Arbeitsmarktpolitik in Deutschland und Großbritannien

Konvergenz zweier Systeme


Hausarbeit, 2016

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Konvergenz

3. Wirtschaftliche Ausgangslage vor den 1980er Jahren
3.1 Ausgangslage in Deutschland
3.1 Ausgangslage in England

4. Reformen konservativer Regierungen ab
4.1 Konservative Reformen in Deutschland
4.2 Konservative Reformen in Großbritannien

5. Reformen sozialdemokratischer Regierungen ab
5.1 Sozialdemokratische Reformen in Deutschland
5.2 Sozialdemokratische Reformen in Großbritannien

6. Fazit

Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Bei der Betrachtung der Entwicklung der Arbeitsmarktpolitik in Großbritannien und

Deutschland lassen sich zahlreiche inhaltliche sowie zeitliche Parallelen feststellen. In den 1980er und 1990er Jahren wurden in beiden Ländern durch konservative Regierungen arbeitsmarktpolitische Veränderungen vorgenommen auf die, nach der anschließenden Machtübernahme sozialdemokratischer Parteien, eine deutliche Erneuerung der arbeitsmarktpolitischen Mittel folgte. Diese Veränderung in der Arbeitsmarktpolitik möchte die vorliegende Arbeit, unter Betrachtung der jeweiligen politischen Hintergründe, herausarbeiten und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zwischen den beiden Ländern aufzeigen. Dabei soll die Frage beantwortet werden, ob eine Konvergenz in der Arbeitsmarktpolitik von Großbritannien und Deutschland stattgefunden hat und in welcher Form diese vorliegt.

Der Betrachtungszeitraum soll sich hierbei bis zu den 1980er Jahren erstrecken, da hier sowohl in Großbritannien (Margret Thatcher) als auch in Deutschland (Helmut Kohl) zwei bedeutende Persönlichkeiten einen Machtwechsel herbeiführten und mit den, jeweils von sozialdemokratischen Parteien durchgeführten Arbeitsmarktreformen (New Deal und Hartz- Reformen) abschließen.

Da aufgrund des relativ geringen Umfangs der Seminararbeit keine eigenen Untersuchungen vorgenommen werden können, stützt sich die Analyse auf Sekundärforschung von themenbezogener Fachliteratur.

Zu Beginn der Arbeit werden im 2. Kapitel die Begriffe Konvergenz, systematische Konvergenz, asymmetrische Konvergenz und divergente Konvergenz kurz definiert. In dem darauffolgenden 3. Kapitel wird die wirtschaftliche und politische Ausgangslage zu Beginn der 1980er Jahre für beide Länder separat betrachtet. Im Anschluss an die einführenden Abschnitte folgt im 4. Kapitel die Betrachtung der arbeitsmarktpolitischen Veränderungen durch Reformen konservativer Regierungen von 1980 bis Mitte der 1990er Jahre. Dieser Zeitraum bietet sich für einen sinnvollen Vergleich zwischen Deutschland und Großbritannien an, da in beiden Ländern konservative Parteien regierten, welche fast zeitgleich (Major 1997, Kohl 1998) abgewählt wurden. Dabei sollen insbesondere die Gewerkschaftspolitik, die Flexibilisierung des Arbeitsrechts sowie aktive und passive Arbeitsmarktpolitik betrachtet werden. Kapitel 5 umfasst den Zeitraum der sozialdemokratisch geführten Regierungen und die damit einhergehenden arbeitsmarktpolitischen Reformen. Hierbei soll der Frage nachgegangen werden, ob die neuen Regierungen einen veränderten Kurs einschlagen und welche Veränderungen bei der Flexibilisierung des Arbeitsrechts sowie der aktiven und passiven Arbeitsmarktpolitik auftreten. Im 6. Kapitel werden die erarbeiteten Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Entwicklung der Arbeitsmarktpolitik zusammengefasst und eine Bewertung hinsichtlich der Fragestellung, ob eine Konvergenz der Arbeitsmarktsysteme in Großbritannien und Deutschland vorliegt, vorgenommen. Die Relevanz des das Themas ergibt sich aus der fortlaufende Globalisierung und Einbindung beider Länder in gemeinsame Institutionen wie beispielsweise der OECD und der Europäischen Union.

2. Konvergenz

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob eine Konvergenz in der Arbeitsmarktpolitik von Großbritannien und Deutschland stattgefunden hat und in welcher Form diese vorliegt. Um diese Fragen zu beantworten, sollen an dieser Stelle die Begriffe Konvergenz, symmetrische Konvergenz, asymmetrische Konvergenz sowie divergente- und konvergente Konvergenz kurz eingeführt werden.

Konvergenz beschreibt der Duden als „Annäherung, Übereinstimmung von Meinungen, Zielen u. Ä.“ (Duden 2006, 601; Stichwort Konvergenz). Seeliger beschreibt Konvergenz als Entwicklung zweier Staaten, in denen zu Beginn des Betrachtungszeitraumes t0 Unterschiede festzustellen sind, welche sich durch das Einführen verschiedener politischer Maßnahmen bis zum Zeitpunkt t1 minimiert oder vollständig aufgelöst haben (Seeliger 1996, 289). Des Weiteren kann man zwischen symmetrischer und asymmetrischer Konvergenz differenzieren. Seeleib-Kaiser (1999, 346) beschreibt symmetrische Konvergenz als eine Entwicklung beider betrachteten Staaten aufeinander zu, während asymmetrische Konvergenz die nur einseitige Annäherung eines Staates an einen anderen meint, ohne dass sich dieser selbst verändert. Liegt Konvergenz nur auf einigen Ebenen vor, handelt es sich um divergente Konvergenz (Seeleib-Kaiser 1999, 363). Dies könnte beispielsweise vorliegen, wenn konvergierende Ziele (Zielebene) erkennbar sind, bei den zur Erreichung dieser Ziele genutzten Mittel (Mittelebene, Instrumentenebene) aber keine Annäherung festzustellen ist. Liegt Konvergenz auf allen betrachteten Ebenen vor, bezeichnet man dies als konvergente Konvergenz.

Diese Begriffsdefinitionen sollen für die vorliegende Hausarbeit übernommen und wie beschrieben verwendet werden.

3. Wirtschaftliche Ausgangslage vor den 1980er Jahren

In dem aktuellen Kapitel sollen die wirtschaftlichen sowie arbeitsmarktpolitischen Ausgangssituationen in Deutschland und Großbritannien nach dem 2. Weltkrieg bis hin zu den 1980er Jahren beschrieben werden.

3.1 Ausgangslage in Deutschland

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland war nach Ende des 2. Weltkrieges von Versorgungsschwierigkeiten der Bevölkerung und hoher Arbeitslosigkeit geprägt. Obwohl eine Vielzahl der Ansätze zur Ausgestaltung der Wirtschaftspolitik als „links“ einzuordnen waren, setzten sich ordoliberale Ideen unter Bundeskanzler Konrad Adenauer und Wirtschaftsminister Ludwig Erhardt durch. Unter Ordoliberalismus versteht man eine Wirtschaftsordnung in der durch einen staatlich geschaffenen Rahmen die Freiheit des wirtschaftlichen Wettbewerbs sowie der Bürger gewährleistet sein soll. Dabei setzte die Bundesregierung auf eine liberale Selbstregulierung des Marktes, in dessen Leitbild maximale Freiheiten von Wettbewerb und Individuen sowie minimale staatlichen Interventionen. (Peters 2000, 150)

Dieser ordnungspolitische Ansatz wird auch als soziale Marktwirtschaft bezeichnet und gilt als wichtigster Baustein für den wirtschaftlichen Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland. Ende der 50er Jahre wurden vermehrt keynesianische Ideen1 in die soziale Marktwirtschaft implementiert und dem Staat somit ein mehr an staatlichen Interventionsmöglichkeiten zugestanden.

Das auftretende starke Wirtschaftswachstum wurde vor allem von einer starken Exportwirtschaft getragen. Diese ermöglichte auch den ohne soziale Spannungen ablaufenden Strukturwandel vom primären Sektor (Urproduktion, Rohstoffgewinnung) zum sekundären Sektor (Industrieller Sektor, produzierendes Gewerbe). Arbeitskräfte, die im primären Sektor freigesetzt wurden, fanden aufgrund der starken Wachstumszuwächse im sekundären Sektor eine neue Anstellung. (Schröter 2000; 365 ff.)

Das Verhältnis von Regierung und Gewerkschaften war in Deutschland aufgrund des beschriebenen Aufschwungs friedvoller als beispielsweise in Großbritannien. Die Gewerkschaften übten auf der einen Seite Lohnzurückhaltungen aus, um den Aufschwung nicht zu gefährden, erhielten auf der anderen Seite jedoch durch das Tarifgesetz von 1949 erheblichen Einfluss. Das Tarifgesetz bestimmte Gewerkschaften sowie Arbeitgeberverbände als verantwortliche Parteien für die Festlegung von Arbeitsbedingungen. Der Staat sollte dabei nur Mindeststandards festsetzen.

Ab 1966 wurde Deutschland von einem Konjunktureinbruch getroffen, der zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führte. Bis zum Jahre 1975 stieg diese auf fast 5% an und es bildete sich eine Sockelarbeitslosigkeit, welche unabhängig von kurzfristigen konjunkturellen Schwankungen bestand. Arbeitslosigkeit wurde zum beherrschenden wirtschaftspolitischen Thema in den Siebzigerjahren. (Schröter 2000, 370 ff.)

Auch nach dem Regierungswechsel von Willy Brandt zu Helmut Schmidt stieg die Arbeitslosigkeit kontinuierlich, bei einem geringen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes. Die Regierung schwankte zwischen den Arbeitsmarkt stimulierenden und haushaltskonsolidierenden Maßnahmen, wodurch keine wirtschaftspolitische Leitlinie erkennbar war (Oschmiansky et al. 2007, 293).

Im Oktober 1982 übernahm eine konservativ-liberale Koalition von CDU/CSU und FDP unter Führung von Helmut Kohl die Regierungsverantwortung und kündigte eine Wende in der Wirtschaftspolitik, insbesondere bei der Haushaltskonsolidierung und den Staatsausgaben, an.

Die Arbeitsmarktpolitik in Deutschland war nach Ende des 2. Weltkrieges bis zu den 1980er Jahren von Statuserhalt und Aufwärtsmobilität sowie einer Dominanz des Versicherungsprinzips gekennzeichnet bei der, unterwertige Arbeit (unterhalb der vorherigen Beschäftigung) vermieden werden sollte (Knuth 2006, 161). Die Arbeitslosensicherung bestand aus drei Stufen. Die erste Stufe beinhaltet das Arbeitslosengeld, welches versicherungsförmig angelegt und einkommensabhängig war. Die Beiträge richteten sich nach dem Einkommen des Versicherten und gewährten ihm bei Arbeitslosigkeit im Bezugszeitraum 68% des vorherigen Einkommens. Die zweite Stufe bildet die Arbeitslosenhilfe, die aus Steuermitteln finanziert und an Personen, die den Bezugszeitraum des Arbeitslosengeldes überschritten hatten, zeitlich unbegrenzt gezahlt wurde. Die Arbeitslosenhilfe entsprach dabei 58% des letzten Einkommens.

Die dritte Stufe bildete die ebenfalls durch Steuern finanzierte Sozialhilfe, welche für alle Personen, die keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe hatten, ein Existenzminimum absichern sollte. Damit unterschied sie sich fundamental von den Leistungen der ersten und zweiten Stufe, die als Lohnersatzleistungen eine relative Sicherung des vorherigen Lebensstandards garantieren sollten. (Mohr 2008, 195). Unter aktiver Arbeitsmarktpolitik wurden Maßnahmen wie Umschulungen und Weiterbildungen verstanden, welche das Qualifikationsniveau heben und somit unterwertige Arbeit verhindern sollten (Heinelt 2003, 125).

[...]


1 Keynesianische Ideen beruhen auf der Annahme, dass die wirtschaftliche Gesamtnachfrage entscheidend für Beschäftigung und Produktion ist. Keynesianisch orientierte Politik beschäftigt sich dementsprechend mit Nachfragepolitik. Zurück geht die Idee auf John Maynard Keynes.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Arbeitsmarktpolitik in Deutschland und Großbritannien
Untertitel
Konvergenz zweier Systeme
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Politik und Wirtschaft
Note
2,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
14
Katalognummer
V465893
ISBN (eBook)
9783668940338
ISBN (Buch)
9783668940345
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Politik und Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Arbeitsmarktreformen, Arbeitsmarktpolitik, Konvergenz, Arbeitsmarktkonvergenz, Vergleich, Arbeitsmarktsysteme
Arbeit zitieren
Michael Khan (Autor:in), 2016, Arbeitsmarktpolitik in Deutschland und Großbritannien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/465893

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