln und Marburg sicherlich geholfen. Es ist jedenfalls sehr wahrscheinlich, dass er seine „Litterärgeschichte“ ohne Postwesen gar nicht hätte verwirklichen können und dass später das Projekt Eichhorns einer umfassenden Wissenschaftsgeschichte ohne dieses Netzwerk aus Briefwechseln und Literatursendungen gescheitert wäre.6 ← 9 | 10 →

Zu Wachlers Netzwerk gehören auch recht enge Kontakte zu etlichen höher gestellten Persönlichkeiten, die er auch persönlich auf seinen zahlreichen Kuren und als Teilnehmer am Reichstag in Kassel im Februar 1810 kennen lernt. Widmungen7 und Geschenke seiner neuesten Werke an Fürsten und Minister erhöhen seinen Bekanntheitsgrad und verstärken die persönlichen Bindungen und damit auch die Chancen für eine bessere Karriere und mehr Besoldung. Hier sind seine guten Beziehungen zum preußischen Unterrichtsministerium in den 1820er Jahren ein schönes Beispiel. Sie retten Wachler vor der drohenden Versetzung aus Breslau und dem Entzug der Lehrbefugnis im Zusammenhang mit der Breslauer Turnfehde.

Die vorliegende Edition der Briefe Wachlers soll Material für eine weitergehende Würdigung und Erforschung seines Lebens und Geschichtsdenkens sowie seine Beziehung zu zeitgenössischen Gelehrten liefern. Damit könnte die Historisierung des Historikers Wachler in der Weise fortgesetzt werden, wie er die Historiker in seinen Hand- und Lehrbüchern zu historisieren versucht hat. Auch könnten sowohl seine Rolle im Prozess der Herausbildung der modernen Geschichtswissenschaft näher verdeutlicht als auch tiefere Einblicke in den damaligen Wissenschaftsbetrieb gewonnen werden, der von gegenseitiger Hilfe und von teils heftiger Kritik geprägt ist und sich dadurch eben auch professionalisiert.

Biogramm

Jugend und Schulzeit

Johann Friedrich Ludwig, geboren am 15.4.1767, ist eines der prominentesten Mitglieder der in Gotha ansässigen Familie Wachler, deren Angehörige in vielen wichtigen herzoglichen Staatsämtern und an Schaltstellen der Wirtschaft, der Kirche und des Militärs zu finden sind. Gotha ist damals Regierungssitz der Herzöge von Sachsen-Gotha-Altenburg. Bei Wachlers Geburt regiert Herzog Friedrich III. (1699–1772), an dessen Hof sich schon länger aufklärerische Gelehrte und Denker aufhalten. Sein Sohn und Nachfolger Ernst II. (1745–1804) prägt als vielseitig gebildeter und künstlerisch interessierter Herzog die Jugendjahre und die schulische Ausbildung Wachlers am Gymnasium von Gotha, an welchem der damalige Rektor Friedrich Andreas Stroth (1750–1785) im Auftrag des Herzogs umfangreiche Reformmaßnahmen im Sinne der Philanthropen durchführt und zudem viel Wert auf den Unterricht in Latein und Griechisch legt. Mit seiner Lehrmethode wird er ein Vorbild für Wachlers spätere ← 10 | 11 → Lehrtätigkeit. Er fordert nämlich vom Lehrer einen guten Vortragsstil seiner ausgebreiteten Kenntnisse und das Bemühen, die Achtung seiner Schüler zu erwerben, da sonst kein Lerneffekt erzielt werden könne – eine für damalige Verhältnisse im Lehrbetrieb nicht weit verbreitete Sichtweise. Am Gothaer Gymnasium beginnt bereits Wachlers Interesse für die Geschichte der Wissenschaften durch den Unterricht des Philologen und Historikers Johann Kaspar Friedrich Manso (1759–1826).

Zum Wintersemester 1784 schreibt sich Wachler dann für ein Theologiestudium an der Universität Jena ein, bereits mit der Aussicht, danach eine lukrative Pfarrstelle zu übernehmen. Er wohnt im Hause des Physikprofessors Lorenz Johann Daniel Succow (1722–1810), der mit einer Schwester von Wachlers Mutter verheiratet ist. Hier hat er engen persönlichen Kontakt zu seinen Lehrern Christian Gottfried Schütz (1747–1832), der die „Allgemeine Litteratur-Zeitung“ in Jena mit herausgibt, und Johann Jakob Griesbach (1745–1812). Letzterer lehrt Kirchengeschichte, die er kritisch mit Hilfe von Quellen bearbeitet, die er selbst auf Reisen durch Westeuropa gesammelt hat. Die daraus resultierende Deutung bzw. Neuauslegung biblischer Schriften und die damit einhergehende kritische Auseinandersetzung mit dogmatischen Lehrinhalten sind sicherlich mitverantwortlich für Wachlers oftmals geäußerte Unzufriedenheit mit Inhalten der Dogmatik.

Bedeutsam ist der dritte Lehrer, Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827). Er lehrt orientalische Philologie und hält Vorlesungen über die Geschichte der Wissenschaften, womit er Wachlers künftiges Forschungsgebiet entscheidend beeinflusst hat. So ist es nicht verwunderlich, dass sich Wachler später an Eichhorns Projekt8 einer groß angelegten „Geschichte der Wissenschaften und Künste seit der Wiederherstellung derselben im 15. Jahrhundert“ beteiligt, wofür er die „Geschichte der historischen Forschung und Kunst seit der Wiederherstellung der litterärischen Cultur in Europa“ (2 Bde, 5 Teile. Göttingen 1812–1820), also eine Geschichte der Geschichtswissenschaft liefert.

Leider wird Wachler wegen eines Duells im Herbst 1786 von der Universität verwiesen, kann aber mit Empfehlungsschreiben von Griesbach und Friedrich Jacobs (1764–1847) an die philosophische Fakultät in Göttingen wechseln. An letzteren ist auch der älteste erhaltene Brief Wachlers vom Dezember 1786 gerichtet9, mit dem er sich für Jacobs’ Empfehlung für die Universität Göttingen bedankt. Jacobs hat seit 1784, dem Beginn seines Studiums, ein enges freundschaftliches Verhältnis zu Heyne entwickelt, das bis zu dessen Tod 1812 andauert. Heyne dürfte also durch diese Bekanntschaft der Empfehlung von Jacobs gefolgt sein, Wachler in sein Seminar aufzunehmen. Jacobs stammt auch aus Gotha und studiert in Jena bei denselben Lehrern wie Wachler. Die beiden verbinden später gleiche wissenschaftliche und berufliche Interessen, wovon die hier veröffentlichten Briefe zeugen.

In Göttingen sind Johann Christoph Gatterer (1727–1799), Ludwig Timotheus Spittler (1752–1810) und Christian Gottlob Heyne (1729–1812) zwei Jahre lang seine Lehrer. Bei Gatterer lernt er den Umgang mit den historischen Hilfswissenschaften und die Bedeutung der wissenschaftlichen Bildung für das richtige politische Verhalten im ← 11 | 12 → Staatswesen. Spittler wirkt durch sein Eintreten gegen Despotismus und für freiheitliche Rechte der Menschen nachdrücklich auf Wachler und prägt seine Vorstellung, wie die Rolle der Gelehrten im gesellschaftlichen und politischen Leben als maßgebliche Lenker der öffentlichen Meinung auszusehen habe.

Heyne beeinflusst wie Friedrich August Wolf (1759–1824) entscheidend die Entwicklung der klassischen Philologie weg von einer bloßen antiquarischen Beschäftigung mit antiken Texten hin zu einer ästhetisch-ethischen, möglichst vollständigen Kenntnisnahme der klassischen antiken Welt. Wie Wachler von der Persönlichkeit Heynes beeindruckt ist, schildert er im bereits erwähnten Brief vom Dezember 1786 an Jacobs. Er freut sich wie ein Kind über das Lob von Heyne, das er wegen einer guten Leistung im Seminar erhält, und erlaubt sich mit seinen 19 Jahren schon eine kritische Bemerkung über einen lateinischen Kommentar zu Catull von Carl Gottfried Lenz (1763–1809).

Es lässt sich festhalten, dass sich schon während seines Studiums drei Bereiche formieren, die seine pädagogische, politische und wissenschaftliche Auffassung während seines gesamten Gelehrtenlebens prägen. Einen davon bestimmen Gelehrte, die konsequent die quellenkritische Methode anwenden und weiter verbessern. Sie gelangen durch eigene Forschungen zu neuen historischen Erkenntnissen, weil sie das tradierte Wissen nicht einfach weitergeben. Wachler betreibt zwar keine genuine Forschungsarbeit im Sinne eines Neugewinns von historischer Erkenntnis, aber er arrangiert das bisherige Wissen über Wissenschaftsgeschichte derart, dass neue Erkenntnisse möglich und besser werden.

Zum zweiten Bereich gehören die Lehrer, die sich kritisch mit den zeitgenössischen pädagogischen Strömungen auseinandersetzen und so Unterrichtsmethoden entwickeln, die Wachlers Bewunderung erregen und die er in seiner Lehrtätigkeit mit großem Erfolg anwendet. Die fast durchweg positiven Beurteilungen durch seine Schüler mögen dies beweisen.10

Einen dritten Bereich bilden die Publizisten, die mit ihren Veröffentlichungen in Zeitschriften und Journalen einen nachhaltigen Eindruck auf die öffentliche Meinung haben und damit das gesellschaftliche und politische Leben maßgeblich beeinflussen – zumindest solange bis die Presse- und Meinungsfreiheit von Zensurmaßnahmen eingeschränkt wird. Wachler selbst gibt später eine theologische Zeitschrift heraus, in der er sich durchaus kritisch mit zeitgenössischen Problemen auseinandersetzt. Zuletzt gerät er wegen einiger Äußerungen in Rezensionen in Konflikt mit der Zensurbehörde und muss seine Zeitschrift aufgeben. Die hier angeführten amtlichen Schreiben geben beredtes Zeugnis davon.

In allen drei Bereichen weist Wachler der Geschichte eine zentrale Stellung zu. Sie ist unerlässlich für eine gründliche Bildung in jedem wissenschaftlichen Bereich, auch für die Wissenschaft von Geschichte selbst. Denn mit dem Blick auf die geschichtliche Entwicklung legt er die Grundlagen für die historische Forschung und Lehre sowie für richtiges politisches und gesellschaftliches Urteilen und Handeln.11 Damit sind auch die Inhalte und Ziele seiner späteren Tätigkeit als Gymnasialdirektor, Universitätsprofessor und Herausgeber einer erfolgreichen Rezensionszeitschrift umrissen.

Er verlässt Göttingen ohne akademischen Abschluss. Den Doktortitel für Philosophie erhält er 1788 für eine Dissertation über den „Pseudo-Phokylide“ an der ← 12 | 13 → Universität Rinteln, wo er im März 1789 eine außerordentliche Professur antritt. In diese Zeit fallen die ersten Bemerkungen Wachlers über seine Kränklichkeit und seinen Missmut, wie er in einem Brief aus Rinteln vom 23.11.1788 an den unbekannten Empfänger schreibt.

Das Direktorat in Herford und die Professuren in Rinteln 1789–1801

Im Kollegenkreis der Professoren lernt er seine spätere Frau Juliane Asbrand (1769–1846) kennen, die Tochter des bereits verstorbenen Professors Johann Philipp Burkhard Asbrand (1722–1779). Die Hochzeit kann jedoch erst dann stattfinden, wenn er eine Stelle mit ausreichendem Einkommen hat. In den Briefen an Juliane aus Gotha im Oktober 1789 äußert er das ungeduldige Warten auf eine Zusage aus Herford, das dortige Rektorat des Gymnasiums zu übernehmen. Nach deren Eintreffen heiratet er schließlich am 24.11.1789 und tritt im Januar 1790 als 22jähriger seinen Dienst als Rektor in Herford zu einer Zeit an, in der sich die revolutionären Verhältnisse in Frankreich weiter verschärfen. Davon ist in den Briefen nichts erwähnt, was doch etwas verwundert, da Wachler sonst immer so gut informiert ist und vieles in seinen Briefen kommentiert oder zumindest andeutet. Er scheint sich ganz seiner neuen Tätigkeit als Pädagoge gewidmet zu haben. Auf diesem Gebiet gibt es damals zwei maßgebliche Lehrmeinungen hinsichtlich der Bildungsinhalte und deren Vermittlung, den Philanthropismus und die humanistische Bildungslehre.

Seine frühen pädagogischen Schriften weisen Wachler als kritischen Anhänger der eher praktisch orientierten philanthropischen Lehre aus, in die er Elemente der klassischen humanistischen Bildung einbringen möchte, um so zu einer umfassenden Bildung aller menschlichen Anlagen und Fähigkeiten zu gelangen.12 Der Unterricht in Geschichte, und hier vor allem in der Geschichte der Wissenschaften, spielt für ihn dabei eine übergeordnete Rolle. Aber es mangelt an geeigneten Lehrbüchern, die Wachlers diesbezügliche Vorstellung von Pädagogik erfüllen könnten. Deshalb verfasst er die „Geschichte der Litteratur und Kunst für Schulen“ (2 Hefte, Bielefeld 1790f), die man als Vorstudien zum dreibändigen „Versuch einer allgemeinen Geschichte der Litteratur“ betrachten kann. In der Einleitung zu diesem „Versuch“ wendet er sich gegen das meist planlose Auflisten unzähliger Bücher und Biographien und projektiert im Gegensatz dazu eine geordnete systematische Darstellung des Stoffs, den er sowohl chronologisch als auch thematisch übersichtlich zu gliedern verspricht.13 Erst damit könne er eine effiziente und fruchtbare Unterweisung der Studierenden garantieren.

Seine Lehrmethode bleibt in Herford jedoch nicht unumstritten. Mit seinen Neuerungen gerät er immer mehr in Konflikt mit den örtlichen Honoratioren. Die Entlassungsurkunde als Direktor ist auf den 14.7.1794 datiert. Schon etwa zwei Monate vorher, am 22.5.1794 – also ein Jahr nach Erscheinen des ersten Bandes des „Versuchs“ – wird er auf die dritte Professur der Theologie in Rinteln berufen, wo er bis 1801 bleibt. Diese Universität verfällt zum Ende des Jahrhunderts immer mehr. Wachlers Briefe aus Rinteln bezeugen das eindrücklich. Darin beklagt er nicht nur die Bücherarmut, sondern auch die fehlende wissenschaftliche Wirksamkeit. Wachler hält Vorlesungen vor nur „3–4 Studenten“ und befürchtet zudem, dass keiner von ihnen etwas lernt. Er vermisst ← 13 | 14 → das Vergnügen seiner früheren Lehrerzeit, die Fortschritte seiner Schüler zu sehen. Um 1800 sind nur noch ca. 30 Studenten in Rinteln eingeschrieben.

Die sich ständig verschlechternden Verhältnisse an der Universität und die instabilen politischen Verhältnisse, die eher Schlimmes befürchten und Hoffnung auf Frieden nicht recht aufkommen lassen, verschärfen Wachlers körperliche und seelische Leiden. Dazu tritt der Mangel an persönlichen Kontakten, die seine intellektuellen Bedürfnisse befriedigen könnten. Einzig mit seinem Oheim Fürstenau steht er in engerer Verbindung. Er ist froh darüber, dass er wenigstens in Briefen seinen Schmerz, seine innere Unruhe und seine Stimmungen mitteilen kann. Er berichtet, dass er seine körperliche Gesundheit durch Kuraufenthalte in Bad Eilsen und Bad Pyrmont einigermaßen wiederherstellen will, wo er im Sommer 1799 Erleichterung für seinen „gichtischen“ Körper sucht. Gleichzeitig ist Wachler von einem immensen Tatendrang erfüllt.14 Er will mehr erreichen, kann es aber wegen der herrschenden Verhältnisse nicht. Er könnte mehr leisten, aber niemand fordert es von ihm.

All diese Unzulänglichkeiten hindern ihn jedoch nicht daran, ab 1797 bis in die 1820er Jahre die „Neuen theologischen Annalen“ herauszugeben, die er zu einem der erfolgreichsten theologischen Rezensionsorgane der damaligen Zeit macht, in dem Gelehrte der unterschiedlichsten theologischen, pädagogischen und philosophischen Fachrichtungen zu Wort kommen. Mit dem Brief vom 27.10.1806 bittet er beispielsweise den katholischen Theologen Franz Oberthür (1745–1831) darum, Beiträge zu den „Annalen“ zu liefern. Sein Ziel ist die kritische, unparteiische Auseinandersetzung mit der neuesten theologischen, aber auch pädagogischen Literatur zum Zwecke der Belehrung des Publikums, der Förderung des selbstständigen Denkens und der Wahrheitsfindung.

Die wissenschaftliche Bedeutungslosigkeit der Universität Rinteln und die politischen Umstände im Zusammenhang mit den Napoleonischen Kriegszügen sind für das Gedeihen dieser Zeitschrift nicht sehr günstig. Wie kritisch es deswegen um das Fortbestehen dieser „Annalen“ in den Anfangsjahren steht, wird in mehreren Briefen15 deutlich. Trotz vielfältiger Maßnahmen zur Förderung des Absatzes, z.B. durch Anzeigen in gelehrten Zeitungen, wird der finanzielle Verlust für Wachler immer deutlicher. Das bringt ihn sogar zur Überlegung, die Zeitschrift ganz aufzugeben, wie er am 18.10.1798 an Friedrich Wilhelm Strieder (1739–1815) schreibt. Diese ökonomisch angespannte Phase dauert mindestens bis in die ersten Jahre des 19. Jahrhunderts. Denn noch am 17.1.1801 bittet er seinen Briefpartner darum, die „Annalen“ in Oberpostamtszeitungen anzuzeigen, um den Absatz zu fördern, wobei er aber keine Lesegesellschaften als Abonnenten will, weil dadurch zahlende Leser verloren gingen.

Um sowohl seine finanziellen Verhältnisse zu verbessern als auch seine intellektuellen Ansprüche zu befriedigen, sucht er einen Wechsel an eine größere Universität. Dazu fragt er schon früh bei Strieder an, ob es Erfolg versprechend sein könnte, sich bereits vor dem Ableben von Michael Conrad Curtius (1724–1802) um dessen Lehrstuhl in Marburg zu bewerben. In diesem Brief vom 12.8.1799 wird auch deutlich, wie Bedingungen für einen Wechsel ausgehandelt werden, an welche einflussreiche und höher gestellte Persönlichkeiten man sich wenden muss, um Empfehlungen für eine Stelle zu erhalten. So schreibt er an Strieder am 7.9.1799, dass er auch an den Minister ← 14 | 15 → und Kurator Friedrich Sigismund Waitz von Eschen (1745–1808) geschrieben habe bzw. eine Supplik an den Landesfürsten Wilhelm IX. von Hessen-Kassel (1743–1821) richten wolle. Leider sind keine Briefe über den weiteren Fortgang dieser Bewerbung erhalten.

Eine Folge dieser Sondierungen könnte die Verleihung des Doktortitels der Theologie durch die Universität Rinteln gewesen sein, wie er am 30.1.1801 an Strieder schreibt. Ihm sei es als Zeichen des guten „collegialischen Vernehmens“ angenehm, sonst wäre er der „zeitlichen Ehre gerne überhoben gewesen.“ Im Herbst 1801 zieht Wachler nach Marburg um.

Die Professur in Marburg 1801–1815

Mit seiner Berufung nach Marburg und der Übernahme des Lehrstuhls für Geschichte, Rhetorik und Poesie im Jahr 1802 erhöht sich langsam der Absatz der „Neuen theologischen Annalen“. Zudem erreicht Wachler mit seinen Schriften eine größere wissenschaftliche Öffentlichkeit, nicht zuletzt wegen der besser ausgestatteten Bibliothek. Auch hat er jetzt mehr als eine Handvoll Studenten bei seinen Vorlesungen und einen viel größeren Kollegenkreis. Aber er berichtet, dass er kaum freundschaftliche Beziehungen zu den anderen Professoren aufbauen könne, dass der Tod seines Freundes Dietrich Tiedemann (1748–1803) einen „unersetzlichen Verlust“ bedeute und er als Neuling in Marburg nur noch Wilhelm Münscher (1766–1814) als Umgang habe.16 Der weitere Briefwechsel zeigt aber, dass er diese anfänglichen Kontaktschwierigkeiten überwindet und engere Beziehungen zu einigen Professoren knüpft, andere jedoch teils sehr scharf wegen ihrer mangelnden Lehrfähigkeit kritisiert.

Seine Erfahrungen in Rinteln und seine erste Zeit in Marburg offenbaren ihm einige Fehlentwicklungen im universitären Lehrbetrieb. Das veranlasst ihn, mit seiner Schrift „Aphorismen über die Universitäten und über ihr Verhältniß zum Staate“17 Reformen zu fordern, um die studentische Moral zu heben, den Lehrplan und das Lehrpersonal zu verbessern. Darüber hinaus fordert er mehr finanzielle Mittel, um die Fakultäten mit ausreichend Material und Büchern ausstatten zu können, um die Forschung voranzubringen und damit einen nachhaltigen Wissensfortschritt zu garantieren und nicht bloß Wissensverwaltung zu betreiben. Zusammen mit seinem Vorschlag, kleinere Universitäten zu schließen, stellt er die Vorteile der Universität Marburg heraus, gleichsam als Rechtfertigung für deren Weiterbestehen. Die Universität Rinteln wird später tatsächlich aufgehoben, aber die Forderung nach mehr Geld für die Universitäten bleibt angesichts leerer Staatskassen zum großen Teil lange unerfüllt, wie die Briefe18 von Johannes v. Müller an ihn zeigen. ← 15 | 16 →

Die klamme finanzielle Lage19 der Universitäten, auch der in Marburg, dürfte dazu geführt haben, dass die nötigen Arbeiten auf immer weniger Personal verteilt werden. In „einem Gewühle von Arbeiten“ bleibt Wachler nichts weiter übrig, als von der Theologie als seinem „Lieblingsstudium“ abzurücken, wie er sich im Brief an Heinrich Eberhard Gottlob Paulus (1761–1851) vom 10.2.1805 ausdrückt, worin er ein theologisches Werk seines Briefpartners lobt, welches ihm „mehrere der genußvollsten und lehrreichsten Erholungsstunden“ gewährt habe.

Trotz vielfacher Belastungen arbeitet Wachler zielstrebig an seinen wissenschaftsgeschichtlichen Werken weiter. So entsteht das zweibändige „Handbuch der allgemeinen Geschichte der literärischen Cultur“ (Marburg 1804f), welches er später auf vier Bände erweitert und als „Handbuch der Geschichte der Litteratur“ herausgibt. Mit diesen Werken führt er einerseits die traditionelle Form der Wissenschaftsgeschichte, die Historia literaria, fort, indem er die Gelehrten und deren Schaffen auf den einzelnen Wissenschaftsgebieten beschreibend auflistet und chronologisch ordnet. Andererseits geht er weit über die herkömmliche Historia literaria und über die darin meist vorherrschende unsystematische Anhäufung von Fakten hinaus, indem er die Entwicklung der Wissenschaften anhand gut formulierter allgemeiner Einleitungen zu den einzelnen Epochen überblicksartig skizziert. Die Gelehrten und ihre Werke stellt er dadurch in einen systematischen und historischen Zusammenhang, sodass sich der Leser leicht ein Bild von der Situation der Autoren machen kann, in der sie ihre Werke verfassten. Er kann damit besser beurteilen, mit welchen wissenschaftlichen Methoden sie arbeiteten und wie ihre Sichtweise von den jeweils herrschenden Verhältnissen beeinflusst wurde. Diese Historisierung der Geschichtswerke und ihrer Autoren ist die Vorarbeit zu der eigentlichen Geschichte der Geschichtsschreibung, die Wachler mit seiner mehrbändigen „Geschichte der historischen Forschung und Kunst“ in den Jahren zwischen 1812 und 1820 liefert.

Am Ende der immensen Arbeit an diesen wissenschaftsgeschichtlichen Werken wird er sich zum zweifelhaften Sinn dieser Beschäftigung äußern. Denn schon beim Erscheinen der Bücher seien sie veraltet, wie er etwas resigniert am 1.11.1832 an Friedrich Jacobs schreibt. Letztlich werden seine Leistungen auf diesem Gebiet aber vom Minister Altenstein in höchsten Tönen gelobt, wie das amtliche Schreiben an den preußischen König vom 19.9.1838 hinlänglich beweist. Es hat sich für Wachler also gelohnt, seine Werke nicht nur an andere Gelehrte20, sondern auch an hohe Beamte21 zu schicken.

Bis um 1808 schreibt Wachler nichts mehr von seiner Kränklichkeit. Der neu gewonnene große Wirkungskreis und die Zufriedenheit mit seiner Tätigkeit scheinen seine Gesundheit zu stärken. Sein Wissen und sein Lehrtalent führt dazu, dass Friedrich Creuzer (1771–1858) sich um seinen Wechsel nach Heidelberg bemüht. Am 10.2.1805 erwähnt Wachler im Brief an Paulus ein Angebot aus Heidelberg. Wenn seine Bedingungen erfüllt würden, könnte er schon Ostern dahin abgehen. Jedoch dürfte ← 16 | 17 → er aus dem Briefwechsel mit Creuzer auch von den schwierigen Verhältnissen an der Universität Heidelberg „in ihrer traurigen Gestalt“22 gewusst haben. Dissonanzen über die finanzielle und personelle Ausstattung verschlechtern zunehmend das Klima zwischen Professorenschaft und Regierung in Karlsruhe. Es werden einige Professoren berufen „ohne Zweck und Absicht und mitunter obscure Leute“. So werde das ohnehin schon knappe Kapital verschwendet. Außerdem ist die Bibliothek in Heidelberg in den Jahren zwischen 1805 und 1807 eher mittelmäßig und eigentlich im Aufbau begriffen. Die Juristen erhalten erst im Juli 1805 „eine trefliche Facultät“23. All das könnten auch Gründe für Wachler gewesen sein, in Marburg zu bleiben. Den Ausschlag aber dürfte seine Ernennung zum Konsistorialrat am 16.4.1805 gewesen sein. Den Ruf aus Karlsruhe vom 17.2.1805 auf einen Lehrstuhl in Heidelberg, welcher u.a. auf Empfehlung von Friedrich Carl von Savigny (1769–1861)24 zustande gekommen war, schlägt er aus.

Mit der Verbesserung seines Gehalts als Konsistorialrat sind aber Wachlers finanzielle Sorgen in den folgenden Jahren nicht behoben, wie er an seine Familie 1812 während seiner Reise über Göttingen nach Gotha schreibt, wo er nach dem Tod seines Vaters am 26.7.1812 sich doch ein etwas größeres Erbe, vor allem finanzieller Art erhofft hatte. Sein Brief an die Familie aus Gotha vom 24.9.1812 macht seine verzweifelte Lage überdeutlich, aber auch die Hoffnung, dass es mit der Veröffentlichung seines nächsten Werkes, des ersten Bandes der „Geschichte der historischen Forschung und Kunst“, besser werde.

Auch in den Berichten vom Reichstag in Kassel 1810 – Wachler gehört als Prorektor der Universität zu den Reichsständen – erwähnt er den allgegenwärtigen Geldmangel und hofft auf eine besser dotierte Stelle, z.B. in Göttingen, die ihm vorher schon J. v. Müller zugesichert hat.

Auch wenn ihm die hohe Arbeitsbelastung als Prorektor der Universität und als Teilnehmer am Reichstag die Zeit zu wissenschaftlichen Arbeiten stiehlt, so kann er auf dem Reichstag doch mannigfache Kontakte zu vielen Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft knüpfen. In den Briefen aus Kassel finden sich recht schöne Beschreibungen seines dortigen Aufenthalts und der vielen Treffen mit wichtigen Personen, die er teils sehr kritisch beurteilt.

Die Jahre bis etwa 1812 bleiben für die berufliche und finanzielle Situation Wachlers aber eine krisenhafte Zeitspanne. So schreibt er an Strieder am 19.12.1808: „Seit 6 Monaten keine Besoldung, […] die Honorarien bey der geringen Frequenz der Univst. unbedeutend und doch wollen 6 Kinder ernährt seyn.“ Wachler sieht die Universität Marburg schon von der Schließung bedroht. Während zum Wintersemester 1808/09 in Heidelberg ca. 100 Studenten eingeschrieben sind, studieren in Marburg gerade noch ← 17 | 18 → 22.25 Er befürchtet nun in Marburg ähnliche Bedingungen, wie er sie vorher in Rinteln erlebt hat. Außerdem schimpft Wachler über die „Elendigkeit der Herren Collegen (der Mehrheit!!)“ und schämt sich an ihrer Seite stehen zu müssen. Es sieht sich schon „im Leichenconducte der armen Universität auftreten zu müßen“. Die fehlende Besoldung verursache schon „Nahrungssorgen“26. Deswegen möchte Wachler Marburg verlassen, wie er jeden Briefpartner wissen lässt. Die Zahl der verfügbaren Stellen ist jedoch sehr eingeschränkt. Eine offene Stelle als Bibliothekar in Gotha wird beispielsweise aus Kostengründen gestrichen, Professuren in Königsberg und Landshut sind schon anderweitig vergeben oder werden nicht mehr besetzt. Allein nach Bayern kann er sich orientieren, wohin er zu Friedrich Heinrich Jacobi (1743–1819), dem Präsidenten der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, und zu Friedrich Schlichtegroll (1765–1822), dem Generalsekretär dieser Akademie, gute Kontakte hat. An letzteren schreibt er am 4.2.1809, er habe auch Friedrich Immanuel Niethammer (1766–1848) um Vermittlung einer Direktorenstelle „in einer an literärischen Hülfsmitteln nicht armen Stadt, oder um eine mit Professur der Literärgeschichte verbundene Bibliothekarstelle auf einer Univ[ersität]“ in Landshut, Augsburg oder Nürnberg gebeten. Creuzer spricht am 12.4.180927 vom Gerücht, dass Wachler als „Director des Lycei“ nach Ulm gehe, wo doch die Universität Marburg aufgehoben werden soll. Als deren Fortdauer dann einigermaßen gesichert ist, nimmt er wegen des neuerlichen Kriegsausbruchs in Süddeutschland und auf Bitten der Kollegen und der Bürger von Marburg das Direktorat des Gymnasiums und der Bibliothek in Ulm doch nicht an, wie er an Strieder am 21.5.1809 schreibt.

Ein anderer, wichtiger Grund seines Bemühens um einen Wechsel ist die mangelnde Unterstützung seitens der Regierung: „Gouvernements-Indifferentismus gegen Literatur“, der „Kaltsinn gegen Religions- und Unterrichtswesen“, der „Despotismus“, die „treulose Wortbrüchigkeit“ sind eindeutige Begriffe der Enttäuschung und Unzufriedenheit. Anlass dazu ist die Rücknahme der Exemtion von Theologen und Lehrern vom Militärdienst, die Wachler mit Heinrich Philipp Henke (1752–1809) und August Hermann Niemeyer (1754–1828) auf dem Reichstag in Kassel ausgehandelt zu haben glaubte und die Wachler in seinen „Neuen theologischen Annalen“ im Juli 1808 anzeigte. Jetzt „sieht man sich so schnöde betrogen.“28

Er spricht von einer „verzweifelten Lage“, in der „nur Wunder […] uns retten!“ können und fragt sich, in „welchen Winkel der Erde […] man hinfliehen“ soll, um „Sicherheit und Ruhe zu finden“. Er findet es beunruhigend, wenn schon junge Menschen meinten: „wohl dem der entschlafen ist, denn Freuden sind auf Erden nicht zu erwarten!“29 Hoffnungslosigkeit und düstere Zukunftsaussichten unter der französischen Herrschaft begegnen auch in den Briefen von und an Johannes von Müller, mit dem Wachler von 1806 bis 180930 in Verbindung steht. ← 18 | 19 →

Wegen dieser unsicheren Verhältnisse und der daraus resultierenden seelischen Belastung mehren sich dann auch wieder die Krankheitsanfälle. So kann Wachler viele Wochen des Jahres 1808 nur unter Mühen seine Lehrtätigkeit erfüllen, wie er an Strieder am 19.12.1808 schreibt. Selbst bei besserer körperlicher Gesundheit verursachen die Zeitumstände bei ihm seelische Leiden, sogar seine „literärische Tätigkeit“31 könne ihn nicht mehr ablenken und sein Arbeitseifer leide zusehends.

Daneben scheint sich Wachler durch positive Entwicklungen in einen geradezu euphorischen Arbeitseifer hineinzusteigern. Ist er im Februar 1809 noch recht leidend, so haben vermutlich die Aussichten auf eine Stellung in Süddeutschland Wachlers Arbeitseifer neu angestachelt. Er hält im Sommersemester 1809 bei guter Gesundheit täglich „4 Kollegia“32, im Wintersemester sogar täglich fünf, wie er am 20.10.1809 an August Boeckh (1785–1867) schreibt und seine hohe Arbeitsbelastung33 beklagt, weil er auch noch 3–4 Wochen nach Kassel auf den Reichstag gehen soll und ihn nach seiner Rückkehr wieder das Prorektorat der Universität erwartet.

Dazu kommen auch noch die Arbeiten im Zusammenhang mit seinen Amtspflichten als Professor der Rhetorik, als solcher er Redner der Universität ist und sich um die Aufstellung und Verbreitung der Vorlesungsverzeichnisse kümmern muss. Auch für die Einführung und Betreuung neuer Professoren34 ist er zuständig. Als wäre das nicht schon genug, kümmert er sich weiter um die Beschaffung von Material für die Gelehrtengeschichte von Strieder35 und um deren Finanzierung und Absatzförderung.

Denn gerade eine solche Geschichte, die biographische Daten über die Gelehrten und vielfältige Angaben zu ihren Werken liefert, betrachtet Wachler als elementare Voraussetzung für sein eigenes wissenschaftsgeschichtliches Konzept, mit dem er das „Handbuch der Geschichte der Litteratur“ und die „Geschichte der historischen Forschung und Kunst“ gestaltet. Deshalb unterstützt er schon seit 1798 die Bemühungen Strieders und hofft, dass sich noch mehr solche Autoren finden, denn nur dann könne eine „vollständige vaterländische Literärgesch.“36 verwirklicht werden. Diese Hoffnung scheint sich nicht so schnell zu erfüllen, denn auch drei Jahre später wiederholt Wachler seinen Wunsch: „Hätten wir von allen Provinzen Teutschlands solche Specialgeschichten, so würde sich sehr viel für die allgem. Geschichte der Literatur leisten laßen“37. Daher engagiert er sich eifrig für die Fortführung der hessischen Gelehrtengeschichte und sammelt zusammen mit seinen Kollegen Andreas Leonhard Creuzer (1768–1844) und Johann Melchior Hartmann (1765–1827) Material dafür.38 Er kümmert ← 19 | 20 → sich auch um die Organisation des Drucks und fördert die vom Buchdrucker Krieger geforderte Subskription39 durch Anzeigen in den „Neuen theologischen Annalen“. Die erste im Dezemberheft 1808 ist ohne Erfolg geblieben und brachte nur 6–7 neue Subskribenten. Die zweite soll zumindest die Druckkosten decken, wie er am 21.5.1809 Strieder mitteilt. Die finanzielle Situation muss bei allen an diesem Werk Beteiligten schon recht angespannt gewesen sein. Denn sogar Autorenexemplare sollen zum Verkauf „zu einem mäßigen Preiße“40 angeboten werden. Noch 181441 engagiert sich Wachler, das Werk bei Buchhändlern und Gelehrten anzupreisen und zu vermarkten.

Der Wunsch42 Strieders, dass Wachler die Gelehrtengeschichte einst fortsetzen sollte, deutet auf eine enge und intensive Zusammenarbeit der beiden hin, ebenso auch die Bitte43 Wachlers, Strieder möge ihm eine Schrift von Karl August von Malchus (1770–1840), dem Finanzminister im Kgr. Westfalen, für eine Rezension in den „Heidelberger Jahrbüchern“ besorgen. Diese Bitte ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert, weil Wachler ein Werk über Staats- und Finanzverwaltung rezensieren möchte, das eigentlich nicht zu seinem Fachgebiet gehört, und weil Neuerscheinungen offensichtlich nicht gleich in allen Bibliotheken verfügbar sind.

Das Verfassen von Rezensionen44, Verlagsgeschäfte45, Geldforderungen und Honorarvereinbarungen46, das Versenden von Büchern und Drucksachen47 und die Bemühungen um die Herausgabe seiner eigenen Zeitschrift verdeutlichen einmal mehr den intensiven und zeitraubenden Arbeitsaufwand nicht nur in diesen, sondern auch in den folgenden Jahren, wie aus den vielen Briefstellen hervorgeht, die hier nicht im Einzelnen aufzuführen sind.

Wie bisher immer wieder angedeutet vollziehen sich alle diese Tätigkeiten in einem weit verzweigten Netzwerk zwischen Gelehrten, Buchhändlern und einflussreichen Persönlichkeiten, welches natürlich auch den Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse und Veröffentlichungen ungemein fördert, ja geradezu eine wichtige Voraussetzung dafür ist. Beispielhaft sei hier auf den Schriftwechsel mit den Brüdern Grimm in den Jahren zwischen 1811 und 1813 verwiesen. Wachler ist ihnen bei der Suche nach wichtiger Literatur behilflich48 und lobt ihre großen Verdienste um die Erforschung der ← 20 | 21 → „alt-nordischen und germanischen Literatur“. Ihre Methode werde zu bahnbrechenden Ergebnissen führen, „wonach seit Jahrhunderten umsonst gestrebt worden ist.“49 Deshalb spornt er die Brüder zu weiterer „litterärischer Thätigkeit“50 an und ergreift im Brief vom 2.1.1813 Partei für sie gegen „Rühssche Eselstreibers-Grobheiten“, indem er bekräftigt, dass die Methode der beiden Brüder zum Ziel führen wird.51 Das Publikum müsse darauf jedoch erst wissenschaftlich vorbereitet werden, damit die Ergebnisse ihrer Forschungen „in einer tiefgesunkenen Zeit“ wirken könnten.

Er lobt das Buch über die altdänischen Lieder von Wilhelm Grimm als „reiche Quelle für den Historiker“, äußert aber gleichzeitig Zweifel an den von Grimm behaupteten Einfluss des Klimas auf das Temperament und an dessen Theorie der „Abstammung aus Troja“, die aus „Wanderungsgeschichten“ und aus einer „Art von nationeller Eifersucht“ entstanden sein könnte. Man dürfe den Wert der „Volkspoesie“, das „Innere, Geistige des Germanischen Lebens“ gegenüber der „Aüßerlichkeit der Thaten-Erscheinung“ nicht vernachlässigen, weil nur durch sie die Urgeschichte mangels anderer Quellen veranschaulicht werden könne.52

Dankbar erkennt Wachler die „kritisch-exegetische Bearbeitung der Denkmäler herrlich-großer germanischer Vorzeit“53 an, subskribiert die geplanten „Wälder“54 und will Werbung dafür machen. Jakob und Wilhelm Grimm beginnen in dieser Zeit die Übertragung der Edda ins Deutsche und beschäftigen sich mit der Herausgabe des mittelhochdeutschen „Reinhart Fuchs“ (Berlin 1834), vom dem Wachler am 26.6.1834 schreibt, dass er ihm „reichen Genuß“ gewährt habe.

Gerne hätte Wachler vieles persönlich mit den Brüdern besprochen. Er kündigt auch am 1.8.1812 einen Besuch in Kassel im September an, der aber wegen vieler Umstände verhindert wird.55 Er sendet ihnen am 10.12.1813 einen politischen „GemüthsErguß“, seine anonym erschienene Schrift „Ernste Worte der Vaterlandsliebe an Alle, welche Teutsche sind und bleiben wollen“ (Teutschland im November 1813). Darin macht er aus seiner heftigen Opposition gegen die französische Besatzung keinen Hehl und ruft zum Kampf gegen den Tyrannen Napoleon auf, der mit Vertrauen auf Gottes Hilfe besiegt werden wird. Für eine Kopie dieser „Denkschrift“ bedankt sich König Friedrich Wilhelm von Preußen schriftlich am 8.12.1813. ← 21 | 22 →

In dieser und in der zweiten, nicht mehr anonym und schon drei Monate später erschienenen Schrift „Worte vaterländischer Hofnung“56 kommen auch Wachlers politische Gedanken zur Organisation eines Staatswesens deutlich zum Ausdruck. Von letzterer Schrift schickt er je ein Exemplar an den Kronprinzen Ludwig von Bayern und an den Kurfürsten Wilhelm von Hessen.57 Er befürwortet die Beachtung der erhaltenswerten Teile der Geschichte und der Tradition, worauf sich das Wesen und der Charakter eines Volkes gründen. Er ruft die Fürsten auf, ihren Völkern Freiheiten zu sichern und sie damit fester an die Krone zu binden, um gemeinsam gegen die überzogenen Ansprüche des Adels vorzugehen, der seine, ihm von alters her zukommende Rolle im Staatswesen vernachlässigt habe und so dem ganzen Staatsgefüge schädlich geworden sei. Den Fürsten sieht Wachler als Familienvater, der für das Wohlergehen der ihm anvertrauten Untertanen sorgen soll. Die Gelehrten stünden ihm bei dieser Aufgabe als Ratgeber zur Seite, was sie aber nur dann leisten könnten, wenn sie ihre Wissenschaften unbehelligt von obrigkeitlicher Beschränkung und freimütig ausüben könnten. In diesen beiden Schriften wird Wachlers liberal-konservative Grundhaltung deutlich, die seine politischen Ansichten prägt und die er auch in der Zeit der Restauration konsequent und freimütig vertritt. Seine Sicht auf „Teutschland’s Zukunft in der Gegenwart“ (Breslau 1817) zeugt davon.

Die Verhältnisse in Marburg werden durch Einquartierung von sächsischen Truppen zunehmend schlechter und Zusammenstöße zwischen Studenten und Soldaten häufen sich. Bei einer dieser Auseinandersetzungen wird Wachler stark verletzt und verhaftet, worauf er eine glühende Flugschrift für die Meinungsfreiheit verfasst und diese Zustände anprangert.58

Lange wird er aber nicht mehr in Marburg bleiben.

Die Professur in Breslau 1815–1838

Am 2.2.1815 schlägt der preußische Innenminister Kaspar Friedrich von Schuckmann (1755–1834) dem König vor, Wachler als Nachfolger des im September 1814 verstorbenen Gabriel Gottfried Bredow nach Breslau zu berufen. Obwohl die Kabinettsorder dafür erst am 12.2.1815 ausgestellt wird, bietet Schuckmann schon am 9.2.1815 Wachler an, mit einer Besoldung von 1500 Reichstaler nach Breslau zu wechseln. Daraufhin ← 22 | 23 → erfolgt am 23.2.1815 die offizielle Berufung als Professor für Geschichte. Zwei Tage nach Ausfertigung seines Entlassungsschreibens59 reist er am 13.3.1815 aus Marburg über Eisenach, Gotha, Jena, Leipzig nach Breslau ab, wo er am 20.4.1815 ankommt.60 Leider existieren keine Aufzeichnungen darüber, wie der Umzug einer Familie mit sechs Kindern, mit dem Hausrat, den Büchern und den Akten über eine Entfernung von 700 km organisiert wird. Der Aufwand dürfte einigermaßen groß gewesen sein.

In Breslau ist Wachler gleich für die Universitätsbibliothek tätig, deren gute Ausstattung und finanzielle Mittel er in einem Brief an Grimm vom 28.2.1816 lobt. Mit einem jährlichen Etat von 5000 Reichstaler braucht er keine eigenen Mittel für den Bücherkauf zu verwenden. Außerdem behält er sein Amt als Konsistorialrat.

In dem eben erwähnten Brief an Grimm schreibt er vom guten Leben in Schlesien und dass er sich schon in Breslau „eingeheimathet“ fühlt. Die Hochzeit seiner Tochter Christiane mit Franz Passow steht bevor und sein ältester Sohn, Ludwig, widmet sich nach seinem Ausscheiden aus militärischen Diensten in Kurhessen dem Bergbauwesen in Schlesien. Er berichtet vom Überfluss an „litt. Schätzen u Hülfsmitteln“ in Philologie und Geschichte, vor allem an Handschriften.

Der mit dem Umzug verbundene Klimawechsel wirkt sich aber negativ auf Wachlers Gesundheit aus.61 Im Sommer 1817 fährt er deswegen zur Kur nach Karlsbad und schreibt darüber einen tagebuchartigen Brief an die Familie, in dem er auch die Unruhen im Zusammenhang mit der Eidesverweigerung der Breslauer Bürger thematisiert und sich deswegen Sorgen um seine Familie macht.

Die Kur fördert seine Gesundheit und Tatkraft immens.62 Er veröffentlicht weitere Bände der „Geschichte der historischen Forschung und Kunst“ und neue Auflagen vom „Lehrbuch der Geschichte“, welches auf den „Grundriß der Geschichte der ältern, mittlern und neuern Zeit“ (Marburg 1806) aufbaut. Daneben verfasst er Rezensionen und Beiträge zum „Morgenblatt“ von Cotta sowie Artikel für die „Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste“, ein in diesem Genre maßgebliches deutsches Werk, das von Johann Samuel Ersch (1766–1828) und Johann Gottfried Gruber (1754–1851) ab 1818 in mehreren Bänden in Leipzig herausgegeben wird. Wachlers Beitrag dazu besteht aus kurzen Biographien und aus zwei Monographien über „Annalen“ und „Akademien“ mit Angabe der neuesten Quellen und der jüngst dazu erschienenen Literatur. Die Bearbeitung eines Artikels über den italienischen Humanisten Acontius lehnt er mangels verfügbarer Quellen ab, verweist aber auf einen anderen Spezialisten.63 ← 23 | 24 →

Diese Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit ist oft mit der Befürchtung verbunden, dass wichtige wissenschaftliche Arbeiten aus Mangel an verfügbaren Quellen und Hilfsmitteln oder aus Arbeitsüberlastung abgebrochen werden könnten. Vor allem bei größeren Projekten sagt er deshalb jedem seine Unterstützung zu, wie beispielsweise der Briefwechsel mit Friedrich Adolf Ebert (1791–1834)64 deutlich zeigt. Am 14.10.24 freut sich Wachler über dessen Entschluss in Wolfenbüttel zu bleiben und dort ein Verzeichnis der Handschriften anzufertigen, was dann doch unerledigt bleibt, und noch am 5.1.1828 bestärkt er Ebert bei seinem Vorhaben, ein bibliothekarisches Journal herauszugeben. Ähnliches gilt auch, wie oben geschildert, für die Gelehrtengeschichte von Strieder und für den „Nekrolog der Teutschen“ (Gotha 1791–1806) von Schlichtegroll. Auch Friedrich Wilken (1777–1840) gegenüber äußert er 1817 seine Bedenken, dass er als Bibliothekar in Berlin zu viel Arbeit haben werde und dadurch die Fortführung der „Geschichte der Kreuzzüge“ vernachlässigen könnte.

Wie beim Beschaffen von Informationen und Büchern, bei der gegenseitigen Hilfe bei wissenschaftlichen Problemen und Fragestellungen65 hilft Wachler auch bei der Vermittlung von Stellen bzw. informiert über vakante Lehrstühle und über den Wechsel von Professoren.66 Als Konsistorialrat und Beamter in der Schulbehörde dürfte er auf diesem Gebiet immer sehr genau informiert gewesen sein. Aber auch nachdem er dieses Amt aufgeben musste, versucht er Stellen zu vermitteln, z.B. für Gottlob Regis (1791–1854)67, und setzt sich 1834 für die Verleihung der Ehrendoktorwürde für Johann David Erdmann Preuß (1785–1868) ein. ← 24 | 25 →

Zu diesen vielfältigen Bemühungen kommen etliche Probleme mit Buchdruckern und Verlegern, die er von Anfang an immer wieder thematisiert. So bittet er schon am 23.11.1788 den unbekannten Briefpartner um Nennung eines billigeren Druckers, denn Bösendahl sei „gewinnsüchtig“ und nicht ehrlich; an Strieder schreibt er am 19.12.1808 und am 23.02.1809, dass er die „Neuen theologischen Annalen“ in Frankfurt bei Hermann drucken lassen wolle, aber auch dieser Drucker sei „habsüchtig“ und seine Arbeit oft ungenau. Auch der Buchdrucker Johann Christian Konrad Krieger bleibt von Kritik nicht verschont. Am 2.11.1814 klagt Wachler über dessen Geschäftsgebaren und über seine „unpatriotische und undankbare Indolenz“. Am 21.12.1822 beschwert er sich darüber, dass die Druckerei seine Manuskripte eineinhalb Jahre lang unbeachtet ließ, wodurch das Korrekturlesen und damit die Herausgabe des „Handbuchs der Geschichte der Litteratur“ über Gebühr verzögert worden sei.

Zudem erschweren Defizite des damaligen Postsystems die Arbeit und erhöhen die finanziellen Ausgaben. Nicht nur Wachler versucht deshalb Korrespondenzen über Buchhandlungen oder Bibliotheken zu führen, da diesen teils Portofreiheit oder wenigstens billigere Gebühren gewährt werden. Mehrfach fügt er auch Briefe bei, die an einen Bekannten weitergereicht werden sollen68 oder weist darauf hin, dass der Professor K. W. Justi in Marburg und die Buchhandlung Hermann in Frankfurt/M. die Post für ihn sammeln und nach Breslau weiterleiten.69

Die Regularien der Post schreiben zudem auch gewisse Gewichte für Päckchen vor, so dass Wachler Bücher als Ballast beifügen muss, um die Sendung für den Postwagen tauglich zu machen.70 Es kann auch vorkommen, dass Pakete mit Büchern an einen anderen Adressaten gelangen, der zufällig denselben Namen hat wie der gewünschte, oder einfach nur falsch geliefert werden.71

Es wird viele Büchersendungen gegeben haben. Denn die großzügige finanzielle Dotierung der Bibliothek von 5000 Reichstaler und eine Stiftung von 500 Reichstaler allein für historische Werke eröffnet viele Möglichkeiten für den Erwerb von Büchern. Der durchschnittliche jährliche Zukauf in Breslau beträgt 2455 Bände, also circa sieben Bände pro Tag. Dazu ist Wachler auch als Käufer oder als Anbieter von Doubletten72 auf 30 bis 40 Auktionen pro Jahr tätig. Solche Auktionen veranstalten Buchhändler, wobei vor allem holländische73 sehr kostengünstig sind. Auch die Versteigerung der ← 25 | 26 → Bibliotheken verstorbener Professoren74 erlaubt billigen Bucherwerb. Dazu müssen zunächst die Kataloge, dann die Gebote und endlich die ersteigerten Werke versendet werden75. Zusammen mit der Ausstellung und Bezahlung der Rechnungen76 ergibt sich ein recht umfangreicher Schriftverkehr, in den der noch vorliegende Briefwechsel nur einen kleinen Einblick gewährt.

Als Oberbibliothekar muss sich Wachler auch um die Bestellungen der Professoren und der anderen Breslauer Bibliotheken kümmern und manchmal Werke von anderen Bibliotheken ausleihen. Seine damit zusammenhängende Korrespondenz ähnelt einem brieflichen Fernleih- und Informationssystem.77

Eine große Herausforderung für Wachler als Bibliothekar dürfte die Aufstellung und Katalogisierung der Neuzugänge aus der Auflösung der Klosterbibliotheken gewesen sein. Die immensen Bestände an allen Breslauer Bibliotheken umfassen etliche tausend Handschriften, Raritäten und noch nicht Veröffentlichtes. Hilfe für die „Entwerfung der Grundzüge“ bei der „Aufstellung u. systemat. Catalogisirung“ von naturwissenschaftlichen, vor allem botanischen Büchern erbittet er sich in einem Brief vom 19.3.1827. Er möchte keine „mikrologische Akribie“, sondern die „Vereinfachung der Anordnung“ und die „Erleichterung eines Ueberblicks“, um Bücher schnell auffinden zu können.

Wieviel externe Hilfe er auch immer erhalten hat und wie umstritten seine Bibliotheksarbeit78 angesichts der Einordnung, Aufstellung und Katalogisierung dieser vielen Bände auch gewesen sein mag, bleibt doch festzuhalten, dass Wachler in seiner Amtszeit den alphabetischen Katalog verbessert und ihn mit einem biographischen ergänzt. Außerdem beginnt er einen Standortkatalog, den aber erst sein Nachfolger Peter Joseph Elvenich (1796–1886) in seiner Amtszeit von 1838 bis 1872 vollenden kann.

Seltsamerweise schreibt er über seine Tätigkeit als Konsistorialrat nichts Konkretes in den Briefen. Das Gebot des Stillschweigens, wie es in der Ernennungsurkunde durch Kurfürst Wilhelm I. vom 16.4.1805 in Punkt 6 von ihm gefordert wird, gilt vermutlich auch in preußischen Diensten. Einzelne Andeutungen lassen sich aber finden. So unternimmt er 1815 anlässlich von Examensprüfungen in Schweidnitz79 eine Wanderung zusammen mit seinen Töchtern Christiane und Luise sowie mit Franz Passow und Unterholzner. Am 30.9.1816 berichtet er von einer Rüge des Ministeriums wegen des ← 26 | 27 → schlechten Stilunterrichts in Latein und fordert von Passow, dass er sich in Berlin für die Anstellung von geeigneten Professoren in Breslau einsetzt, damit die Universität nicht zu einer „Invaliden-Anstalt“ verkomme. Am 10.11.1818 informiert er Cotta über eine Geschäftsreise in Oberschlesien und am 8.7.1819 über seine Rede anlässlich der Eröffnung des Gymnasiums im oberschlesischen Ratibor am 2.6.1819.

Neben den sicherlich sehr zeitraubenden Aufgaben als Konsistorialrat und den damit verbundenen Reisen beteiligt er sich maßgeblich an der Gründung eines philologisch-historischen Seminars. Er stellt gemäß seinen pädagogischen Vorstellungen Kurs- und Lehrpläne für historische Übungen auf, um die Studenten durch bessere Bildung zu befähigen, auf das gesellschaftliche und damit auch auf das politische Leben zu wirken. Er selbst tritt freimütig gegen die sich verstärkenden restaurativen Tendenzen ein und befürwortet die Einführung einer Verfassung, die vor allem die Meinungs- und Pressefreiheit als grundlegende Freiheiten der Bürger garantieren soll. Exemplarisch kann dazu seine Rede herangezogen werden, mit der er seinen Austritt aus der „Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur“ 1817 begründet und die er in der Schrift „Teutschlands Zukunft in der Gegenwart“ (Breslau 1817) veröffentlicht.

Darin thematisiert er den unüberbrückbaren Konflikt zwischen den Konservativen in diesem Verein und denen, die an das Heil des „erstandenen Vaterlandes“ glauben.80 Wachler redet von unveräußerlichen Rechten des Volkes, das in bestimmten historischen Perioden schon weitgehende Freiheiten erreicht hatte, und von der traditionellen Rolle und den Aufgaben des Adels im Staatswesen. Jetzt sei jedoch ein großer Teil dieser Aristokratie81 nur auf sich selbst bezogen und falle dem Staat zur Last. Nur die enge Zusammenarbeit von Volk und König könne Besserung bringen, wie etliche historische Beispiele zeigten und wie der erfolgreiche Kampf gegen Napoleon bewiesen habe. Wachler will Patriotismus, Nationalbewusstsein und freiheitliche Gesinnung den restaurativen Kräften entgegensetzen. Die Gelehrten hätten die Aufgabe, auf diesem Gebiet maßgeblich tätig zu sein. Vor allem die Historiker sollten dabei eine Führungsposition übernehmen, denn nur sie könnten mit historischen Werken die politische und moralische Bildung entscheidend befördern.82 Und er ist sehr guter Hoffnung, dass sich nach dem Sieg über Napoleon die Verhältnisse gemäß seinen Vorstellungen ändern werden. Schon anlässlich der Feierlichkeiten in Frankfurt zum ersten Gedenktag an den Sieg über Napoleons Truppen in der Völkerschlacht bei Leipzig am 19.10.1813 spricht Wachler von der „Wahrnehmung einer bürgerlich-guten Gesinnung und einer gewißen teutschen Zucht und Ordnungsliebe“83. Später, am 20.9.1817, schreibt er an Friedrich Jacobs, dass die Einführung einer Verfassung immer wahrscheinlicher werde: „von unserer ständischen Verfassung ist nun ernstlich die Rede.“ Die Hoffnungen Wachlers werden dann doch nicht so bald erfüllt.

Wachler will die aktive Bildung aller menschlichen Kräfte – auch der körperlichen, die durch sinnvolle Übung vorteilhaft auf Denkart und Sitten wirken sollten. Hier äußert sich der Anhänger des Turnwesens von Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852), ← 27 | 28 → der mit der körperlichen Ertüchtigung den Aufbau bzw. die Stärkung eines deutschen Nationalgefühls verbindet und Überwindung der Standesschranken fordert. Mit der Rückbesinnung auf die Ursprünge der deutschen Sprache und auf die bisherigen kulturellen Leistungen sollten diese Ziele erreicht werden.

Im Zusammenhang mit dem Turnen bilden sich an den Breslauer gelehrten Schulen zwei Parteiungen, die der Turnfreunde und die ihrer Gegner. Der Turnstreit in den Jahren nach 1819 entzweit Familien und Freundschaften und führt zur Auflösung der Philomathie84, einer gelehrten Gesellschaft in Breslau.

Wachler unterstützt das Turnwesen tatkräftig mit seinen Veröffentlichungen. So verteidigt er das „Turnziel“ von Franz Passow und wirft den Kritikern vor, einzelne Stellen dieses Werkes aus dem Zusammenhang gerissen und hernach falsch und einseitig gewürdigt zu haben. In der Vorrede zu den „Freymüthigen Worten über die allerneueste teutsche Litteratur“85 kritisiert er heftig die „neuesten Schmähreden gegen Turnen und Teutschthum“ und greift die Turngegner an, welche eine „für Jugendbildung und Volkserziehung unverkennbar wichtige und als solche vom Staate anerkannte Angelegenheit […] mit schnöder Einseitigkeit“ herabwürdigten.

Wegen seiner Unterstützung der Turner wird er vom Ministerium gerügt und von seinem Posten als Direktor der Prüfungskommission abgesetzt. Ihm wird vorgeworfen, dass er sich nicht eindeutig genug gegen disziplinloses Verhalten einiger Schüler gestellt habe, wie sein Amt es erfordert hätte.86

Die disziplinarische Untersuchung gegen Wachler beginnt dann vehement ab 1822 wegen einer Rezension in den „Neuen theologischen Annalen“, die ihm als Majestätsbeleidigung vorgeworfen wird. Der Prozess endet damit, dass Wachler seine Annalen aufgeben muss und als Konsistorialrat abgesetzt wird. Die Einzelheiten dazu können den amtlichen Schreiben der Jahre 1822 bis 1825 entnommen werden, die hier in einem separaten Kapitel zusammengefasst sind. Aus ihnen geht auch hervor, dass die versöhnliche Haltung des Unterrichtsministers Altenstein gegenüber den Professoren in Breslau letztlich über die Forderung des Polizeiministers Schuckmann nach einer harten Bestrafung obsiegt. Wachler bleibt Professor in Breslau und erleidet durch seine Ernennung zum Oberbibliothekar kaum finanzielle Nachteile wegen des Verlusts seines Konsistorialamtes.

Es ist erstaunlich, dass er angesichts dieser amtlichen Untersuchungen dennoch Zeit und die nötige Muße findet, das zweibändige „Handbuch der allgemeinen Geschichte der literärischen Cultur“ (Marburg 1804f) auf vier Bände zu erweitern und als „Handbuch der Geschichte der Litteratur“87 herauszugeben. ← 28 | 29 →

In dieser Zeit sind seine Vorlesungen sehr gut besucht. Verlässliche Zahlen sind zwar nicht verfügbar, aber nach diversen Kommentaren kann davon ausgegangen werden, dass 10 bis 15% aller eingeschriebenen Studenten seine Veranstaltungen besuchen. Vor allem seine „Vorlesungen über die Geschichte der teutschen Nationallitteratur“, die er unter diesem Titel 1818f und in zweiter Auflage 1834 in Frankfurt am Main herausgibt, und seine anderen Veranstaltungen zur Wissenschaftsgeschichte sind so überfüllt, dass er bisweilen auf größere Räume ausweichen muss.88 Für seine Art zu dozieren findet er durchweg Beifall von seinen Zuhörern, wobei mancher Charakterzug, z.B. seine Parteilichkeit für Gesinnungsgenossen bei den Turnanhängern, sein polterndes und heftiges Eintreten für seine Überzeugungen und seine Vorliebe für die altklassische lateinische und griechische, ebenso für die ältere deutsche Literatur, auch auf Kritik stößt.89

Abgesehen von den Nachwirkungen des amtlichen Verfahrens gegen ihn belasten die vielfältigen dienstlichen Aufgaben90, die Anteilnahme an Krankheiten und Todesfällen von Freunden91 und familiäre Schicksalsschläge seinen Gesundheitszustand92 nach 1824 erheblich. Vor allem der Tod seiner Tochter Luise 182693, Passows Tod 183394 und die Sorge um dessen Familie95 schwächen seinen Gesundheitszustand und seinen ← 29 | 30 → Schaffensdrang96 signifikant. Ende 1833 reden Freunde Wachlers schon davon, dass man sich auf seinen baldigen Tod einstellen müsse.97

Der Besuch etlicher Kurorte oder auch Erholungsreisen98 bringen zwar kurzfristige Besserung, aber nach Dezember 183399 häufen sich die Krankheitsanfälle und werden ernster. Lähmungserscheinungen an der Hand zwingen ihn dazu, Texte einem Schreiber zu diktieren, was ihn aber nicht davon abhält, seine „Vermischten Schriften“ zu veröffentlichen, in deren ersten und einzigen Band (Leipzig 1835) seine biographischen Aufsätze gesammelt sind. Einzig die ausgiebige Lektüre aller Arten von Büchern und Zeitungen ist ihm ohne größere Anstrengung möglich und hält ihn ständig auf dem Laufenden über allerlei akademische und öffentliche Themen. So scheint seine Meinung zu der sich lange hinziehenden Kontroverse um die Kirchenunion in Preußen im Briefwechsel noch nach 1834 deutlich auf.

Als er am 4. April 1838 stirbt, hinterlässt er kein großes Vermögen, dafür aber die Sorge für zwei seiner Töchter und für seine Frau Juliane, die sich mit der Bitte um ← 30 | 31 → Unterstützung an die Regierung wenden muss. Der damit zusammenhängende Briefwechsel gibt einen guten Einblick in die Regelung der Hinterbliebenenversorgung.

Liste der Briefpartner Wachlers

Diese Liste enthält auch Namen von Briefpartnern mit nur einem überlieferten Brief. Familienmitglieder als Adressaten werden hier nicht gesondert aufgeführt. Nähere Informationen zu allen Briefpartnern finden sich in den Kommentaren zu den Briefen.

Karl Freiherr vom Stein zum Altenstein (1770–1840)

Wilhelm Ambrosius Barth (1790–1851)

Christian Daniel Beck (1757–1832)

Rudolf Zacharias Becker (1752–1822)

Johann Joachim Bellermann (1754–1842)

Johann Friedrich Blumenbach (1752–1840)

August Boeckh (1785–1867)

Carl August Böttiger (1760–1835)

Friedrich Arnold Brockhaus (1772–1823)

Johann Friedrich Cotta (1764–1832)

Georg Friedrich Creuzer (1771–1858)

Details

Seiten
854
Jahr
2018
ISBN (PDF)
9783631773017
ISBN (ePUB)
9783631773024
ISBN (MOBI)
9783631773031
ISBN (Hardcover)
9783631772782
DOI
10.3726/b14862
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (April)
Schlagworte
Wissenschaftsgeschichte Gelehrtennetzwerk/wissenschaftliche Zusammenarbeit Reisen Postwesen Rezensionswesen Kontroversen Kirchenunion Universitätsreform Bildungswesen Burschenschaften Turnbewegung Restauration Handschriftenedition Napoleonische Kriege Königreich Westfalen Fernleihsystem Bibliotheksarbeit Zensur Hinterbliebenenversorgung Karriereplanung
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2018. 853 S.

Biographische Angaben

Robert Löffler (Autor:in)

Robert Löffler studierte Geschichte, Germanistik und Romanistik in Frankfurt am Main. Die Promotion erfolgte 2010 in Neuerer Geschichte.

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Titel: Ludwig Wachler (1767–1838) – Professor, Herausgeber, Bibliothekar
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