Das photografische Werk Robert Häusers von 1940 - 2000


Seminararbeit, 2009

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Vita

III. Frühe Bilder

IV. Helle Periode

V. Spuren und Zeichen

VI. Auszeichnungen und Preise

VII. Abschlussbemerkungen

VIII. Literaturverzeichnis

IX. Abbildungsverzeichnis

I. Einleitung

Robert Häusser, einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Fotografie, ist ein Meister der Kontraste, deshalb wählte er für seine Werke auch die Schwarz-Weiß-Fotografie. All seine Aufnahmen leben von dem Besonderen, selbst eine Mauer drückt etwas Vielsagendes aus.

In unserem Seminar beschäftigten wir uns mit Landschaftsfotografie, in meiner Fotoreihe setze ich mich mit Fremdkörpern in der Landschaft auseinander. Meine Themenwahl brachte mich dazu, mich näher mit Robert Häusser und seinem Lebenswerk zu befassen. Viele Landschaftsaufnahmen gehören zu seinen Werken – Werke, die immer versuchen das Besondere, das Fremde, die Zeichen in der Natur zu zeigen. Seine Arbeit inspirierte mich.

Robert Häusser ist früh von der Fotografie fasziniert. Im Alter von 17 Jahren hat er bereits Bildsprache entwickelt. Durch die Isolation seiner Familie zur Zeit des Nationalsozialismus entwickelt Häusser ein Misstrauen und eine Scheue gegenüber Menschen und richtet auch sein künstlerisches Augenmerk auf Gegenstände. Aus seinen autobiographischen Aufzeichnungen ist diese besondere Beziehung zwischen Häusser und leblosen Gegenständen zu entnehmen.

„Dieses Trauma machte mich zum Einzelgänger, denn ich ging allen aus dem Weg. […] Menschen waren mir fremd, ich scheute mich vor Kontakten. Ich konnte keine Menschen fotografieren. Aber die kleinen stillen Dinge zogen mich an. Denen konnte ich vertrauen. Bei ihnen fühlte ich mich wohl. Es gab eine intime fotografische Liebe zwischen den einfachen Dingen und mir. Sie hatten so viel Eigenleben, man mußte nur genau hinschauen.“[1]

Mit seinen Arbeiten schafft er es, diese fotografische Liebe zu vermitteln und das Eigenleben der leblosen Dinge sichtbar zu machen. Das Wechselspiel mit Kontrasten, mit Licht und Schatten unterstützen die Bildwirkung.

Nachdem er viele Jahre auf dem elterlichen Bauernhof gearbeitet hat, baut er die Distanz zu Menschen ab und fängt an Menschen abzubilden.

Die Nähe und Vorliebe für die Abbildung von Gegenständen bleibt jedoch weiterhin bestehen.

Nach seiner Flucht in den Westen, schließt sich seine „Helle Phase“ an. Das Besondere an dieser Phase ist die Helligkeit der Bilder, die außergewöhnlich im Vergleicht zu seinen zuvor entstandenen Werken ist.

Er arbeitet erfolgreich als Magazin- und Industriefotograf, bis er in den 70er Jahren die Entscheidung fällt, nur noch frei zu arbeiten.

Seine Werke sind geprägt von den Themen Isolation, Einsamkeit, Tod und Vergänglichkeit. Häussers Ausdrucksstärke ergibt sich aus der formalen Strenge, der Reduziertheit der Motive und ihrer inhaltlichen Klarheit. Er schafft es, das Alltägliche aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, das Alltägliche fremd zu machen. Auf diese Weise gelingt es ihm, dass der Betrachter von einer „normalen“ Hauswand gefesselt ist. „Sehen heißt bei Häusser erkennen.“[2] So versucht er hinter die Fassade einer Abbildung zu blicken – eine Wirklichkeit zu sehen und dem Betrachter die Möglichkeit zu geben, dasselbe zu erkennen wie er. Sein Werk stellt eine Synthese von Ausdruck und Form dar.

„Auch die scheinbar düsteren Bilder sind erhellend. Immer ist die Komposition zwingend, nie wird sie zum Selbstzweck oder Effekt. Häusser erspürt die Wechselbeziehung der Dinge und deren Verweis auf den Menschen.“[3]

Häusser begibt sich auf Motivsuche in Grenzgebieten zwischen Natur und Mensch, zwischen Natur und Zivilisation. Er ist ein Meister der künstlerischen Fotografie und hat diese in Deutschland zum großen Teil etabliert.

Da die Biographie für das Verständnis der Fotografie Häussers von enormer Bedeutung ist, gehe ich zunächst auf Häussers Leben ein und stelle besondere, prägende Begebenheiten und Erlebnisse heraus und setze sie in Beziehung zu seinen Werken. Im Folgenden werde ich mich auf drei Perioden, den „Frühen Bildern“, der „Hellen Periode“ und dem Thema „Spuren und Zeichen“ im Lebenswerk von Robert Häusser beschränken. Diese Themen sind zum einen von großer Bedeutung für das Gesamtwerk Häussers, zum anderen haben sie den größten Bezug zu dem Thema naturtrauma | a, mit dem ich mich in meinem Portfolio auseinandergesetzt habe.

II. Vita

Robert Häusser ist 1924 als Sohn eines Agrarökonomen in Stuttgart geboren. Ein wichtiger Einschnitt in Häussers jungen Jahren ist die Abkehr des Vaters vom Nationalsozialismus 1935 und die damit verbundene Ausgrenzung durch die Mitmenschen und die selbstgeschaffene Isolation. 1936 wird der Vater in das KZ Dachau gebracht und die Familie gerät in Armut, Unterstützung durch ihre Mitmenschen erfährt sie nicht. Häusser kehrt den Menschen immer mehr den Rücken zu. Auch nach der Entlassung des Vaters aus dem KZ geht es der Familie lange Zeit nicht besser, da er auf Grund seiner vorausgegangenen Inhaftierung keine Arbeit findet.

Häusser entdeckt seine Leidenschaft für die Fotografie als einem Medien mit dem er seine Gefühle ausdrücken kann. Früh erhält er seine erste Camera Obscura, mit der allerdings nicht wirklich fotografieren kann, dennoch erwächst in ihm der Wunsch Fotograf zu werden.

1939 erhält er seinen ersten Kleinbildapparat. Ein Jahr später erbt er eine Rolleicord-Kamera und die ersten „Frühen Bilder“ entstehen. 1941 bekommt er die Möglichkeit, eine Volontärstelle als Pressefotograf in Stuttgart anzutreten. Im Anschluss daran in den Jahren 1942-1943 absolviert er eine Ausbildung zum Fotografen. Weitere Arbeiten der "Frühen Bilder" entstehen. Trotz einer schlechten betrieblichen Ausbildung schafft Häusser seine Prüfung mit dem Prädikat "Sehr gut mit Auszeichnung".

Nach seiner Einberufung zum Militär und dem geleisteten Kriegsdienst in den Jahren 1943 - 1945 gerät er 1945 in amerikanische Gefangenschaft. 1946 kehrt er aus der Gefangenschaft zu seiner auf ihn wartenden Braut zurück. Um seiner Familie, die in der sowjetischen Besatzungszone lebt, zu helfen, reist das Paar zu ihnen und arbeitet unter härtesten Bedingungen in der Landwirtschaft.

Trotz der schweren Bedingungen kann er nicht von der Fotografie lassen. Um fotografieren zu können, werden beispielsweise Kartoffeln für Fotomaterial im Westen getauscht. In dieser Zeit entstehen die Bilder aus der bäuerlichen Welt und von Baudenkmälern. 1949 beginnt Häusser ein Studium an der Kunstschule Weimar. Während dieser Zeit setzt er sich stark mit der Architekturfotografie von Prof. Walter Hege auseinander. In den Jahren 1950 - 1952 nimmt er an Ausstellungen und Wettbewerben westeuropäischer Länder teil und erhält erste Preise und Auszeichnungen. 1950 erhält er eine Einladung zur ersten Ausstellung der photokina in Köln. Es folgt die Berufung als ordentliches Mitglied in die "Gesellschaft Deutscher Lichtbildner GDL".

1952 wird Häusser aufgrund der politischen Situation in der DDR gezwungen, den elterlichen Hof aufzugeben und nach Westdeutschland zu fliehen. Häusser schafft es, eine neue Existenz in Mannheim aufzubauen. Ab 1953 arbeitet er als Presse- und Industriefotograf. 1957 schafft Häusser sich ein neues modernes Fotostudio. In die "Deutsche Gesellschaft für Photographie" (DGPh) wird Robert Häusser 1960 berufen. 1972 fasst Häusser den Entschluss, die kommerzielle Fotografie aufzugeben und frei zu arbeiten.

1972 wird der 1. Fernsehfilm über Robert Häusser und sein fotografisches Werk im deutschen Fernsehen "Sprache aus Licht und Zeit" ausgestrahlt. 1984 folgt der 2. Fernsehfilm über Robert Häusser und sein fotografisches Werk: "Das Unsichtbare sichtbar machen", von Rudolf Werner.

[...]


[1] Häusser, Robert zitiert in: Gomringer, Eugen: Der junge Fotograf – Die „Frühen Bilder“ von Robert Häusser. In: Robert Häusser. Das photographische Werk 1940 – 2000. Edition Braus im Wachter Verlag. Heidelberg: 2000. S. 11.

[2] http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?tab=2&source=/kulturzeit/themen/

43349/index.html

[3] Ebd.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Das photografische Werk Robert Häusers von 1940 - 2000
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg  (Kulturwissenschaftliches Institut: Kunst – Textil – Medien)
Veranstaltung
Einführung in die Fotografie
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
22
Katalognummer
V143649
ISBN (eBook)
9783640547272
ISBN (Buch)
9783640551415
Dateigröße
7253 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Robert, Häusser, Photografisches, Werk
Arbeit zitieren
Anna-Lena Schilling (Autor:in), 2009, Das photografische Werk Robert Häusers von 1940 - 2000, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143649

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