Definition eines soziologischen Schlüsselbegriffes: Schicht


Hausarbeit, 2000

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1.Begriffsbestimmung
1.1. Definition des Begriffes
1.2. Etymologie des Begriffes

2. Forschung
2.1. Forschung der 50er Jahre
2.2. Neuere Schicht- und Ungleichheitsforschung
2.3. Milieuforschung

3. Theorien und Theoriekritik
3.1. Objektive und subjektive Kriterien der Schichtung
3.2. Marxistische Theorie
3.3. Funktionalismus-Theorie
3.4. Theorie der Schichtung nach Marktmechanismen
3.5. (Fazit:)

4. Bibliographie

Einleitung

Eine nach Barley (1978, S.65) unverwechselbare „Allgemeinerscheinung“ der sozialen Organisation ist die soziale Schichtung. Darunter wird allgemein eine Struktur verstanden, die die Rangunterschiede einer Gesellschaft festlegt. Verschiedene Gesellschaften unterscheiden sich zum Teil erheblich hinsichtlich ihrer Haltung gegenüber solchen Rangunterschieden. Generell lassen sich zwei Formen im gesellschaftlichen Umgang hiermit und somit zwei unterschiedliche Typen von Gesellschaft unterscheiden:

(1.) Gesellschaften die es nicht ermöglichen, die soziale Schicht zu wechseln, wie z.B. die indische Kastengesellschaft oder Feudalgesellschaften; diese Gesellschaftsform soll als „geschlossen“ (ebenda, S.65) bezeichnet werden. Dem gegenüber steht (2.) die in diesem Kontext als „offen“ bezeichnete Form von Gesellschaft, in der zumindest theoretisch jedes Mitglied jede gesellschaftliche Ebene erreichen kann, wenn es die entsprechenden Fähigkeiten besitzt und sich den Leistungsansprüchen entsprechend verhält.

Grundsätzlich ist zu konstatieren, dass keine Gesellschaftstheorien, mit Ausnahme der kommunistischen, das Vorhandensein und die Berechtigung solcher Unterschiede leugnet. So auch nicht die „offene“ Gesellschaft; sie erlaubt lediglich eine größere Mobilität zwischen den Schichten, was allerdings auch die Möglichkeit des sozialen Abstieges nicht ausschließt.

Die im heutigen Sinne klassische Soziologie hat zur Analyse der sozialen Schichtung bzw. der sozialen Ungleichheit zwei zentrale Konzepte entwickelt:

- Das Klassen-Konzept nach Karl Marx, datiert etwa auf die Mitte des 19ten ­Jahrhunderts, identifiziert Klassen- bzw. Soziallagen durch: die Zugehörigkeit zur Klasse der Kapitalbesitzer oder - hierzu im antagonistischen Verhältnis stehend - zur Klasse der Arbeiter.
- Das später entwickelte Schichtungsmodell nach Theodor Geiger unterscheidet sich hierzu im Wesentlichen durch eine stärkere Ausdifferenzierung gesellschaftlicher Gruppen in verschiedene Schichten.

Gemeinsam sind beiden Modellen die Merkmale nach denen Schicht- bzw. Klassenzugehörigkeiten bestimmt werden; durch: die Stellung zu den Produktionsmitteln, gleiche oder ähnliche Einkommens- und Besitzverhältnisse und durch ähnliche oder identische Tätigkeitsmerkmale und Qualifikationen. Eine weitere Gemeinsamkeit beider Modelle ist die Voraussetzung , dass Menschen, die in ähnlichen Klassen- oder Soziallagen leben, ähnliche Erfahrungen machen. Es kommt so zu spezifizierten Ausprägungen des Denkens, der Vorstellungswelt und der Mentalität. Die so spezifizierten Ausprägungen vollziehen sich nach dem Prinzip der Wahrscheinlichkeit, d.h. - wider dem allgemein als verifiziert geltenden Prinzip der Zwangsläufig von spezifischer Bewußtseinsbildung (Determinismusthese: „Das Sein bestimmt das Bewußtsein“) - läßt sich eine spezifische Ausprägung nur mit einer statistisch ermittelbaren Wahrscheinlichkeit annehmen. Marx spricht beim spezifischen Bewußtsein von einem „Klassenbewußtsein“, Pierre Bourdieu hat in seinem sozio-kulturellen Ansatz hierzu den Begriff des „Klassenhabitus“ geprägt, während Geiger von einem „Schichtbewußtsein“ ausgeht. ­­­ ­

1. Begriffsbestimmung

1.1. Definition des Begriffes

Soziale Schichtung oder auch „ Soziale Ungleichheit“ wird als von Menschen gemachte Grundtatsache verstanden. Die Möglichkeit ihrer Veränderung ist diesem Verständnis implizit. Unter Ungleichheiten des sozialen lassen sich sowohl soziale Positionen und Ränge und die damit verbundene unterschiedliche Möglichkeit der Ausübung von Macht und Herrschaft subsumieren als auch - allgemeiner - jener „Zustand der sozialen Differenzierung, in dem die ungleiche Verteilung von Ressourcen, Positionen und Rängen ein gesellschaftliches Problem ist“(Schäfers, 1995, S.235).

Soziale Ungleichheit, oder auch - der negativen Konnotation wegen zumeist bezeichnet als - soziale Differenzierung kann verschiedene Ausprägungen und Formen von Institutionalisierung in den einzelnen Gesellschaften bzw. Gesellschafsformen (z.B. Standes-, Klassen-, Kasten- oder Schichtungsgesellschaft) annehmen. Während des Mittelalters und bis hin zur Französischen Revolution war es üblich, die abendländischen Gesellschaften in Stände einzuteilen, deren Grenzen relativ starr waren, jedoch im Vergleich mit dem Kastensystem einfacher durchbrochen werden konnten.

Eine präzisere Definition liefert R. Kreckel ( 1992, S.15f), unter Einbeziehung des Problems der Ungleichheit von Zugangsmöglichkeiten zu objektiv relevanten Positionen und Gütern; demnach liegen soziale Ungleichheiten und somit Schichtungen „im weiteren Sinn [...] überall dort vor, wo die Möglichkeiten des Zugangs zu allgemein [..] erstrebenswerten sozialen Gütern und/oder zu sozialen Positionen, die mit ungleichen Macht- und Interaktionsmöglichkeiten ausgestattet sind, dauerhafte Einschränkungen erfahren und dadurch Lebenschancen [...] beeinträchtigt werden bzw. begünstigt werden.“

1.2. Etymologie des Begriffes und Verwendung im Alltagsgebrauch

Horizontale (Gesteins-)Lage, zeitliches Pensum des Arbeitstages, alle in einem bestimmten Zeitabschnitt Arbeitenden, Gruppe von Menschen mit gleicher oder ähnlicher beruflicher Tätigkeit, mhd. (md.) schiht, mnd. schicht(e) (An)ordnung, Einteilung, Reihe an- und übereinanderlegender Dinge, Gesteins- oder Erdarten, Zeit, die zum Abbau einer Gesteinsschicht erforderlich ist, Arbeitspensum, -frist, ‘Ende des Tagwerks’ ist ein Wort, das schon früh bis ins Obd. vordringt. Es gehört zum Verb s c h i c h t e n ‘(übereinander)ordnen, aufstellen, aufreihen’, mhd. (md.) schichten ‘abteilen, einteilen, in eine bestimmte Ordnung bringen, trennen’, mind. schichten, mnl. scichten, die neben mnd. schiften ‘teilend ordnen, tätig sein, ins Werk setzen’, mnl. sciften ‘trennen, teilen‘, nl. schiften ‘teilen, gerinnen (von Milch)’, aengl. sciftan ‘teilen, ordnen, bestimmen’, engl. to scift ‘(ver)schieben, verändern’, anodr. skipta ‘tauschen, teilen, entscheiden’, norw. skifte ‘ stehen’. Sie führen mit verwandtem Schiff (s.d.) auf die Labialerweiterung ie.* skeib - der Wurzel ie. * skei - ‘schneiden, trennen, scheiden’. Das oben genannte, aus * skift -, * schift- entwickelte und sich aus der Bergmannssprache verbreitende Substantiv fällt lautlich zusammen mit dem zu geschehen und Geschichte (s.d.) gehörenden mhd. schiht, md. mnd. schicht ‘Ereignis, Begebenheit, Zufall, Schickung, Eigenschaft’, nhd. (nur etwa bis 1700) Schicht.

2. Forschung

2.1 Forschung der 50er Jahre

Die Untersuchungen, die zur „sozialen Schichtung“ seit den 50er Jahren nach Boudon/ Bourricaud (1992, S.489) hauptsächlich in den Vereinigten Staaten durchgeführt werden, sind größtenteils von deskriptiver Natur. Es geht vorwiegend darum, die sozialen Hierarchien zu rekonstruieren, die für die Individuen einer Gesellschaft oder einer Gemeinschaft maßgeblich sind. Diese Hierarchien werden anhand von Kriterien wie Ansehen, Einkommen, Bildungsniveau, Beruf, usw. konstatiert. Hierbei gibt es zwei zu unterscheidene grundlegende Vorgehensweisen. Die eine ist darauf konzentriert, die Wahrnehmung der sozialen Unterschiede zwischen den Mitgliedern einer Gemeinschaft durch diese Mitglieder zu ermitteln. Häufiger wird jedoch der Versuch unternommen, anhand der zwischen den verschiedenen Kriterien feststellbaren statistischen Zusammenhänge eine Typologie zu entwerfen, die es ermöglicht, Klassen oder - wie man, falls die Elemente der Typologie hierarchiesiert sind, eher sagen würde - Schichten zu definieren. Schichtungsstudien sind meistens deskriptiv, d.h. sie befassen sich im allgemeinen nicht mit den Bedingungen bzw. Ursachen der Schichtungsphänomene.

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Details

Titel
Definition eines soziologischen Schlüsselbegriffes: Schicht
Hochschule
Universität Konstanz  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Einführung in die Soziologie
Note
1,0
Autor
Jahr
2000
Seiten
14
Katalognummer
V3291
ISBN (eBook)
9783638120029
ISBN (Buch)
9783638756266
Dateigröße
537 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Definition, Schlüsselbegriffes, Schicht, Einführung, Soziologie
Arbeit zitieren
Thomas Schröder (Autor:in), 2000, Definition eines soziologischen Schlüsselbegriffes: Schicht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3291

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