Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Formelverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Symbolverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Aufgabenstellung
1.2 Ablauf
1.3 Zielsetzung
2 Strominfrastruktur
2.1 Status quo der deutschen Energieversorgung
2.2 Zunehmender Einsatz erneuerbarer Energien
2.3 Netzausgleich
3 Zunehmende Bedeutung von Speichersystemen
3.1 Übersicht elektrischer Energiespeichertechnologien
3.2 Power-to-X
3.3 Erdgasnetz als Langzeitspeicher
4 Konzept Power-to-Gas
4.1 Grundidee
4.2 Konzept
4.3 Stromversorgung
4.4 Wasserstoffgewinnung
4.4.1 Wasserstoff
4.4.2 Wasserelektrolyse
4.5 Methangewinnung
4.5.1 Methan
4.5.2 Methanisierung
4.6 C02-Quellen
4.7 Einspeisemöglichkeiten und Speicherkapazitäten
4.8 Wirkungsgrade
4.9 Langzeitspeicherung Wasserstoff VS. Methan
4.10 Mögliche Betriebskonzepte
5 Power-to-Gas in der Praxis
5.1 Anlagen in Deutschland
5.2 Rechtlicher Rahmen
5.3 Ökologische Betrachtung
5.4 Volkswirtschaftlicher Nutzen
6 Wirtschaftliche Betrachtung
6.1 Betrachtung der Kostenarten
6.2 Wirtschaftlichkeitsrechnung
7 Kritik und Verbesserungspotenziale
8 Abschlussbetrachtung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Energieverbrauch nach Energieträgern in Deutschland im Jahr 2016
Abbildung 2 Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtenergiebedarf Deutschland
Abbildung 3 Regelzonen der vier großen Übertragungsnetzbetreiber
Abbildung 4 Energieexport Deutschland im Jahr 2017
Abbildung 5 Prozess der Power-to-Gas-Technologie
Abbildung 6 Anteile der einzelnen erneuerbaren Energien im Jahr 2017
Abbildung 7 chemische Reaktion bei der Elektrolyse
Abbildung 8 Verfahren der Elektrolyse
Abbildung 9 chemische Reaktion bei der Methanisierung
Abbildung 10 Nutzung derC02-Quelle
Abbildung 11 Sankey-Dagriamme Power-to-Gas-Technologie
Abbildung 12 Anwendungen Power-to-Gas
Abbildung 13 Anwendungsbereiche im Mobilitätssektor
Abbildung 14 Power-to-Gas-Anlagen in Deutschland
Abbildung 15 Standortfaktoren Power-to-Gas-Anlage
Abbildung 16 CAD-Modell der Alpha-Anlage
Abbildung 17 Power-to-Gas-Anlage Audi
Abbildung 18 C02-Kreislauf Power-to-Gas
Abbildung 19 Wirtschaftlichkeitsberechnung für die Produktion von Wasserstoff
Abbildung 20 Wirtschaftlichkeitsberechnung für die Produktion von Methan
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Studien zum Einsatz von erneuerbaren Energien bis 2050
Tabelle 2 Gegenüberstellung der möglichen C02-Quellen
Tabelle 3 Langzeitspeicherung Wasserstoff VS. Methan
Tabelle 4 Vergleich des C02-Fußabdrucks
Tabelle 5 Einnahmemöglichkeiten und Kosten
Formeiverzeichnis
Formel 1 Investitionskosten
Formel 2 Annuitätenfaktor
Formel 3 Kapitalkosten
Formel 4 Kosten für Wartung, Betrieb und Versicherung pro Jahr
Formel 5 Kosten elektrische Leistung
Formel 6 Kosten EEG-Umlage
Formel 7 Wasserstoffgestehungskosten
Formel 8 Nutzungsgrad
Formel 9 Auslastung
Formeiverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Aufgabenstellung
In der folgenden Studienarbeit wird von einer dualen Studentin des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen Internationale Produktion und Logistik der ebm-papst Mulfingen GmbH & Co. KG ein Thema, welches von der dualen Hochschule in Mosbach vorgegeben wurde bearbeitet. Das Thema mit dem Titel ״Power-to-Gas: Energieversorgung von Häusern mit Hilfe von Solarenergie und Power-to-Gas-Anlagen“ wird von Prof. Dr.-Ing. betreut und gehört zu dem Bereich der nachhaltigen Energiesysteme. Die Bearbeitungszeit geht von 09. Oktober 2017 bis zum 08. Januar 2018. Durch die in Solarzellen gewonnene Energie wird bei der Elektrolyse von Wasser Wasserstoff und Sauerstoff erzeugt. Dieser gewonnene Wasserstoff kann mit Kohlendioxyd reagieren und Methan erzeugen. Methan kann in das städtische Gasnetz eingespeist oder in eine Verbrennungsanlage zum Heizen von Wohngebäuden genutzt werden. Der Wasserstoff könnte aber auch als Brennstoff für eine Brennstoffzelle dienen. Gemäß der Aufgabenstellung von Herr Prof. Dr.-Ing. wird das Prinzip ״Power-to-Gas“ dargestellt und die Technik sowie die Wirtschaftlichkeit dieser Anlagen untersucht.
1.2 Ablauf
Die Technik der ״Power-to-Gas-Anlagen“ wird aufgezeigt. Hierbei wird die Stromerzeugung über Fotozellen, Elektrolyse, Wasserstoffzwischenspeicherung, Reaktion des Wasserstoffs mit Kohlenstoffdioxyd zu Methan, Erzeugung von Gas zur Einspeisung ins öffentliche Gasnetz oder als Brennstoff für eine Gasheizung genauer betrachtet. Außerdem wird die Speicherung des Wasserstoffs für Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb beziehungsweise Brenn- Stoffzellen-Antrieb beschrieben. Die Problematik der Wasserstoffspeicherung wird erläutert und der heutige Entwicklungsstand der Power-to-Gas-Anlagen werden aus technischer und wirtschaftlicher Sicht betrachtet.
1.3 Zielsetzung
Das Ziel dieser Studienarbeit ist eine Aussage, ob sich aus heutiger Sicht mit dem heutigen Entwicklungsstand der Betrieb einer Power-to-Gas-Anlage aus technischer und wirtschaftli- eher Sicht empfiehlt.
2 Strom i nfrastruktur
2.1 Status quo der deutschen Energieversorgung
Jeden Tag werden die verschiedensten Formen der essentiellen Ressource Energie für die drei Sektoren Elektrizität, Wärme und Mobilität benötigt. Hauptsächlich werden fossile Primärenergieträger für die Deckung des Endbedarfs und für den Endverbrauch in Sekundärenergieträger umgewandelt. Primärenergieträger sind Energieträger, die in der Natur vorhanden sind, wie Erdgas und Kohle. Primärenergien werden aus Gründen der Zweckmäßigkeit, wie einem leichteren Transport, einer leichteren Verteilung und einer leichteren Lagerung in Sekundärenergien, wie Benzin, Diesel, Wasserstoff, umgewandelt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 Energieverbrauch nach Energieträgern in Deutschland im Jahr20161
In Abbildung 1 zeigt den Anteil der Primärenergieträger in Deutschland die für den Energiebedarf im Jahr 2016 aufkommen. Die Graphik zeigt den deutlich hohen Anteil an den fossilen Energieträgern, Mineralöl mit 34,0 %, Erdgas mit 20,4 % und Kohle mit 24,3 %. Dies wandelt[1] sich jedoch im Zuge der Energiewende. Um den Gesamtenergiebedarf von 13.274 PJ zu decken, wird in Zukunft immer mehr auf erneuerbare Energien zurückgegriffen.
2.2Zunehmender Einsatz erneuerbarer Energien
Aufgrund umweltpolitischer Hintergründe, wie dem Klimawandel, den damit verbunden Folgekosten und vor dem Hintergrund zunehmender Verknappung von Ressourcen, wird der Einsatz erneuerbarer Energien als notwendig erachtet. Wie in der Graphik auf Abbildung 2 zu sehen ist, beträgt ihr Anteil am deutschen Strommarkt im Jahr 2017 knapp 38 % und soll bis 2020 auf 45 % bis 50 % steigen. Laut den Plänen der Bundesregierung soll der Anteil auf knapp 80 % bis 2050 steigen. Erneuerbare Energien unterliegen jedoch starken Fluktuationen. Diese sind variable Energiequellen, die Schwankungen von min. 28 % in Monat 1, Januar, bis max. 44,3 % in Monat 10, Oktober, im Jahr 2017 wie in Abbildung 2 dargestellt, unterlagen. Die Studien aus Tabelle 1 kommen zu dem Ergebnis, dass eine Stromversorgung im Jahr 2050 mit 80 % Anteil an erneuerbaren Energien und dem dementsprechenden Umgang mit der schlechten Voraussagbarkeit bei einer dem heutigen Niveau entsprechenden Versorgungstechnik technisch möglich ist, sofern die derzeitigen Engpässe bei den Speicherkapazitäten und der Transportinfrastruktur beseitigt werden.[2]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[3]
Abbildung 2 Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtenergiebedarf Deutschland (Jahr 2017)3
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1 Studien zum Einsatz von erneuerbaren Energien bis 20504
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten5 6 7 8 9
2.3 Netzausgleich
Da elektrische Stromnetze keine Energie speichern können, muss die in Netzen eingespeiste Energie zu jedem Zeitpunkt der Summe aus entnommener Leistung einschließlich den Transportverlusten entsprechen. Die Frequenz dient hierbei als steuerelement. Ist das Stromangebot höher als die Strom nachtrage, so steigt die Frequenz und umgekehrt. Größere Abweichungen von der Netzfrequenz können eingeschränkte Funktionen, sowie Beschädigungen an Geräten und Anlagen und teilweise großräumige Stromausfälle zur Folge haben. Die Netzfrequenz in Deutschland beträgt 50 Flz und wird im europäischen Verbundnetz, welches aus den vier Netzgebie- ten der Übertragungsnetzbetreiber Amprion GmbH, EnBW TransnetBW GmbH, TenneT TSO GmbH und der 50 Hz Transmission GmbH besteht und in Abbildung 3 dargestellt wird, ausgeglichen. Hierbei beeinflussen Schwankungen in einem Bereich des Netzes die Netzfrequenz im gesamten Netzbereich.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3 Regelzonen der vier großen übertragungsnetzbetreiber1a
Um Schwankungen möglichst im Vorfeld zu verhindern, werden langjährige Erfahrungswerte herangezogen. Die tatsächliche Last kann jedoch von der prognostizierten Last abweichen, sodass eine Lastregelung erforderlich ist. Zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts von Ein- und Ausspeisungen, ist die Vorhaltung einer Regelle¡- tung erforderlich. Die Regelung erfolgt über ein dreistufiges Regelsystem:
- Primärregelleistung: Die Primärregelleistung steht automatisch innerhalb von 30 Sekunden bereit und muss bis zu 15 Minuten gehalten werden.
- Sekundärregelleistung: Die Sekundärregelleistung muss innerhalb von 5 Minuten bereitstehen und der Regelvorgang muss nach spätestens 15 Minuten abgeschlossen sein.
- Minutenreserve: Die Minutenreserve muss innerhalb von 15 Minuten vollständig bereitstehen und deaktivierbar sein.[10]
Im Grundlastbetrieb werden zukünftig immer mehr erneuerbare Energien eingesetzt. Da die Energiegewinnung aus diesen oft aufgrund der Wetterbedingungen, Wind für Windkraft und Sonneneinstrahlung für Solarenergie, starken zeitlichen Schwankungen unterliegen, wird eine höhere Reservehaltung und dementsprechende Kapazitäten zur Kurz- und Langzeitspeicherung erforderlich sein. Bei starkwind- und SchönWetterlagen ist das Stromangebot bereits heute oft so groß, dass die Abschaltung konventioneller Kraftwerke nicht mehr ausreicht, um die Stromgewinnung und den - verbrauch auszugleichen. Infolge dessen mussten zeitweise bereits Windräder vom Netz genommen werden. Wie in der Abbildung 4 zu sehen, exportierte Deutschland im Jahr 2017 circa 50 TWh Leistung, die im deutschen Stromnetz überschüssig waren. Der Export von Strom ist jedoch, aufgrund der niedrigen Preise, wirtschaftlich nicht sehr sinnvoll. Bei einem sehr hohen Strom Überschuss kann es zu negativen Strompreisen kommen, wobei deutsche Energieversorger dann für Stromexport noch bezahlen müssen.[11]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4 Energieexport Deutschland im Jahr2017
3 Zunehmende Bedeutung von Speichersystemen
3.1 Übersicht elektrischer Energiespeichertechnologien
Energiespeicher dienen der Speicherung von überschüssiger Energie zur späteren Nutzung. Dabei unterscheidet man technologisch folgende Energiespeicher:
- Mechanische Speicher,
- wie Pumpspeicher (potentielle Energie des Wassers),
- Druckluftspeicher (kinetische Energie des Gasdrucks)
- und Schwungradspeicher (kinetischen Energie der rotierenden Masse)
- Chemische Speicher
- Power-to-Gas-Anlagen (Umwandlung in Gas)
- Power-to-Liquid-Anlagen (Umwandlung in Kraftstoff)
- Power-to-Chemicals-Anlagen (Umwandlung in Chemieprodukte)
- Elektrochemische Speicher
- Klassische Batteriespeicher (elektrochemische Energie in der Elektrode)
- Redox-, Hybrid-Flow-Batteriespeicher (elektrochemische Energie im Elektrolyt)
- Elektrische Speicher
- Supraleitende magnetische Speicher (elektrische Energie im magnetischen Feld)
- Superkondensatoren (elektrische Energie im elektrischen Feld)
- Thermische Speicher
- Sensible Wärmespeicher (thermische Energie in Teilchenbewegung)
- Latentspeicher (Enthalpie thermodynamischer Zustandsänderungen)
- Thermochemische Speicher (Wärmespeicherung durch endotherme Reaktion)
Die Einordnung von Energiespeichern kann jedoch auch nach der Dauer der Speicherung (z.B. Tagesspeicher, saisonale Speicher), der Lokalität (z.B. stationär, mobil), der Speicherkapazität oder der Entladungszeit erfolgen.
Strom ist derzeit nur begrenzt wirtschaftlich speicherbar. Die heute vorhandene Stromspeicherkapazität beträgt etwa 40 GWh in Pumpspeicherkraftwerken[12]. Bei einer Vollversorgung durch erneuerbare Energien sind mindestens etwa 20.000 GWh, wobei Experten sogar von einem Speicherbedarf von bis zu 50.000 GWh ausgehen.[13] Hierfür wäre mindestens, dass 500-fache der aktuellen Speicherkapazität erforderlich.[14]
3.2Power-to-X
Power-to-X bezeichnet verschiedene Technologien zur Speicherung oder anderweitiger Nutzung von Energieüberschüssen bei einem Überangebot von erneuerbaren Energien wie Solarenergie, Windenergie, Wasserkraft und Bioenergie. Nutzungskonzepte sind beispielweise die Verwandlung der Energie in Wärme mittels Power-to-Heat, die Nutzung im Mobilitätswesen mittels Vehicle-to-Grid oder die Speicherung in Speicherkraftwerken. Diese Speicher sind jedoch primär Kurzfristspeicher. Langfristspeicher, die eine saisonale Energiespeicherung möglich machen, werden für eine regenerative Vollversorgung benötigt. Hierfür kommt nur die chemische Speicherung, wie Z.B. Power-to-Gas, in Frage.[15]
3.3 Erdgasnetz als Langzeitspeicher
Das deutsche Erdgasnetz verfügt im Vergleich zu den begrenzten Speicher- und Transportmöglichkeiten im Stromsektor über ausreichende Transport- und Speicherkapazitäten. Die Rohrnetzlänge beträgt im Jahr 2013 insgesamt 510.000 km gemäß Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW). Es transportiert mit rund 1.000 Mrd. kWh jährlich etwa doppelt so viel Energie wie das Stromnetz mit rund 540 Mrd. kWh. Zusätzliche Mengen von regenerativem Erdgas können in den rund 51 Erdgasspeichern mit einem Gesamtvolumen von rund 24 Mio. m3 gespeichert werden. Hinzu kommen etwa 15 weitere Erdgasspei- eher, die bereits im Bau oder in der Planung sind, wodurch sich eine Gesamtspeicherkapazi- tat von mehr als 220 TWh ergibt[16]. Mit entsprechend ausgebauten Gaskraft- oder Blockheizkraftwerken ist die Sicherstellung der Stromversorgung mit dieser Speicherkapazität von 2-3 Monaten möglich.
Es besteht mit der Speicherung nicht fossiler Gase im Erdgasnetz und dessen Speichervermögen die Möglichkeit, Wasserstoff und Methan als Brennstoff für den Verbraucher bereitzustellen. Die erforderlichen Langzeitspeicher zum Ausgleich der Schwankungen, die durch den hohen Anteil an erneuerbaren Energien entstehen, werden ab ca. dem Jahr 2030 benő- tigt und die Speicherung von Wasserstoff und Methan im Erdgasnetz stellt hierbei großtechnisch die beste und einzige Lösung dar um Strom aus erneuerbaren Energien über einen längeren Zeitraum und in großen Mengen effektiv und kostengünstig für den Verbraucher zu speichern und bei Bedarf abzurufen.
10,5 % der Bruttostromerzeugung von 629 Mrd. kWh entfielen nach Angaben des BDEW im Jahr 2013 auf den Energieträger Erdgas, was die Verbindung in eine Richtung, vom Erdgas- zum Stromnetz, darstellt. Durch die starke zukünftige Beanspruchung des Stromnetzes durch die volatilen erneuerbaren Energien, wird das Stromnetz schnell an seine Grenzen gelangen. Eine Verbindung in die andere Richtung, vom Stromnetz ins Erdgasnetz, lässt sich durch die Umwandlung von Ökostrom in ״erneuerbares Methan“, also regenerativ erzeugtes Erdgas, erzielen. Durch diese bidirektionale Kopplung von Erdgas- und Stromnetz wird das Erdgasnetz einschließlich der Speicherkapazität zum Systemintegrator und Puffer von Ökostrom aus Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie etc.[17]
Vorteile, die durch die bidirektionale Verbindung der Netze entstehen sind:
- uneingeschränkte Nutzung der Erdgasinfrastruktur und ihrer Verbrauchsaggregate
- unstetig anfallende Elektrizität der Wind- und Solaranlagen wird lagerfähig und somit wird die Planbarkeit und Regulierbarkeit des Stroms aus erneuerbaren Energien verbessert
- zeitliche und räumliche Entkopplung von Stromproduktion und -verbrauch
- Ausbau von erneuerbaren Energien und der daraus resultierenden C02- Einsparungen
- Beitrag zur Stabilisierung der Netze
- Notwendige Ausbau von Stromnetz- und Speicherkapazitäten für den Ausbau der erneuerbaren Energien wird geringer
- Reduktion der Importabhängigkeit
Die gute Regelbarkeit dieses ״Strom-Erdgas-Netzes“ erfolgt in beide Richtungen. Ist der Strombedarf gering, wird er im Erdgasnetz- und -Speichersystem gelagert (Power-to-Gas). Die Rückwandlung in Strom oder Wärme erfolgt bei Bedarf.[18]
4 Konzept Power-to-Gas
4.1 Grundidee
Das auf die Firma SolarFuel GmbH, das Zentrum für Sonnenenergie- und WasserstoffForschung Baden-Württemberg (ZSW) und das Fraunhofer - Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) zurückgehende Konzept Power-to-Gas wird seit 2009 zwi- sehen der Forschung, Wirtschaft und Politik immer intensiver diskutiert. Das Grundkonzept mittels Windenergie elektrolytisch erzeugten Wasserstoff als Energieträger zu nutzen, wurde jedoch bereits Mitte des 19. Jahrhunderts vorgeschlagen. 1874 schrieb Jules Verne von einer Wasserwirtschaft. Doch auch der belgische Professor Noliet brachte zwischen 1840 und 1868 Vorschläge zur Technologie Power-to-Gas. Die technische Umsetzung folgte erstmals Ende des 19. Jahrhunderts. Der dänische Windkraftpionier Pour la Cour lieferte Knallgas zur Beleuchtung der Schule in Askov mithilfe einer Windkraftanlage mit angeschlossenem Elektrolyseur. Miteinhergehend mit der angestrebten Vision einer Wasserstoffwirtschaft bzw. zur Speicherung von regenerativ erzeugtem Strom im Rahmen der Energiewende erhielt das Konzept im 20. Jahrhundert den Aufschwung. Die Möglichkeit, Methan statt Wasserstoff zu erzeugen, wird seit etwa dem Jahr 2009 diskutiert. Unter dem Titel ״Power to Gas“ wird eine Strategieplattform seit Oktober 2011 von der halbstaatlichen Deutschen Energie-Agentur (dena) unterhalten.
Die Grundidee des Power-to-Gas-Konzeptes ist die Umwandlung von elektrischer Energie in einen chemischen Energieträger in Form von Gas. Es wird ein chemischer Prozess bezeichnet, bei dem ein Brenngas mittels Wasserelektrolyse und teilweise nachgeschalteter Methanisierung hergestellt wird. Das Synthesegas wird mithilfe von Ökostrom, also erneuerbaren Energien, gewonnen und ist als synthetisches Methan dem fossilen Erdgas chemisch nahezu identisch. Dieses kann als gleichwertiges Substitut in das öffentliche Gasnetz eingespeist, in Kavernenspeicher zwischengespeichert oder im Verkehrswesen genutzt werden. Auch für reversible Brennstoffzellen in Speicherkraftwerken kann das Gas verwendet werden.[19]
4.2 Konzept
Bei dem klassischen Power-to-Gas-Konzept wird die Umwandlung von regenerativ erzeugter elektrischer Energie in chemische Energie und die Speicherung im verfügbaren Gasnetz in Form verschiedener Gase umfasst. Dabei wird der zeitweise bestehende Stromüberschuss für die Elektrolyse von Wasser verwendet. Wasser wird mit Elektrolyseuren in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten, unter Zugabe von Kohlenstoffdioxid methanisiert und daraufhin in das Erdgasnetz eingespeist, wie in Abbildung 5 dargestellt. Durch Power-to-Gas wird die Verstetigung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien gefördert und Erzeugungsspitzen von Wind- und Solarstrom werden chemisch zwischengespeichert.[20] [21]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5 Prozess der Power-to-Gas-Technologie21
4.3 Stromversorgung
Bei dem Konzept Power-to-Gas wird auf erneuerbare Energien zurückgegriffen. Weit verbreitete Energiegewinnungsanlagen sind hierbei Solarzellen mit einem Anteil von 7,7 % und Windanlagen mit 17,7 % der Gesamtstromerzeugung in Deutschland[22]. Für die Power-to- Gas-Anlagen werden Stromüberschüsse, die in Zeiten, in denen viel Strom über Solarzellen und Windkraftanlagen hergestellt werden, genutzt. Die starken Schwankungen, die bei der Stromproduktion über Windkraftanlagen oder Solarzellen gegeben sind, sind in Abbildung 6 dargestellt. Da Power-to-Gas nur auf den überschüssigen Strom zugreift, welcher in Zeiten einer hohen Stromproduktion über erneuerbare Energien entsteht, sorgt das Verfahren automatisch für das Netzgleichgewicht von 50 Hz. Es speichert die Energie als Langzeitspei- eher, um diese bei Bedarf nutzen zu können.
[...]
[1] Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.v.: Broschüre ״Energie in Zahlen“, Seite 21
[2] Umweltbundesamt: ״Erneuerbare Energien in Zahlen“
[3] Quelle: https://www.energy-charts.de/ren_share_de.htm
[4] Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an die einzelnen Studien (Fußnote 5-9)
[5] Umweltbundesamt (2010): Broschüre ״Energieziel 2050 100 ธ/0 Strom aus erneuerbaren Energien“
[6] Forschungsverbund Erneuerbare Energien: Broschüre ״Energiekonzept 2050“
[7] Sachverständigenrat für Umweltfragen: Sondergutachten ״Wege zur 100 ธ/0 erneuerbaren Stromversorgung“
[8] Worldwide Fund For Nature): Bericht ״Modell Deutschland: Klimaschutz bis 2050“
[9] Greenpeace e.v.): Bericht ״Klimaschutz: Plan в - Energiekonzept für Deutschland“
[10] Quelle: http://wvvw.bpb.de/politik/wirtschaft/energiepolitik/152926/tennet?type=galerie&show=image&i=154877
[11] Quelle: https://vvvvw.energy-charts.de/energy_de.htm
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Pumpspeicherkraftwerk
[13] Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch e.v.:״Power to Gas Erzeugung von regenerativem Erdgas“, www.asue.de
[14] Energieexperten: ״Energiespeicher-Technologien im Überblick“ https://www.energie-experten.org/erneuerbare- energien/oekostrom/energiespeicher.html
[15] Energy in motion: ״Power-to-X Lösungsansätze“, http://www.energy-in-motion.berlin/wissen/zukunft-der- ene rg ieve rso rg u n g/powe r-to-x. htm I
[16] htt ps ://www'bd ew. d e/e n e rg ie/e rd g as/
[17] https://vvvvw.bdew.de/energie/erdgas/
[18] Strategieplattform Power to Gas: http://vvww.powertogas.info/power-to-gas/sektorenuebergreifende- systemloesung/potenziale-des-erdgasnetzes/
[19] Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Power-to-Gas
[20] Paschotta, Rüdiger: Bericht ״Power to Gas, https://www.energie-lexikon.info/power_to_gas.html
[21] Quelle: www.dw-world.de
[22] https://www.energy-charts.de/
- Arbeit zitieren
- Anonym, 2018, Nachhaltige Energiesysteme. Energieversorgung von Häusern mit Hilfe von Solarenergie und Power-to-Gas-Anlagen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/426013
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