Im November 2020 feiert Bernhard Pellens seinen 65. Geburtstag. Wer sein Geburtsdatum nicht kennt, mag darüber vielleicht ein wenig verwundert sein. So sieht er in drahtiger Gestalt mit vollem, noch dunklem Haar schon äußerlich erheblich jünger aus. Vor allem aber strahlt er in seinem Wesen und seiner Agilität eine jugendliche Frische aus, die sein Alter vergessen lässt. Verwundert ist man zudem, weil Bernhard Pellens damit nun ganz formal dem Ende seiner aktiven Universitätslaufbahn entgegensieht und die Vorstellung eines Pensionärs so gar nicht zu diesem hochdynamischen, aktiven Menschen passt.

Über drei Jahrzehnte hat Bernhard Pellens in Deutschland ein Fachgebiet geprägt: Die Internationale Rechnungslegung. Am Anfang hatte das Fach noch eher esoterischen Charakter und stand im Fachkanon deutscher Universitäten allenfalls neben – wenn nicht gar hinter – der klassischen HGB-Rechnungslegung und deren Prüfung. Inhaltlich war der Blickwinkel der Internationalen Rechnungslegung damals weit; in den ersten Münsteraner Vorlesungen wurden auch britische und japanische Rechnungslegungsregeln präsentiert. Der Fokus lag aber primär auf den US-amerikanischen Standards, den US-GAAP, die auch historisch den Anspruch erheben, die Idee einer kapitalmarktorientierten Rechnungslegung vor Jahrzehnten zuerst etabliert zu haben. Die US-amerikanische Historie und die dortigen Rahmenbedingungen muss(te) man also verstehen, um sich den – wie sie damals hießen – International Accounting Standards (IAS) nähern zu können, die Mitte der 1990er-Jahre noch keine große Rolle in der weltweiten Rechnungslegungspraxis spielten. So stellt auch die erste Auflage des heutigen Standardwerks „Internationale Rechnungslegung“ (Pellens 1997) genau diesen Blickwinkel dar: Die US-GAAP werden dort in ihrem US-Umfeld zuerst und ausführlich dargestellt, während die IAS anschließend nur in ihren diesbezüglichen Abweichungen erläutert werden.

Wie allgemein bekannt ist, hat sich im Verlauf der weiteren Jahre sehr schnell gezeigt, dass die Internationale Rechnungslegung ein wesentliches Kernfach an vielen Universitäten werden und die International Financial Reporting Standards (IFRS), wie sie seit 2001 heißen, in den Mittelpunkt der Rechnungslegungspraxis kapitalmarktorientierter Unternehmen rücken sollten. Bernhard Pellens war mit seinem Münsteraner (1994 bis 1997) sowie Bochumer Lehrstuhl (ab 1997) und mit seinem aus den in Münster erarbeiteten Vorlesungsskripten hervorgegangenen Lehrbuch Pionier und ist bis heute ein führender Fachvertreter. Es wäre allerdings zu kurz gegriffen, sein Wirken nur auf die IFRS oder (eher früher) die US-GAAP zu verengen. Er steht fachlich auch für die Konzernrechnungslegung, für die Kapitalmarktkommunikation, für Aspekte der Unternehmensbewertung und -steuerung – und immer auch für Fragen der Corporate Governance, die sich, gerade im Konzern, an der Schnittstelle von Rechts- und Wirtschaftswissenschaft stellen.

Dieser Aktionsradius ist zu wesentlichen Teilen Ausdruck seiner akademischen Sozialisierung. Aufgewachsen am Niederrhein, in Geldern im Kreis Kleve, studierte Bernhard Pellens ab Mitte der 1970er-Jahre in Bochum Wirtschaftswissenschaft. Zuvor verbrachte er an der Universität zu Köln einen kurzen Studienabschnitt mit Jura. Obwohl er dieses Studium zugunsten des attraktiven Bochumer Modells eines eher generalistisch ausgerichteten Ökonomiestudiums aufgab, blieb er der Rechtswissenschaft bis heute zugetan. Darin bestärkte ihn auch sein akademischer Lehrer, Walther Busse von Colbe, der ihn nach Ende seines Studiums 1981 als wissenschaftlichen Mitarbeiter an sein Bochumer Seminar für Theoretische Wirtschaftslehre holte. Fragen der Konzernverfassung und, natürlich, der Konzernrechnungslegung haben ihn als Schüler von Busse von Colbe stark geprägt. Seine Habilitationsschrift zum „Aktionärsschutz im Konzern“ (Pellens 1994) ist beispielhafter Ausdruck dieser Prägung. Hier verknüpft er eine juristische Analyse der Konzernverfassung, insbesondere der Rechtsstellung der AktionäreFootnote 1 des Mutterunternehmens, mit einer ökonomischen Analyse des Rechts und möglichen Reformvorschlägen zur Stärkung des Aktionärsschutzes im Konzern. Seine Analysen und Wertungen unterlegt Bernhard Pellens auch mit empirischen Analysen zur Gewinnverwendung im Konzern, zur Börseneinführung von Tochterunternehmen oder zur Eigner-Gläubiger-Position im Konzern.

Diese Nutzung von empirischen Daten ist ein weiteres Kern-Charakteristikum seiner Arbeit. So ist bereits seine 1988 abgeschlossene und ein Jahr später veröffentlichte Dissertation „Der Informationswert von Konzernabschlüssen“ (Pellens 1989) ein früher Meilenstein der empirischen Rechnungslegungsforschung in Deutschland, die Ende der 1980er-Jahre noch nicht einmal ansatzweise den heutigen Stellenwert besaß. Schon der Datenzugang war schwierig, die Hard- und Software – wenn überhaupt verfügbar – noch nicht so leistungsfähig und der Kapitalmarktfokus in der HGB-Welt traditionell eher unwichtig. Mit seiner Dissertation überprüft Bernhard Pellens die mit der aktien- und handelsrechtlichen Regulierung der Konzernrechnungslegung von 1965 bzw. 1985 einhergehende Zielsetzung, wonach Einzelabschlüsse durch zusätzliche Konzernabschlüsse ergänzt werden sollten, um mit Hilfe dieses Zusatzinformationsinstruments gerade für die Anteilseigner eine verbesserte Informationsbasis zu schaffen. Dabei bedient er sich bei der empirischen Überprüfung des Zusatzinformationswertes von Konzernabschlüssen auch vor dem Hintergrund einer möglicherweise differierenden Konsolidierungsqualität einer ganzen Reihe von damals in der deutschen Community nicht sehr gebräuchlichen Methoden, die auf der kennzahlengestützten Einzel- und Konzernabschlussanalyse aufsetzen. Dazu zählen u. a. Scoring-Modelle, ereignisstudienorientierte Ansätze, Rangkorrelationsanalysen sowie uni- und multivariate Diskriminanzanalysen. Interessanterweise ist ein Ergebnis dieser Arbeit, dass erst die gemeinsame Verwendung von Einzel- und Konzernabschluss zu dem höchstmöglichen Informationsnutzen führt, dass also die heute international gängige Überzeugung, man könne für Informationszwecke gänzlich auf die Publikation des Einzelabschlusses verzichten, vor dem Hintergrund seiner Datenanalysen nicht gestützt werden kann.

Erwähnenswert ist die Tatsache, dass Bernhard Pellens am Ende seiner Promotionsphase auch zwei Jahre in der Praxis, im Controlling eines mittelständischen Unternehmens seiner Familie in Geldern (im Bereich Holz, einschließlich Baumarkt) verbrachte. Viel hat er über diese Phase nicht erzählt, aber seinem auch handwerklich tiefen Verständnis des Rechnungswesens scheint diese Tätigkeit bestimmt nicht geschadet zu haben.

Nach seiner Habilitation 1993 übernahm Bernhard Pellens bis Anfang 1994 eine Vertretung an der TU Kaiserslautern und pendelte dafür wöchentlich aus dem inzwischen zur Heimat gewordenen Ruhrgebiet nach Rheinland-Pfalz. Schon damals dürfte der offene, ehrliche, bodenständige, pragmatische, robuste, in vielerlei Hinsicht multikulturelle, aber auch raue und kumpelhafte Menschenschlag des Ruhrgebiets ihm sehr zugesagt haben. Dies gilt vor allem für seine Ehefrau, die er 1993 in Bochum heiratete und die ihn, zusammen mit der gemeinsamen Tochter, über alle Jahre vor dem Abheben bewahrt hat. Vielleicht war es auch die Nähe zu Bochum und zu seiner dort bis heute lebenden Familie, die 1994 den Ausschlag dafür gab, dem Ruf der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster zu folgen. Parallele Rufe, z. B. an die WHU – Otto Beisheim School of Management, lehnte er ab.

Im April 1994 startete er seine Professorenlaufbahn in Münster und wirbelte dort mit (s)einem neuen Fach und Lehrstuhl, einem hohen Maß an Service-Orientierung und seiner geerdeten, unkonventionellen, aber dennoch selbstbewussten Art gehörig Staub auf. Als Inhaber des „netten Lehrstuhls vom Dach“ – die Lehrstuhlräume lagen im Dachgeschoss des Juridicums – flogen ihm die Sympathien der Studierenden zu, ganz abgesehen davon, dass er in der wissenschaftlichen Community schnell als Pionier der Internationalen Rechnungslegung wahrgenommen wurde. Übrigens war er dabei niemals ein kritikloser Verfechter der internationalen Standards, sondern eher ihr „Versteher“, der um ihre konzeptionelle Ausrichtung weiß und der sowohl ihre Stärken als auch Schwächen kennt. Insofern verwundert es nicht, dass er in der Mitte der 1990er-Jahre aufkommenden Debatte um eine Internationalisierung der europäischen und deutschen Rechnungslegungsregulierung eine sachlich-nüchterne und fast schon pragmatische Position einnahm.

Dem emotionsfreien Verständnis der internationalen Denkweise hat sicher auch die umfassende und tiefgehende Beschäftigung mit deren historischer Entwicklung und sozioökonomischen Rahmenbedingungen gedient, die schon 1997 die erste Auflage der „Internationalen Rechnungslegung“ prägte. Dieses Buch liegt übrigens bald in der 11. Auflage vor und hat trotz aller Konkurrenzprodukte über mehr als 20 Jahre seine führende Marktposition nicht verloren. Bernhard Pellens empfand es deshalb als (späte) Ehrung – und vielleicht auch ein bisschen als Genugtuung –, dass der Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft (VHB) ihm und den drei Koautoren 2018 den Lehrbuchpreis für die 10. und in vielen Teilen neu überarbeitete Auflage (Pellens et al. 2017) verlieh. Viele Veröffentlichungen zu interessanten Einzelproblemen der Rechnungslegung und darüber hinaus haben dieses Standardwerk stets begleitet. Manche der geäußerten Ideen, man denke nur an die „Bilanz auf Knopfdruck“ (Pellens et al. 2004a, S. 859) oder „Google Earth der Finanzberichterstattung“ (Pellens et al. 2008a, S. 956 f.), waren ihrer Zeit eher voraus und sind in der aktuellen Diskussion um die Digitalisierung der Finanzberichterstattung moderner denn je.

1997 folgte er dem Ruf seiner Heimatuniversität und ging nach Bochum zurück, offiziell in der Nachfolge des früh verstorbenen Klaus Chmielewicz, der im Übrigen auch Zweitbetreuer seiner Dissertation war. Inhaltlich aber fühlte er sich wohl stark der Tradition Walther Busse von Colbes verbunden, der 1993, also wenige Jahre zuvor, in Bochum emeritiert worden war. Mit Busse von Colbe, dessen letzter Habilitand er ist, verbindet ihn bis heute eine enge fachliche und menschliche Bindung, die sich in den ersten Jahren z. B. darin ausdrückte, dass Projektskizzen, Aufsätze, ja auch Promotionsideen der Doktoranden Herrn von Colbe zur kritischen Durchsicht vorgelegt wurden und sein Rat bei delikateren Entscheidungen sehr entscheidend war. Darüber hinaus genossen es die beiden viele Male, im malerisch über dem bewaldeten Ruhrtal thronenden Eckbüro (im GC-Gebäude) einen gemeinsamen Kaffee zu trinken oder im Auto zu gemeinsamen Terminen (z. B. der Schmalenbach-Gesellschaft) zu fahren und sich – nicht nur dabei – fachlich und wahrscheinlich auch persönlich bestens zu unterhalten.

Die Karriere von Bernhard Pellens umspannt einen Zeitraum, in dem sich die wirtschaftswissenschaftliche Forschung an deutschen Universitäten sehr stark gewandelt hat. Die Eroberung der „neuen Welt“, in der Veröffentlichungen in internationalen „Top Journals“ als zentraler Erfolgsmaßstab gelten, hat er weitgehend seinen Schülern überlassen. Nichtsdestotrotz ist sein wissenschaftliches Werk geprägt von einer Vielzahl hochrelevanter, oft empirisch gehaltvoller und in beeindruckender Schlagzahl veröffentlichter Arbeiten mit großem „Impact“. Hierzu zählen u. a. die bereits viermal durchgeführten, im deutschen Kontext beispiellos großzahligen Befragungen deutscher Aktionäre zur Nutzung des Jahresabschlusses und anderer Informationsquellen, der Dividendenpräferenz und der Nutzung des Aktionärsstimmrechts (Ernst et al. 2005, 2009; Pellens und Schmidt 2014; Pellens et al. 2019), aber auch seine Arbeiten zum informationellen Gläubigerschutz (Pellens et al. 2008b, 2009) und in schöner Regelmäßigkeit sein „Besetzen“ aufkommender Themen, von der Ausschüttungspolitik deutscher Konzerne (Pellens und Linnhoff 1987; Pellens et al. 2003b) über die Ad-hoc-Publizität (Pellens 1991; Pellens und Fülbier 1994), Börsengänge von Tochterunternehmen (Pellens 1993) und Aktienrückkäufe (Pellens und Schremper 2000) bis hin zur Bilanzierung des Goodwills (Pellens und Sellhorn 2001; Pellens et al. 2003a), von Pensionsverpflichtungen (Pellens et al. 18,17,a, b, 2008c) oder aktienorientierten Vergütungssystemen (Pellens und Crasselt 1998, 1999).

Bernhard Pellens’ Lehrstuhl an der Ruhr-Universität Bochum trägt den Titel „Internationale Unternehmensrechnung“. Die gleiche Denomination, die neben der Rechnungslegung auch das interne Rechnungswesen umfasst, hatte er auch bereits zuvor in Münster gewählt. Der damit verbundene Anspruch, die Unternehmensrechnung nicht nur als Instrument der Kommunikation mit Anteilseignern, Gläubigern und anderen Stakeholdern, sondern auch als Instrument der Unternehmenssteuerung zu verstehen, findet seinen Widerhall nicht nur in den Lehrinhalten, sondern auch in den Veröffentlichungen von Bernhard Pellens. Anknüpfungspunkt ist dabei vielfach der Goodwill, dessen Zuordnung und Werthaltigkeitsprüfung vielfältige Schnittstellen zwischen internem und externem Rechnungswesen bietet (Pellens et al. 2002a, 2002b; Crasselt et al. 2014). Viel beachtet wurden seinerzeit auch zwei Studien zum Stand des Konzerncontrollings bzw. der unternehmenswertorientierten Konzernsteuerung in börsennotierten deutschen Konzernmutterunternehmen (Pellens et al. 1997, 2000).

Ein wichtiger Erfolgsfaktor für Bernhard Pellens und nicht zuletzt auch eine entscheidende Quelle seiner Freude am gewählten Beruf war und ist seine Lehrbegeisterung und -befähigung (im wahrsten Sinne des Wortes). Er ist der geborene Dozent, der didaktisch geschickt, aber eher intuitiv vorgeht und der immer zur spontanen Interaktion bereit ist – manchmal auch dann, wenn es der angesprochene Studierende auf der anderen Seite gerade nicht ist. Dies gilt übrigens auch abseits der Universität, z. B. in seiner jahrzehntelangen, hocherfolgreichen Dozenten- und Seminarleiteraktivität für das USW Schloss Gracht (später ESMT Netzwerk), in vielen Firmenseminaren, in der Wirtschaftsprüferfortbildung, seit Jahren auch als Gastprofessor an der Tongji-Universität Shanghai und in der gemeinsam mit der Universität Münster koordinierten § 8a WPO-Variante eines berufsbegleitenden Masterstudiengangs „Accounting and Auditing“ im AuditXcellence-Programm der Big-Four-Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.

Neben Forschung und Lehre war und ist Bernhard Pellens auch ein „Mann der Tat“. Seine Forschungsthemen haben seit jeher einen starken Praxisbezug, und er ist immer in der Lage, Praktikern das Problem, den Sinn und den (Praxis‑)Nutzen seiner Forschung in wenigen Sätzen zu erklären. Seine Kommunikationsfähigkeit wirkt dabei in beide Richtungen: Er versteht die Praxis und die Praxis versteht ihn. Das scheint keineswegs selbstverständlich für einen deutschen Universitätsprofessor. Nicht überraschend ist insofern seine jahrelange starke Affinität zur Schmalenbach-Gesellschaft als betriebswirtschaftliche Vereinigung von Wissenschaftlern und Praktikern. So war er hier nicht nur von 2011 bis 2019 Vizepräsident und hat die Themen und Tagungen dieser Gesellschaft in dieser Zeit stark mitgeprägt. Er ist seit 2003 im Vorstand und hat auch zwei Arbeitskreise geleitet, den Arbeitskreis für „Immaterielle Werte im Rechnungswesen“ (1999 bis 2006) und seit 2007 den Arbeitskreis „Externe Unternehmensrechnung“ („AKEU“), der 1975 unter dem Namen „Weltabschlüsse“ von seinem akademischen Lehrer Busse von Colbe gegründet und ebenfalls lange geführt worden war. Im „AKEU“ werden unter seiner Regie in bestem Schmalenbachschen Sinne für aktuelle Fragestellungen wissenschaftlich fundierte und pragmatische Best Practices – oder, in Pellens’ Worten, wenigstens „Most Practices“ – entwickelt und publiziert, häufig in der ZfbF. Hier gibt und empfängt Bernhard Pellens Anregungen, findet Gesprächspartner in den Reihen seiner Kollegen und vor allem bei den Praktikern, mit denen er im Rahmen eines intensiven Dialogs zwischen Wissenschaft und Praxis seine und deren Ideen diskutiert. Sein Problembewusstsein wurde darüber hinaus durch seine langjährige Aufsichtsratstätigkeit und hierbei insbesondere durch seine Leitung des Prüfungsausschusses sowie – zwischenzeitlich – des Aufsichtsrates eines DAX-Konzerns geschärft. Ausgestattet mit einem ausgeprägten ökonomischen Verständnis, dem Einblick in die Wissenschaft und seinen vielfältigen Praxiserfahrungen, ist es wenig verwunderlich, dass Bernhard Pellens zuletzt durch das BMWi in den Fachbeirat der Abschlussprüferaufsichtsstelle (APAS) berufen wurde, welcher die APAS bei der Erfüllung ihrer Aufgaben berät und auch Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Aufsichtspraxis geben kann.

Im Jahr 2020 ist Bernhard Pellens seit weit mehr als zwei Jahrzehnten in Bochum und hat prestigeträchtige Rufe an andere Universitäten (insb. nach Bern und zurück nach Münster) abgelehnt, obwohl man sich dort sehr um ihn bemühte. Er hat seitdem Generationen von Studierenden und Praktikern für seine Themen interessiert, motiviert (nicht wenige sogar begeistert) und sehr gut ausgebildet. Ähnliches gilt für seine Doktoranden und Habilitanden, die er in vielerlei Hinsicht geprägt, für die Wissenschaft entflammt und denen er immer viele Freiräume gelassen hat. Als Schüler verstehen sich dabei nicht nur die ehemaligen Habilitanden und Professoren an deutschen Universitäten, sondern die inzwischen auch zahlreichen Fachhochschulprofessoren und alle anderen Promovierten, die es in die Praxis zog und von denen viele mittlerweile in den Führungsetagen deutscher Unternehmen angekommen sind. Vielleicht ist es ein Ausdruck dieses Schülerdaseins, dass viele davon Jahr für Jahr Ende Dezember ins Ruhrgebiet pilgern, um der seit 1994 jährlich stattfindenden Pellens’schen Weihnachtsfeier beizuwohnen, dem Gänsebraten und, zu Mitternacht, der Currywurst zu frönen und sich wieder mit ihren (alten) Kollegen, vor allem aber mit ihrem akademischen Lehrer, seiner Frau und seiner Tochter zu unterhalten.

Spuren hat er aber auch darüber hinaus hinterlassen. So ist auch die Bochumer Fachgruppe und Fakultät von ihm geprägt worden. Zusammen mit dem ifu – Institut für Unternehmensführung, dessen (Mit‑)Direktor er seit 1997 ist, hat er viele spannende Veranstaltungen organisiert und beeindruckende Persönlichkeiten für Vorträge und Diskussionen an die Ruhr-Universität geholt. Dadurch stärkt er bis heute den Ruf seiner Universität, die im Übrigen auch davon profitiert, dass sein Wirken weit in die Praxis, nicht nur des Ruhrgebiets, sondern darüber hinaus reicht. So ist er 2007 zum UNICUM „Professor des Jahres“ in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften/Jura gewählt worden, weil er nicht nur auf Methoden- und Fachkompetenz Wert lege, sondern seine Ausbildung zum Nutzen der Studierenden eng mit der Praxis verzahne. Geprägt hat er aber auch die Rechnungslegungs- und Prüfungsregulierung, z. B. als Mitglied im Hauptfachausschuss (HFA) des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW) in Düsseldorf (2010 bis 2014) oder als Vorstand des Deutschen Rechnungslegungs Standards Committee (DRSC) in Berlin (2003 bis 2011, seit 2015 Mitglied im Nominierungsausschuss). Aber auch seine Strahlkraft in der akademischen Welt selbst ist ungebrochen. So hat er etwa seit 1998 als Mitherausgeber der (heute leider nicht mehr existierenden) renommierten deutschen Gutachterzeitschrift „Die Betriebswirtschaft“ (DBW) die wissenschaftliche Diskussion nicht nur im Accounting mitgeprägt. 2009 ist ihm der hoch dotierte Dr. Kausch-Preis an der Universität St. Gallen für seine Verdienste um die Umsetzung der Internationalen Rechnungslegung verliehen worden.

Bei allen Ämtern und Posten, bei allen Ehrungen und Erfolgen ist Bernhard Pellens immer geerdet geblieben und als Niederrheiner letztlich doch „Ruhrpottler“ geworden. Allerdings ist er kein klassischer „Kumpeltyp“. So wahrt er immer eine gewisse Distanz, nimmt sich selbst nie wichtig, kann über sich und natürlich auch andere(s) lachen, wirkt hierbei nie verletzend und ist dabei doch auf eine angenehm-humoristische Art selbstbewusst. Er ist und war nie ein Langweiler, ist im wirklichen Leben verankert, kann sich über Fußball, Krawatten oder Figuren der chinesischen Terrakotta-Armee auf höchstem Niveau unterhalten. Wer ihn, wie manche seiner Schüler, einmal beim Tischfußball, Kegeln, Bowling oder Golfspielen beobachten und bewundern konnte, der weiß zudem, dass er neben seinem Universitäts- und Familienleben viele Stunden auch mit solcherlei wichtigen, wenn auch wenig professoralen, Aktivitäten verbracht haben muss. Das alles, gepaart mit seiner scheinbar grenzenlosen Energie und der Hoffnung auf eine weiterhin robuste Gesundheit, führt dazu, dass wir uns keine Sorgen um ihn und sein Aktivitätsniveau zu machen brauchen: Geerdet in seiner Persönlichkeit, abgesichert durch seine Familie (und Freunde) und motiviert durch seine Neugier auf neue Herausforderungen, werden wir auch künftig von ihm hören. Ad multos annos, Bernhard Pellens!