2. AUFLAGE
160 Seiten, Hardcover, Leseband

€ 24.00

ISBN 978-3-903184-86-2

Als E-Book in allen einschlägigen Stores erhältlich.

Thomas Griessl

Heart Of Gold

Klaus sagt: Rockmusik rettete meine Jugend! Ein österreichischer Roman über eine der größten Liebesgeschichten überhaupt: die Liebe des Menschen zur Rockmusik. Leidenschaftlich und reflektiert aus der Provinz heraus erzählt.

Klaus verbringt seine Jugend in der Südoststeiermark der 70er Jahre. Er ist ein Außenseiter, der sich von den rechtschaffenen Erwachsenen in seinem Dorf unverstanden fühlt. Als er eines Tages beim Donauland-Versand eine Schallplatte bestellt, tut sich für ihn eine völlig neue Welt auf. Eine Welt der Freiheit und der Rebellion, der Suche und der Verletzlichkeit – und eine Welt der langen Haare. Jetzt ist er angefixt. Sehnsüchtig fiebert er den weiteren neuen Entdeckungen entgegen, die der Soundtrack seiner Jugend werden sollen. Es sind einzelne Songs die ihn dabei begleiten, wenn er endlich den heiß ersehnten ersten Kuss bekommt, an Liebeskummer leidet oder rauschende Feste feiert. Es sind die Songs von Bob Dylan, Jimi Hendrix, Led Zeppelin oder Patti Smith, in denen er sich wiederfindet und sich endlich verstanden fühlt.

Wir schreiben die 1970er Jahre. Es gibt nicht viele coole Vorbilder, es gibt nur Schlager- und Volksmusik, wer anderes hören will, muss sich Schallplatten bei Donauland bestellen.
Und genau das macht Klaus ab sofort auch. Jede Platte, die ihm empfohlen wird und laut und rockig ist, wird bestellt – und dann kommt das große Warten und die Vorfreude.

Jedes Kapitel ist nach einem Lieblingssong benannt. Im Buch wird das dazu auch eine Spotify-Playlist geben.

Der Roman für alle, deren Jugend ihre besten Seiten der Rockmusik verdankte.

Ist es schon da?
Anfang März soll das Bestellte eintrudeln, soll das so sehr erwartete kommen, und mit der ungeduldigen Überlegung, die ausgesuchte Langspielplatte gleich selbst von Frau Pechtigam abzuholen, würde er die unbestimmte und nicht auf den Tag genaue Belieferung umgehen, sie austricksend beschleunigen. Kein genauer Termin ist garantiert, die mehrere Tage dauernde Anlieferung durch Frau Pechtigam hat keinen verlässlichen Ablauf und schon gar keine vordringliche Eile.
Ihre nicht gerade flotte Tour kennt keine zeitliche Gewissheit, keine wirkliche Verlässlichkeit und kann oft ganz schnell durch einen unausweichlichen Informationsaustausch, durch eine unaufschiebbare Unterredung in Verzug geraten. Beständig, unabänderlich bleibt diese
verspätete Auslieferung bestehen, liegt in der Unverlässlichkeit der einzig verlässliche Garant. Da hilft gar nichts, unverbesserlich ist Frau Pechtigam und ihr so großes Interesse am Leben der lieben Mitmenschen, unersättlich ist ihre pflichtvergessenmachende Neugier, um auf eine Abänderung hoffen zu können. Wobei gerechterweise auch erwähnt werden muss, dass diese in Erfahrung gebrachten Informationen auch für das Geschäft wichtig und verwendbar sind, Informationen, die unserer umsichtigen Lieferantin so manche Tür öffnen, so manchen Kunden neugierig machen.
Pechti, so die liebevolle Benennung von den nicht erbosten, von den unaufgeregten Abonnenten, ist Akquisiteurin der Buchgemeinschaft Donauland. Der Buchklub für den ländlichen Raum, der zum unverzichtbaren Nahversorger für das schnelle, leicht verständliche Wissen geworden ist, der die Bezugsquelle für die leichte Muse und für die volkstümliche Erheiterung ist. Der diesmal unter der Artikelnummer 33.560 A zum großen Erstaunen eine Schallplatte von TEN YEARS AFTER inseriert, bei dem es die LP A Space in Time zu bestellen gibt. Für 150 Schilling ist diese Besonderheit aus dem Katalog I/1973 zu haben, ist diese aus dem üblichen mit Schlager- und Volksmusik überladenen Sortiment hervorstechende LP als Glanzstück zu erwerben. ein überhaupt nicht ins übliche Programm passender, ein revoltierender, aufhetzender Krawall, ein unverzeihbares Zugeständnis an das Moderne, eine Brüskierung der Fidelen Oberkrainer. Fast frevelhaft beleidigt es die wertebewahrenden Melodien und Schlager eines Peter Alexander oder das herzergreifende Merci Chérie von Udo Jürgens.
Seine eingekaufte Errungenschaft wird in der angeblich bereits mit »schöner Musik« gut versorgten Südoststeiermark keinen musikalischen Durchbruch erzielen. Dieses eigentlich schon ein wenig »entartete« Werk wird in einer vernagelten Kenntnislosigkeit das glückliche Latzautal nicht erobern. Jedoch ist der Kaufpreis, sind diese 150 Mäuse eine kaum ansparbare, eine fast nicht aufbringbare Summe, ist diese Bestellung für Klaus mit seinem wöchentlichen Taschengeld von 20 Schilling eine fast nicht finanzierbare Transaktion. Aber irgendwie ist die Summe dann doch beigebracht, ist diese Bestellung wahrscheinlich von einer spendablen und gutherzigen Tante fremdsubventioniert worden.
Erwartungsvoll, ohne die angegebenen Titel wie I’d Love to Change the World, Here They Come, Baby Won’t You Let Me Rock ’n’ Roll You oder dieses One of These Days zu kennen, ohne über den im Katalog angekündigten Psychedelic-Rock oder Bluesrock Bescheid zu wissen, ist sich Klaus sicher, bald eine richtige Kostbarkeit zu besitzen. eine Exklusivität, die nicht jeder hat, etwas, das sich von der mittlerweile halt hingenommenen Beatmusik unterscheidet, etwas, das von der Beatles-Musik abweicht. Klaus war nie einer dieser ordenszugehörigen Beatles-Fans, am Anfang der 70er-Jahre, am Anfang seiner Musikaffinität, war ihm deren Musik schon zu formangepasst, schon zu konventionell, zu wenig ausgefallen und vor allem für ihn zu wenig aufmüpfig. Schon von Beginn an bevorzugte er härtere Kost, begann mit den ROLLING STONES und steigerte sich danach im Anspruch. Als junger Anfänger suchte er recht bald das wirklich Wuchtige in der Musik, verlangte das Wilde, das Laute und das Aufsässige; schnell waren gute, überzeugende
Bands gefunden, gleich waren neue Hits entdeckt, Hits, zu denen er Nummern und gute Nummern sagt, die selten im Radio gespielt, aber umso mehr als besondere Raritäten geschätzt werden. Den Ausdruck Genre versteht er auch noch nicht, spricht aber von der »progressiven Musik«, wenn er von seinem musikalischen Verständnis redet, wenn er seinen Geschmack erklärt und sie vom Kommerz unterschieden haben will.
Diese TEN YEARS AFTER sollen seine Entdeckung, sollen mithilfe von Donauland sein edler Fund sein. Klaus oder überhaupt junge Leute entdecken ihre Idole, ihre Dichter oder Rockbands selbst, wollen das Exklusive, das nur ihnen Gehörende, sie wollen das Staunenswerte entdecken und insgeheim dann der Bestaunenswerte sein. Sie finden das Neue, weil sie das Neue haben wollen, weil sie versessen sind nach etwas, das ihnen und nur ihnen gehört, ohne Empfehlung eines superklugen Experten. Klaus tut es aus einem frischen Instinkt heraus, ohne wissentliche Absicht.

„Space in Time“ war die Erlösung
„Donauland“ war in den 1970ern die Erlösung für den Buben aus der steirischen Provinz:
Zwischen den Peter-Alexander-Platten gab es Ten Years After, „Space in Time“, 150 Schilling. Thomas Griessl führt anhand von solcher Musik durch die Kindheit eines Außenseiters. Man weiß es eh, spürt es hier besonders: Musik tröstet. Man spürt aber auch: Die Jugend ist zu Ende.

Kurier, Peter Pisa, Juni 2022



Neil Young und der "Donauland"-Katalog

Thomas Griessls zweiter Roman, "Heart of Gold", beschreibt ein Erwachsen-Werden in den 70er-Jahren. Jedes der 30 Kapitel steht unter dem Motto eines speziellen Songs. Neben Neil Young sind es u.a. die Stones, Queen, Tom Waits, aber auch Gianna Nannini oder The Knack ("My Sharona"), die den Weg des Protagonisten Klaus Dostal ins Erwachsensein begleiten und kommentieren.
Klaus Dostal ist (wie der Autor) 1958 in einem oststeirischen Dorf geboren. Doch gleich, welche Regionalität den jungen Menschen Grenzen gesetzt hat: Wer ungefähr derselben Altersgruppe angehört wie Klaus, wird sie beim Lesen wieder spüren, riechen, schmecken: die eigene Jugend.
Da sind etwa die Verheißungen des "Donauland"-Katalogs, und die unendliche, heute unvorstellbare Geduld, weil man drei Wochen auf die Lieferung warten musste - oder später noch länger auf den ersehnten Liebesbrief. Da ist die Zugfahrt durch Europa - und zu essen gab es eine Woche lang Baguette mit nichts. Oder per Austostopp zur Dorf-disco, und das Rauchen war noch keine Sünde, sondern nur cool.
Der Roman liest sich am besten mit Pausen. Nicht nur, weil die Kapitel in sich stimmige Kurzgeschichten sind, die mit dem jeweiligen Songtext abschließen. Da ist ja auch noch die Musik selbst, für die der Verlag eine Spotify-Playlist erstellt hat, mittels QR-Code abrufbar. Danke!
Pausen braucht man auch, weil man unweigerlich in ganz persönliche Erinnerungen kippen wird. Manchmal hat es sich ja genau so angefühlt wie bei Klaus Dostal, manchmal war man die/der "andere".
Lesepausen tun auch gut, weil die Sprache des Autors, um Wahrheit bemüht, manches Mal zu sehr am Literarischen festhält: "Wieder zurück in The Deep Town of Steiermark,(...) wieder bei diesem Beengtsein, das einzwängend und angestrengt versucht alles festzuhalten. Ein schädliches Zusammengehörigsein, ein folgenschweres Miteinander, das zu einer nicht aushaltbaren Verbundenheit, zu einer unauflösbaren, grauenvollen Intimität werden kann."
Die Leserinnen und Leser sehen zu, wie der Bursch da in seiner steirischen Enge um Kunstverstehen ringt (was ihm gelingt), sie sind aber letztendlich dank des dokumentarischen Stils vor der Ansteckung am allzu großen Jugendschmerz gefeit. Das Museale schützt übrigens auch den Protagonisten selbst, denn solange Klaus in der dritten Person geschildert wird, kann er auch nicht beschämt werden.
Mag man in dem Roman auch die eine oder andere Ironie vermissen, war es doch klug, dass Griessl beim Schreiben auf Slapstick und Brachialkomik verzichtet hat. Schließlich kennt man das doch, wenn die eigenen Gefühle rückwirkend durch die Arroganz eines blöden Lachens geschändet werden.
Thomas Griessls Geschichte ist hingegen so ernsthaft, wie man sich damals selbst genommen hat.

Wiener Zeitung, Elisabeth Freundlinger, Mai 2022


Keine Streaming-Portale, keine Playlists; damals – wir schreiben die 1970er-Jahre – gab es noch Platten, auf die man sehnsüchtig wartete und die, vor allem in der Provinz, schwer bis gar nicht aufzutreiben waren. Doch Klaus machte über den damals weitverbreiteten Buchclub „Donauland“ einen unerwarteten Fang.
Eine Platte von Ten Years After ergatterte er dort. „Space in Time“ hieß das schwarze Gold – und satte 150 Schilling kostete die Scheibe. Aber als Kurt, bepackt mit Pickeln und Selbstzweifeln, die Nadel des Plattenspielers aufsetzte, war das für ihn ein knisterndes Erweckungserlebnis, das fortan den Soundtrack seines Lebens bestimmen sollte.
Mit „Heart of Gold“ hat der steirische Maler und Autor Thomas Griessl eine liebenswerte, nostalgische, vermutlich stark autobiografisch eingefärbte Coming-of-Age-Story geschrieben, die eng verknüpft ist mit den Rock- und Popsongs, die seine Sozialisation begleiteten. Jedes Kapitel ist einem Lieblingssong gewidmet – von Neil Young über Jimi Hendrix bis Tom Waits. „Heart of Gold“ ist eine Liebeserklärung an die Musik und eine humorvoll-wehmütige Erinnerung an die Jugend. Die ersten Riffs, die ersten mühsam übersetzen Texte, der erste Kuss, die erste Interrail-Reise.
Doch Griessl verklärt nicht, vielmehr wirft er einen Blick zurück in kritischer Sanftmut; berichtet vom Zauber der ersten Male und der schmerzhaften Erkenntnis, dass das Erwachsenenleben eine stetige Abfolge von Wiederholungen sein wird.
Doch es gibt einen Trost, der nie vergeht, nie verklingt: die Musik. Mittels QR-Code im Buch gelangt man zu den Lieblingssongs von Klaus. Reinhören, reinlesen. In einen Roman, dessen Herz aus Gold mächtig rockt.

Kleine Zeitung, Bernd Melichar, April 2022

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