Die Praxis von Auflockerung, Verlegung und unterirdischer Verlagerung am Beispiel der Mitteldeutschen Motorenwerke GmbH


Hausarbeit, 2005

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Historischer Kontext

3 Die Entstehung der MiMo

4 Herstellung und Produktion der MiMo

6 Verlagerungsprojekte der MiMo
6.1 Produktionsverlagerung über Tage
6.1.1 Dezentralisierte Verlagerungsprojekte
6.1.2 Produktionsverlagerung in Bunker/-neubauten
6.2 Produktionsverlagerung unter Tage

7 Die MiMo nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges

8 Schlussbetrachtung

9 Quellen- und Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Kein Konflikt in der Menschheitsgeschichte hat unsere Gegenwart so sehr beeinflusst wie der Zweite Weltkrieg und die damit für die Deutschen verbundene nationalsozialistische Diktatur.[1] Über deren Entstehungsgeschichte und ihren Verlauf möchte ich in dieser Arbeit nicht eingehen, da bereits eine Vielzahl an Literatur zu diesem Thema existiert. Im Mittelpunkt meiner Arbeit soll die Kriegswirtschaft des „Dritten Reiches“ stehen – Im Hintergrund steht die Frage, wie es der deutschen Rüstungsindustrie möglich war, die Rüstung trotz massiver Bombenangriffe auf deutsches Reichsgebiet in den Jahren 1942-45 aufrechtzuerhalten. Zu diesem Zweck habe ich mir eine einzelne Rüstungsfirma herausgesucht, da es meines Erachtens für eine Arbeit dieses Umfangs zu komplex erscheinen würde, die gesamte deutsche Rüstungsproduktion in diesem Zeitraum zu beleuchten. Für diese Arbeit habe ich mir das Beispiel der Mitteldeutschen Motorenwerke GmbH – auch MiMo genannt - in Taucha herausgesucht.

Wie war es der deutschen Rüstungsindustrie überhaupt möglich ihre beachtliche Produktion trotz der massiven Bombardements der Alliierten aufrechtzuerhalten und sogar im Jahre 1944 noch beträchtlich zu steigern?[2] Welche Rolle spielte dabei die Produktionsalternative der Verlagerung und Verlegung[3]? Wie genau machte sich diese Alternative bei den Mitteldeutschen Motorenwerken bemerkbar und wie wurde sie konkret umgesetzt? Um diese Fragen eingehender zu beantworten, werde ich in meiner Arbeit chronologisch vorgehen.

Damit die Thematik der Produktion und deren Verlagerung und Notwendigkeit näher betrachtet werden kann, möchte ich im Punkt 2 einen kleinen historischen Überblick über die damaligen Umstände geben – den historischen Kontext.

Um danach über die Produktion und Verlagerung der Mitteldeutschen Motorenwerke GmbH zu sprechen ist es wichtig, dass man sich zuerst einen gewissen Überblick über deren Entstehungsgeschichte verschafft. Dieser Überblick wird von mir in Punkt 3 gegeben. Im Nachfolgenden werde ich die Produktion der MiMo genauer beleuchten – was wurde hergestellt (Punkt 4)? Im Punkt 5 möchte ich die besonderen Umstände des Jahres 1944 aufzeigen, welche es überhaupt erst erforderlich für die Mitteldeutschen Motorenwerke machten, eine Verlagerung der Produktion anzustreben. Im Anschluss daran folgt der Teil meiner Arbeit, welcher die Verlagerungs- und Verlegungsprojekte der MiMo genauer analysieren soll (Punkt 6). Wohin wurde verlagert? Was wurde verlagert? Und vor allem werde ich der Frage nachgehen, wie genau verlagert wurde. Nachfolgend werde ich einen kurzen Überblick über die Geschichte der MiMo nach dem Kriegsende 1945 geben (Punkt 7), bevor ich dann letztlich in der Schlussbetrachtung (Punkt 8) versuchen werde, eine Zusammenfassung zu geben.

2 Historischer Kontext

Als am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf das neutrale Land Polen begann, war noch nicht abzusehen, welch schreckliche Zerstörung und unsagbares Leid dieser globale Konflikt bringen würde.[4] Wie der Erste Weltkrieg war der Zweite Weltkrieg auch eine regelrechte „Zurschaustellung“ und „Erprobung“ von neuen Waffen. So kamen im Zweiten Weltkrieg verstärkt Kampfflugzeuge zum Einsatz und brachten sprichwörtlich den „Tod aus der Luft“.[5]

1942 begannen die Alliierten verstärkt ihre Luftoperationen gegen Deutschland, um dessen Rüstungsindustrie zu zerstören. Zu diesem Zweck wurden große Bomberverbände zusammengestellt, die ihre tödliche Fracht – zumeist Brand- und Sprengbomben – fast zielgenau über dem Einsatzgebiet abwarfen. Hauptziel der alliierten Bombardements waren die großen Rüstungsbetriebe des Deutschen Reiches. Als die Reichweite der Bomber aufgrund technischer Weiterentwicklungen 1943 beträchtlich anstieg und es den Alliierten nun möglich war auch ihre Begleitjäger mit Zusatztanks auszustatten, erhöhte sich der zerstörerische Aktionsradius der Bomber mit Begleitschutz auf gut 1000 Kilometer.[6] Die Bombardements waren somit nicht mehr auf den Westen Deutschlands beschränkt, sondern weiteten sich auf Mittel- und Ostdeutschland aus. Da die deutsche Führung bereits 1942 einige Verlagerungsprojekte in Gang brachte, um die westdeutschen Betriebe in die damals noch sicheren östlichen Gebiete zu verlagern, traf die alliierte Bombardierung Mittel- und Ostdeutschlands vor allem die bereits verlagerten Betriebe und zunehmend die bisher vom Bombenangriff verschont gebliebene Betriebe, die sich vornehmlich in Mitteldeutschland befanden. Die Probleme, welche sich durch diese Verlagerungen ergaben, werde ich speziell für die MiMo in Punkt 6.1.1 näher darlegen.

3 Die Entstehung der MiMo

Ich habe mir für diese Arbeit die Mitteldeutschen Motorenwerke GmbH ausgesucht, da diese ihr Hauptwerk in Taucha, nördlich von meiner Heimatstadt Leipzig hatten und es mir wichtig erscheint, sich ein wenig mit „heimatnaher Landesgeschichte“ zu beschäftigen. Daher werde ich nun, bevor ich zum Hauptteil meiner Arbeit – der Verlagerung – komme, auf die Entstehungsgeschichte der MiMo eingehen.

Bereits kurz nach der Machtübernahme Hitlers und dem Beginn der Aufrüstung gab es erste Anzeichen für die Errichtung eines Flugzeugmotorenwerks in der Nähe von Leipzig. Im Oktober 1934 wurde daher vom Reichsluftfahrtministerium gegenüber der Auto Union erklärt, dass ein solches Werk errichtet werden solle. Hierfür wurde im April 1935 ein recht beachtliches Gelände in Taucha, einer kleinen Stadt in der Nähe von Leipzig erworben. Bereits drei Monate später, am 29. Juni 1935 kam es zur Gründung der Mitteldeutschen Motorenwerke GmbH in Chemnitz mit Sitz in Leipzig. Dieser Firmensitz wurde dann im Dezember 1939 nach Taucha verlegt.

Im Juli 1935 begannen die Bauarbeiten zur Errichtung des Werks in Taucha/Portitz. Die Arbeiten schritten rasch voran und bereits im Mai 1936 wurde mit dem Bau von 310 Wohnungen, welche für die Belegschaft der MiMo gedacht waren, begonnen. Im Oktober erfolgte das Richtfest der sogenannten „Zwick´schen Siedlung“ in Taucha – so wurde die neu gebaute Siedlung der Werkswohnungen genannt.[7]

4 Herstellung und Produktion der MiMo

Wie bereits deutlich wurde, war dieses neue Werk in Taucha einzig und allein für die Endmontage von Flugzeugmotoren errichtet worden. 1938 wurde die Produktion des Flugzeugmotors vom Typ Jumo 211A begonnen. Diese Typbezeichnung macht deutlich, dass die MiMo Motoren aus dem Dessauer Flugzeugwerk Junkers montiert hat – Jumo = JunkersMotor. Folgende Motorentypen wurden in den Mitteldeutschen Motorenwerken montiert: Jumo 211, Jumo 213 und Jumo 004.

Beim Typ Jumo 211 handelte es sich um einen schweren Bombermotor, dessen Herstellung bzw. Endmontage erst im August 1944 endgültig eingestellt wurden ist, um mit den damit freigewordenen Kapazitäten leichtere Jägermotoren bauen zu können. In den Flugzeugwerken von Taucha „[…] wurden zwischen 1938 und 1944 insgesamt 17.637 Jumo 211 gebaut […]“, was ca. 25 Prozent der gesamten Motorenfertigung dieses Typs im Deutschen Reich entsprach.[8] Wie bereits vorher erwähnt wurde die Bombermotorenmontage erst 1944 eingestellt. Aufgrund der speziellen Weisungen des „Jägerstabes“ wurde die Bombermotormontage auf Jägermotormontage 1944 umgestellt. Der Motorentyp Jumo 213 war ein solch leichter Jägermotor. Die folgenden Produktionszahlen belegen, wie die Jägermotorenproduktion 1944 schlagartig ausgeweitet wurde, während die Bombermotorenproduktion immer weiter zurückging bis sie schliesslich ganz eingestellt wurde.

So wurden zum Beispiel 1942 insgesamt 2665 Jäger des Typs Bf 109 produziert. Dieser Jägerproduktion standen ebenfalls 1942 insgesamt 1337 Bomber des Typs He 111 gegenüber. Das Verhältnis von Jäger zu Bomber betrug somit rund 1,7 zu 1. Allein hieran lässt sich bereits ein leichtes Übergewicht der Jägerproduktion erkennen. Im Jahre 1944 betrug dieses Verhältnis rund 18,5 zu 1[9].[10]

[...]


[1] Für nähere Erläuterungen zur Wahrnehmung dieser Diktatur vgl. hierzu Peter Steinbach, Zur Wahrnehmung von Diktaturen im 20. Jahrhundert, in: APuZ 51-52, Bonn 2002, S. 36-43.

[2] Zwischen 1942 und Mitte 1944 verdreifachte sich die deutsche Rüstungsproduktion. Siehe hierzu Martin Broszat, Norbert Frei (Hg.), Das Dritte Reich im Überblick – Chronik, Ereignisse, Zusammenhänge, München 1992, S. 75.

[3] Verlagerung meint hier das gleiche wie Verlegung: Eine Versetzung der Produktion und der dazugehörigen Gebäude und Abteilungen an einen anderen Standort.

[4] „Hitler verkündete am Vormittag des 1. September 1939 im Reichstag, seit 5.45 Uhr früh werde ‚zurückgeschossen’. Der Zweite Weltkrieg hatte begonnen.“, Vgl. Wolfgang Benz, Geschichte des Dritten Reiches, München 2000, S. 165.

[5] Folgende Produktionszahlen belegen den großen Einsatz von Kampfflugzeugen im Zweiten Weltkrieg: 1944 produzierten Japan, Deutschland, Großbritannien und die USA insgesamt 183766 Flugzeuge. Vgl. hierzu R. A. C. Parker, Das Zwanzigste Jahrhundert I – Europa 1918-1945, in: Fischer Weltgeschichte, Bd. 2, Frankfurt/Main 1969, S. 342.

[6] Vgl. hierzu Peter Kohl, Auto Union und Junkers – die Geschichte der Mitteldeutschen Motorenwerke GmbH Taucha – 1935-1948, Stuttgart 2003, S. 183.

[7] Vgl. hierzu P. Kohl, Auto Union und Junkers, S. 299.

[8] Vgl. hierzu P. Kohl, Auto Union und Junkers, S. 195f.

[9] Der Berechnung liegen folgende Produktionszahlen zugrunde: Jäger Bf 109: 13970 Stück, Bomber He 111: 756 Stück.

[10] Sämtliche Berechnungen beziehen sich auf die Produktionszahlen der Flugzeugtypen zwischen 1942 bis 1944. Vgl. hierzu Lutz Budraß, Flugzeugindustrie und Luftrüstung in Deutschland 1918-1945, Düsseldorf 1998, S. 836.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Praxis von Auflockerung, Verlegung und unterirdischer Verlagerung am Beispiel der Mitteldeutschen Motorenwerke GmbH
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Institut für Geschichte)
Veranstaltung
Proseminar: „Kriegswichtiger Raumbedarf“ – Verlegung und unterirdische Verlagerung der deutschen Rüstungsindustrie
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
19
Katalognummer
V72010
ISBN (eBook)
9783638633833
Dateigröße
426 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Praxis, Auflockerung, Verlegung, Verlagerung, Mitteldeutschen, Motorenwerke, Verlegung, Verlagerung, Rüstungsindustrie, kriegswichtiger Raumbedarf
Arbeit zitieren
René Cremer (Autor:in), 2005, Die Praxis von Auflockerung, Verlegung und unterirdischer Verlagerung am Beispiel der Mitteldeutschen Motorenwerke GmbH, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72010

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Praxis von Auflockerung, Verlegung und unterirdischer Verlagerung am Beispiel der Mitteldeutschen Motorenwerke GmbH



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden