Darstellung und Funktion von Inselmotiven in Uwe Timms Roman "Der Schatz auf Pagensand"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


2
Inhalt
A.
Vorbemerkungen
...S.3
B.
Darstellung und Funktion von Inselmotiven in Uwe Timms Roman ,,Der
Schatz auf Pagensand"
...S.4
1.
Inselmotiv: Bedeutung und Rolle in der Literatur
...S.4
2.
Das Motiv der Insel in der Kinder- und Jugendliteratur
...S.4
2.1
Die Insel als bergendes Zuhause
...S.5
2.2
Die Insel als Wunsch- und Freiraum
...S.5
2.3
Die Insel als Gefängnis und Ort der Bewährung
...S.6
2.4
Die Insel als utopisches Gesellschaftsmodell
...S.6
2.5
Die Insel als Ort der Begegnung und Konfrontation ­ fremde Welt
...S.7
2.6
Die Insel als Schauplatz eines Abenteuers
...S.7
3.
Inselmotive und -erfahrungen von Benno, Jutta, Georg und Jan in
,,Der Schatz auf Pagensand"
...S.8
3.1
Die Insel als Zuflucht- und Rückzugsraum - als Wunsch und Freiraum
(Insel als Asyl)
...S.8
3.2
Insel als fremde Welt
...S.10
3.3
Die Insel als Schauplatz eines Abenteuers
...S.11
3.4
Die Insel als Gefängnis und Ort der Bewährung (Insel als Exil)
...S.13
C.
Abschließende Gedanken
...S.15

3
A. Vorbemerkungen
Der Begriff der Insel und allein die Vorstellung davon reichen aus, um in den Köpfen vieler
Menschen zahlreiche Gedanken, Assoziationen, Träume und Wünsche hervorzurufen.
1
Die
Insel ist ein erwünschter Ort der Zuflucht und des Paradieses, häufig aber auch verwünscht
als Ort der Isolation und verbunden mit zahlreichen angsteinflößenden Gefahren. Hierin ist
bereits die Ambivalenz der Bedeutung einer Insel angedeutet. Die Insel hat demnach eine
sehr große Anziehungs- und Symbolkraft und besitzt eine magische Wirkung auf den
Menschen. Dennoch kann man feststellen, dass gerade die Insel als Schauplatz und das
Motiv der Insel in der Literatur eine sehr große Rolle spielt. Die Insel als Paradies und
Wunschvorstellung hat genauso Eingang in die Literatur gefunden, wie die Insel als
Gefängnis und Isolation. Begründer einer ganzen Buchgattung rund um das Abenteuer
Insel sind die Abenteuer von Robinson Crusoe, die der englische Autor Daniel Defoe 1719
veröffentlichte und der mit seinem Roman über einen Schiffbrüchigen auf einer einsamen
Insel Weltliteratur geschrieben hat. Das literarische Motiv der ,,einsamen Insel" ist seitdem
sehr eng mit Defoes Helden verbunden, der 28 Jahre lang der Natur einer unbewohnten
Insel trotzt. Dennoch ist das Motiv des Inseldaseins viel älter als die Geschichte von
Robinson Crusoe und bereits in der antiken Dichtung und griechischen Mythologie zu
finden, wenn wir beispielweise an die Abenteuer von Odysseus bei Homer denken. Das
Inselmotiv findet sich bei Goethe, Jean Paul, Mark Twain, Jules Verne und bei zahlreichen
anderen bedeutenden Schriftstellern. Und insbesondere in der Kinder- und Jugendliteratur
hat das Abenteuer auf der einsamen Insel bis heute einen festen Platz.
2
Die Bedeutung und die Funktion der Inseln in der Literatur generell, aber vor allem auch in
der Kinder- und Jugendliteratur sind vielfältig. So bietet sich die Insel als Ort der Rettung,
der Zuflucht, als magischer Schauplatz für verborgene Schätze, Geheimnisse und
Verbrechen, als Inbegriff der Einsamkeit, als Archipel der Sehnsucht, als Labor für
Experimente, als abgeschirmter Ort der Prüfung, der Erkenntnis, der Wandlung und der
Bewährung an
3
.
Auch in Uwe Timms Roman ,,Der Schatz auf Pagensand" brechen die vier Freunde Benno,
Georg, Jan und Jutta mit einem Segelboot auf, um auf einer unbewohnten Insel einen längst
vergessenen Schatz zu suchen. Während anfangs alles nach Plan läuft, erleiden die vier
später Schiffbruch und müssen auf der Insel Pagensand plötzlich völlig auf sich gestellt um
ihr Überleben kämpfen. Auch in Uwe Timms Abenteuerroman der Kinder- und
Jugendliteratur spielt demnach die Insel eine zentrale Rolle. Dennoch stellt sich für mich
1
Vgl. Brunner (1967): Die poetische Insel. S.19.
2
Vgl. Gutzeit (2010): Der Topos der Insel.
3
Vgl. ebd.

4
hier die Frage, welche Rolle und welche Funktion hier das Motiv der Insel übernimmt. Sind
die Inseln in ,,Der Schatz auf Pagensand" lediglich zentrale Schauplätze und Orte des
Geschehens oder hat das Motiv der Insel hier einen tiefgründigen Sinn? In diesem
Zusammenhang soll in erster Linie auch beantwortet werden, welche Bedeutung die Inseln
für die Handlung haben, wie die Inseln im vorliegenden Roman von den Protagonisten
gesehen, wahrgenommen werden und wie sich diese Wahrnehmung eventuell verändert.
Demnach soll auch der Bedeutung der Insel als Ort der Handlung und ihrem manchmal
wechselnden Stellenwert für den Fortgang der Erzählung nachgespürt werden.
Zunächst wird in einem ersten zentralen Teil der Arbeit geklärt, was sich hinter dem Begriff
des Inselmotivs verbirgt und welche Funktionen Inselmotive in der Literatur haben. In einem
zweiten Schritt wird dann speziell auf die Kinder- und Jugendliteratur eingegangen und
Merkmale, sowie eindeutige Charakteristika verschiedener Inselmotive näher betrachtet.
Ein weiterer zentraler Gegenstand der Arbeit beschäftigt sich anschließend, ausgehend
von diesen charakteristischen Motivmerkmalen, mit Funktion und Bedeutung der
verschiedenen Inseltopoi in Uwe Timms Roman ,,Der Schatz auf Pagensand". Schließlich
erfolgen in den abschließenden Gedanken eine Zusammenfassung der gewonnenen
Erkenntnisse und ein kurzes Fazit.
B. Darstellung und Funktion von Inselmotiven in Uwe Timms Roman ,,Der
Schatz auf Pagensand"
1. Inselmotiv: Bedeutung und Rolle in der Literatur
2. Das Motiv der Insel in der Kinder- und Jugendliteratur
In der Kinder- und Jugendliteratur spielt das Thema und Motiv der ,,Insel" eine fundamentale
Rolle und ist auch in einer Reihe von bekannten Werken zu beobachten. Einige dieser
Inseln und Inselmotive sind uns sofort gegenwärtig, denn wer kennt beispielsweise nicht
die Insel Lilliput bei Gulliver, Pippi Langstrumpfs Taka-Tuka-Land, Jim Knopfs Lummerland
oder Peter Pans Neverland. In der Kinder- und Jugendliteratur ist demnach eine sehr große
Insel-Fülle zu beobachten.
4
Dennoch können die Inseln verschiedenste Bedeutungen haben und auf unterschiedliche
Weise gedeutet werden. Zunächst muss festgehalten werden, dass es unterschiedliche
Inselerscheinungen und Motive gibt und es in der Literatur auch immer von der jeweiligen
Perspektive des Betrachters abhängt, was in einer Insel gesehen wird. So generiert die
Vorstellung von einer einsamen Insel in unserer heutigen, hektischen und turbulenten Zeit
oft ein Gefühl der Sehnsucht und des Fernwehs, während im Mittelalter die Insel noch als
Ort der Verbannung gesehen wurde. Bedeutung und Funktion erlangt eine Insel also erst
4
Vgl. Weber et al. (1995): Von Robinson bis Lummerland. S. 3.

5
dadurch, wie sie wahrgenommen wird, was in ihr gesehen wird und wie sich diese
Wahrnehmung eventuell ändert ­ in der Literatur vor allem durch die handelnden Figuren,
aber auch durch Autor und Leser.
5
Im Folgenden wird auf die grundlegenden,
verschiedenen Bedeutungen und Motive der Insel in der Kinder- und Jugendliteratur
eingegangen.
2.1 Die Insel als bergendes Zuhause
Das Inselmotiv der Insel als bergendes Zuhause ergibt sich aus den Gedanken und
Vorstellungen der Menschen, in denen die Insel als Sinnbild für Geborgenheit und Heimat
gesehen wird.
6
Beispiele hierfür wären Jim Knopf auf Lummerland oder der
Leuchtturmwärter Johann auf den Hummerklippen. Der Schauplatz ist hier meistens
auffallend klein und signalisiert die Einfachheit und Überschaubarkeit des Lebens auf der
Insel. Die Zusammenhänge des Lebens sind in diesem Inselmotiv häufig nicht sehr
komplex, stattdessen nimmt es einen ruhigen und geregelten Ablauf. Das Vertraute und
Traditionelle vermittelt den Menschen in diesem Fall Sicherheit und Geborgenheit. Dennoch
ändert sich dieser Zustand der Geborgenheit häufig sehr schnell und die Inselbewohner
müssen beispielsweise die Zerstörung des friedlichen Insellebens durch Krieg, Gewalt,
Unterdrückung oder Lärm befürchten und für ihr Inselglück kämpfen.
7
2.2 Die Insel als Wunsch- und Freiraum
Da Inseln von der Außenwelt isoliert und abgetrennt sind, bieten sie häufig günstige
Voraussetzungen, um als Zufluchts- und Rückzugsraum zu dienen. In der Kinder- und
Jugendliteratur gibt es auch hier zahlreiche Beispiele. Oft sind es gerade kindliche
8
Helden,
die das Bedürfnis haben, aus ihrer gewohnten Umgebung zu entfliehen, um sich an einem
entfernten Ort zurückzuziehen. Die Helden und Heldinnen der Kinderliteratur leiden dabei
meist an ihrer Außenseiterrolle, ihrer sozialen Stellung oder fühlen sich von ihren
Mitmenschen auf eine bestimmte Art und Weise unverstanden, bedrängt oder eingeengt.
Ein weiteres Charakteristikum dieses Inselmotivs ist die Entwicklung der kindlichen Helden
oder Heldinnen. Die Insel ist demnach ein Ort, an dem die Figuren eine positive Entwicklung
erleben, die sie fähig macht, die Insel nach einer Weile wieder endgültig zu verlassen.
Insofern ist die Insel dann meist eine Station auf dem Weg zurück nach draußen und hat
5
Vgl. Weber et al. (1995): Von Robinson bis Lummerland. S. 3.
6
Vgl. ebd. S. 5.
7
Vgl. ebd. S. 5.
8
Vgl. ebd. S. 16.

6
keinen Charakter des endgültigen. Zudem wirkt sie kompensatorisch, da die Protagonisten
durch den Zufluchtsort Insel bestimmte Defizite ausgleichen können.
9
2.3 Die Insel als Gefängnis und Ort der Bewährung
Die bekannteste Insel der Weltliteratur ist wohl die Insel des schiffbrüchigen Robinson
Crusoe. Daniel Defoe hat dabei einer ganzen literarischen Gattung und dem beliebtesten
Inselmotiv, nämlich den ,,Robinsonaden", einen Namen gegeben. Die Figuren in der Kinder-
und Jugendliteratur, die diesem Motiv der Insel als Ort der Bewährung folgt, werden vom
Autor sehr häufig ­ ob allein oder in der Gruppe ­ auf Inseln ausgesetzt. Charakteristisch
hierfür ist, dass die Inselaufenthalte fast nie freiwillig, sondern erzwungen sind, egal ob
durch den klassischen Schiffsbruch, einen Flugzeugabsturz oder durch andere missliche
Lagen und Situationen. Die Protagonisten werden darüber hinaus dazu gezwungen, ihr
Überleben auf der Insel zu sichern. Dabei geraten sie in viele verschieden
Gefahrensituationen. Sie sind auf sich allein gestellt und leiden an diesem Zustand. Sie
empfinden die Insel als feindliche Fremde und wollen von der Insel weg, hin zur vertrauten
Außenwelt. Dennoch folgt sehr oft nach einer anfänglichen schwierigen Zeit, eine
Eingewöhnungsphase, in der die Insel Schritt für Schritt in Besitz genommen wird. Die
Protagonisten kommen auch hier zu einer Selbsterkenntnis und persönlichen Entwicklung,
da sie in ihre Situation auf der Insel auch als Prüfung und Möglichkeit zur Bewährung
verstanden wird.
2.4 Die Insel als utopisches Gesellschaftsmodell
Für die Insel als utopisches Gesellschaftsmodell ist es charakteristisch, die Insel als ideale,
modellhafte Anders- oder sogar Gegenwelt darzustellen. Auf diesen Inseln entwickeln sich
dann sehr oft utopische Lebensformen. So leben dann beispielsweise Menschen, Tiere und
Pflanzen friedlich zusammen, Geld ist unbekannt oder spielt keine Rolle und das Individuum
und die Freiheit des Einzelnen wird ausnahmslos toleriert und respektiert.
10
Diese Welten
sind in den meisten Fällen Spiegel der unzulänglichen und kritisch gesehenen, eigenen
Außenwelt und berühren sehr häufig gesellschaftliche Gegenwarts- und Zukunftsfragen.
9
Vgl. Weber et al. (1995): Von Robinson bis Lummerland. S. 16.
10
Vgl. ebd. S. 35.
Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Darstellung und Funktion von Inselmotiven in Uwe Timms Roman "Der Schatz auf Pagensand"
Hochschule
Universität Regensburg  (Fakultät für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften / Institut für Germanistik / Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur)
Veranstaltung
Moderne Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur im Deutschunterricht – literarische Kompetenzen systematisch aufbauen
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
17
Katalognummer
V375577
ISBN (eBook)
9783668529069
ISBN (Buch)
9783668529076
Dateigröße
516 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kinderliteratur, Jugendliteratur, Klassiker, Deutschunterricht, literarische Kompetenzen, Der Schatz auf Pagensand, Inselmotive, Uwe Timm, Roman, Jugendbuch
Arbeit zitieren
Michael Hüttinger (Autor:in), 2012, Darstellung und Funktion von Inselmotiven in Uwe Timms Roman "Der Schatz auf Pagensand", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375577

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