"Dom Juan ou le festin du pierre" von Molière. Eine Analyse


Seminararbeit, 2013

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Komödie in der französischen Klassik

3 Der Don-Juan-Mythos und seine Umsetzung bei Molière

4 „Dom Juan ou Le festin de pierre“ von Molière
4.1 Handlungsanalyse
4.2 Personenkonstellation
4.3 Stil und Techniken

5 Tartuffe und Dom Juan

6 Schluss

7 Bibliographie
7.1 Primärliteratur
7.2 Sekundärliteratur
7.3 Internetquellen

1 Einleitung

Die Klassik (1598-1715) ist eine der bedeutendsten Epochen in der französischen Literaturgeschichte. Politisch spielen zwei Eckdaten in der Zeit eine große Rolle: 1598 erlässt Heinrich IV. das Edikt von Nantes, das die Religionskriege zwischen den Hugenotten, Katholiken und dem Königtum beendet, was zum Aufschwung des Staates führt; 1715 dagegen stirbt Ludwig XIV. und die Diktaturherrschaft nimmt somit sein Ende. Auch in der Literatur entstehen dadurch Veränderungen. In der ersten Jahrhunderthälfte können sich eher die Aristokratie und das gebildete Bürgertum am Lesen erfreuen, was auch die wichtige Phrase ‚ la cour et la ville ‘ zu verstehen gibt. Dabei bezeichnet ‚ cour ‘ den alten, repräsentativen Schwertadel und ‚ ville ‘ die reichgewordene, kultivierte Oberschicht des Bürgertums.[1] In Frankreich bildet sich jedoch in den dreißiger Jahren ein neues Menschenbild, das der Idee der ‚honnêteté zu Grunde liegt.

„Sie ist ein abstraktes, allgemeinmenschliches Ideal, das den einzelnen zu einem Individuum bildet, das sich durch Anstand, Schicklichkeit, Unaufdringlichkeit auszeichnet und durch den Verzicht auf seine Individualität zu einem liebenswürden Gesellschaftsmenschen wird“[2].

Wichtige Gattungen der Zeit sind Tragödie, Farce und Komödie. Einer der wichtigsten Autoren der Zeit ist unbestritten Molière, mit bürgerlichem Namen Jean-Baptiste Poquelin (1622-1673). Er gründet 1643 das Illustre Théâtre, mit dem er erst auf Wanderschaft geht. Zurück in Paris findet der König Gefallen an seinen Werken und Molière genießt sowohl sein Interesse, als auch seinen Schutz.[3] Doch wovor braucht ein einfacher Autor und Schauspieler wie Molière geschützt zu werden, wenn der König doch an seiner Seite ist? Was thematisieren die Werke Molières, das seinen Mitbürgern missfallen könnte?

Nach einem kurzen Einblick in die Literaturepoche und seine Besonderheiten, werde ich mich mit einem der umstrittensten Werke Molières „ Dom Juan ou Le Festin du pierre “ befassen. Nachdem ich mich genauer mit dem Ursprung des Werkes, nämlich dem Mythos des Don Juan, beschäftigt habe, werde ich das Werk Molières analysieren. Hierbei ist wichtig zu sehen, wie viel das Theaterstück mit dem Urwerk von Tirso de Molina gemeinsam hat, wie Molière sein Werk aufbaut und schreibt. Als Abrundung werde ich klären, ob und in wie fern das Werk Gemeinsamkeiten mit dem Vorgänger ‚ Le Tartuffe ‘ hat, da es direkt nach dessen Verbot verfasst wurde, und so zum Ende auch die Fragen beantworten die sich am Anfang der Arbeit gebildet haben.

2 Die Komödie in der französischen Klassik

Wenn über Molière gesprochen wird, werden weitere Begriffe wie Klassik, Komödie und Theater in einem Atemzug genannt. Machtpolitisch, kunst- und literarhistorisch erlebt Frankreich im 17. Jahrhundert einen Höhepunkt in seiner Geschichte, der so nicht mehr erreicht wird. Kennzeichen dieser Epoche sind Klarheit, Einfachheit, Dauer, Geschlossenheit, Geradlinigkeit und Anpassung an Regeln.[4] Auch das Theater erlebt in dieser Zeit sein goldenes Zeitalter, da es nach Richelieu „[…] nicht nur Schule des > honnêteté < , sondern auch ein Instrument der Propagierung einer staatlich sanktionierten (Ordnungs-)Ideologie ist“[5]. Als Molière 1658 nach Paris zurückkam, waren noch Tragödien nach Pierre Corneille und Tragikomödien vorherrschend. Mit Molière rückte die Komödie, die Züge der Farce, der Comedia dell’arte, der gelehrten Komödie antik-italienischer Traditionen, der Pastorale und der hohen spanischen Komödie aufwies, immer mehr in den Vordergrund.[6] Molière distanzierte sich von seinen Vorgängern Corneille, Rotrou oder aber auch Scarron, die es nicht zu Stande brachten das Publikum zum Lachen zu bringen, indem er andere Protagonisten, andere Handlungsthemen und Stilmittel verwendete. Statt der bisherigen Helden, Fürsten und Könige, bevorzugt er Privatpersonen niederen Standes. Die Themen handeln meistens von Sex und Liebesabenteuern und nicht von Mord und Totschlag, Wehklagen und Verbannungen. So ist es auch aufgrund der Einfachheit der Personen und der Handlung angebrachter einen eher einfachen Schreibsttil zu verwenden, was direkt zu einer Art Komik führt. Während Tragödien meistens einen Bezug zu Mythos und Historie haben, ist die Komödie größten Teils fiktiver Natur.[7] Umstritten sind die Intentionen Molières in seinen Werken. Auf der einen Seite meinen Kritiker Molière vertrete das Interesse des Volkes, da in seinen Stücken z.B. Diener sympathisch und Bürger unsympathisch dargestellt werden. Auf der anderen Seite gilt er als Verbündeter des Bürgertums, das für den Absolutismus und den Nationalstaat steht.[8]

Um dieser Diskrepanz auf den Grund zu gehen, bietet es sich an eine große Komödie Molières näher zu betrachten und zu analysieren.

3 Der Don-Juan-Mythos und seine Umsetzung bei Molière

Um das Werk besser verstehen zu können, ist es wichtig die Entstehung des Mythos aufzuarbeiten. Vermutliche Anfänge lassen sich bei Mönch Tirso de Molinas Werk ‚ El burlador de Sevilla y convidado de piedra ‘, das 1613 verfasst und 1630 gedruckt wurde, nachweisen. Es sollte die Moral und die Zügellosigkeit von manchen spanischen Adeligen anprangern.[9] Nach Untersuchung wurde festgestellt, dass Don Juan kein historischer, sondern nur ein literarischer Typus ist. Diesem Mythos werden seither verschiedene Merkmale zugewiesen. Bei Don Juan handelt es sich meist um einen jungen Mann mit einem ausgeprägtem Sexualtrieb und unersättlichem Begehren. Dabei geht es ihm nicht nur quantitativ um Sex, sondern auch um Erotik, Leidenschaft und Liebe. Er ist der Inbegriff des Verführers und ist immer auf der Jagd nach erotischen Abenteuern. Hierbei sind die Frauen anonym und ihre Gefühle für ihn uninteressant. Hinzu kommt im Einzelfall auch die Verspottung des gehörnten Ehemannes hinzu, der für Ehrenhaftigkeit steht.[10] Durch diese herablassende Art hat Don Juan auch keine Freunde, außer einen mahnenden oder scherzenden Diener der stets an seiner Seite ist. Für ihn existieren die Regeln und Moral der Gesellschaft nicht, so lebt er von Moment zu Moment und ist immer in Aufbruch. Am Ende kommt es zu einer Konfrontation mit dem himmlischen Gericht, wobei der Don Juan seine Sünden mit dem eigenen Leben bezahlen muss.

Mit einigen Umänderungen greift Molière diesen Mythos 1665 in seinem Werk ‚Dom Juan‘ wieder auf, wobei man davon ausgeht, dass er nicht das Original, sondern italienische Fassungen davon kannte.[11] Die Prosakomödie in 5 Akten wird direkt nach der Uraufführung, wegen schockierender Wirkung vom Spielplan abgesetzt. Erst eine abgeschwächte Fassung von Pierre Corneille wird 1677 wieder aufgenommen. Molière prangert funktionslos gewordene Aristokraten an, die durch ziellose libertinistische Exzesse das gemäßigte Freidenkertum in Misskredite brachten. Hieran ist auch entgegen vieler Meinung zu erkennen, dass es sich nicht um ein auf die Schnelle geschriebenes Werk handelt, weil Tartuffe verboten wurde, sondern um eine der schöpferischsten Kombinationen der verschiedenen formalen und geistigen Strömungen zu Zeiten Ludwigs XIV[12]

[...]


[1] Vgl. Engler 2000, S.113 f.

[2] Ebd. S.115.

[3] Vgl. Grimm 2006, S.188 f.

[4] Vgl. Grimm 2006, S.162 f.

[5] Ebd., S.184.

[6] Vgl. Schoell 1983, S.86.

[7] Vgl. Stackelberg 2005, S.17 f.

[8] Vgl. Schoell 1983, S.109.

[9] Vgl. Jacobs 1989, S.31.

[10] Ebd. S.34.

[11] Ebd. S.35.

[12] Vgl. Hösle 1978, S.22.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
"Dom Juan ou le festin du pierre" von Molière. Eine Analyse
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
14
Katalognummer
V267255
ISBN (eBook)
9783656579915
ISBN (Buch)
9783656579779
Dateigröße
564 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
juan, molière, eine, analyse
Arbeit zitieren
Selin Sahin (Autor:in), 2013, "Dom Juan ou le festin du pierre" von Molière. Eine Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/267255

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