Die Geschichte der Visitenkarte

Untersuchungen zur Entwicklung vom 17. - 21. Jahrhundert


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

26 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsangabe

1. Einleitung

2. Geschichte der Visitenkarte
2.1 Die Visitenkarte im 17. Jahrhundert
2.2 Die Visitenkarte im 18. Jahrhundert
2.3 Die Visitenkarte im 19.Jahrhundert
2.4 Die Verwendung der Visitenkarte
2.5 Aufbau der Visitenkarte

3. Untersuchungen zur modernen Visitenkarte
3.1 Inhaltliche Aspekte der Visitenkarte
3.1.1 Elemente der Visitenkarte
3.1.2 Verwendung der Visitenkarte heute
3.1.3 Bedeutung der Visitenkarte 1

4. Die Gestaltung der Visitenkarte
4.1 Das Format der Visitenkarte
4.2 Fotos und Abbildungen
4.3 Die Rückseite der Visitenkarte
4.4 Die farbliche Gestaltung
4.5 Die Schrift
4.6 Die Anordnung der Kartenelemente
4.7 Das Medium

5. Ergebnisse zur Untersuchung „Visitenkarten im Wandel der Zeit“

6. Literaturangabe

7. Anhang

1. Einleitung

Die Visitenkarte ist eine Textsorte mit der man in der heutigen Gesellschaft sehr oft konfrontiert wird. Dieses Medium wird vorrangig im beruflichen Bereich gebraucht, um möglichst schnell alle wichtigen Informationen zur Kontaktaufnahme des Geschäftspartners zu erhalten.

Diese Funktion war der Visitenkarte jedoch nicht immer eigen. Ebenso wie bei vielen anderen Textsorten, hat auch die so genannte „Besuchskarte“ eine längere Entwicklung hinter sich. Hierbei hat sich nicht nur der Aufgabenbereich, sondern auch das Format der Aufbau, der Benutzerkreis und das Medium verändert.

Die Bezeichnung „Visitenkarte“ stammt von ihrer ursprünglichen Funktion. Da sie früher beim Besuch den Dienstboten übergeben wurde und dann dem Hausherrn/ -dame überreicht wurde. Mit einer bestimmten Knickung oder geläufigen Abkürzungen wurde auch der Anlass des Besuchs vermerkt.

In der vorliegenden Arbeit wird diese geschichtliche Entwicklung der Textsorte dargestellt und analysiert. Nachdem der erste theoretische Teil diese Aufgabe erfüllt hat, soll es im zweiten Teil vor allem darum gehen eigene Untersuchungen zur Visitenkarte darzustellen. Dabei werden insbesondere die inhaltlichen Merkmale, die Gestaltung und der mediale Wandel die Schwerpunkte bilden. Fragen zum Aufbau, Verwendung, Bedeutung, Format, farblicher Gestaltung und Schrift werden erläutert und analysiert.

Die Forschung hat zur Textsorte „Visitenkarte“ noch keine umfassenden Studien hervorgebracht. Daher basiert das meiste Wissen dieser Arbeit zum geschichtlichen Verlauf auf dem Werk von Eckart Henning und Wolfgang Tasler „La Carte. Visitenkarten von gestern und heute“, 1982 in Dortmund erschienen.

2. Geschichte der Visitenkarte

Unter einer Visitenkarte verstehen wir heute ein kleines eckiges Kärtchen, auf welchem wir die wichtigsten Daten einer Person oder Institution finden. Der folgende Abschnitt wird sich mit den Vorformen der heutigen Textsorte beschäftigen und einen ersten Überblick über die geschichtliche Entwicklung dieser Karte schaffen.

Trotz einiger Einzeluntersuchungen ist die Geschichte der deutschen Besuchskarte noch nicht ausreichend untersucht worden, obwohl dieses Thema durch den vorhandenen Formenreichtum und viele gut erhaltene Stücke ein interessantes und dankbares Thema ist.

Die Begriffe „Besuchs- und Visitenkarte“ meinen dieselbe Textsorte. Nach dem Vorbild Kaiser Wilhelms II. wurden die Karten aber nur noch Besuchskarten genannt um weitere Fremdwörter zu vermeiden.[1] Demnach werde ich auch in dieser Arbeit die beiden Begriffe synonym verwenden.

Die Ansichten zu den Anfängen der Visitenkarte sind sehr unterschiedlich. Einige Untersuchungen gehen davon aus, dass die ersten Vorstufen dieser Textsorte schon im alten Ägypten zu finden waren. Hier schenkte man sich zum Jahresanfang Skarabäen[2], Neujahrsflaschen sowie kleine Sprüche, die auf Papyrus geschrieben waren.[3]

Andere Vermutungen behaupten, dass es bei den Römern ähnliche Formen von solchen Karten gegeben hat. Dies lässt sich jedoch nicht beweisen, genauso wie das Vorkommen solcher Textsorten im China des 15. Jahrhunderts.

2.1 Die Visitenkarte im 17. Jahrhundert

Sicher ist jedoch, dass die Visitenkarte ab dem 17. Jahrhundert zu den guten Sitten der feinen Gesellschaft in Frankreich, Österreich und England wurde.

Dies hing auch mit dem Aufkommen der Buchdruckerkunst zusammen, durch welche nun schnell die verschiedensten Formate angefertigt werden konnten.

Wenn man also von der „Erfindung“ der Visitenkarte sprechen möchte, sollte man sie in die Zeit der Regentschaft des Sonnenkönigs einordnen.

2.2 Die Visitenkarte im 18. Jahrhundert

Genau wie bei vielen anderen Moden der französischen Gesellschaft im 18.Jahrhundert, wurde auch die Visitenkarte bald in ganz Europa kopiert.

Hier wurden auch keine Unterschiede zwischen den Gesellschaftsschichten gemacht. Sowohl Adlige als auch Bürgerliche ließen sich je nach Kapazitäten des Geldbeutels, Rahmenkarten oder Besuchskarten anfertigen.

In Berlin wurde die Anfertigung von Visitenkarten in der „Vossischen Zeitung“ um das Jahr 1780 angeboten.[4]

Dabei mussten sich die Anbieter solcher Drucke immer wieder neue Layouts überlegen, weil ein Bedürfnis nach Abwechslung vorhanden war. Hier spielte auch der allgemeine Stilwandel eine große Rolle. So fanden sich im 18. Jahrhundert vor allem Barock- und Rokokoelemente wieder oder es wurde die Berufsgruppe des Auftraggebers thematisiert. Schauspieler wurden mit Masken symbolisiert, Musiker mit Instrumenten und Offiziere mit Waffen und Hunden. In den achtziger Jahren wurden dann wieder die Figuren aus der griechischen und römischen Mythologie modern. Zehn Jahre später waren es dann die antiken Randverzierungen die auf fast jeder Besuchskarte zu finden waren.[5]

Eckart Hennig hält die Zeit von 1780 bis 1815 für die Blütezeit der illustrierten Visitenkarte. Am Ende dieses Abschnitts stand die „Reliefkarte“ oder auch „Visitenkarten englisch gepresst“, die im Prägedruck[6] hergestellt wurden. In den meisten Fällen waren diese Karten von oben her bearbeitet. Diese Form der Visitenkarte war auch in den neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts sehr beliebt, auch wenn sie den Kupferstich nie ganz ablösen konnte.

Er verweist darauf, dass die internationale Entwicklung der Besuchskarte vor allem in Italien statt gefunden hat, während in Frankreich eher die Adress- und Geschäftskarten bearbeitet wurden. Die Künste der italienischen Handwerker wurden auch von den Deutschen in Anspruch genommen. Insbesondere die Menschen der gehobenen Klasse ließen sich eigene Karten anfertigen, die oft sehr prunkvoll gestaltet waren. Folgende Namen sollen hier hervorgehoben werden: Giovanni Volpato (Begründer der römischen Stecherschule), Francesco Bartolozzi (für die englischen Visitenkarten stilbestimmend), Raphael Morghens, Pietro Fontana, Antonio Canova, Francesco Rosapinas, Domenico Cagnonis (arbeitete vowiegend für den lombardischen Adel), J.B. Ciprianis sowie Manuel Salvador y Carmona, für dessen Arbeiten eine düstere Atmosphäre charakteristisch war.[7]

Wenn man sich die Geschichte der deutschen Besuchskarte anschaut, sind es insbesondere Augsburg und Nürnberg, welche die Zentren der süddeutschen Kupferstichproduktion darstellen. Hier waren es Johann Elias Nilson, Jacob Andreas Friedrich, Johann Michael Söckler, Johann Michael Mettenleiter und Freiherr Christoph Haller von Hallerstein, die durch ihre Arbeiten sehr bekannt wurden. In Berlin kam die Besuchskarte etwas später in Mode. Die Stecher erstellten für ihre Kundschaft jedoch keine feierlichen Illustrationen, meist waren es sachliche Umrahmungen oder bescheiden ornamentale Schmuckelemente, welche den preußischen Geschmack trafen.

Weitere deutsche Kartenhersteller waren Daniel Berger (1744 – 1824), Johann Wilhelm Meil (1732 – 1805), Johann Friedrich Bolt (1769 – 1836) und Friedrich Wilhelm Gubitz (1786 – 1870).[8]

2.3 Die Visitenkarte im 19.Jahrhundert

Ab dem Jahre 1796 wurde eine weitere Form der Visitenkartengestaltung erfunden. Nach diesem Verfahren wurden die Karten durch Steindruck vervielfältigt. Der Wegbereiter Wilhelm Reuter konnte sich mit dieser Technik jedoch nicht durchsetzen und wurde in einem Akademiegutachten sogar abgelehnt. Trotzdem wurde auch diese Vorgehensweise angewandt, so dass im Jahre 1832 eine Steindruckerei in Berlin eröffnete, in welcher Adolf Menzel die Steinzeichnungen anfertigte.

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]Nach dem Wiener Kongreß (1815) und den Befreiungskriegen hörte die Gestaltungsvielfalt der Besuchskarten auf. Statt dessen wurden nur noch Titel und Name kalligrafisch vermerkt.

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]Dies sieht man zum Beispiel an der Visitenkarte des Freiherrn Karl August v. Hardenberg (1750 – 1822). Aber auch hier sind noch relativ viele Schnörkel zu entdecken.

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]In den dreißiger und vierziger Jahren folgte dann die „Glanzpapierkarte“. Diese zeichnete sich durch ein zierliches Format und eine feine Druckschrift aus. Die Schrift war oft von „Schrieberschnörkeln“ umringt. Eine solche Karte wurde zum Beispiel vom preußischen Legationsrat und späteren großherzoglich – mecklenburgischen Landrat Graf Arthur v. Bernstorff (1808-1897) verwendet.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschwand diese Gestaltungsart wieder. Die neue Richtung wollte weg von den Schnörkeln und auf alle „geschmacklosen“ Verzierungen verzichten.

Dies hatte zur Folge, dass die Visitenkarte gegen Ende des 19. Jahrhunderts immer gleichförmiger wurde. Der Prototyp bestand jetzt aus weißen (selten aus gelblichen oder bläulichen) Karton und war besonders geglättet. Die Visitenkarte konnte aber auch glasiert oder mit einem Goldschnitt versehen sein.[9]

Außerdem konnte auch die Stimmung oder Situation über die Karte reflektiert werden. Wenn sich der Besitzer in Trauer befand, wurde seine Karte zum Beispiel mit einem schwarzen Rand versehen.

Im Gegenzug zur spartanischen Gestaltung, wuchs das Format der Visitenkarte. Hier wurde zwischen Männern und Frauen unterschieden. Die Standartgrößen wurden für die Herren auf 10,5´ 6,5 cm und für die Damen auf 5,0 ´ 8,0 cm festgelegt.

Außerdem hatte der Kaiser (Wilhelm – Deutscher Kaiser und König von Preußen) sein eigenes Kartenformat von 12,0 ´ 8,0 cm. Dementsprechend gefährlich war es von dem vorgegebenen Standart abzuweichen, da dies schnell als eine lächerliche Anmaßung gedeutet werden konnte. Dass die Visitenkarte zu dieser Zeit noch eine besondere Bedeutung hatte, kann man auch an den Taschen erkennen, die extra dafür angefertigt wurden.

Die Kartengröße blieb jedoch modeabhängig. So bevorzugte man in Frankreich zur gleichen Zeit eher lange, schmale Karten, in England kleine und in Amerika quadratische Formate. Zur Jahrhundertwende waren auch Karten mit abgerundeten Ecken „englisches Format“ sehr modern.

[...]


[1] Vgl. Henning Eckart, Tasler Wolfgang, La Carte. Visitenkarten von gestern und heute, Dortmund 1982, S. 13.

[2] = Kotkäfer, die im alten Ägypten als Bringer der Wiedergeburt und des Glücks und als heilig verehrte Pillendreher bekannt waren

[3] Vgl. www. Geschichte der Grußkarte.de

[4] Vgl. Henning Eckart, Tasler Wolfgang, La Carte. Visitenkarten von gestern und heute, Dortmund 1982, S. 8.

[5] Vgl. Henning, 1982, S. 9.

[6] Verfahren zur Gestaltung von Oberflächen durch Hitze und Druck auf dem Präge- oder Gaufrierkalander.

Prägen = Verfahren der Kaltformung, bei dem metallische Werkstoffe unter Druck verformt werden (mit Hilfe von Prägewerkzeugen).

[7] Vgl. Henning, 1982, S. 10 f.

[8] Vgl. Henning, 1982, S. 11.

[9] Vgl. Henning, 1982, S. 12.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Die Geschichte der Visitenkarte
Untertitel
Untersuchungen zur Entwicklung vom 17. - 21. Jahrhundert
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (Deutsche Philologie)
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
26
Katalognummer
V84584
ISBN (eBook)
9783638035828
ISBN (Buch)
9783668290372
Dateigröße
1486 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geschichte, Visitenkarte
Arbeit zitieren
Manuela Piel (Autor:in), 2007, Die Geschichte der Visitenkarte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84584

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