Bruno Taut als Stadtbaurat in Magdeburg und das farbige Bauen


Referat (Ausarbeitung), 1996

28 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Gliederung

Verzeichnis der Bilder

1. Einleitung

2. Bruno Taut
2.1 Kurzbiographie und Werke
2.2 Erste Kontakte Bruno Tauts mit Magdeburg
2.3 Die Entscheidung, Bruno Taut das Amt des Stadtbaurates zu übergeben

3. Stadtbaurat in Magdeburg
3.1 Organisation des Bauamtes
3.2 Frühlicht in Magdeburg
3.3 Das Konzept des farbigen Bauens
3.3.1 Hausbemalungen
3.3.1.1 Kaufhaus Barasch
3.3.1.2 Bemalung eines Mietshauses von Carl Krayl
3.3.1.3 Rathaus
3.3.1.4 Stadtbank
3.3.1.5 Kontorhaus Hauswaldt
3.3.2 Sonstige Bemalungen im Stadtbild
3.3.3 Siedlung „Reform“
3.3.4 Mitteldeutsche Ausstellung
3.3.5 Beurteilungen des umstrittenen Farbenprogramms Bruno Tauts von seinen Fachkollegen
3.3.6 Erste öffentliche Kritik an der Farbgestaltung
3.4 Städtebauliche Projekte

4. Schlußbetrachtung

6. Literaturverzeichnis

6. Anhang: Aufruf zum farbigen Bauen

Verzeichnis der Bilder

Bild 1: Bemalung Haus Brarasch, Magdeburg, 1922

Bild 2: Bemalung eines Mietshauses von Carl Krayl

Bild 3: Das Rathaus in Magdeburg

Bild 4: Stadtbank

Bild 5: Normaluhr, Magdeburg, 1922

Bild 6: Entwurf für einen Kiosk

Bild 7: Siedlung Reform 1912-1915, Lageplan

Bild 8: Bunter Weg

Bild 9: Siedlung „Reform“

1. Einleitung

In dem folgenden Referat soll die Zeit Bruno Tauts als Stadtbaurat in Magdeburg, insbesondere die hier erstmals angewandte farbige Gestaltung am Bau, dargelegt und untersucht werden. Im ersten Teil wird der Künstler Bruno Taut und sein Werdegang bis zu seinem Amtsantritt in Magdeburg kurz vorgestellt. Im zweiten Teil wird dann das Wirken Bruno Tauts in Magdeburg mit all seinen Plänen und Problemen der Verwirklichung dargestellt. Das Referat wurde im Seminar „Die Gläserne Kette - von der Glasarchitektur bis zum Siedlungsbau: Architekturvisionen nach dem 1. Weltkrieg“ als Abschlußreferat gehalten, da hier die in den vorhergegangenen Referaten beschriebenen Visionen mit mehr oder weniger großem Erfolg zum ersten Mal zur Anwendung kamen. Weil die Visionen schon in den vorherigen Referaten ausführlich behandelt wurden, werden sie in diesem Referat nicht noch einmal behandelt, sondern nur erwähnt. Auch auf die Beziehungen zur Gläsernen Kette wird aus Gründen der Länge des Referates nicht mehr näher eingegangen.

2. Bruno Taut

Um Bruno Taut zu verstehen muss man in ihm den Architekten, Stadtbaurat, Maler, Designer, Hochschullehrer und Schriftsteller sehen[1]. Allerdings sollen hier nur kurz die wichtigsten Stationen seines Lebens, bezogen auf das farbige Bauen, dargestellt werden.

2.1 Kurzbiographie und Werke

Bruno Taut, geboren 1880 und gestorben 1938, war 1903 Schüler von Bruno Möhring in Berlin, von 1904-08 arbeitete er im Münchener Atelier bei Theodor Fischer und 1908 machte er sich in Berlin selbständig.

Ruhm erlangte er durch seine Visionen der „Stadtkrone“, der „Alpinen Architektur“ oder der „Auflösung der Städte“ und später mit der Gläsernen Kette.[2]

Der junge Taut schwankte lange Zeit, ob er Maler oder Architekt werden sollte. So notierte er 1905 vorausahnend in sein Tagebuch: „Farbige Raumkompositionen, farbige Architektur, das sind Gebiete, in denen ich vielleicht einiges Persönliche sagen werde.“[3]

Schon ein Jahr später bot sich ihm durch Vermittlung seines Lehrers, Theodor Fischer, die Gelegenheit, seine Ideen von Farbe und Architektur in der Praxis zu erproben. Er erhielt den Auftrag, die Dorfkirche von Unterriesingen in Württemberg zu restaurieren.[4]

In der ersten Flugschrift des Arbeitsrates für Kunst, die im Dezember 1918 erschien, forderte Bruno Taut in dem von ihm verfassten Architekturprogramm unter anderem für den Siedlungsbau:„... keine Scheu vor dem Allereinfachsten, aber auch nicht vor der - Farbe“[5]. Im April 1919 gab es eine Anfrage der Münchner Räteregierung, dort Bauminister zu werden, die er allerdings ablehnte.[6]

2.2 Erste Kontakte Bruno Tauts mit Magdeburg

Taut konnte ab 1913 als Mitarbeiter der Deutschen Gartenstadtgesellschaft seine Vorstellungen von einer farbigen Architektur bei der Planung der Gartenstadt „Am Falkenberg“ in Berlin-Grünau, auch bekannt als Siedlung „Tuschkasten“, erstmals auch im Außenbereich umsetzen[7].

In Magdeburg dagegen ging die Initiative zur Farbigkeit direkt von den Siedlern aus. 1912 bat die Baugenossenschaft „Reform“ Taut, Vorschläge für die farbige Gestaltung der bereits gebauten, aber tristen Reihenhäuser „Am verlorenen Grundstein“ zu erarbeiten. Taut wählte hier und bei späteren Bauabschnitten, die unter seiner Leitung entstanden, eine insgesamt ruhigere und großflächigere Farbgebung.[8] „Die meist einfarbigen, ocker oder dunkelroten Häuserzeilen kontrastierten mit andersfarbigen Kopfbauten“[9]. Die Fassaden wurden durch farbige Türen, Fensterläden und Puteblenden belebt.

Allerdings kam die Bautätigkeit am Falkenberg (1915) und an der Reform-Siedlung (1916) durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum Erliegen.

2.3 Die Entscheidung, Bruno Taut das Amt des Stadtbaurates zu übergeben

Der politische Hintergrund war ein wichtiger Punkt bei der Berufung Bruno Tauts. „Seine selbstlose Tätigkeit für die Arbeitergenossenschaft „Reform“ in der Vorkriegszeit hatte einen tiefen Eindruck hinterlassen. In Magdeburg wusste man, dass in der Brust des anscheinend weltfremden und problematisierenden Utopisten noch eine zweite Seele wohnte, dass er gleichzeitig ein erfahrener Praktiker mit einem offenen Ohr für die Wünsche der werktätigen Menschen war. Nicht zuletzt fiel die Wahl auf Taut, weil damit die Erwartung verbunden war, die bisher bewiesene vielseitige kulturpolitische Aktivität des geistigen und künstlerischen Lebens in Magdeburg nutzen zu können.“[10]

Als dann die Arbeiterschaft im Rat der Stadt eine knappe Mehrheit erzielte, vertraute sie ihm in der Erwartung einer Amtsführung im eindeutigen Interesse der werktätigen Bevölkerung das gesamte Bauwesen an.

„Der Marienhof und die Farbe der Siedlung „Reform“ hatten allen Magdeburgern eine Vorstellung von Tauts Architekturauffassungen gegeben“[11].

Oberbürgermeister Beims bemerkte zur Einstellung Tauts:

„Unsere Zeit ist groß, weil sie überall den Keim des Neuen in sich trägt. In allen Städten sehe ich den Kampf zwischen zwei Generationen der Kunst, und für uns ist es keine Frage, dass wir auf der Seite des Neuen stehen müssen, auch wenn wir es nicht verstehen und nicht wissen, ob und wie es sich bewährt.“[12]

Bruno Taut wurde daher im März 1921 auf Vorschlag des sozialdemokratischen Bürgermeisters Hermann Beims von der linken Mehrheit des Magdeburger Magistrats zum Stadtbaurat gewählt.[13]

Weiterhin muss auch die damalige Situation in Deutschland berücksichtigt werden, denn dem Mitteldeutschen Raum fiel unter den Nachkriegsverhältnissen, besonders durch die Besetzung des Rhein- und Ruhrgebietes, eine erhöhte wirtschaftliche Bedeutung zu und so erlebte Magdeburg nach einer langen Periode der Stagnation und kulturellen Bedeutungslosigkeit einen unerwarteten Auftrieb.[14]

3. Stadtbaurat in Magdeburg

Im Mai 1921 wurde Bruno Taut, im Alter von 41 Jahren, zum Stadtbaurat von Magdeburg berufen. Am 1. Juni 1921 fand seine Einsetzung im Ratskollegium statt. Einer der umstrittenen radikalen Künstler war damit zum ersten Mal mit der verantwortlichen Lenkung des Bauwesens einer Großstadt betraut worden.

Den politischen Hintergrund der Berufung verdankte Taut der Magdeburger Arbeiterschaft, insbesondere Willi Plumbohm.

Bruno Taut stellte sich drei Hauptaufgaben:

1. die Weiterentwicklung der Altstadt mit ihrer Elbfront zu einer Stadtkrone;
2. die farbige Umgestaltung des Stadtbildes mit dem Ziel, die schöpferischen Kräfte der gesamten Bevölkerung zu aktivieren und
3. letztlich eine planmäßige Lenkung der Stadterweiterung in der Richtung, eine Verbesserung der Stadtstruktur zu erreichen, um eine optimale Anpassung an die Erfordernisse der Zukunft zu schaffen.[15]

Allgemein sah man in dem Antritt Tauts als Stadtbaurat eine Bewährungsprobe der neuen Ideen, und alle Welt erwartete einen Niederschlag der vielen Ideen, Vorschläge und Forderungen Tauts in der kommenden Arbeit[16].

3.1 Organisation des Bauamtes

„Seine Aufgabe sah er in der Bildung eines großen Kollektivs, in dem die Kräfte jedes einzelnen zu höchster Entfaltung kommen sollten. Er wollte „keinen Stempel aufdrücken“.“[17] Die Arbeit sollte in „kameradschaftlichem Kontakt durch Unterordnung der Individualität unter ein Gemeinsames“[18] durchgeführt werden.

Viele junge Künstler kamen daher nach Magdeburg und wurden zu unmittelbaren Mitarbeitern. Der zehn Jahre jüngere Carl Krayl kam aus Tuttlingen und der Maler Karl Völker, ein Mitglied der Novembergruppe, der Holzschnitte für kommunistische Tageszeitungen schuf und während der zwanziger Jahre Bilder malte, mit denen er sich zu den sozialen Forderungen und zum Kampf der Arbeiterklasse bekannte, stammte aus Halle. Ein weiterer Mitarbeiter wurde der Maler Oskar Fischer aus Karlsruhe, der wahrscheinlich damals schon ein bewusster Kommunist war und von dem Adolf Behne einige Arbeiten veröffentlicht hatte. Er wollte mit seiner Kunst an der Neugestaltung der menschlichen Umwelt unmittelbar mitwirken. Johannes Göderitz, den Taut besonders schätzte, kam ebenfalls nach Magdeburg. Schon vor dem Krieg hatte er einer fortschrittlichen Studentenorganisation angehört und war dort durch Vorträge von Peter Behrens, August Endell und anderen namhaften Architekten in die Probleme des neuen Bauens eingeführt worden. Daher übertrug ihm Taut 1923 das Hochbauamt. Wegen seiner städtebaulichen Erfahrungen wurde schließlich Konrad Rühl berufen. Beide, Konrad Rühl und Johannes Göderitz, führten später gemeinsam mit Carl Krayl Tauts Werk in Magdeburg fort.[19]

Der kommunal gelenkte sozial-genossenschaftliche Wohnungsbau brachte unter dieser von Bruno Taut geführten fortschrittlichen Architektengruppe in Zusammenarbeit mit den Malern Karl Völker und Oskar Fischer Lösungen hervor, die weit über den lokalen Bereich hinaus Bedeutung gewannen[20].

[...]


[1] vgl. Magdeburg Information 1995, Faltblatt Magdeburg selbst entdecken: Wohnen im Grünen Gartenstadt-Kolonie Reform

[2] vgl. Landesverband Westfalen-Lippe 1992, S.135

[3] Lampugnani/Schneider 1994, S.99

[4] vgl. Lampugnani/Schneider 1994, S.99f

[5] Lampugnani/Schneider 1994, S.102

[6] vgl. Lampugnani/Schneider 1994, S.102

[7] Lampugnani/Schneider 1994, S.100

[8] vgl. Lampugnani/Schneider 1994, S.100

[9] Lampugnani/Schneider 1994, S.100

[10] Junghanns 1983, S.52

[11] Junghanns 1983, S.53

[12] Junghanns 1983, S.53

[13] vgl. Lampugnani/Schneider 1994, S.102

[14] vgl. Junghanns 1983, S.52

[15] vgl. Magdeburg Information 1995, Faltblatt Magdeburg selbst entdecken: Wohnen im Grünen Gartenstadt-Kolonie Reform

[16] vgl. Junghanns 1983, S.53

[17] Junghanns 1983, S.53

[18] Junghanns 1983, S.53

[19] vgl. Junghanns 1983, S.53f

[20] vgl. Dehio 1974, S.293

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Bruno Taut als Stadtbaurat in Magdeburg und das farbige Bauen
Hochschule
Universität Trier
Veranstaltung
Hauptseminar
Note
1
Autor
Jahr
1996
Seiten
28
Katalognummer
V120722
ISBN (eBook)
9783640243136
ISBN (Buch)
9783640315819
Dateigröße
2245 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bruno, Taut, Stadtbaurat, Magdeburg, Bauen, Hauptseminar
Arbeit zitieren
Joachim Kolb (Autor:in), 1996, Bruno Taut als Stadtbaurat in Magdeburg und das farbige Bauen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120722

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