Die Relationale Hypothese von Jackendoff und Audring. Die Rolle der Schemata

Eine Analyse


Seminararbeit, 2021

14 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Relationale Morphologie
2.1 Aufbau der Parallelarchitektur
2.2 Schemata
2.3 Relationale und generative Anwendungen
2.4 Relationale Hypothese

3. Diskussion
3.1 Fortschritt durch die Relationale Hypothese
3.2 Kopfvererbungsprinzip
3.3 Problematik mit lexemspezifischen Verknüpfungen

4. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Anhang: Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

„In Menschen wie in der Sprache ist alles Beziehung“

(Antoine de Rivarol)

Die Sprachfähigkeit ist ein Privileg der menschlichen Spezies (vgl. Friederici 1987: 37). Der Wortbestand einer Sprache muss erworben bzw. erlernt und gespeichert werden (vgl. MLS 2016: 639, 775f.). In der Forschung besteht Konsens darüber, dass die erworbenen bzw. erlernten Wörter in einem sogenannten mentalen Lexikon, d. h. als eine psychische Repräsentation gespeichert werden und die Wörter einer Wortfamilie in Beziehung zueinander stehen (vgl. MLS 2016: 424, 773). Jedoch ist man sich nach wie vor nicht einig darüber, ob jedes Wort einzeln im Lexikon gespeichert werden muss und wo das Lexikon im Sprachsystem zu verordnen ist (vgl. MLS 2016: 400).

Eine Möglichkeit zur Beantwortung dieser Fragen wird im Rahmen der Parallelarchitektur, der Sprachtheorie von Jackendoff & Audring (2020b), unterbreitet. Die von ihnen vorgeschlagene, sogenannte Relationale Morphologie stellt einen Ansatz dar, wie die Morphologie in diese Sprachtheorie einzuordnen ist (vgl. Jackendoff & Audring 2020b: 3). Grundlegend hierfür ist die sogenannte Relationale Hypothese. Laut Jackendoff & Audring (2020b: 3f., 9ff.) schließt die Relationale Morphologie ein, dass Wörter mittels Verknüpfungen miteinander verbunden und mittels sogenannter Schemata generiert werden können.

In der vorliegenden Arbeit soll die Relationale Hypothese von Jackendoff & Audring (2020b) vorgestellt und die Rolle der Schemata analysiert werden. Die Untersuchung findet demnach textbasiert statt. Dazu wird zuerst der Aufbau der Parallelarchitektur, die Einheiten des Lexikons sowie die Bedeutung der Schemata in dieser Theorie erläutert. Daraufhin werden die verschiedenen Anwendungen von Schemata sowie im Zuge dessen die Relationale Hypothese vorgestellt. In der anschließenden Diskussion sollen diese Annahmen kritisch hinterfragt werden. Im Fokus stehen hierbei die Relationale Hypothese, die Funktionalität von Schemata sowie sprachliche Muster, die nicht zu den Schemata zählen. In einem abschließenden Resümee werden die Erkenntnisse zusammengefasst. Insofern Jackendoff & Audring (2020b) sich auf nicht-produktive Regeln fokussieren, ist zu erwarten, dass sie eine Alternative aufzeigen, wie solche Problemfälle passend in eine Sprachtheorie integriert werden können, statt sie als Ausnahmen anzusehen.

2. Relationale Morphologie

Bevor die Relationale Hypothese näher vorgestellt und diskutiert wird, empfiehlt es sich, sich zuerst mit der Parallelarchitektur auseinanderzusetzen. Dazu soll deren Aufbau sowie deren grundlegenden Annahmen hinsichtlich der Schemata erläutert werden. Daraufhin werden die grundlegenden Annahmen der Relationalen Morphologie sowie die Hypothese, auf der sie basiert, sollen im Folgenden genauer betrachtet werden.

2.1 Aufbau der Parallelarchitektur

Die Parallelarchitektur ist eine Sprachtheorie, die das Sprachsystem als eine Konzeption aus drei voneinander unabhängigen Komponenten ansieht. Diese Komponenten umfassen die Phonologie, die Syntax und die Semantik. Grundlegend für die Parallelarchitektur ist, dass allen drei Komponenten die gleiche Bedeutsamkeit zugeteilt wird sowie dass die Komponenten jeweils eigene, von den anderen Komponenten unabhängige Prinzipien enthalten (vgl. Jackendoff & Audring 2020b: 6). Die drei Komponenten werden zudem jeweils in zwei Subkomponenten unterteilt, wovon eine Subkomponente Strukturen auf Wortebene und die andere Subkomponente Strukturen auf phrasaler Ebene behandelt (vgl. Jackendoff & Audring 2020b: 7). Die Syntax auf Wortebene wird hierbei Morphosyntax genannt (vgl. Jackendoff & Audring 2020b: 17).

Überdies argumentiere Jackendoff & Audring (2020b: 17) dafür, dass die phonologische und semantische Subkomponenten mit den syntaktischen Subkomponenten sowohl auf der phrasalen als auch auf der Wortebene mittels Schnittstellen verknüpft sind. Zudem werden Schnittstellen zwischen den zwei Subkomponenten einer Komponente angenommen (ibid.). Mittels dieser Schnittstellenverknüpfungen können die Strukturen einer Komponente auf eine andere Komponente abgebildet werden (vgl. Jackendoff & Audring 2020b: 7). Die Schnittstellenverknüpfungen stellen laut der Parallelarchitektur einen zentralen Teil der Grammatik dar (ibid.). Als Schnittstellenregeln werden diejenigen Regeln bezeichnet, anhand deren die Strukturen der Komponenten verknüpft werden (vgl. Jackendoff 2002: 49f., Jackendoff 2007: 6f.).

Gemäß den üblichen Sprachtheorien nehmen Jackendoff & Audring (2020b: 9) an, dass die Bedeutungen von Wörtern im Lexikon gesammelt sind. Unter dem Lexikon versteht man eine Liste von Einheiten, deren Bedeutungen im Langzeitgedächtnis von Sprecher*innen gespeichert sind und mit denen grammatische Konstruktionen generiert werden (vgl. Jackendoff 2002: 39, 130, MLS 2016: 401). Für das Lexikon wird in der Parallelarchitektur jedoch keine separate Komponente angenommen. Stattdessen werden die lexikalischen Einheiten in der Parallelarchitektur als zentralen Teil der Schnittstellen verstanden, da sie mit Strukturen in mindestens einer, aber meist in allen drei der oben genannten Komponenten assoziiert werden (vgl. Jackendoff 2010: 68, Jackendoff & Audring 2020b: 9ff.). Beispielsweise enthält die lexikalische Einheit wide Assoziationen mit der phonologischen Struktur /wajd1/, mit der syntaktischen Struktur A1 sowie mit der semantischen Struktur wide1 (vgl. Jackendoff & Audring 2020b: 88). Zu den lexikalischen Einheiten werden jedoch nicht nur lexikalische Morpheme wie wide, sondern auch grammatische Morpheme wie beispielsweise Affixe, idiosynkratische Phrasen sowie lexikalische Regeln gezählt (vgl. Jackendoff 2002: 154ff., Jackendoff & Audring 2020b: 10ff., 16). Letztere umfassen laut Jackendoff & Audring (2020b: 4) unter anderem die Schemata und sollen im Folgenden näher betrachtet werden.

2.2 Schemata

Hinsichtlich der lexikalischen Einheiten argumentieren Jackendoff & Audring (2020b: 3f.) dafür, dass aus diesen mittels Schemata neue Wörter und Wortformen generiert werden können. Ein Beispiel für ein solches Schema zur Wortbildung ist in (1) veranschaulicht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Mittels des Schemas (1) kann beispielsweise das Verb widen abgeleitet werden, indem die Variable x durch das Adjektiv wide ersetzt wird. Insofern das Verb widen neben dem Affix - en das Adjektiv wide beinhaltet, werden die semantischen, morphologischen und phonologischen Strukturen ebenfalls von dem Adjektiv für das Verb abgeleitet. Verbindungen wie die zwischen der adjektivischen Wurzel wide und dem Stamm widen werden relationale Verknüpfungen genannt (Jacken­doff & Audring 2020b: 88, 91).

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Relationale Hypothese von Jackendoff und Audring. Die Rolle der Schemata
Untertitel
Eine Analyse
Hochschule
Universität Stuttgart  (Institut für Linguistik/Germanistik)
Veranstaltung
Grundfragen der Phonologie und Morphologie
Note
1,0
Jahr
2021
Seiten
14
Katalognummer
V1176533
ISBN (eBook)
9783346599100
ISBN (Buch)
9783346599117
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Jackendoff, Parallelarchitektur, Chomsky, Relationale Morphologie, Konstruktionsgrammatik, Relationale Hypothese
Arbeit zitieren
Anonym, 2021, Die Relationale Hypothese von Jackendoff und Audring. Die Rolle der Schemata, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1176533

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