Die Glaubwürdigkeit der Commentarii de Bello Gallico


Hausarbeit, 2014

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Caesars Darstellung des gallischen Krieges und dessen Glaubwürdigkeit
2.1 Krieg gegen die Helvetier
2.2 Krieg gegen Ariovist
2.3 Darstellung von Caesars Person
2.3.1 Rhetorische Begabung
2.3.2 Caesars Verhältnis zu den Soldaten
2.3.3 Caesars Fähigkeit als Feldherr

3. Fazit

4. Quellen und Literaturverzeichnis
4.1 Quellen
4.2 Sekundärliteratur

1. Einleitung

„Gesamtgallien ist gegliedert in drei Teile. Einen bewohnen die Belger, den zweiten die Aquitaner, den dritten das in der Landessprache Kelten, bei uns Gallier genannte Volk.“1 Mit diesen Worten leitet Caesar sein wohl berühmtestes Werk ein und bietet damit den Auftakt zur Eroberung Galliens. In seinen Commentarii de Bello Gallico schildert Caesar die Ereignisse und den Verlauf des gallischen Krieges, ist dabei in seiner Glaubwürdigkeit jedoch umstritten. Im Folgenden werde ich deshalb aus Caesars Berichten über den gallischen Krieg einige Darstellungen herausgreifen und versuchen, sie auf ihre Glaubwürdigkeit zu überprüfen. Dabei stütze ich mich auf eine Reihe von Sekundärliteratur, u. a. auf Godo Lieberg und Helga Gesche, die sich in ihren Werken „Caesars Politik in Gallien. Interpretationen zum Bellum Gallicum“ bzw. „Caesar“ mit den möglichen Interpretationen der Werke Caesars befassen, wobei sich hier v. a. Lieberg bemüht, ein positives Bild Caesars zu zeichnen. Etwas kritischer sieht dies hingegen Martin Jehne, der in seinem Buch „Caesar“ ausführlich auf die Geschehnisse in Gallien eingeht. Darüber hinaus werde ich mich auf mehrere Quellen wie etwa Cassius Dio, Sueton oder Plutarch beziehen, obgleich auch hier Vorsicht geboten ist. Diese Autoren sind zum einen nicht zeitgenössisch und bringen zum anderen auch ihre persönliche Einstellung gegenüber Caesar ein, weshalb auch ihre Glaubwürdigkeit genau abgewogen werden muss. So bemühte sich etwa Cassius Dio „[…] um ein zwar positives, dennoch aber auch ausgewogenes Caesarbild.“2 Plutarch hingegen stützte sich auf eine „Caesar gegenüber kritisch eingestellte Quelle“3 und geht dabei auch relativ detailliert auf den gallischen Krieg ein.4 Nicht so Sueton, der sich v. a. mit Caesars Privatleben beschäftigt, ohne jedoch auf Kritik zu verzichten5: „Wer den Helden lieber im Schlafrock als im lebendigen Kleid der Gottheit betrachtet, der wende sich an Sueton.“6. Die Arbeit beschäftigt sich nun zunächst mit Caesars Krieg gegen die Helvetier und dem darauffolgenden Krieg gegen Ariovist um daraufhin die Rechtmäßigkeit von Caesars Vorgehen sowie die Glaubwürdigkeit seiner Argumentation zu überprüfen. In einem zweiten Punkt werde ich mich anschließend der Darstellung seiner Person widmen, wie Caesar sie selbst in seinem Werk beschreibt, wobei ich drei Eigenschaften herausgreifen werde: Caesars rhetorische Begabung, seine Bindung zu den Soldaten und seine Fähigkeiten als Feldherr. Auch hier werde ich mithilfe von Sekundärliteratur und den oben genannten Quellen versuchen, den Wahrheitsgehalt dieser Aussagen zu prüfen.

2. Caesars Darstellung des gallischen Krieges und dessen Glaubwürdigkeit

2.1 Krieg gegen die Helvetier

Zu Beginn des 1. Buches berichtet Caesar vom Plan der Helvetier, ihr Land zu verlassen und sich in einem neuen Gebiet anzusiedeln, um zum einen „[…] ganz Gallien zu unterwerfen“7 und zum anderen ein ihrer Volkszahl, Tapferkeit und ihrem Ruhm entsprechend großes Gebiet zu erlangen.8 Den Helvetiern standen dabei zwei Wege zu Verfügung, auf denen sie ihr Gebiet verlassen konnten. Der eine führte durch das Land der Sequaner, war jedoch schwer zugänglich. Der zweite, leichtere Weg führte durch die römische Provinz. Als Caesar davon erfährt eilt, er so schnell wie möglich in die Provinz und lässt Truppen ausheben, die Helvetier hingegen entsenden eine Gesandtschaft um einen Durchzug durch die Provinz zu erbitten. Doch „Caesar, der wohl wußte, daß die Helvetier den Konsul Lucius Cassius erschlagen und sein Herr besiegt und unter das Joch geschickt hatten, glaubte, diese Erlaubnis nicht geben zu dürfen; auch meinte er, so feindlich gesinnte Menschen würden sich bei Genehmigung des Durchzuges durch die Provinz nicht von Rechtsverletzung und Gewalttat zurückhalten.“9

Diesen Hinweis auf die Niederlage des Lucius Cassius wird von Teilen der Forschung lediglich als Vorwand gesehen, um den Helvetiern den Weg zu versperren und die eigenen Truppen aufzurüsten.10 Lieberg hält jedoch dagegen, dass Caesar auch nach so langer Zeit, die seit dem Sieg der Helvetier vergangen war, von einer großen militärischen Stärke der Helvetier, die sie ja im Krieg gegen Cassius bewiesen hatten, überzeugt sein musste und deshalb auch keinen friedlichen Durchmarsch durch die Provinz erwarten konnte.11 Da die Provinz jedoch noch nicht ausreichend befestigt ist, erbittet sich Caesar Bedenkzeit und lehnt das Gesuch der Helvetier mit der Begründung ab, „[…] nach Brauch und Herkommen des römischen Volkes sei er außerstande, jemanden den Marsch durch die Provinz zu gestatten […].“12 Zu dieser Stelle merkt Lieberg an, dass Caesar eben nicht versuchte die Helvetier zu provozieren, sondern die Ablehnung allgemein formuliert war und er eine Brüskierung der Gesandten somit zu vermeiden suchte.13

Die Helvetier versuchten trotzdem in die Provinz überzusetzen, wurden jedoch ohne große Probleme aufgehalten. Nachdem der Weg durch die Provinz nun versperrt war, blieb ihnen nur noch der Weg durch das Land der Sequaner und Häduer, um in das Gebiet der Santonen zu gelangen. Dies stellt jedoch für Caesar eine Bedrohung dar, liegt doch das Land der Santonen in der Nachbarschaft von Tolosa, einem bereits zur Provinz gehörenden Gebiet. Infolge dessen hebt Caesar weitere Legionen aus und führt „das Heer zu den Allobrogern und von diesen zu den Segusiavern. Dies ist der erste Stamm außerhalb der Provinz […].“14

Dieser Schritt ist in der Forschung bzgl. seiner Rechtmäßigkeit stark umstritten, war doch nach der Verfassung das Recht, Truppen aufzustellen, eigentlich dem Senat vorbehalten. Hier stellt Gelzer aber heraus, dass es in Notzeiten wohl durchaus Praxis war, den Senat bei diesen Entscheidungen zu übergehen.15

Wesentlich kontroverser gestaltet sich jedoch die Diskussion bzgl. Caesars Legimitation zur Überschreitung der Provinzgrenze. Sprach die ältere Forschung, u.a. Rambaud, Caesar noch jedes Recht ab, die Provinzgrenze zu überqueren16, geht die neuere Forschung mittlerweile davon aus, dass sein Vorgehen sehr wohl dem gängigen Recht entsprach. So sieht etwa Lieberg Caesars Aktionen durch die lex Vatinia sowie den Senatsbeschluss von 61, der dem Statthalter der Provinz das Recht zusprach, die Häduer und die Freunde des römischen Reiches zu verteidigen, legitimiert.17 Zum Zeitpunkt der Provinzüberschreitung lag zwar noch kein Hilfegesuch der Häduer vor, jedoch weist Jehne daraufhin, dass „es den Maximen der römischen Außenpolitik durchaus entsprach, im Vorfeld der Provinzen bei den geringsten Anzeichen für unliebsame Entwicklungen offensiv zu werden“18, weshalb Caesar in Rom mit keinen Schwierigkeiten zu rechnen hatte. Er geht also noch einen Schritt weiter als Lieberg, indem er die These anführt, das Hilfegesuch der Häduer sei nur insofern von Bedeutung, als es Caesars Vorgehen den Anstrich eines gerechten Krieges verpasst.19 Auch für Cassius Dio ist das Hilfegesuch der Häduer eher sekundär, im Vordergrund steht Caesars Befürchtung, die Helvetier würden sich mit den anderen Stämmen verbünden und dadurch eine Gefahr für Tolosa darstellen.20 In der Forschung gehen die Meinungen bzgl. der Bedrohung des Gebietes der Tolosaten jedoch auseinander. So hält Jehne das Argument Caesars, die Helvetier stellten eine Bedrohung für die römische Provinz dar, für fadenscheinig, ist doch das Gebiet der Santonen durch mehr als 200km und verschiedene Stämme vom Gebiet der Tolosaten getrennt. Caesar mache sich also hier die Unwissenheit der Senatoren bzgl. der gallischen Geographie und das Fehlen von Landkarten zunutze.21 Dem widerspricht jedoch Lieberg, der die Fruchtbarkeit des Landes zwischen den Santonen und Tolosaten hervorhebt. Daraus resultiere nun insofern eine Bedrohung, als dass sich die Helvetier von diesem Gebiet angezogen fühlen und sich der römischen Provinz nähern könnten. Weiterhin führt Lieberg an, dass sich die Helvetier mit den nordwestlich der römischen Provinz lebenden gallischen Stämmen, die bereits bis in die siebziger Jahre die Provinz angegriffen hatten, verbünden und somit ein enormes Gefahrenpotenzial hätten erzeugen können.22

„Es hätte sogar zu einer regelrechten Einkreisung der Provinz kommen können, mit den Helvetiern im Nordwesten, den Arvernern im Norden, den unzuverlässigen Allobrogern im Nordosten und sogar den Germanen im Osten, wenn diese die von den Helvetiern verlassene Schweiz besetzt hätten.“23

Caesar berichtet weiter, dass die Helvetier, als sie durch das Gebiet der Häduer zogen, große Teile des Landes verwüsteten. In Folge dessen schickten die Häduer eine Gesandtschaft zu Caesar und erbaten seine Hilfe, da sie sich stets um das römische Volk verdient gemacht hätten. Caesar macht sich also sofort auf den Weg und überfällt die ahnungslosen Tiguriner, einen Teilstamm der Helvetier, und macht „[…] einen großen Teil von ihnen nieder.“24 Auch hier versucht Caesar die Rechtmäßigkeit seines Vorgehens damit zu begründen, dass die Tiguriner den Konsul Lucius Cassius und sein Heer besiegten. Weiterhin töteten sie einen Verwandten Caesars, den Legaten Lucius Piso, wodurch er sowohl staatliches als auch privates Unrecht vergalt.

[...]


1 Gaius Iulius Caesar: De bello Gallico. Lateinisch Deutsch, übersetzt und herausgegeben von Otto Schönberger, Düsseldorf 2009, 1, 1, 1.

2 Karl Christ: Caesar. Annäherungen an einen Diktator, München 1994, S. 106.

3 Godo Lieberg: Caesars Politik in Gallien. Interpretationen zum Bellum Gallicum, Bochum 2000, S. 60.

4 Vgl. Christ: Diktator, S. 100.

5 Vgl. ebd., S. 101f.

6 Friedrich Gundolf, zitiert nach: Christ: Diktator, S. 101.

7 Caes. bell. Gall. 1, 2, 2f.

8 Hierzu und zum Folgenden: Vgl. Caes. bell. Gall. 1. 2-12.

9 Caes. bell. Gall. 1. 7. 4ff.

10 Vgl. Lieberg: Caesars Politik, S. 40 und Ernst Baltrusch: Caesar und Pompeius, Darmstadt 2004, S. 64.

11 Vgl. Lieberg: Caesars Politik, S. 40.

12 Caes. bell. Gall. 1. 8. 3.

13 Vgl. Lieberg: Caesars Politik, S. 41.

14 Caes. bell. Gall. 1. 10. 5.

15 Vgl. Matthias Gelzer: Caesar. Der Politiker und Staatsmann, Stuttgart 2008, S. 86.

16 Vgl. Helga Gesche: Caesar, Darmstadt 1976, S. 89.

17 Vgl. Lieberg: Caesars Politik, S. 44.

18 Martin Jehne: Caesar, München 2004, S. 54.

19 Vgl. ebd., S. 54.

20 Vgl. Cassius Dio: Römische Geschichte, Bd.2, übersetzt von Otto Veh, Düsseldorf 2009, 38, 32,3.

21 Vgl. Jehne: Caesar, S. 54.

22 Vgl. Lieberg: Caesars Politik, S. 44.

23 Ebd., S. 44.

24 Caes. bell. Gall. 1. 12. 3.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Glaubwürdigkeit der Commentarii de Bello Gallico
Hochschule
Universität Regensburg
Note
1,7
Autor
Jahr
2014
Seiten
14
Katalognummer
V502273
ISBN (eBook)
9783346043542
ISBN (Buch)
9783346043559
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Cäsar, Rom, De Bello Gallico, Gallien, Feldzug, Ovid
Arbeit zitieren
Wolfgang Schlagbauer (Autor:in), 2014, Die Glaubwürdigkeit der Commentarii de Bello Gallico, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/502273

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