Instrumentenkunde in Schulbüchern

Ein Überblick ohne Wertung?


Hausarbeit, 2007

19 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorhandene Systematiken
2.1. Hornbostel und Sachs
2.2. Das natürliche System der Instrumente
2.3. Andere Gesichtspunkte

3. Systematiken in Schulbüchern
3.1. Musik im Leben
3.2. Musik um uns
3.3. Banjo
3.4. Spielpläne
3.4.1. Spielpläne 1984
3.4.2 Spielpläne 1991
3.4.3 Spielpläne 2005 (2. Auflage)
3.4.4. Zusammenfassung

4. Vergleich der Schulbücher

5. Zusammenfassung

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

8. Anhang

1. Einleitung

In der „abendländischen Welt“ hat man eine relativ klare Vorstellung über die Einteilung von Musikinstrumenten. Den meisten Menschen ist eine Einteilung in Streichinstrumente, Holzblasinstrumente, Blechblasinstrumente, Tasteninstrumente und Schlaginstrumente geläufig. Selbst Musikstudenten fallen bei der Aufgabe, Musikinstrumente anhand einer graphischen Darstellung zu systematisieren, im Seminar auf Grundzüge dieser Einteilung zurück.

Bei drei verschiedenen Darstellungen findet sich einmal genau diese Einteilung, wobei die Streichinstrumente mit Zupfinstrumenten zu Saiteninstrumenten und Holz- und Blechblasinstrumente zu Blasinstrumenten zusammengefasst werden.[1] Diese Gruppe bezieht sich in ihrer Einteilung der Tasteninstrumente allerdings auch auf die Systematik nach Hornbostel und Sachs, die die Instrumente nach dem Klang erzeugenden Material einteilen, also in Cordophone, Aerophone, Idiophone und Membranophone. Die zweite Gruppe teilt ausschließlich nach dieser Systematik ein[2].

Die dritte Gruppe fällt ein wenig heraus. Hier werden Instrumente nach abendländischen Instrumenten, außereuropäischen Instrumenten, „Schul“instrumenten und volkstümlichen Instrumenten sortiert[3]. Aber auch bei dieser recht eigenwilligen Einordnung findet sich bei den abendländischen Instrumenten die Einteilung in Schlag-, Blas- und Streichinstrumente. Obwohl nicht namentlich genannt, finden sich auch die Gruppen Tasten-, (linker Unterpunkt) und Zupfinstrumente (letzter rechter Unterpunkt) wieder. Auch bei den „Schul“instrumenten taucht dieses Schema bei der Einteilung in Bläser-, und Streicherklassen auf.

Diese Systematisierung sitzt anscheinend in den Köpfen der „Abendländer“ ziemlich fest. Selbst Musikstudenten können sich bei der freien Einteilung von Instrumenten nicht von vorhandenen Schemata lösen. Woher kommen diese Schemata? Und wie kommen Wertungen zustande wie in der dritten Studentengruppe?

Zunächst soll an zwei Beispielen gezeigt werden, welche unterschiedlichen Systematisierungen es gibt. Alle existierenden können nicht betrachtet werden. Danach sollen einige Schulbücher für den Musikunterricht in Bezug auf diese Systematisierungen betrachtet werden. Hierzu werden verschiedene Schulbücher aus mehreren Jahrzehnten und auch in verschiedene Ausgaben desgleichen Buches betrachtet.

2. Vorhandene Systematiken

Alle Systematiken versuchen natürlich die Instrumente anhand von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zu sortieren. Die Frage ist allerdings, an welchen Aspekten dies getan wird. Da die Systematiken teilweise recht kompliziert sind, soll nur ein kurzer Einblick in das jeweilige System gegeben werden.

2.1. Hornbostel und Sachs

Erich Moritz von Hornbostel und Curt Sachs haben 1914 eine „Systematik der Musikinstrumente“ mit dem Untertitel „Ein Versuch“ herausgegeben. Der Untertitel zeigt, dass die beiden ihre eigene Arbeit nicht als perfekt oder gar vollendet betrachtet haben. Dieser Versuch stellt lediglich eine Möglichkeit dar, Instrumente einzuordnen.

Hornbostel und Sachs stellen ihre Ordnung tabellarisch mit drei Spalten dar. In der ersten benennen sie die Instrumente, bzw. die Instrumentengruppen. Die zweite Spalte gibt eine kurze Erläuterung zu der Charakteristik des Instruments oder der Gruppe, die dritte nennt Beispiele.

Die Gliederung erfolgt in den Gruppen Idiophone (1), Membranophone (2), Cordophone (3) und Aerophone (4). Entscheidend war für Hornbostel und Sachs also das, was beim Instrument klingt. Später wurde noch die Gruppe Elektrophone hinzugefügt.

Innerhalb dieser Gruppen werden die zugehörigen Instrumente nach weiteren Kriterien unterschieden. Diese Unterscheidungskriterien sind allerdings in jeder Gruppe unterschiedlich und willkürlich festgelegt. Hornbostel und Sachs haben sich in jeder Gruppe nach den auffälligsten und sinnvollsten Merkmalen gerichtet. So ist die Aufteilung der Idiophone (die Aufteilung der Membranophone erfolgt ebenso auf diese Weise) in Schlagidiophone, Zupfidiophone, Reibidiophone und Blasidiophone sehr klar und einleuchtend nach der Klangerzeugung gestaltet, doch die Aufteilung der Cordophone in einfache Cordophone oder Zithern und zusammengesetzte Cordophone richtet sich nach dem Bau des Instruments. Eine Ordnung nach der Klangerzeugung (z.B. Streichcordophone und Zupfcordophone) wäre nach der Aufteilung der Idiophone und Membranophone eher zu erwarten gewesen. Denn unsere hochgeschätzte Violine taucht hier nun unter den Lauten im selben Unterpunkt wie die Gitarre zu finden ist, erscheint uns Europäern zunächst einmal sehr befremdlich. Aber Gitarre und Violine sind sich im Bau recht ähnlich und unter den von Hornbostel und Sachs benutzten Gesichtspunkten stark miteinander verwandt.[4]

Trotz dieser ungewöhnlichen Einteilung schaffen es Hornbostel und Sachs eine Systematik zu erstellen, die sowohl die abendländischen, als auch die außereuropäischen Instrumente innerhalb derselben Gruppierungen ohne Bewertung erfasst.

2.2. Das natürliche System der Instrumente

Der DDR-Wissenschaftler Dr. Herbert Heyde hat 1975 mit seinen „Grundlagen des natürlichen Systems der Musikinstrumente“ die Kritik geäußert, die bisherigen Systeme seien zu ungenau. Die verwandtschaftlichen Verhältnisse der Instrumente würden nicht berücksichtigt.

Heyde betrachtet jedes Instrument als ein geschlossenes System, das aus verschiedenen Einzelelementen besteht. Hier nimmt er sogar den Spieler mit auf, der z. B. eine Energie an ein Klavier liefert, indem er eine Taste drückt. Dazu benutzt Heyde vier Abstraktionsklassen.

In der Systemklasse werden spezifische funktionelle und strukturelle Elemente des Musikinstruments betrachtet. Funktionselemente sind die zur Klangerzeugung benötigten, wie z. B. der Anreger, der die Energie zur Anregung des Systems liefert, oder der Vermittler, der die Energie umformt, wie die Klaviermechanik.

Die Formalklasse differenziert die anthropomorphen und technomorphen Elemente. Hier werden auch die historische Entwicklung und die Entwicklung nach parallel geschalteten Elementen untersucht.

Die Kategorialklasse zeigt die Art- und Gattungseigenschaften der Instrumente. Dazu gehören die Anzahl der Funktionselemente, historisch unvermittelt auftretende Veränderungen am Instrument, aber auch der technologisch und ästhetische Entwicklungsgrad der Instrumente.

Die letzte Klasse, die Dimensionalklasse, betrachtet nun lediglich die räumliche Verbreitung und die Größe der Instrumente.

Heyde versucht mit seinen Grundlagen ein System zu schaffen, das jedes Element eines Instruments samt Spieler verinnerlicht. Dabei wird dieses System ziemlich kompliziert, da nicht nur horizontale, sondern auch vertikale Verwandtschaften erstellt und gezeigt werden. Ein weiterer negativer Aspekt dieser Grundlagen ist die ästhetische Einordnung von Instrumenten. Wer bestimmt die Ästhetik von Instrumenten? Ästhetik ist generell ein Aspekt der Prägung durch den Kulturkreis. Für einen Europäer mag die Geige das ästhetischste Instrument sein, für einen Afrikaner ist es vielleicht eine Trommel, da dieser in seinem Kulturkreis eine besondere Bedeutung zukommt, die sich uns nicht erschließt. Diese ästhetische Einordnung ist daher recht strittig und sollte wohl jedem Menschen selbst überlassen werden.[5]

2.3. Andere Gesichtspunkte

Es ist theoretisch möglich Systematiken nach ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten zu erstellen. Darunter können einleuchtende Punkte sein, wie Klangfarbe, Tonumfang, Baumaterial oder Entstehungsdatum des Instruments. Aber auch abwegigere sind durchaus denkbar: Farbe des Instruments, Beliebtheitsgrad, Produktionszahlen, Preis des Instruments, etc. Man kann also eigentlich ganz offen an Instrumente treten und sehr verschiedene Verwandtschaften zwischen ihnen erstellen.

3. Systematiken in Schulbüchern

3.1. Musik im Leben

Die 1974 erschienene überarbeitete Neuauflage des Schulbuchs „Musik im Leben – Zweiter Band“ versucht auf recht knapp bemessenem Raum eine Entstehungsgeschichte der modernen Instrumente aufzuzeigen. Es werden jeweils einfache Instrumente aus verschiedenen Kulturen als Vorlage verwendet, um zu zeigen wie unsere abendländischen Instrumente einmal ausgesehen haben könnten. Dabei wird auch der Blick für außereuropäische Instrumente geweitet.

Dennoch geschieht durch diese historische Herangehensweise eine Klassifikation. Zunächst wird die Entwicklung der Saiteninstrumente dargestellt, dann folgen die Holzbläser und die Blechbläser. Als letztes kommen die Schlaginstrumente, die trotz ihrer Vielfalt recht kurz abgehandelt werden, bei denen besonders auf das Orffsche Instrumentarium verwiesen wird.[6]

[...]


[1] S. Anhang: 8.1. Schaubild Gruppe 1

[2] S. Anhang: 8.2. Schaubild Gruppe 2

[3] S. Anhang: 8.3. Schaubild Gruppe 3

[4] Vgl. Hornbostel, S. 563-589

[5] Vgl. Heyde

[6] Vgl. Jakoby, S. 69-72

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Instrumentenkunde in Schulbüchern
Untertitel
Ein Überblick ohne Wertung?
Hochschule
Hochschule für Musik und Theater Hannover
Autor
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V89243
ISBN (eBook)
9783638026307
ISBN (Buch)
9783638942263
Dateigröße
857 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Instrumentenkunde, Schulbüchern
Arbeit zitieren
Holger Plottke (Autor:in), 2007, Instrumentenkunde in Schulbüchern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89243

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