Im deutschsprachigen Raum hält sich hartnäckig die Annahme, das beste Hochdeutsch würde in Hannover gesprochen. Dieser Auffassung widersprechend, widmet sich diese Arbeit der im dialektschwachen Raum Ostwestfalen liegenden Mittelstadt Herford mit der These, dass die Herforder dasselbe hochsprachliche Niveau wie die Stadt Hannover erreichen. Um dies zu überprüfen, wurde eine Vergleichsstudie mit 32 Herfordern in einem zehnminütigen Test durchgeführt. Die Studien beider Städte befassen sich mit denselben vier sprachlichen Merkmalen des Niederdeutschen. Die Probanden wurden nach Geschlecht, Alter und Schulabschluss differenziert.
Die Untersuchung zeigt, dass das hochsprachliche Niveau der beiden Städte vergleichbar ist. Bei zwei der vier Artikulationsmerkmalen zeigen die Herforder Sprecher eine geringere dialektale Realisierung auf, der Gesamtdurchschnitt weist lediglich eine Differenz von zwei Prozent zugunsten der Hannoveraner auf. Die sozialen Variablen zeigen ebenfalls eine geringe Differenz, sowohl zwischen den Städten als auch forschungsintern. Einzig beim Alter lässt sich ein signifikanter Unterschied feststellen, der aussagt, dass jüngere Sprecher weniger zur dialektalen Artikulation neigen als ältere.
Die Erhebung ist ebenfalls ein Beleg für die Annahme, dass die Hochsprachlichkeit im gesamtnorddeutschen Raum vergleichbar ist und Hannover diesbezüglich keine Sonderrolle einnimmt. Für Ostwestfalen ist dies die erste empirische Erhebung einer Stadtsprache.
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