Diskriminierungstendenzen in ausgewählten Mären des späten Mittelalters


Magisterarbeit, 2010

95 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1 Zur Einführung

2 Gattungsspezifische Voruntersuchungen
2.1 Märendefinitionen
2.1.1 Die Definition eines Märe nach HANNS FISCHER
2.1.2 HEINZLEs Universalkritik
2.1.3 ZIEGELERs partiell-definitorischer Neuansatz
2.1.4 Versnovelle, Novelle oder doch Schwank?
2.2 Die literarischen Vorläufer des Märe
2.2.1 Das lateinische ridiculum
2.2.2 Das altfranzösische Fabliau

3 Soziologische Bemerkungen
3.1 Positivismus und symbolischer (Inter)Aktionismus
3.2 Bestimmung der Diskriminierung
3.2.1 Zielgerichtete Diskriminierung

4 Textkritische Einzeluntersuchungen
4.1 Antisemitische Mären – Der Juden Schand‘
4.1.1 HANS FOLZ: Der falsche Messias
4.1.2 HANS FOLZ: Die Wahrsagebeeren
4.1.3 HANS ROSENPLÜT: Die Disputation
4.2 Schlag auf Schlag – Frauen in der Gewalt der Männer
4.2.1 Die gezähmte Widerspenstige
4.2.2 HANS FOLZ: Der Köhler als gedungener Liebhaber
4.2.3 DER STRICKER: Die eingemauerte Frau
4.2.4 HEINRICH KAUFRINGER: Der feige Ehemann
4.2.5 HEINRICH DER TEICHNER: Die Rosshaut
4.3 Kastration als ultima ratio – Das Leid der Pfaffen
4.3.1 HANS ROSENPLÜT: Der Bildschnitzer von Würzburg
4.3.2 HANS ROSENPLÜT: Die Wolfsgrube und HEINRICH KAUFRINGER: Die Rache des Ehemannes
4.4 Rustikales vom Lande – Bauernbilder
4.4.1 Der Bauernhochzeitsschwank
4.4.2 SCHWEIZER ANONYMUS: Zweierlei Bettzeug
4.4.3 DER STRICKER: Die Martinsnacht

5. Fazit

Anhang

Anhang 1: Übersicht über deckungsgleich verwendete Texte bei HUFELAND und FISCHER

Anhang 2: Übersetzung der Erniedrigungsepisode des Fabliaus „De Berangier au lon cul“

Anhang 3: Übersicht über tendenziell diskriminierende Märentexte

Anhang 4: DER STRICKER: „Die Martinsnacht“ - Zusammenstellung der alkoholthematisierten Textstellen Abgekürzt verwendete Literaturhinweise Verzeichnis der verwendeten Literatur

Abbildungsverzeichnis

Abb. A: Darstellung im Sachsenspiegel

Abb. B: Bertschi Triefnas und Mätzli Rüerenzumph

1 Zur Einführung

„sweigt ain weil und horchet her, so will ich euch sagen ain neus mer“1.

Mit diesen an sein Publikum adressierten Worten beginnt HANS ROSENPLÜT seine Erzählung „Die Tinte“. Er berichtet über einen zölibatbrechenden Mönch, dessen gekaufte Gespielin durch ein Missgeschick sämtliche Klosterbrüder als vermeintlicher Teufel in Angst und Schrecken versetzt. Das komödiantische Potential des Stückes ist für jedermann ersichtlich. Hinzu mischt der Autor eine Prise Zeitkritik, sowie eine ausdrückliche Moralisatio.

Damit sind einige Zutaten eines Märe aufgezählt. Natürlich existieren auch Mären, die gänzlich ohne Komik auskommen, oder aber welche, die keine Ansätze der Zeitkritik erkennen lassen: „Es sind Typen und typische Geschehnisse, menschliche Irrungen und Wirrungen, die hier gezeigt werden.“2. Allen Mären ist eines gemein: Sie sind immer in Versen paargereimt.

Über den ästhetischen Stellenwert des Märe im Gesamtkontext der mittelalterlichen Literaturlandschaft ist die Forschung lange Zeit zu keinem Ergebnis gelangt. Dies hängt zusammen mit der Tatsache, dass dieser Literaturtyp vielerorts noch nicht als vollwertige Gattung anerkannt ist. Über die Problematik der Gattungskonzeption sowie die literarische Umwelt des Märe berichtet das zweite Kapitel der vorliegenden Untersuchung.

Soziologische Milieustudien und kulturhistorische Rückschlüsse sind auf Grund der schwankhaft humoristisch-unterhaltenden Ausrichtung der Texte schwerlich möglich. Selbige Auffassung vertritt auch RUPP: Und wenn der Bauer als Tölpel, die Frau als Liebesdurstige, der Pfaffe als Ehebrecher oder hinters Licht geführter Liebhaber bevorzugte Typen dieser Schwänke sind, dann heißt das noch nicht, daß sich in dieser Dichtung der Zerfall der Ehe, die Sittenverderbnis des Klerus spiegelt.3

Es sind Grundtendenzen in einigen Mären aufspürbar, die das Gesellschaftsbild – oder besser: die Teilnehmer der Gesellschaft – dennoch in diskriminierender Art und Weise darzustellen versuchen. Jene Texte sind das Ziel dieser Untersuchung. An sie werden wir ein basissoziologisches Gerüst anlegen, welches in Kapitel 3 erarbeitet werden wird. Die eigentlichen textkritischen Analysen einer Auswahl von Märentexten werden dann im Hauptkapitel 4 vollzogen. Zunächst widmen wir uns der vielschichtigen Gattung Märe.

2 Gattungsspezifische Voruntersuchungen

Ein Literaturwissenschaftler möchte in umfassender Weise literarische Denkmäler bearbeiten und maximalen Erkenntnisgewinn erzielen. Ohne fachspezifische Vorkenntnisse seines Gegenstandes wird er zum Scheitern verurteilt sein. Möglichst lückenlose Kenntnis über Sachverhalte, Definitionen, Forschungsdiskurse ist eine conditio sine qua non und der Stützpfeiler einer jeden Arbeit.

Es ist dabei jedoch zu bedenken, dass eine vollständige Kenntnis niemals erreicht werden oder gewährleistet sein kann4. Sprach- und Literaturwissenschaft als Disziplinen sind einem kontinuierlichen Entstehungs- und Weiterbildungsprozess unterworfen. Dieser Prozess wird u.a. in nachfolgendem Kapitel im Vordergrund stehen, zusammen mit der Herausarbeitung gängiger Forschungsmeinungen oder etwa der Darstellung von literaturhistorischen Entwicklungen, die für unser Thema relevant sind. Dazu gehört beispielsweise die Beschäftigung mit den literarischen Vorfahren der Mären; diese werden im Kapitel 2.2 näher beleuchtet werden.

Zunächst jedoch erscheint es angebracht, das vorläufige Hauptaugenmerk auf die definitorischen Eckdaten der Märenliteratur an sich zu richten.

2.1 Märendefinitionen

Was ist ein Märe? Die Beantwortung dieser scheinbar profanen Frage lässt sich nicht im Vorbeigehen erledigen.

Wie schon seinerzeit DE BOOR müssen wir uns diesbezüglich ebenfalls fragen: „Hat das Mittelalter im Rahmen der volkssprachigen Dichtung eine Vorstellung von Gattungen gehabt?“5. Der Gedanke, dass dem so war, ist für den Literaturwissenschaftler wahrlich ein Faszinosum und würde die Beschäftigung mit mittelalterlichen Textdenkmälern ungemein vereinfachen. Allerdings, so unbefriedigend dies auch sein mag, scheint es für ein kongruentes Gattungsbewusstsein der Autoren des Mittelalters leider keine stichhaltigen Belege zu geben; zumindest sind diese beispielsweise im Rahmen der Literaturgeschichtsschreibung noch nicht oder nicht eindeutig identifizierbar vorgelegt worden6.

Die wohl berühmteste Verwendung erfährt der Terminus „mære“ durch den anonymen Dichter des Nibelungenliedes, und dies unmittelbar zu Beginn: „Uns ist in alten mæren wunders vil geseit“7. Gemeint ist hier eindeutig – und so wurde es auch von GROSSE ins Neuhochdeutsche übertragen: „Erzählung“.

LEXER seinerseits kennt für das kleine Wörtlein überdies drei Definitionen8:

1.) Eine adjektivische: wovon gern u. viel gesprochen wird: bekannt, berühmt, berüchtigt, der rede wert, herrlich, gewaltig, lieb, von wert.
2.) Verwendung als Neutrum: kunde, nachricht, bericht, erzählung, gerücht (häufig im pl.); dichterische erzählung, erzählende dichtung; erdichtung, märchen; gegenstand der er- zählung, geschichte, sache, ding.
3.) Und schließlich Verwendung als Femininum: berühmtheit; mündliche äusserung, rede; kunde, nachricht; erzählung, dich- tung; erwägung, absicht; ereignis, umstand, art u. weise.

Dazu noch die Diminutivform „mærelîn“: geschichtchen, märchen, erdichtetes.

Schon allein diese pluralistischen Verwendungsmöglichkeiten des Terminus erschweren eine klar abgrenzende Definition erheblich. Auch die Bandbreite des weit gefächerten Bedeutungsspielraumes bei Lexer ist bemerkenswert, reicht dieser doch von „gerücht“ über „berühmtheit“ bis schließlich hin zum ganz und gar unspezifischen „ding“.

Eine streng etymologische Herangehensweise an unsere Eingangsfrage bringt also nicht das gewünschte Ergebnis. Wir stellen fest, dass sich „Märe“ als Gattungsbezeichnung nicht natürlich entwickelt hat wie z.B. „Epos“ oder „Ode“; die genannten Begriffe wurden bereits seit der Antike verwendet und sind heute im Großen und Ganzen ohne Bedeutungsverlust oder –veränderung als Gattungsbezeichnung gemeinhin akzeptiert.

Bei unserem „Märe“ freilich fehlt nicht nur a) die breite Akzeptanz9 und b) die kontinuierliche Verwendung der Vokabel. Im Gegenteil, der Begriff ist nahezu vollends aus dem neuhochdeutschen Vokabular getilgt10.

Nun liegt es in der Natur der Literaturwissenschaft und deren Anhängern, das Kind beim Namen nennen zu wollen. Jener Drang beschränkt sich letztendlich nicht ausschließlich auf die Benennung von Gattungstypen. Es sind und waren beispielsweise auch Bestrebungen zu erkennen, bislang anonymisierte Textdenkmäler bestimmten Autoren zuordnen zu wollen11.

Nichts desto trotz benötigt auch die Gattung, um die sich die vorliegende Arbeit drehen soll, natürlich einen Namen. Der Titel der Arbeit kennzeichnet die behandelten Texte als „Mären“. Da jedoch über diese Gattungsbezeichnung alles andere als ein breiter Konsens herrscht (teilweise sind die Gründe in Ansätzen oben bereits skizziert worden), bedarf sowohl die Definitionsbildung des Terminus „Märenliteratur“, als auch die Gattungsbezeichnung an sich einiger Erklärungen. Anhand des nachfolgend erläuterten Instrumentariums legitimiert sich gleichzeitig die Verwendung des Begriffes bezogen auf die vorliegende Untersuchung.

2.1.1 Die Definition eines Märe nach HANNS FISCHER

Wir haben bereits gesehen, dass der Begriff „Märe“ als Gattungsbezeichnung diskussionswürdig erscheint. Die undifferenzierte Herleitung der Bezeichnung anhand mittelalterlicher Referenztexte erweist sich als denkbar unbefriedigend im literaturwissenschaftlichen, textkritischen Sinne. Dessen ungeachtet wurde der Terminus durch die frühe Märenforschung mehr oder weniger widerspruchslos akzeptiert. „Und doch weiß jeder, der mit den Quellen zu arbeiten versucht, wie sehr die mittelalterlichen Termini einer Festigkeit in unserem Sinne widerstreben, weil sie immer undefiniert gebraucht sind, immer occasionell, im nächsten Augenblick etwas für uns erstaunlich anderes bedeuten“12. Die Notwendigkeit einer verbindlichen Definition der Erzählungen13, die mal hier als „Versnovelle“, mal da als „Märe“, und wieder woanders als „Bîspel“ bezeichnet wurden, nahm schließlich der Tübinger Märenforscher HANNS FISCHER zum Anlass, eine umfangreiche und akribisch recherchierte Untersuchung über eben jene Texte vorzulegen14. Das fast 500 Seiten starke Buch gilt heute als Standardwerk im Bereich der Erforschung der Märenliteratur und wird auch von mir als Referenz angesehen und als solche verwendet15.

FISCHER liefert nicht nur eine mehr als brauchbare Märendefinition ab, welche Eingang in alle gängigen Untersuchungen der Märenforscher und –forscherinnen gefunden hat, er kanonisiert darüber hinaus – ausgehend von eigener Editionsleistung – den vorhandenen Textbestand und hinterlässt somit ein wichtiges und dankenswertes Arbeitsgerüst. Nachfolgend werden nun kurz die wesentlichen Kernpunkte der Untersuchung FISCHERs zusammen gefasst16.

Als Ausgangspunkt für seine Überlegungen fungiert eine erkennbare Unzufriedenheit über die Tatsache, dass „die ältere Märenforschung (sofern sie überhaupt auf die Gattung reflektierte) glaubte […] das Definitions- und Exklusionsproblem mittels eines salto mortale vom Sprungbrett des neuzeitlichen Novellenbegriffs auf eine ebenso schnelle wie elegante Art lösen zu können“17. FISCHER negiert also, in Anlehnung an PABSTs vielbeachteter Untersuchung zum Novellenbegriff18, die Gattung „Novelle“ als Gesamtkonstrukt und postuliert pari passu die Existenz einer „Vielzahl ‚jeweiliger‘ Novellenbegriffe, deren Verschiedenheit, ja Unvereinbarkeit für den weiterab Stehenden durch die Identität der Benennung verdeckt ist“19. Für ihn ist demnach evident, dass die Gattungsbestimmung der in Frage kommenden Texte nicht im Rückgriff auf boccacciale Definitionsmerkmale erfolgen kann und darf20. FISCHER ist sich bei seinen Ausführungen der Sensibilität des Unternommenen sehr wohl bewusst. Aus diesem Grunde führt er einen Platzhalter für die Bezeichnung ein, wenn man so will eine ‚Termvariable x‘, indem er sagt: „Die Wahl der Benennung ist aber grundsätzlich von untergeordneter Bedeutung – wer mit ‚Märe‘ nicht einverstanden ist, möge etwas Besseres vorschlagen -; wesentlich allein erscheint mir, daß der Name ‚Novelle‘ ferngehalten wird“21. Ausgehend von seiner Novellennegation erläutert FISCHER anschließend seine methodische Vorgehensweise. Er kritisiert nicht nur den Novellenbegriff per se, er möchte ferner das Märe nicht in begriffsgeschichtlicher Verwandtschaft mit der „hypothetischen Natur- und Urform“22 der Novelle, also dem „Decamerone“, verstanden wissen. Dies bedeutet gleichsam, dass FISCHER als Werkzeug zur Definitionsfindung das Mittel der Deduktion kategorisch ausschließt und stattdessen zur langwierigeren Induktionsmethode tendiert. Über das Problem Deduktion vs. Induktion, oder anders ausgedrückt: „Welches Verfahren eignet sich in literaturwissenschaftlicher Hinsicht am ehesten, um Erkenntnisse zu gewinnen?“, wurde viel und lange diskutiert; eine eingehende Betrachtung an dieser Stelle scheint überflüssig. Genannt sei deshalb lediglich folgende aus den 1970er-Jahren stammende, gleichsam markante wie prägnante Feststellung, die den eigentlichen Kern des Problems auf den Punkt bringt: „Reine Induktion wie reine Deduktion scheinen offensichtlich in Aporien zu führen“23.

Ich erachte in unserem und FISCHERs erkenntnisorientierten Verfahren die Festlegung der Methodik als bloßen Zwang zur Einpressung in eine in diesem Zusammenhang nicht relevante Nomenklatur. Wesentlich bleibt letztendlich nur der empiriegeleitete Ansatz, den FISCHER in der Folge höchst konsequent verfolgt.

Seine aufwendige Kern-Untersuchung24 schließt nicht weniger als 23 mittelalterliche Textsorten25 ein, die er hinsichtlich der stilistisch-äußeren Gestaltungsmerkmale, sowie des vertretenen Figurenpersonals und schließlich weiteren textimmanenten Kriterien unter die gattungstheoretische Lupe nimmt.

Was als Resultat heraus kommt, ist, wie bereits weiter oben erwähnt, letztendlich richtungsweisend für die gesamte Märenforschung. FISCHERs Definition der Gattung Märe ist vielzitiert:

Nach unseren Beobachtungen und Überlegungen ist das Märe eine in paarweise gereimten Viertaktern versifizierte, selbständige und eigenzweck- liche Erzählung mittleren (d.h. durch die Verszahlen 150 und 2000 ungefähr umgrenzten) Umfangs, deren Gegenstand fiktive, diesseitig-profane und unter weltlichem Aspekt betrachtete, mit ausschließlich (oder vorwiegend) mensch- lichem Personal vorgestellte Vorgänge sind.26

Auf der Grundlage seiner Definition schließlich kristallisiert FISCHER einen Textkanon aus für ihn 212 vollwertigen Mären, sowie 7 fragmentarischen Texten heraus, welche dennoch in sein Märenschema passen27.

Aus diesem Textkorpus wähle ich die Märentexte für die Einbeziehung in die vorliegende Arbeit aus. Entgegen anderer Meinungen halte ich den Kanon für durchaus stringent und akribisch herausgearbeitet. Die Textauswahl ist in sich schlüssig, auch die Tatsache, dass FISCHER eine klare Abgrenzungslinie zwischen „Märe“ und „Bîspel“ schafft, ist nachvollzieh- und anerkennbar, ja sogar wünschenswert28. Für ihn gelten Bîspeln nicht als literarische Gattung, sondern vielmehr als „poetisches Prinzip“, das sich auf eine Vielzahl literarischer Gattungen anwenden lässt29. Ihm zur Seite springt DE BOOR: „ bîspel meint zunächst nichts Literarisches, zumal keine literarische Gattung. Es meint jede Anwendungsmöglichkeit der Significatio“30.

Dieser epischen „Kleinstform“31 verleiht FISCHER den Umfang von höchstens 90-100 Versen und kennzeichnet eben jenen Umfang als „episch zu dünn für das Märe“32.

Seine kanonisierte Textzusammenstellung also dient mir im Verlaufe der vorliegenden Arbeit als Leitfaden durch die Vielzahl der in Frage kommenden Texte, quasi als rahmenstiftende Auswahlinstanz.

Abschließend ist noch ein kurzes Wort zu verlieren über zwei weitere herausragende und auf die Forschung wirksame Untersuchungsergebnisse, zu denen FISCHER gelangt.

Es ist dies erstens die Einteilung der Märentexte in 13 Themenkreise33. Für unsere Untersuchung allerdings sind die Themenkreise der Mären nicht von großem Belang, die ausgesuchten Texte stammen aus so gut wie allen Bereichen, ‚Ritterliche Aventiure‘ und ‚Treue Minne‘ einmal ausgenommen. Zweitens, und dies ist die wichtigere und gewichtigere Einteilung, klassifiziert Fischer drei Mären-Grundtypen: schwankhaftes Märe34, höfisch-galantes Märe und moralisch-exemplarisches Märe. Wie wir sehen werden, gehört dem zweitgenannten Grundtypus kein Text mit immanenter Diskriminierungstendenz an, die Texte sind durchgängig schwankhafter Natur.

2.1.2 HEINZLEs Universalkritik

Nicht wirklich zufrieden mit Fischers definitorischer Leistung zeigt sich JOACHIM HEINZLE. Dessen Kritik an der FISCHERschen Gattungskonzeption äußert sich im Wesentlichen anhand von zwei Aufsätzen35, wobei innerhalb dieser Texte mitunter sowohl sprachliche als auch argumentative Deckungsgleichheit herrscht.

Soweit ich es überblicken kann, stellt HEINZLEs Veröffentlichung die aggressivste und zum Teil auch unnachgiebigste Kritik am Märenbegriff dar. Andere Meinungen (ZIEGELER, Kap. 2.1.3; SCHIRMER, Kap. 2.1.4) sind ebenfalls nicht zu einhundert Prozent einverstanden mit FISCHER, liefern aber durch weniger Offensivität gleichsam weniger Raum zur Kritik an der Kritik.

Ich möchte HEINZLEs Kernforderung gleich zu Beginn vorweg nehmen, um mich dann methodisch seinen Hauptkritikpunkten zu widmen: „Ich plädiere also dafür, den FISCHERschen Märenbegriff aus unserem gattungspoetologischen Instrumentarium zu streichen“36. Die Radikalität des Postulates bedingt eine eingehendere Auseinandersetzung mit HEINZLEs Positionen. Soweit möglich, werde ich auf jegliche Wertung verzichten, meine Einschätzung der FISCHERschen Gesamtleistung ist weiter oben ersichtlich (Kap. 2.1.1).

1.) HEINZLE bezeichnet FISCHERS Märenbegriff als eine „Setzung“37. Er begründet dies u.a. mit der Feststellung, dass die parallel-mediävistischen Disziplinen in Gänze – trotz annähernd identischem Textbestand – ohne ein korrespondierendes Gattungskonzept auskämen. Als stützendes Element bedient sich HEINZLE des Mentalkonstruktes der „historischen Wesenserkenntnis“, welche FISCHER im Rahmen seines Gattungsbegriffs als erfüllt ansieht38. Wesentlicher Bestandteil jener Wesenserkenntnis ist für HEINZLE ein „Traditionsschema“, bestehend aus Traditionsstiftung, Traditionserfüllung und Traditionsveränderung. Im Kern stützt sich HEINZLE dabei auf die literaturtheoretische Arbeit von JAUSS39. Entscheidend für HEINZLE ist, dass Texte oder Textkombinationen (HEINZLE spricht an dieser Stelle von „Element oder Elementkombinationen“40 ) eine hinreichende Prägnanz aufweisen, um traditionsstiftend wirken zu können. Eben jene Prägnanz spricht HEINZLE dem FISCHERschen Märenkorpus vollends ab im Hinblick auf die große Bandbreite der möglichen inhaltlichen Strukturmerkmale. Gleichzeitig bezeichnet er den Märenbegriff als künstlich dergestalt, dass ihm jegliche praktikable Einprägsamkeit abgehe.
2.) HEINZLE identifiziert in FISCHERs Märendefinition den Rekurs auf Boccaccio. Genau diese methodische Vorgehensweise hat FISCHER expressis verbis aber abgelehnt. Im Kern richtet sich HEINZLEs Kritik in diesem Punkt grundlegend gegen die angewendete Methodik. De facto ist dieser Punkt in der Forschung nicht nur bei HEINZLE, sondern auch auf breiter Ebene als kritische Hauptanlaufstelle zu FISCHERs Märenbegriff in Erscheinung getreten. HEINZLE spricht hier von „Ausgliederungsverfahren“41, MÜLLER beispielsweise nennt FISCHERs Empirieoperation „Subtraktionsverfahren“42. In diese Argumentationslinie eingebettet befindet sich gleichsam das Unbehagen HEINZLEs im Bezug auf die inhaltlichen Wesensmerkmale der von FISCHER klassifizierten Märentexte. HEINZLE sieht darin eine „dominierende Tendenz zur Diesseitigkeit bzw. Wirklichkeitsgemäßheit“43, welche er ebenso in den Novellen des „Decamerone“ identifiziert zu haben glaubt. Rein basismethodisch wendet HEINZLE FISCHERs Märendefinition in der Folge konsequent auf jene Novellen der Boccaccio-Sammlung an und kommt zu dem Schluss, dass auf inhaltlicher Ebene eine beachtenswerte Deckungsgleichheit zwischen Decamerone-Novelle und FISCHERscher Märenkonzeption festzustellen sei. Seine Gegenprobe vollführt er an diversen mittelalterlichen Kleinepiksammlungen, darunter auch die berühmten „Canterbury Tales“ von GEOFFREY CHAUCER. Als Ergebnis belege diese Applikation, dass „Boccaccios Auswahl aus dem Typenfundus der mittelalterlichen Kleinepik einzig dasteht“44. HEINZLE sieht darin den Beleg für eine „unhistorische Applizierung der durch das ‚Decameron‘ repräsentierten Typenauswahl auf die mittelalterlichen Texte“45. Er geht sukzessive einen Schritt weiter bei seinem Versuch, das Märenkonzept von FISCHER aus den Angeln zu heben. So bezeichnet er FISCHERs Märenbegriff als „Usurpation des Novellenbegriffs“, als „Ableger wider Willen einer Novellentheorie“46. Dadurch vermag er seine oben erläuterte These der willkürlichen Setzung zu untermauern. HEINZLE plädiert folglich für eine Verwendung des Terminus „Novelle“ auch im Hinblick auf mittelalterliche Texte und der damit einhergehenden Sprengung der „doktrinären Vorstellungen jener Novellentheorie“47.
3.) HEINZLE entdeckt Unregelmäßigkeiten beim Abgrenzungsschema Bîspel – Märe. Zunächst leuchtet ihm die Notwendigkeit der Abgrenzung in toto nicht ein: „Daß zwischen episch-didaktischen Klein- und Kleinstformen kategorial zu scheiden sei, läßt sich dem System als solchem nicht entnehmen und wird auch nicht begründet, sondern als Problem einfach vorausgesetzt“48. Darüber hinaus ist er unzufrieden mit der von FISCHER installierten Übergangszone von Grenzfällen. HEINZLE lässt dabei außer Acht, dass Grenzziehungen in der Literaturwissenschaft (wie übrigens auch in der Geschichtswissenschaft oder anderen Disziplinen) niemals exakt verlaufen können, sondern immer teilweise ‚schwammige‘ Übergänge bedingen und dadurch einen Hang zur Diffusität bekommen. Das prominenteste Bespiel hierfür ist die Problematik bei der Festsetzung von Epochen. Auch hier sind Übergänge immer fließend und gehen nicht ad hoc vonstatten. FISCHER musste ergo mit jenem Problem zu kämpfen gehabt haben; er musste es ferner vom Abstraktum ins Konkretum umsetzen, und das sowohl auf formaler als auch auf kontextualer Ebene. HEINZLE stößt sich weiter an der quantitativen Absetzung vom Bîspel zum Märe, also einem an Verszahlen orientierten Vorgehen49. Der nachfolgende ‚Gegenbeweis‘ HEINZLEs auf vergleichender Textbasis ist nicht weiter von Belang; HEINZLE möchte damit lediglich den Grundstein legen für seinen Eindruck der „heillosen Verwirrung“50. Summa summarum richte FISCHERs Märenkonzeption aus HEINZLEs Sicht für den germanistisch-mediävistischen Forschungsdiskurs mehr Schaden an, als dass sie ihm nutzt. Sie sei demnach nicht dazu angetan, für eine Ordnung innerhalb der nach Richtlinien strebenden Gattungstheorie zu sorgen. Einen ernsthaften Gegenentwurf allerdings bleibt HEINZLE unterdes schuldig.

2.1.3 ZIEGELERs partiell-definitorischer Neuansatz

Einen eben solchen Gegenentwurf bietet in Ansätzen HANS-JOACHIM ZIEGELER51.

Ausgehend von FISCHERs ursprünglicher Märendefinition und HEINZLEs Radikalkritik sieht sich ZIEGELER im Hinblick auf sein Forschungsvorhaben dazu genötigt, eine partielle Neukonzeption des Märe durchzuführen. Er begründet dies mit seinem Eindruck, der FISCHERsche Märenkatalog erscheine ihm als „rationalisiertes Produkt einer in 150jähriger Forschung angesammelten Textmenge heterogener Provenienz“52. Er rückt damit in unmittelbare Nähe zu den Erkenntnissen HEINZLEs. Dennoch weicht er ab von dessen Forderung nach einer vollständigen und rücksichtslosen Tilgung des Märenbegriffs aus dem gattungstheoretischen Vokabular der germanistischen Mediävistik; er verwendet für Teile seiner untersuchten Texte durchgehend den Terminus „Märe“ in der von FISCHER geprägten Form und flüchtet sich nicht in ausweichende Begrifflichkeitsmuster.

Als Ziel seiner partiellen Neuausrichtung des Märenkonzeptes formuliert er „eine Art ‚rettender Kritik‘ von FISCHERs Studien, eine Kritik, deren Ertrag darin zu sehen wäre, daß FISCHERs Vorstellungen literarhistorischer Gattungen in ihrem Erkenntniswert im Prinzip ebenso hoch anzusetzen sind wie die Auffassungen HEINZLEs“53.

Er beginnt zunächst mit dem Versuch der argumentativen Entkräftung von HEINZLEs „Boccaccio-These“, indem er aufzeigt, dass zuallererst FISCHERs Sprachgebrauch (i.e. dessen Verwendung der Termini „Novelle“ oder „Novellistik“) keinerlei Anlass zur Vermutung gäbe, FISCHERs Textkanon sei im Rekurs auf Boccaccio entstanden. Darüber hinaus identifiziert ZIEGELER keineswegs die von HEINZLE genannte Diesseitigkeit bzw. Wirklichkeitsgemäßheit im Hinblick auf FISCHERs Textauswahl. Vielmehr behauptet er, FISCHER habe sich klar erkennbar gegenüber dieser in Novellentheorien erscheinenden Kategorie abgegrenzt54, da sich „diesseitig-profan“ und „Wirklichkeitsgemäßheit“ nicht entsprächen.

ZIEGELER gelangt schließlich nach weiteren textkritischen Untersuchungen, auf die es an dieser Stelle nicht notwendiger Weise einzugehen bedarf55, zu einer finalen Einschätzung des Stellenwertes der HEINZLEschen Ausführungen: „Alles in allem betrachte ich also HEINZLEs Kritik auf inhaltlicher Ebene als zwar gewichtig, letztlich aber nicht durchschlagend genug, um FISCHERs Konzeption gänzlich ad acta zu legen. Anders steht es mit den Einwänden HEINZLEs auf formaler Ebene“56.

Es folgt hernach eine kritische Auseinandersetzung sowohl mit FISCHERs Abgrenzungsschemata, als auch mit HEINZLEs Einwänden gegen eben diese. ZIEGELER vertritt in diesem Punkt eine an HEINZLE orientierte Sichtweise: nach seiner Zählung passen insgesamt 58 Texte nicht in den von FISCHER festgelegten Märenkorpus57. Als Konsequenz des Gesagten liefert ZIEGELER einen neuorientierten erweiterten Textkanon, bestehend aus dem kompletten ursprünglichen Märenkorpus FISCHERs, ergänzt durch 49 Texte, welche FISCHER seinerzeit als dem Grenzbereich zugehörig definiert hatte. Unterm Strich präsentiert ZIEGELER einen Textkorpus mittelalterlicher Kleinepik, bestehend aus 268 Textdenkmälern.

Den finalen (wünschenswerten?) Schritt allerdings vollzieht ZIEGELER nicht; er verwendet für die Texte seines neu generierten Korpus – einem Vorschlag HEMPFERS folgend58 – „Märe“ als „Sammelbegriff“, ausdrücklich ohne „für die Texte den Status einer Gattung (in welchem Verständnis auch immer) zu verbinden“59.

Wesentliche, eine Gattungsbildung fördernde Erkenntnisse können folglich durch ZIEGELER nicht gewonnen werden.

2.1.4 Versnovelle, Novelle oder doch Schwank?

Wie wir bereits festgestellt haben, hatte FISCHER im Rahmen seiner Märenkonzeption als Postulat ausgegeben, sowohl auf den Begriff „Novelle“ als auch den damit verbundenen Implikationen und Definitionen zur Gattungsbeschreibung des Märe vollends zu verzichten. Im Folgenden möchte ich eine kurze „Verwendungsübersicht“ darstellen, d.h. es sollen hier diverse, in der Sache andersartige Möglichkeiten zur distinktiven Gattungsbenennung der Märentexte aufgezeigt werden60. Ich erhoffe mir dadurch abschließend, ein noch klareres Bild über die Problematik der Gattungstypisierung zeichnen zu können.

1.) Relativ zeitgleich zu FISCHER liefert KARL-HEINZ SCHIRMER eine Untersuchung mit der „mittelhochdeutschen Versnovelle“ im Zentrum, welche tatsächlich in partieller Mitarbeit FISCHERs entstand61. Die Arbeit an sich ist für uns vorerst nicht von Interesse62, da sie mit einem schwierigen Problem zu kämpfen hat: „The themes dealt with are of such diversity that the book tends to lack a clear-cut outline“63. Als äußerst ergiebig allerdings entpuppt sich das zwar knappe, dafür inhaltsreiche Vorwort des Autors. Darin begründet SCHIRMER die Titelgebung der Arbeit mit den bereits weiter oben angesprochenen Zuständen des babylonischen Bezeichnungswirrwarrs. Durch die Verwendung der pragmatischen Terminologie „mittelhoch-deutsche Versnovelle“ verspricht sich SCHIRMER also, dass sein Leser das Themengebiet schneller umreißen möge als dies bei der Verwendung des Begriffs „Märendichtung“ möglich sei. SCHIRMER begibt sich dadurch in Erklärungsnot, da er sich bezüglich der Meidung des neuzeitlichen Novellenbegriffs ausdrücklich auf FISCHERs Seite schlägt. An dieser Stelle bedient sich SCHIRMER eines semantischen Taschenspielertricks, indem er feststellt, die auf die Epoche zielende Einschränkung „mittelhochdeutsch“ beinhalte bereits „eine genügende Abgrenzung von der Novelle des 19. Jahrhunderts“, ferner „lag die Leistung dieser mittelalterlichen Erzähler vorwiegend im ‚Novellieren‘ überkommenen Erzählgutes“64. Ob die bloße zeitliche Eingrenzung an dieser Stelle ausreicht, um das von SCHIRMER gewünschte Ergebnis der klaren Abtrennung zum neuzeitlichen Novellenbegriff zu erzielen, darf getrost bezweifelt werden; impliziert das Bewusstsein, dass die Bezeichnung einer Einschränkung bedarf nicht auch gleichzeitig das Vorhandensein einer auf „Novelle“ gerichteten Lesart? SCHIRMER vollzieht noch einen weiteren progressiven Schritt und stellt den Mären eine Position als mittelalterliches Analogon der Novellen der neuzeitlichen Dichtung in Aussicht. Die Auffassung, es handele sich bei den Mären um die ‚Urform‘ der Novelle, vertritt er währenddessen nicht65. Ganz sicher scheint sich SCHIRMER seiner Sache unterdes nicht zu sein, was verdeutlicht wird durch die in seiner Arbeit durchmischte Benutzung der Termini „Märe“ und „Versnovelle“. Vorsorglich bittet er den Leser in diesem Sachverhalt „keine gedankliche Inkonsequenz zu sehen“66. Da er die Möglichkeit sähe, der Terminus ‚Märe‘ könne sich dereinst in der Germanistik durchsetzen, habe er vielmehr versucht, sich von den Bestrebungen in diese Richtung nicht auszuschließen67. Wir halten also fest: SCHIRMER vertritt einen mit der Bezeichnung „mittelalterliche Versnovelle“ deutlich konträren Ansatz in der Wahl der Bezeichnung der Märentexte.
2.) „Seit wann gibt es die deutsche Novelle?“68. Diese erkenntnisorientierte Fragestellung leitet eine mutige und gleichsam beachtenswerte Arbeit von ELFRIEDE STUTZ. Bereits 1950 als Dissertation verfasst und angenommen, wurde sie erst im Jahre 1991 postum veröffentlicht und hat so, wenn überhaupt, nur spärlichen Eingang in den Forschungsdiskurs finden können. Dies ist bedauerlich, denn der Ansatz, den STUTZ verfolgt, ist dazu geeignet, die schier unendlich scheinende Novellendiskussion in erfrischender Art und Weise zu beleben. Im Hinblick auf unser gestecktes Ziel der exemplarischen Darstellung ist sie unerlässlich, um weitergehende Diskrepanzen im uneinheitlichen Gattungsverständnis darzulegen. STUTZ untersucht acht mittelalterliche Texte, die sie als Novelle identifiziert zu haben glaubt und erkennt weiteres Textpotential in der von ihr betitelten „mhd. Novellistik“69. Interessant ist hierbei der Vergleich mit FISCHERs später – sehr wahrscheinlich in Unkenntnis der Arbeit STUTZ‘ – entstandenem Märentextkanon. Immerhin 63% der von STUTZ beobachteten Texte klassifiziert FISCHER ohne Einschränkungen als Mären und damit gleichzeitig – entsprechend seiner Definition – als „Nicht-Novellen“70. Die verbleibenden drei Texte „Crescencia“, „Der Arme Heinrich“ (nach FISCHER fromme Welterzählungen) und „Lucrecia“ (nach FISCHER unselbständig, da Teil der „Kaiserchronik“)71 haben zumindest keinen Eingang in FISCHERs Märenkanon gefunden, ja noch nicht einmal in dessen Grenzbereich. Daraus ergibt sich, freilich auf etwas kleinerer Ebene, eine bemerkenswerte Inkongruenz in der gattungstypologischen Wahrnehmung einzelner Textdenkmäler. STUTZ entwickelt im Verlaufe ihrer Untersuchungen eine anhand der modernen Novellentheorie orientierte Neudeutung einiger Texte, die FISCHER folgend als Märe bezeichnet werden können72. Ausgangspunkt ist dabei eine festgestellte formale Ähnlichkeit der von Boccaccio geprägten Novelle mit den Schwankmären des Mittelalters73. Auf inhaltlicher Ebene fehle laut STUTZ allerdings die dem Schwank innewohnende Pointierung. Stattdessen definiere sich eine Novelle durch das Vorhandensein von Wendepunkten, Schicksalswenden, Peripetien, die es in dieser Form in den Schwänken nicht gäbe. Schlussfolgernd vertritt STUTZ die Auffassung, vom Standpunkt der modernen Novellentheorien aus „müßten eigentlich auch diejenigen Novellen des Dekameron, die auf einen Streich oder eine Pointe hin angelegt sind, nicht mehr ‚Novellen‘, sondern ‚Schwänke‘ oder ‚Schwanknovellen‘ heißen, so die gesamten Ehebetrugsgeschichten“74. Die These ist kühn. Man stelle sich die Auswirkungen dieser Neudeutung nicht nur für die germanistische Novellen-forschung vor, auch der Aufschrei unter den Romanisten wäre groß. Dieses Beispiel ist sehr dazu angetan, die mannigfachen Auslegungsmöglichkeiten mittelalterlicher Textdenkmäler offenzulegen. Und es verdeutlicht gleichfalls die Notwendigkeit der Vereinheitlichung der Bezeichnungsschemata nach FISCHERschem Vorbild.
3.) Noch vor FISCHERs wegbereitender Forschungsarbeit veröffentlichte KLAUS HUFELAND eine Monographie über deutsche Schwankdichtung des Spätmittelalters75. Er bemüht sich darin, die Bauformen von, wie er sie bezeichnet, „mhd. Verserzählungen“ zu untersuchen, geht also auf rein formaler Ebene vor. Er verfolgt dabei einen eigentümlichen Ansatz der Zahlenkomposition und stößt damit auf wenig Gegenliebe76. Aber selbstredend hat auch er sich mit dem gattungstheo-retischen Problem zu beschäftigen. HUFELAND geht dabei in zwei Schritten vor. Er entwirft als ersten Schritt ein Definitionsmodell der Schwankdichtung. Sein Definitionsansatz könnte in etwa wie folgt nachgezeichnet werden (die Ziffern in Klammern verweisen auf die Seitenzahlen bei „Hufeland, Schwankdichtung“):

1. „Schwank“ ist kein literarischer Begriff, er bezeichnet eine Gruppe vor- und außerliterarischer Erzählstoffe (12).
2. Themen des Schwankes sind „scherzhaft, lustig, häufig derb und ins Obszöne gleitend“ (11).
3. Schwankstoffe gehen Bindungen mit anderen Themen ein und bilden so literarische Synergien (14f).
4. Ein Schwank trägt immer parodistische Züge (15).
5. Da die „Urform des Schwankes“ oraler Provenienz ist, benötigt der Schwank literarische Fremdformen, um dichterischen Wert zu erhalten (17). Ausgehend von diesen Beobachtungen vollzieht HUFELAND den notwendigen zweiten Schritt und nähert sich der ‚Darbietungsform‘ über eine Überprüfung des vorhandenen Handschriftenmaterials: „Die gattungsmäßig-formale Geschlossenheit der überlieferten Lyrik- und Spruchsammlungen des Mittelalters ist augenfällig“77. Als geeignete Darbietungsform der Schwankstoffe zeigt sich nach HUFELAND unterm Strich die Verserzählung: „Die Verserzählung hingegen [im Kontrast zur zweckorientierten, belehrenden Exempel-Prosa, M.P.] will zunächst einmal der Unterhaltung dienen; einer Unterhaltung allerdings, die den literarischen Ansprüchen des Spätmittelalters entgegenkommt“78. Was ist dadurch in unserem exemplarisch-deskriptiven Zusammenhang gewonnen? Zur Beantwortung dieser Frage lohnt sich ein ähnlicher Blick auf das untersuchte Textmaterial wie in der causa STUTZ / FISCHER. Anhand mehrerer Handschriften (Große Heidelberger Hs. Cpg 341, „Liedersaalhandschrift“ Donaueschingen Cod. 104, Dresden Cod. M 68, Karlsruhe Cod. K 408, Straßburg Cod. A 94, sowie 2 weitere namentlich nicht genannte Handschriften) bearbeitet HUFELAND demnach insgesamt – teilweise in verschiedenen Versionen – 67 Texte, die er seiner Schwankdefinition zugehörig findet. Von eben jenen 67 Texten finden sich 61 im FISCHERschen Märenkanon wieder79. Die verbleibenden sechs Texte sind durch FISCHER in die Grenzbereiche zum Märe verschoben worden. Wenn man so will, haben wir es also hier mit einer (minimalen) Vorform der Genese des Märenkorpus‘ FISCHERs zu tun. FISCHER hätte zumindest auf nahezu alle in Augenschein genommenen Texte seinen Typus des schwankhaften Märe anwenden können, sofern er die Zusammenstellung als Grundlage wahrgenommen und akzeptiert hätte.

2.2 Die literarischen Vorläufer des Märe

„Deutsche Literatur ist weithin und in allen möglichen Formen Übersetzung – interlinear, freie Bearbeitung, Nachdichtung, Umdichtung, Kommentar“80. WEHRLI bezieht sich mit dieser Aussage freilich nur auf die Literatur des Hochmittelalters. Vollständige schöpferische Eigenleistung der entsprechenden Autoren kann in den wenigsten Fällen angenommen werden. Dies ändert sich teilweise im Spätmittelalter, zunehmend bedingt durch zeitgenössisch-soziologisch veränderte Problematiken und Fragestellungen (Reformation). Autoren wie beispielsweise Hans Sachs konnten, durch die veränderten publikationstechnischen Möglichkeiten, in agitatorisch-zeitkritischer Weise tätig werden81. Der eigenschöpferische Anteil solcher politisch motivierten Schriften ist ungleich höher als jener der Märendichter, deren Werke fast ausschließlich unterhaltenden Charakter besaßen. „Urfassungen“ als Basis für die Textproduktion sind die Regel. Die dabei bearbeiteten Stoffkreise sind entweder mündlich tradiert oder liegen im Idealfall bereits in chirographischer Form vor, dann allerdings in anderer Sprache. Dies bedingt selbstverständlich einen entsprechend hohen Bildungsstand des Autors, nicht allerdings den des Rezipienten. Denn für das deutschsprachige Hochmittelalter greift das Konzept der „oral poetry“ in zweifacher Hinsicht: Die aufzuschreibenden Werke werden mündlich tradiert, die aufgeschriebenen mündlichen Tradierungen werden (im Regelfall) wiederum mündlich zum Vortrage gebracht82. WEHRLI hat dazu vier Formen der „oral poetry“ festgestellt:

1.) eine rein mündlich tradierte und vorgetragene und nur im ‚Buch‘ des Gedächtnisses bewahrte und überlieferte ‚Literatur‘;
2.) die schriftliche Aufzeichnung mündlicher Formen und dabei eventuell auch eine Bearbeitung der mündlichen Form unter buchliterarischen Vor- stellungen oder umgekehrt mit buchliterarischer Verwendung mündlichen Stils;
3.) mündlicher Vortrag von schriftlich fixierten oder fixierbaren Formen - sei es, weil solche nur in der geselligen Übung leben, sei es, weil ein illiter- ates Publikum den mündlichen Vortrag verlangt;
4.) eine eigentliche Leseliteratur, die man aber mindestens bis ins 16. Jahr- hundert hinein auch im stillen Kämmerlein laut vor sich hin zu lesen pflegte.83 Für die Phase des literarischen Entstehungs- und Wirkungsprozesses können wir getrost die Punkte 3.) und 4.) als gegeben ansehen; FISCHER ist zu ähnlichen Ergebnissen gelangt84. Woher aber bezogen die mittelalterlichen Schriftsteller ihre literarischen Inhalte? Oder auf den Untersuchungsgegenstand verengt müsste die Frage besser lauten: Welcher Art waren die Vorlagen der deutschen Märendichter? Darauf möchte ich nachfolgend knapp exkursartig eingehen.

2.2.1 Das lateinische ridiculum

Im frühen Mittelalter spielt in literarischer Hinsicht volkstümliche Sprache überhaupt keine Rolle. Das Lateinische fungiert als allumfassende Schrift-Universalsprache auf allen Ebenen, sowohl klerikal als auch profan. Insofern ist es wenig verwunderlich, dass der „Prototyp“ der Schwankdichtung (und damit gleichzeitig der Märendichtung) im lateinischen Gewand der lingua franca gekleidet daher kommt. Die Rede ist vom ridiculum, unter Romanisten hin und wieder auch als „lateinischer Schulschwank“85 bezeichnet.

Beim ridiculum86 handelt es sich nicht um einen in sich geschlossenen, literarisch klar definierbaren Textapparat, der gattungsstiftend wirken kann. Vielmehr lässt sich über den relativ großen Zeitraum von 400 Jahren (vom Anfang des 9. Jahrhunderts bis ca. 1190) ein nur spärliches Textmaterial lokalisieren. Hinzu kommt der geographisch extrem weit gefächerte Verbreitungsraum, welcher wiederum durch die Allgemeingültigkeit der lateinischen Sprache bedingt ist. Unter ca. 20 bekannten Texten lassen sich Entstehungsorte in Frankreich, Deutschland, England und Italien nachweisen. Das ridiculum tritt als mittelalterliches einheitssprachlich-gesamteuropäisches Phänomen in Erscheinung. JÜRGEN Beyer bezeichnet die Gattung ridiculum ob der genannten Eigenschaften folgerichtig als „inkohärentes Gebilde“87.

Rein inhaltlich definiert Beyer das ridiculum als „narrative oder doch zumindest narrativ-lyrische Gestaltung“ mit „vorwiegend unterhaltenden, schwankhaften“ Intentionen. Parallelen zum deutschen Märe sind nicht zu übersehen.

Innerhalb der überschaubaren Textmasse lassen sich zwei narrative Gestaltungstypen herauslösen. Beyer unterscheidet zwischen ridiculum dictum und ridiculum factum.

Das ridiculum dictum zeichnet sich demnach aus durch die Diskrepanz zwischen Sache (res) und Wortwahl (dicta). Es zielt auf eine witzige Pointe durch „durchkreuzte Erwartung“, zumeist nur gekennzeichnet durch „punktuelle Komik der Witzpointe“88.

Im Gegensatz dazu löst sich das ridiculum factum von der Abhängigkeit der Komik von der Pointe unter Zuhilfenahme des Stilmittels der Erwartungsdurchkreuzung. In den Fokus rückt nun der gesamtgestaltete kontextuale Apparat: „Die punktuelle Komik des Witzes weicht der Komik der einzelnen Bilder und Episoden“89. Einzelne Bestandteile des Erzählten hätten demnach auch bei isoliert voneinander vorgenommener, selbständiger Betrachtung einen ‚komisch-schwankhaften‘ Impetus.

Die letztgenannte Form des lateinischen ridiculum bildet die gestaltungscharakteristische Grundlage für die sich nachfolgend entwickelnde, volkssprachliche Fassung im Frankreich des ausgehenden 12. Jahrhunderts.

2.2.2 Das altfranzösische Fabliau

Zum Entstehungsdatum der Fabliauxdichtung in Frankreich liegen in der romanis-tischen Forschung durchaus konkrete Jahreszahlen vor. TIEMANN90 setzt den Beginn jener literarischen Bewegung mit dem Jahr 1170 früher an als das Gros der übrigen Fachleute. Für diese stellt Jean Bodels Wirken ab 1190 den eigentlichen Beginn der Fabliauxliteratur dar. Somit dürfen die altfranzösischen Fabliaux mit Fug und Recht als direkte Vorbilder für die deutschsprachigen Mären gelten, deren erstes Inerscheinungtreten einige Jahrzehnte später datiert wird. Eng verbunden mit der Entstehung der Märendichtung ist dabei ein Name: „Der Stricker ist der erste deutsche Märendichter, den wir mit Namen kennen, und vielleicht auch der erste überhaupt“91.

Die Definition der Gattung Fabliaux schien der Romanistik ungleich leichter zu fallen als der Germanistik (vgl. Kap. 2.1). Bereits mit Ende des 19. Jahrhunderts legte BEDIER mit seiner Definition, ein Fabliau sei ein „conte à rire en vers“92, den Grundstock für eine weiterführende Diskussion, derer sich 1957 der Däne NYKROG annahm und weiter entwickelte: „On pourrait y ajouter qu’il [un fabliau, M.P.] doit appartenir à la littérature française médiévale et qu’il doit être relativement court, tout au moins qu’il doit en principe se borner à raconter un seul incident et ses conséquences immédiates“93.

Nykrogs Werk gilt heute unter Romanisten in ähnlicher Weise wie Fischers germanistische Arbeit als Wegbereiter der Forschung. Unter anderem vertritt Nykrog darin die mit Fischer für die deutschen Mären in Einklang zu bringende These, die Erzählungen seien, entgegen früherer Annahmen, nicht für ein ländlich-bäuerliches („burlesque“) Publikum bestimmt gewesen: [...], nous pouvons donc dire que le poète qui vient de composer un fabliau, envisage, comme public, les cercles littéraires en général, bourgeoisie citadine ou noblesse, et il destine son œuvre à égayer les soirées où les convives se délaissent après souper, ou d’autres réunions agréables du même genre.94

[...]


1 Zitiert nach: FM, Nr. 19, S. 174.

2 Rupp, Heinz: Schwank und Schwankdichtung in der deutschen Literatur des Mittelalters. In: Der Deutschunterricht 14 (1962), H.2, S. 29-48, hier S. 40.

3 Ebd., S. 40.

4 Daher liegt die Betonung im vorhergehenden Satz auf „möglichst“.

5 De Boor, Helmut: Über Fabel und Bîspel. In: Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wis- senschaften, philos.-hist. Klasse, H.1 (1966), S.3. Zukünftig zitiert als: De Boor, Fabel und Bîspel.

6 Wolfgang Haubrichs skizziert anschaulich die drei Hauptströmungen der Literaturgeschichtsschrei- bung (Sozialgeschichte, Mentalitätsgeschichte und gebrauchsorientierte Literaturgeschichte). Hierbei wird deutlich, dass Gattungstypologien allerdings größtenteils außen vor bleiben (Haubrichs, Wolf- gang: Welche Geschichte hat die Literatur? Reflexionen zu einigen neueren Paradigmen der me- diävistischen Literaturgeschichtsschreibung. In: Bräuer, Rolf u. Otfrid Ehrismann (Hgg.): Mediävistische Literaturgeschichtsschreibung. Göppingen, 1992, S. 81-93. Zu den Hauptströmungen vgl. S. 83-87).

7 1. Aventiure, V. 1. Zitiert nach der Reclam-Ausgabe des Textes: Das Nibelungenlied. Mittelhoch- deutsch/Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Karl Bartsch u. Helmut de Boor ins Neuhochdeutsche übers. u. komment. v. Siegfried Grosse. Stuttgart, 2002.

8 Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch in der Ausg. letzter Hd. 2. Nachdr. Aufl. v. 1885. Stuttgart, 1992, S. 156.

9 Dazu s.u. Kapitel 2.1.1 f.

10 Bekannt ist er allenfalls noch durch Martin Luther, welcher in der ersten Strophe seiner berühmten Weihnachtsliedversion schrieb: Vom Himmel hoch, da komm‘ ich her. Ich bring’ euch gute neue Mär, Der guten Mär bring‘ ich so viel, Davon ich sing‘n und sagen will Zitiert nach: Weber-Kellermann, Ingeborg: Das Buch der Weihnachtslieder. 151 Deutsche Advents- und Weihnachtslieder. Kulturgeschichte, Noten, Texte, Bilder. Mainz, 1982, S. 102f. Außerdem verwendet Hugo von Hoffmannsthal den Begriff zu Anfang der 20er Jahre des vergange- nen Jahrhunderts in seinem Gedicht „Idylle“: Die allgemeinen Straßen zog ich nicht und mied Der Hafenplätze vielvermengendes Gewühl, Wo einer leicht von Schiffern bunte Mär erfährt. Zitiert nach: Hugo von Hoffmannsthal: Gesammelte Werke. Erste Reihe in drei Bänden. Bd. 1: Die Gedichte. Berlin, 1924, S. 37-44, hier S. 40.

11 Als berühmtes Beispiel eignet sich an dieser Stelle erneut das Nibelungenlied. So wurde der Name Bligger II. von Steinach, seines Zeichens mutmaßlicher Schöpfer des „Umbehanc“, Mitte bis Ende der 1990er Jahre mit der Autorschaft des Textes in Verbindung gebracht. Vgl. dazu: Breuer, Dieter u. Jürgen Breuer: Mit spaeher rede. Politische Geschichte im Nibelungenlied. München, 1995; Breuer, Jürgen: Bligger II. von Steinach. Der Dichter des Nibelungenliedes. Horb am Neckar, 1999. Haltbar sind die Vermutungen der Breuers indes nicht gewesen.

12 Kuhn, Hugo: Dichtung und Welt im Mittelalter. 2., unveränd. Aufl., Stuttgart, 1969. S. 45.

13 Verbindlichkeit ist in diesem Sinnzusammenhang gleichzusetzen mit größtmöglicher Akzeptanz des Benutzers. In Ermangelung einer richtungsweisenden Instanz darf der Begriff nicht im eigentlichen Wortsinne verstanden werden.

14 Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung. Tübingen, 1968. Zukünftig zitiert als: Fischer, Märendichtung.

15 Natürlich gab es innerhalb des lebhaften Forschungsdiskurses u.a. Gegenpositionen. Diese seien weiter unten in den Kapiteln 2.1.2 – 2.1.5 vorgelegt.

16 Das Kapitel zu den vier Phasen der Märenforschung lasse ich dabei bewusst außer Acht. Größtenteils beschränkte sich die frühe Märenforschung auf reine Editionsarbeit, sehr oft auch heuristischer Natur, die außer von der Hagens „Gesammtabenteuer“ und Niewöhners „Neues Gesamtabenteuer“ wenig für uns Brauchbares hervor brachte.

17 Fischer, Märendichtung, S. 30. Kursiva stammen von Fischer.

18 Pabst, Walter: Novellentheorie und Novellendichtung. Zur Geschichte ihrer Antinomie in den roma- nischen Literaturen. Hamburg, 1953 (2., verb. u. erw. Aufl. Heidelberg, 1967).

19 Fischer, Märendichtung, S. 30.

20 Ebd., S. 31. An dieser Stelle wird Fischer höchst pathetisch: „Wer auf ein paar Ähnlichkeiten hin eine solche [Novellendefinition, M.P.] dem Märe substituiert, macht sich einer petitio principii schuldig, die sich in kürzester Frist mit schiefen Ergebnissen rächt. Vestigia terrent! “ (Kursiva stammen von Fischer). Locus classicus! Cum grano salis! Nichtsdestotrotz scheint dies ein angebrachtes rhetorisches Stilmittel zu sein, um auf die Komplexität des Problems hinzuweisen.

21 Fischer, Märendichtung, S. 31. Hier untertreibt Fischer gewaltig – von untergeordneter Bedeutung ist die Begriffsklärung wohl kaum. Dies hat auch Heinzle erkannt, der uns erneut in nachfolgendem Kapitel begegnen wird: „Das Chaos ist vollkommen. Es behindert nicht nur in empfindlichster Weise das Gespräch innerhalb der germanistischen Kleinepikforschung, es macht es dieser auch schwer, sich nach außen verständlich zu machen“ (Heinzle, Joachim: Kleine Anleitung zum Gebrauch des Märenbegriffs. In: Grubmüller, Klaus (et al.) (Hgg.): Kleinere Erzählformen im Mittelalter. Paderborn (et al.), 1988 (= Paderborner Colloquium 1987), S. 45-48, hier S. 45.

22 Ebd., S. 31.

23 Hempfer, Klaus W.: Gattungstheorie. Information und Synthese. München, 1973, S. 130. Zukünftig zitiert als: Hempfer, Gattungstheorie.

24 Vgl. dazu: Fischer, Märendichtung, S. 35-57.

25 Es sind dies: geistliche Rede, weltlich-didaktische Rede, Kurzgnomik, fachliterarisches Spruchge- dicht, politisch-didaktische Rede, politisch-enkomiastische Rede, politisch-skommastische Rede, Ehrenrede, Minnerede, Streitgespräch, persönliche Rede, Quodlibet, Parodien religiöser Texte und Genera, Zechrede, Obszönrede, Klopfan-Spruch, Priamel, Legende, Mirakelerzählung, Teufelser- zählung, Fromme Welterzählung, historischer Ergebnisbericht und Fabel. Den Roman und das Bîspel behandelt er gesondert.

26 Fischer, Märendichtung, S. 62f.

27 Ebd., S. 65-71.

28 Auch in dieser Frage begegnen wir in der Forschung terminologischem Chaos. So spricht beispiels- weise Arend Mihm von „märenartigen Bispeln“ (Mihm, Arend: Überlieferung und Verbreitung der Märendichtung im Spätmittelalter. Heidelberg, 1967, S. 106).

29 Fischer, Märendichtung, S. 59f., Anm. 134.

30 De Boor, Fabel und Bîspel, S. 33. Kursiva und Kleinschreibung des Terminus stammen von de Boor. Er verlagert damit das Problem ins Theologisch-theoretisch-bibelexegetische.

31 Fischer, Märendichtung, S. 59. An dieser Stelle möchte ich Fischer widersprechen. In Anlehnung an die Untersuchung von Klaus Grubmüller zu Sprichwörtern, texthomonymen Sätzen und anderer „Kürzestgnomik“ (Grubmüller, Klaus: Die Regel als Kommentar. Zu einem Strukturmuster in der frühen Spruchdichtung. In: Wolfram-Studien 5 (1979). Hrsg. v. Werner Schröder. S. 22-40), würde ich eher diese „Texte“ als epische Kleinstform bezeichnen. Für das Bîspel bliebe dann vielleicht noch der Term „thematisch offene Versdidaxe“.

32 Fischer, Märendichtung, S. 61.

33 Explizit nennt Fischer nur zwölf Themenkreise (S. 94-100). Der Vollständigkeit halber führe ich diese nachfolgend auf: 1.) Listiges Arrangement des Ehebetruges, 2.) Schlaue Rettung aus drohender Gefahr, 3.) Geglückte Entdeckung und Bestrafung des Ehebruchs, 4.) Eheliche Kraft- und Treuepro- ben, 5.) Verführung und erotische Naivität, 6.) Priapeia [also (personifizierte) Genitalien im Zentrum, M.P.], 7.) Verspottung von Liebhabern und Rache der Verspotteten, 8.) Schelmenstreiche und schlaue Betrügereien, 9.) komische Missverständnisse, 10.) Ritterliche Aventiure, 11.) Treue Minne und 12.) Demonstration allgemein-menschlicher Laster. Als Bestandteil eines 13. Themenkreises schließlich identifiziert er ca. 20 nicht zuordenbare Texte; diesen Themenkreis nennt Fischer „experimentelle Sonderfertigungen“ (S. 100).

34 Fischer schließt die undifferenzierte Verwendung von „Schwank“ als Gattungsterminus aus, da der Begriff „nur eine stoffliche Qualifikation beinhaltet“ (S. 101, Anm. 15). Dieselbe Problematik ver- anschaulicht sehr schön Werner Wunderlich in seinem Kommentar zur Textsammlung; demnach ist „Schwank“ ein „literarischer Begriff, der verschiedene Vorstellungen hervorruft und auf durchaus unterschiedliche Texte angewandt wird: Verserzählungen des Stricker und Knittelverse von Hans Sachs, Eulenspiegel -Historien und Schildbürger -Streiche, Geschichten voller obszöner und derber Späße, Anekdoten über witzige und närrische Leute, volkstümliche Ortsneckereien und mundartliche Possen, handfeste Theaterkomödien und klamaukhafte Fernsehspiele“. (Wunderlich, Werner (Hg.): Deutsche Schwankliteratur in 2 Bänden. Bd. 1: Vom frühen Mittelalter bis ins 16. Jahrhundert. Frankfurt, 1992, S. 256. Kursiva stammen von Wunderlich).

35 Heinzle, Joachim: Märenbegriff und Novellentheorie. Überlegungen zur Gattungsbestimmung der mittelhochdeutschen Kleinepik. In: Zeitschrift für Deutsches Altertum und Deutsche Literatur 107 (1978), S. 121-138; Ders.: Boccaccio und die Tradition der Novelle. Zur Strukturanalyse und Gattungsbestimmung kleinepischer Formen zwischen Mittelalter und Neuzeit. In: Wolfram-Studien 5 (1979). Hrsg. v. Werner Schröder. S. 41-62. Der erstgenannte Aufsatz ist eine Weiterentwicklung des erst später veröffentlichten Vortrags. Bezug nehmen werde ich daher nur auf diesen erstgenann- ten Text und zitiere ihn als: Heinzle, Märenbegriff.

36 Heinzle, Märenbegriff, S. 134. Majuskeln stammen von Heinzle.

37 Vgl. zum Folgenden: Ebd., S. 123ff.

38 Fischer, Märendichtung, S. 77.

39 Jauss, Hans Robert: Theorie der Gattungen und Literatur des Mittelalters. In: Ders. (et al.) (Hgg.): Grundriß der romanischen Literaturen des Mittelalters I. Heidelberg, 1972, S. 107-138, 661-665.

40 Heinzle, Märenbegriff, S. 124.

41 Heinzle, Märenbegriff, S. 126.

42 Müller, Jan-Dirk: Noch einmal: Maere und Novelle. Zu den Versionen des Maere von den ‚Drei listigen Frauen‘. In: Ebenbauer, Alfred (Hg.): Philologische Untersuchungen gewidmet Elfriede Stutz zum 65. Geburtstag. Wien, 1984, S. 289-311, hier S. 290. Obwohl semantisch leicht verschieden, so haben „Exklusion“ (= Ausgliederung) und „Subtraktion“ in diesem Zusammenhang ein und dasselbe Ziel, nämlich „Isolation“.

43 Heinzle, Märenbegriff, S. 127.

44 Heinzle, Märenbegriff, S. 126. Ziegeler kommt später zu einer ähnlichen Einsicht. Vgl. dazu: Ziegeler, Hans-Joachim: Boccaccio, Chaucer, Mären, Novellen: ‚The Tale of the Cradle’. In: Grubmüller, Klaus (et al.) (Hgg.): Kleinere Erzählformen im Mittelalter. Paderborn (et al.), 1988 (= Paderborner Colloquium 1987), S. 9-31.

45 Heinzle, Märenbegriff, S. 126.

46 Ebd., S. 128.

47 Ebd., S. 128, Anm. 8.

48 Heinzle, Märenbegriff, S. 128.

49 Note bene: Fischer selbst hat eingeräumt, dass eine Abgrenzung des Bîspels zum Märe eher auf qualitativen denn auf quantitativen Merkmalen zu erfolgen hat. Vgl. dazu: Fischer, Märendichtung, S. 60f. Dass eine Abgrenzung zwingend erforderlich ist, dazu s.o. S. 7.

50 Heinzle, Märenbegriff, S. 133.

51 Vgl. zum Folgenden: Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen. München, 1985, S. 3-48. Zukünftig zitiert als: Ziegeler, Mären.

52 Ebd., S. 5.

53 Ziegeler, Mären, S. 7. Majuskeln stammen von Ziegeler.

54 Ziegelers Argumentation ist hier (S. 8) zugegebenermaßen etwas dünn.

55 Vgl. dazu: Ziegeler, Mären, S. 10-16.

56 Ebd., S. 16. Majuskeln stammen von Ziegeler.

57 Ebd., S. 25.

58 Hempfer, Gattungstheorie, S. 28.

59 Ziegeler, Mären, S. 33.

60 Diese Darstellung erhebt mitnichten den Anspruch der Vollständigkeit. Sie ist vielmehr gedacht als ein Versuch einer ‚exemplarischen Realitätsbeschreibung‘.

61 Schirmer, Karl-Heinz: Stil- und Motivuntersuchungen zur mittelhochdeutschen Versnovelle. Tübingen, 1969. Zukünftig zitiert als: Schirmer, Versnovelle.

62 Schirmer liefert allerdings einen fruchtbaren Teil über Frauenbilder im Mittelalter. Wir werden daher später (Kap. 4.2.4) wieder auf ihn zurück greifen können.

63 Blamires, David: Recent Work on Medieval German ‚Märendichtung‘. In: MLR 65 (1970), S. 78-93, hier S. 91. Zukünftig zitiert als: Blamires, Recent Work.

64 Schirmer, Versnovelle, S. X. Gerhard Köpf nimmt in seiner Überblicksdarstellung diesen Umstand meines Erachtens zu leichtfertig hin: „Schirmer verfällt nicht dem Fehler, moderne und mittelalter- liche Novelle gleichzusetzen, denn er spricht von der mittelhochdeutschen Versnovelle“ (Köpf, Gerhard: Märendichtung. Stuttgart, 1978, S. 32).

65 Vgl. dazu: Schirmer, Versnovelle, S. X.

66 Ebd., S. X.

67 Ebd., S. IX.

68 Bernd, Clifford Albrecht: Seit wann gibt es die Deutsche Novelle? In: Stutz, Elfriede: Frühe deutsche Novellenkunst. Hrsg. v. Clifford Albrecht Bernd u. Ute Schwab. Göppingen, 1991 (= GAG 560). Einleitung, S. VII. Aus Stutz‘ Arbeit zitiere ich zukünftig als: Stutz, Novellenkunst.

69 Stutz, Novellenkunst, S. 1.

70 Es sind dies (die Siglen in Klammern kennzeichnen Fischers Katalogisierung): „Meier Helmbrecht“ (B139), „Herzmære“ (B73b), „Moritz von Craûn“ (B87), „Peter von Staufenberg“ (B26) und „Der dankbare Wiedergänger“ (B142). Letzterer Text hat durch Fischer eine Umbenennung erfahren, bei Stutz heißt er noch entsprechend von der Hagen „Rittertreue“ (GA I, Nr. 6).

71 Fischer akzeptiert hier wohl, dass der Text bereits auf etwas breiterer Basis als Novelle angesprochen wurde (Fischer, Märendichtung, S. 62, Anm. 137).

72 Vgl. zum Folgenden: Stutz, Novellenkunst, S. 135ff.

73 Fischer bevorzugt für diesen Schwank-Typ bekanntlich den Terminus „schwankhaftes Märe“. Schirmer bezeichnet ihn als „reinen Schwank“ (Schirmer, Versnovelle, S. 3).

74 Stutz, Novellenkunst, S. 137.

75 Hufeland, Klaus: Die deutsche Schwankdichtung des Spätmittelalters. Beiträge zur Erschließung und Wertung der Bauformen mittelhochdeutscher Verserzählungen. Bern, 1966. Zukünftig zitiert als: Hufeland, Schwankdichtung.

76 Vgl. Fischer, Märendichtung, S. 24, Anm. 59: „Die neuerlichen Untersuchungen zur Zahlenkompo- sition des Märes, wie sie […] K. HUFELAND [Literaturverweis bei Fischer] durchführte, haben mich vorläufig noch nicht von der Glaubwürdigkeit und Objektivität ihrer Ergebnisse überzeugen können“ (Majuskeln stammen von Fischer); Blamires, Recent Work, S. 87f: „Hufeland is too apt to make the facts fit his theory rather than the other way about. This is not to say that he has no case, but simply to register a caveat against seeing the theory confirmed everywhere one looks. Zahlenkompo- sition is not as influential in medieval German poetry as certain scholarly fashions would have it” (Kursiva stammen von Blamires).

77 Hufeland, Schwankdichtung, S. 22.

78 Ebd., S. 29.

79 Eine Überblicksdarstellung der bei Hufeland verwendeten Texte samt Entsprechungen bei Fischer findet sich im Anhang. Auf einen Sachverhalt muss hier allerdings noch hingewiesen werden. Hufeland möchte in Karlsruhe Cod. 408 den Text „Der Ritter mit der Geiß“ untersucht wissen (Hufeland, Schwankdichtung, S. 131). Ein Text mit solchem Namen ist sowohl in besagter HS (vgl. http://www.handschriftencensus.de/4208; aufgerufen am 20.09.2010) als auch innerhalb der gesamten Textlandschaft nicht mehr auszumachen. Es handelt sich hierbei um „Die Meierin mit der Geiß“ (Cod. K 408, Bl. 105va-107ra), welcher auch in der bedeutenden Wiener HS Cod. 2885 auffindbar ist (vgl. http://www.handschriftencensus.de/4213; aufgerufen am 20.09.2010). Der veraltete Titel stammt von Adelbert von Keller, er wurde bereits durch Niewöhner (NGA) geändert, von Hufeland dann aber aus unbekannten Gründen nicht übernommen.

80 Wehrli, Max: Literatur im deutschen Mittelalter. Eine poetologische Einführung. Stuttgart, 1984, S. 34. Zukünftig zitiert als: Wehrli: Literatur.

81 Vgl. dazu: Spriewald, Ingeborg: Literatur zwischen Hören und Lesen. Wandel von Funktion und Rezeption im späten Mittelalter. Fallstudien zu Beheim, Folz und Sachs. Berlin – Weimar, 1990. Zukünftig zitiert als: Spriewald, Literatur. Zu Hans Sachs vgl. S. 117-191.

82 Fischer entwickelt für die Vortragssituation das Schema Auto-Autorenlesung vs. professionalisierte Rezitation. Vgl. dazu: Fischer, Märendichtung, S. 255-267.

83 Wehrli, Literatur, S. 59f.

84 Vgl. dazu: Fischer, Märendichtung, S. 255ff.

85 Die Rechtmäßigkeit dieser Bezeichnung scheint nicht genau geklärt zu sein. Es könnte sich dabei um eine Deutlichmachung der moralisierenden Intentionen handeln oder um die Stellungnahme zu der klerikal-klösterlichen Herkunft der Texte.

86 Vgl. zum Folgenden: Beyer, Jürgen: Schwank und Moral. Untersuchungen zum altfranzösischen Fabliau und verwandten Formen. Heidelberg, 1969, S. 64-79. Zukünftig zitiert als: Beyer, Schwank.

87 Beyer, Schwank, S. 64.

88 Ebd., S. 72.

89 Ebd., S. 76.

90 Tiemann, Hermann: Die Entstehung der mittelalterlichen Novelle in Frankreich. Hamburg, 1961, S. 17.

91 Fischer, Märendichtung, S. 145.

92 Bedier, Joseph: Les Fabliaux. Etudes de Litterature populaire et d’Histoire litteraire du Moyen Age. 6. Ed., Paris, 1964, S. 30. Erstauflage 1893.

93 Nykrog, Per: Les Fabliaux. Nouv. Ed., Genève, 1973, S. 14f. Erstauflage 1957. Zukünftig zitiert als: Nykrog, Fabliaux. Dazu zusammenfassend F. Frosch-Freiburg: „Damit stehen zur Bezeichnung der afz. und mhd. Schwanknovelle zwei analoge Begriffe zur Verfügung. Der einzige Unterschied zwischen Fabliau und Schwankmäre, der ihre Definition betrifft, ist der oft größere Umfang der mhd. Gedichte; die Fabliaux neigen generell mehr zur Kürze als die Mären.“ (Frosch-Freiburg, Frauke: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich. Göppingen, 1971 (= GAG 49), S. 9). Zukünftig zitiert als: Frosch-Freiburg: Schwankmären.

94 Nykrog, Fabliaux, S. 38. Bei Fischer liest es sich nahezu identisch: „Die meisten Zeugnisse, die wir besitzen, beziehen sich auf Mären- (bzw. Fabliaux-) Rezitationen nach der Abendmahlzeit beim geselligen Umtrunk im geschlossenen Kreise eines Hofes bzw. adligen oder bürgerlichen Haushalts.“ (Fischer, Märendichtung, S. 270).

Ende der Leseprobe aus 95 Seiten

Details

Titel
Diskriminierungstendenzen in ausgewählten Mären des späten Mittelalters
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Philosophische Fakultät)
Note
1,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
95
Katalognummer
V978842
ISBN (eBook)
9783346331403
ISBN (Buch)
9783346331410
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Märe, Fabliaux, Mittelalter, Diskriminierung
Arbeit zitieren
Marcel Prillwitz (Autor:in), 2010, Diskriminierungstendenzen in ausgewählten Mären des späten Mittelalters, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/978842

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