"Triuwe" und Freundschaft in "Engelhard" von Konrad von Würzburg


Seminararbeit, 2021

16 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Vorbemerkung

2. Allgemeines

3. Freundschaft und triuwe
3.1. Wortherkunft
3.2. Freundschaft im Mittelalter
3.3. Freundschaft in der Literatur des Mittelalters
3.4. Mittelhochdeutsche triuwe

4. Konrad von Würzburg - Engelhard
4.1. Allgemeines
4.2. freundschaftliche triuwe im Engelhard

5. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

1. Vorbemerkung

lm Rahmen dieser Proseminararbeit soll auf den Freundschaftsbegriff im Mittelalter eigegangen werden. Im speziellen soll die freundschaftliche triuwe in Konrads von Würzburg Engelhard in den Mittelpunkt rücken. Der Autor hat in diesem Kurzroman das Freundschaftsmotiv zum Thema gemacht. Anhand von Literaturrecherchen werden text- und autorspezifische allgemeine Daten erhoben. Es soll geklart werden welches Verstandnis die Gesellschaft im Mittelalter und in der mittelalterlichen Literatur für Freundschaft hatte. Es wird auf den mittelhochdeutschen Begriff der triuwe eingegangen. Im Weiteren wird anhand des Textes Engelhard von Konrad von Würzburg erhoben, inwiefern sich das Freundschafts- und Treuebild mit dem des Mittelalters deckt. Im zentralen Erörterungsfokus befindet sich die triuwe, welche als solches im besagten Kurzroman durchaus haufig benannt wird. Was versteht man unter dem Wort, welche Verpflichtungen und Rechte bringt es mit sich? Es soll geklart werden, ob im Text triuwe- und Freundschaftsproben zu finden sind und welches Analyseergebnis diese mit sich bringen. Es wird sich zeigen, ob die Minnehandlung oder die Freundschaftsbeziehung einen höheren Stellenwert genieBt und wie sich die Geschehnisse auf die Ergebnisse auswirken.

2. Allgemeines

Grundsatzlich wird in jeder Epoche Freundschaft als etwas erstrebenswertes dargestellt. Auch in der Kultur und jeglichen literarischen Gattungen scheint sie essentiell.1

Der Text Engelhard von Konrad von Würzburg ist trotz der langen Beschaftigung der Forschung mit der Datierung, Einordnung und Lokalisierung kein einfach zu interpretierender Text. So zeigt sich im Inhalt eine Mannerfreundschaft, welche über den weltlichen Dingen steht. Es geht um eine Freundschaft, die jegliches Glück und Leid gemeinsam überstehen kann. Engelhard ist ein Text mit dem es sich zu beschaftigen lohnt.2 Betrachtet man die Forschung, erkennt man, dass es Interpretationen in andere Richtungen gibt. Beispielsweise wurde der Kurzroman von Hartmut Kokott 1989 als Aufsteigergeschichte um Engelhard beschrieben. Konrad von Würzburg lasst in seinem Text Raum für Interpretationsmöglichkeiten in unterschiedliche Richtungen, im Rahmen dieser Arbeit kann auf diese nicht im Weiteren eingegangen werden.3

3. Freundschaftundtriuwe

Um die Materie optimaler zu verstehen, soll zu Beginn die Herkunft des Wortes „Freund“ geklart werden. Um die Intention des Autors ansatzweise nachzuvollziehen können, wird ein Einblick in das Freundschaftsdenken im Mittelalter gegeben. AnschlieBend wird erörtert, ob die Freundschaft in der mittelalterlichen Literatur mit der mittelalterlichen Ansicht übereinstimmt. AuBerdem wird der Begriff triuwe in diesem Kapitel prazisiert.

3.1. Wortherkunft

In der gotischen Form frijonds findet das Wort Freund seinen frühesten überlieferten Ursprung. Dieses ist ursprünglich ein Partizip Prasens von dem Verb frijon was lieben bedeutet.4 Das Reallexikon beschreibt, dass sich im Althochdeutschen die Form friunt findet. Diese Form wird weitgehend im althochdeutschen weitgehend als Freund gedeutet. Allerdings impliziert dieser Begriff auch nahestehende Verwandte.5

Nolte beschreibt, dass im 16. und 17. Jahrhundert eine Veranderung in der Verwendung der Begrifflichkeiten Freund und Verwandter eintreten. Das Adjektiv verpandt entsteht und nahert sich bedeutungsmaBig der, der spateren Jahrhunderte an. Es lasst sich eher mit verwandt im Sinne von Familienangehörigkeit assoziieren. Somit legt das 'Nodfriunt diese Bedeutung ab und ist nur noch im Zusammenhang mit amicus in Verwendung.6

3.2. Freundschaft im Mittelalter

Die Gottesfreundschaft war im Mittelalter das freundschaftliche Idealbild. An diesem Vorbild sollte man sich orientieren. Dabei unterscheiden sich zwei Typen von Freundschaft. Auf der einen Seite steht die institutionalisierte Freundschaft und andererseits die emotionale Freundschaft.7 lm Gegensatz zum heutigen Verstandnis, hatte die Freundschaft im Mittelalter einen Vertragscharakter und stand im Zusammenhang mit Verpflichtungen und Rechten. Das SchlieBen eines Freundschaftsbundes hatte zur besagten Zeit haufig die Form eines rechtsförmigen Aktes. Dieser impliziert die gegenseitige Treueverpflichtung, welche durch Eide bestarkt wurde.8

Das Reallexikon der germanischen Altertumskunde beschreibt, dass Freundschaft im Mittelalter auf die Gewahrleistung von Unterstützung sowie Hilfe in verschiedenen Lebenslagen abzielt. Es sollte eine Hingabe erwartet werden können, wie man sie von Verwandten erwartet und mit Freunden soll der Kreis der Verwandten erweitert werden. Im Mittelalter war die Sicherung der Rechte des Einzelnen durch den Staatsapparat nicht gegeben. Freundschaft stellt somit eine Erweiterung des eigenen Schutzverbandes dar. Die Unterstützung eines Freundes geht über den Schutz durch Waffenhilfe hinaus. Man hatte mit einem Freund auch einen Fürsprecher, der für einen bürgt, sowie einen Vermittler zu anderen Parteien. Diese Aktionen waren für die besagte Zeit wichtig. Wie bereits erwahnt, war der Grundstein aller Freundschaft einander die Treue zu halten.9 Liebe, Verwandtschaft, Kameradschaft im Kampf, herrschaftliche Bindung und auBerdem die individuelle Beziehung voneinander Nahestehenden, diese genannten Sozialbereiche fassen die Freundschaftsbereiche des Adels im Mittelalter zusammen. So bildet die Freundschaft eine soziale Praktik, um Sozialitat zu erzeugen und gesellschaftlich zu erwartenden Verhaltensweisen einzuordnen.10

Die im Mittelalter herrschenden Gesellschaftsstrukturen spielen eine wichtige Rolle bei der Analyse von Freundschaft im Mittelalter. Die Gesellschaft war streng nach dem Standeprinzip geordnet. Kaum lasst sich der Gedanke erschlieBen, dass es zu einer Freundschaft zwischen einem Bauem und Adeligen gekommen sein könnte. Der Nutzen einer Freundschaft spielt im Mittelalter eine groBe Rolle. So werden beispielsweise Freundschaften zwischen Familien, Stadten oder Landern geschlossen oder ein Briefkontakt wird stets aufrechterhalten und gepflegt für den Fall, dass man einmal etwas von dem anderen benötigt. Der Zweck einer Freundschaft steht im zentralen Vordergrund, im Gegensatz zur heutigen emotionalen Pragung des Begriffs.11

3.3. Freundschaft in der Literatur des Mittelalters

Ob die Freundschaft in der mittelalterlichen Literatur den gleichen Erwartungen und Pflichten unterworfen war, wie sie im Mittelalter verstanden wurde, wird in diesem Unterkapitel erörtert.

Bezieht man sich auf Noltes „Der Begriff und das Motiv des Freundes in der Geschichte der deutschen Sprache und alteren Literatur^ so lassen sich drei Motive der Freundschaft feststellen:

- Der Freund als Rechtshelfer
- Der Freund als Kampfgefahrte
- Die Freundschaft als mannerbündische Gemeinschaft12

Bei den benannten drei Arten lasst sich die Gemeinsamkeit feststellen, dass die Beteiligten eine gegenseitige Verpflichtung zur Treue eingehen. Als Beispiel für die genannte erste Kategorie nennt der Autor den Engelhard von Konrad von Würzburg. Bei den weiteren Beispielen Noltes, Ruodlieb, der Waltharius-Epos, Alpharts Tod und Wolfdietrich B handelt es sich um Waffenbrüderschaften, dies bringt den Treueschwur bis zum Tod mit sich. Die Beziehung von Herzog Ernst und Wetzel im Spielmannepos Herzog Ernst nennt Nolte als Beispiel für die oben zweitgenannte Kategorie. Der Begriff des Kampfgefahrten wird in erster Linie in der Heldenepik angewandt. Es beschreibt den Freund, der sich im Kampf dem anderen zur Seite stellt und diesen im Falie seines Todes racht.13

Das letztgenannte Motiv der mannerbündischen Gemeinschaft findet ihren Ursprung vor allem in der Artusepik. In der Tafelrunde des König Arturs wird er selbst innerhalb der Gemeinschaft als ein Freund unter Freunden gezeigt. Diese Mannerfreundschaft tritt im Twein oder Parzival als Opposition zur Ehe und Minne.14 In Konrads von Würzburg Engelhard lasst sich dies ebenso feststellen. Dieser wird im nachsten Hauptkapitel naher betrachtet.

3.4. Mittelhochdeutsche triuwe

Betrachtet man den Begriff triuwe im Mittelhochdeutschen, so ist er nicht identisch mit dem der Neuhochdeutschen. Der Begriff Treue wird im neuhochdeutschen eher nur individualisierend-subjektiv verwendet. Die mittelhochdeutsche triuwe hingegen ist von gesellschaftlichen sowie rechtlichen Konnotationen gepragt. Durch ein solches Verhaltnis werden die beiden Parteien aneinandergebunden und es bringt ein eine groBe Wirksamkeit mit sich. Diese Wirksamkeit auBerte sich vor allem in gesellschaftlichen Bereichen.15

Ein weiterer Wirkungsbereich der triuwe beschreibt den Vorgang, welcher den Frauen zur Standhaftigkeit verhelfen soll. Die Manner werden durch die triuwe zur Wahrheit geführt, die Starke von Familienbandern sollen unterstützt werden, Freundschaften soll vor Missgunst bewahrt werden.16

4. Konrad von Würzburg - Engelhard

Zu Beginn dieses Kapitels werden einige Daten zum Autor genannt. Die Thematik dieser Arbeit ist nicht angewiesen auf detaillierte bibliografische Fakten zu Konrad von Würzburg, daher wird auf diese im Tieferen verzichtet.

[...]


1 Johannes Hoops und Heinrich Beek, Hrsg., Reallexikon der germanischenAltertumskunde. 12: Getranke - Greiftierstil, 2.. völlig neu bearb. und stark erw. Aufl, Reallexikon der germanischen Altertumskunde (Erscheinungsort nicht ermittelbar, 1998).

2 Vgl. Rüdiger Brandt, Konrad von Würzburg: kleinere epische Werke, Klassiker-Lektüren, Bd. 2 (Berlin: Erich Schmidt, 2000), 140.

3 Vgl. Brandt, 141.

4 Theodor Nolte, „Der Begriff und das Motiv des Freundes in der Geschichte der deutschen Sprache und alteren Literatur”. Frühmittelalterlichen Studiën. Jahrbuch deslnstitutsfür Frühmittelalterforschung der Universitat Munster, 1990, 126.

5 Vgl. Nolte, 575.

6 Vgl. Nolte, 135.

7 Vgl. HoopsundBeck, Reallexikon dergermanischenAltertumskunde. 12, 577.

8 Vgl. Nolte, „Der Begriff und das Motiv des Freundes in der Geschichte der deutschen Sprache und alteren Literatur”. 128-29.

9 Vgl. HoopsundBeck, Reallexikon dergermanischenAltertumskunde. 12, 576-78.

10 Vgl. Nolte, „Der Begriff und das Motiv des Freundes in der Geschichte der deutschen Sprache und alteren Litcratur''.

11 Vgl. HoopsundBeck, Reallexikon dergermanischenAltertumskunde. 12, 580.

12 Vgl. Nolte, „Der Begriff und das Motiv des Freundes in der Geschichte der deutschen Sprache und alteren Literatur”. 138.

13 Vgl. Nolte, 141.

14 Vgl. Nolte, 141.

15 Vgl. Brandt, Konradvon Würzburg, 121-27.

16 Vgl. Karl-Heinz Goettert, Heinrich der Glichesaere, und Konrad, Tugendbegriffund epische Struktur in höfischen Dichtungen: Göttert, Karl-Heinz; Heinrichs des Glichezare „ReinhartFuchs“ u. Konrads von Würzburg„Engelhard“, (Kölnergermanistische Studiën, Bd 5) (Köln, Wien: Böhlau, 1971), 128.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
"Triuwe" und Freundschaft in "Engelhard" von Konrad von Würzburg
Note
2
Autor
Jahr
2021
Seiten
16
Katalognummer
V1129127
ISBN (eBook)
9783346495815
ISBN (Buch)
9783346495822
Sprache
Deutsch
Schlagworte
triuwe, freundschaft, engelhard, konrad, würzburg
Arbeit zitieren
Julia Ehrnleitner (Autor:in), 2021, "Triuwe" und Freundschaft in "Engelhard" von Konrad von Würzburg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1129127

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