Das althochdeutsche Georgslied


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

22 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2.Hauptteil
2.1. Allgemeines
2.1.1. Der heilige Georg und seine Verehrung
2.2. Das Georgslied
2.2.1. Überlieferung
2.2.1.1. Allgemeines
2.2.1.2. Rostgaards Fassung
2.2.2. Aufbau und Form
2.2.3. Inhalt
2.2.4. Gliederung
2.2.5. Entstehungsort und Zeit
2.2.6. Sprache
2.2.6.1. Vokalismus
2.2.6.2. Konsonantismus
2.2.6.3. Wörter und Wortverbindungen

3. Schluss

1. Einleitung

In einer Handschrift des ersten namentlich bekannten althochdeutschen Dichters Otfrid von Weißenburg wurde von einem Schreiber das althochdeutsche Georgslied eingetragen. Die Wissenschaft beschäftigte und beschäftigt sich noch heute sehr intensiv mit diesem Lied der Heiligenverehrung. Allerdings gibt es in den verschiedensten Hinsichten noch heute Rätsel auf. Schon die Rekonstruktion der Textform ist äußerst schwierig und teilweise nicht mehr realisierbar, da Teile des Textes so schwer geschädigt sind, dass eine sichere Entzifferung nicht mehr möglich ist. Haubrichs spricht in seinen Ausführungen „über einen der schwierigsten, am schlechtesten überlieferten, durch äußere Einwirkungen ebenso wie durch Unverständnis des Kopisten nachhaltig zerstörten und zudem Fragment gebliebenen Text(e) der althochdeutschen Zeit, ja des gesamten Mittelalters […]“[1] Bei vielen anderen Texten würden wir uns eine weniger zahlreiche Überlieferung wünschen, um Einheitlichkeit herstellen zu können. Anders beim Georgslied. Hier wäre der Variantenreichtum für die Wissenschaft sehr hilfreich. Leider ist dies aber nicht der Fall und so muss die Untersuchung ausgehend von der einzigen Textgrundlage erfolgen, was zahlreiche Schwierigkeiten mit sich bringt. Einige dieser möchte ich auf den folgenden Seiten näher erläutern. Dabei beginne ich mit der Analyse des Sachgegenstandes, indem ich einige Informationen zur Person des heiligen Georgs und der Geschichte seiner Verehrung anführe. Im Folgenden möchte ich mich dem Thema der Überlieferung zuwenden und in diesem Zusammenhang auch die, für die Erforschung des Textes, überaus wertvolle Fassung Rostgards kurz ansprechen. Im Anschluss daran wende ich mich dem Lied an sich zu. Zu Beginn werde ich einige kurze Aussagen zu Gestalt und Aufbau des Textes geben und versuchen darzustellen, welche Hinweise uns diese z.B. in Bezug auf die Adressaten geben. Nachdem ich am Beginn meiner Arbeit auf die Georgsverehrung an sich eingegangen bin, versuche ich an späterer Stelle, den Inhalt des Heiligenliedes kurz und überblickhaft zusammenzufassen und eine Gliederung des Textes aufzuzeigen. Eines der größten Probleme, über das in der Wissenschaft auch heute noch keine einheitliche Position erreicht wurde, besteht in der Bestimmung der Entstehungszeit und des Entstehungsortes des Georgsliedes. Auch diesen Punkt möchte ich ausführlich erläutern und einige der verschiedenen Positionen und deren Begründung gegenüberstellen. Zentral bei der Beantwortung dieser Frage ist die Sprache des Georgsliedes und die Vielzahl der verwendeten sprachlichen Mittel. In einem längeren Schlussteil möchte ich mich folglich auch der Betrachtung dieser zuwenden.

2.Hauptteil

2.1. Allgemeines

2.1.1. Der heilige Georg und seine Verehrung

Bevor ich meine Erläuterungen zum Georgslied beginne, möchte ich einige Ausführungen zur Person des heiligen Georgs und seiner Verehrung machen. Georg wurde im 3. Jahrhundert eventuell in Kappadokien geboren und starb am 23. April 303 wahrscheinlich in Israel. Er war ein Märtyrer, der zu Beginn der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian gestorben sein soll. Im Laufe der Jahrhunderte und besonders im Mittelalter und im Laufe der Kreuzzüge wurde er zum beliebtesten Heiligen des Christentums. Der heilige Georg ist der erste der 14. Nothelfer, der Namensgeber von Georgien und der Schutzpatron verschiedener Länder, sowie Städte und Familien. Im Laufe der Geschichte entwickelten sich zwei verschiedene Legenden um ihn. Diese haben, abgesehen vom Mut des Helden, nichts gemeinsam. In der älteren Legende stirbt Georg den Tod eines Märtyrers. In der ersten bekannten Erwähnung wird knapp von diesem Tod berichtet. Unter anderem wird auch das Todesdatum genannt. Es handelt sich dabei um den 23. April, den heutigen Namenstag des Helden, der in Geogien als gesetzlicher Feiertag gehandhabt wird. Nach der Legende des Märtyrertodes bildeten sich vor allem im kleinasiatisch- syrischen Raum bald verschiedene neue Legenden. Diese haben alle zumindest eine Gemeinsamkeit, die Grausamkeit der Folter und die Überwindung dieser Qualen durch den unbezwingbaren Glauben. Konkret protestiert Georg gegen Verfolgung und Diskriminierung von Christen und durchsteht unterschiedliche Foltermethoden. Einige der Foltermethoden überlebt der Heilige in den verschiedenen Legenden, ehe er schlussendlich den Märtyrertod stirbt.

Mehr als ein halbes Jahrtausend später wurde die Eigenschaft des Drachentöters auf Georg übertragen. Georg als Drachentöter wurde der Märtyrerlegende vorangestellt, da diese mit dem selbst gewählten Tod des Heiligen endet. In dieser Version der Legende rettet Georg die jungfräuliche Königstochter vor einem Drachen und befreit somit das ganze Land von der Bestie. Anschließend rät er der Bevölkerung zur Taufe und findet hier auch Zustimmung. Vorlage für die Drachentötung bildet vermutlich der Erzengel Michael mit seiner Drachentötung. In einen christlichen Zusammenhang gebracht, lässt sich der Drache mit dem Teufel vergleichen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Abbildung zeigt den Erzengel Michael bei der Tötung des Drachens.

Um die Verbreitung des Georgskultes nachzuvollziehen, muss zunächst nach dem Ursprung dieser gesucht werden. Ursprünglich war Georg ein Heiliger der östlichen Christenheit ausgehend vom vorderen Orient, Äthiopien und Ägypten. Im merowingischen Frankenreich ist die Georgsverehrung schon ab dem 6. Jahrhundert bezeugt. Der wirkliche Kult um den heiligen Georg begann jedoch erst im Mittelalter in Verbindung mit den Kreuzzügen und dem Rittertum. Bei der Eroberung Jerusalems 1099 wurde Georg zum Schlachtenhelfer und zur Identifikationsfigur der Ritter. In den letzten Jahrhunderten des Mittelalters erwuchs er zum Patron vieler Städte; Burgen und Herrschaftshäuser. Ebenso wurde er, wie vorher schon dargelegt zum ersten der 14 Nothelfer.

In vielen Städten und Ländern wird Georg auch heute noch als Schutzheiliger verehrt. Ich möchte hier nur einige wenige Beispiele aufzählen. So haben neben Georgien unter anderem England, Serbien, Litauen und Sizilien Georg als ihren Schutzheiligen gewählt. In seinen Zuständigkeitsbereich fällt zum Beispiel der Schutz vor Fieber, Kriegsgefahren und der Pest. In einigen Ländern und Gegenden ist er auch verantwortlich für das Vieh oder gutes Wetter.

In Deutschland war und ist das Zentrum der Georgverehrung seit 896 die Georgskirche in Reichenau-Oberzell. Zur Entstehung und Verbreitung der Legende auf der Reichenau, sowie zum Zusammenhang mit dem Georgslied werde ich im Verlauf der Arbeit noch genauere Angaben machen.

[...]


[1] Haubrichs, Wolfgang: Varinatenlob – Variantenfluch?. Aspekte der Textüberlieferung der Georgslegende im Mittelalter. Hrsg. von Kurt Gärtner. Stuttgart: Steiner 2000.. S. 143.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Das althochdeutsche Georgslied
Hochschule
Universität Basel  (Deutsches Seminar)
Veranstaltung
S Althochdeutsch
Note
gut
Autor
Jahr
2006
Seiten
22
Katalognummer
V61891
ISBN (eBook)
9783638552424
ISBN (Buch)
9783638668286
Dateigröße
660 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Georgslied, Althochdeutsch
Arbeit zitieren
Marika Ziron (Autor:in), 2006, Das althochdeutsche Georgslied, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61891

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