Friedrich Schillers "Der Ring des Polykrates" oder das Kreuz mit dem Ring. Verfluchtes Glück oder zum Glück verflucht?


Forschungsarbeit, 2011

28 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Aufbau und Inhalt

3 Formales
3.1 Reim und Versmass
3.2 Rhetorische Auffälligkeiten
3.3 Gattungsspezifische Überlegungen

4 Historische Informationen
4.1 Historische Fakten zu Polykrates
4.2 Schillers Quellen
4.2.1 Christian Garve
4.2.2 Herodot
4.3 Schillers Änderungen
4.4 Polydor
4.5 Rezeption

5 Interpretationsversuch
5.1 Vom Wesen des Glücks
5.2 Moment und Ewigkeit - Gründe für Schillers Änderungen
5.2.1 Wallenstein oder das Zufallen des Fälligen
5.2.2 Polykrates oder das Zufallen des Zufälligen
5.2.3 Das Ringen mit dem Ring – Der Kampf um die Autonomie
5.2.4 Die Erinnen – eine gewollte Paronomasie
5.3 Vom Paradoxon über die Selbstreferenz zum Peridoxon
5.3.1 Die Erfüllung in Suspenso
5.3.2 Narrative Selbstreferenzialität

6 Schlusswort

7 Literaturverzeichnis
7.1 Quellen
7.2 Darstellungen

8 Anhang
8.1 Christian Garve
8.2 Herodot
8.3 Der Ring des Polykrates in der Nationalausgabe

1 Einleitung

Der Ring des Polykrates gehörte ebenso wie der Taucher oder die Glocke noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts zum Bildungskanon eines Mittelschülers.[1] Entsprechend sind die im Netz aufgeschalteten, in Buchhandlungen als Lernhilfen bereitgestellten, aber auch in seriösen wissenschaftlichen Publikationen auffindbaren Interpretationen Legion. Interessant aber ist, dass ich nicht eine Deutung gelesen habe, die mich restlos überzeugt hätte. Da werden Parallelen gezogen vom Polykrates zu den venezianischen Dogen, die einmal jährlich einen Ring ins Meer werfen, um sich mit diesem zu vermählen und es dadurch für die Seefahrt günstig zu stimmen,[2] der Ring wird zum Sündenbock stilisiert, mit dem Polykrates sich von jeder Schuld befreien möchte,[3] dem Ring wird auch magische Kraft zugestanden, durch welche er die Unbill des Schicksals als Bannzauber auf dem Grunde des Meeres halten soll[4]. Interessantere Ansätze sehen in Schillers Gedicht die Hinwendung zum Ideal der Klassik vom rechten Masse, das in den Versen: „Des Leben ungemischte Freude / Ward keinem Irdischen zu Theil“ zu tragen komme,[5] oder zum faustischen Streben, das in eine endlose Suche nach dem Glück münde.[6] Noch bessere Ansätze sprechen von der „Unsicherheit der menschlichen Existenz am Beispiel scheinbarer Sicherheit“.[7] Die mir einleuchtendste Interpretation stammt von Benno von Wiese. Für ihn ist Polykrates der vom Glück „Ausgezeichnete“ und zugleich ein vom Glück „Gezeichneter“[8]. Doch von Wiese verharrt lediglich bei dieser Feststellung und dringt nicht bis zur eigentlichen Problematik dieser Erkenntnis vor.

2 Aufbau und Inhalt

Schillers Ballade gliedert sich in 16 Strophen. In der ersten Strophe – gleichsam der Exposition der Geschichte - , steht Polykrates auf dem Dach seines Palastes - wohl dem höchsten Punkt der Umgebung, was seine Vorherrschaft auch physisch unterstreicht - , schaut „vergnügt“ auf Samos hinab und verlangt von seinem Gastfreund, dem ägyptischen König, er solle ihm „gestehen“, dass er glücklich sei.

In einem zweiten Teil folgt nun in den Strophen 2 bis 8 eine dreifache Klimax, in der jeweils ein Einwand des Pharaos postwendend durch eine neue Glücksbotschaft hinfällig wird. Zuerst wird Polykrates das Haupt des einzigen ihm verbliebenen Widersachers überbracht, dann kehrt die heimatliche Flotte reich beladen mit Schätzen nach Hause zurück und zuletzt erfährt man, dass die feindliche Flotte der Kreter im Sturm gesunken ist.

In einem dritten Teil fordert der inzwischen um seinen Gastgeber besorgte Pharao Polykrates in den Strophen 9 bis 12 auf, das ihm Liebste ins Meer zu werfen, um auf diese Weise dem zu erwartenden Gegenschlag der neiderfüllten Götter zuvorzukommen, die bekanntlich noch niemals einem Sterblichen unbeschwertes Glück gegönnt hätten. Er selbst habe seinem ansonsten ungetrübten Glück den Sohn opfern müssen. Glück und Unglück hielten sich im Leben stets die Waage. Die Argumentation des Pharaos überzeugt Polykrates, der unterdessen seine anfängliche Sicherheit verloren hat, und so wirft er den ihm wichtigsten Schatz, seinen kostbaren Ring, „von Furcht beweget“, in der 13. Strophe ins Meer, um die Erinnyen gnädig zu stimmen.

Im vierten Teil, Strophe 14 und 15, erfährt man, wie der Ring auf wundersame Weise am nächsten Morgen doch wieder zu Polykrates zurückkehrt. Ein Fischer hat einen prachtvollen Fisch gefangen, den er seinem Herrn schenkt. Der Koch findet im Magen dieses Fisches den Ring und bringt ihn dem Herrscher.

Als der Pharao dies mitbekommt, kündet er im fünften und letzten Teil, in gewisser Hinsicht der Katastrophe, Polykrates die Freundschaft auf und reist ab, weil er fürchtet, ansonsten in das zu erwartende Unglück seines Gastfreundes verstrickt zu werden.

Schematische Darstellung der Ballade als Tragödie:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Interessant ist, dass man den Namen des Pharaos nicht erfährt, obwohl er am häufigsten spricht, nämlich in 8 der 16 Strophen. Ihm ist sogar mehr Text zugewiesen als dem extradiegetischen Erzähler. Auch Polykrates wird namentlich nur im Titel erwähnt, in den Strophen selbst wird er als Tyrann, Herr, Fürst oder Freund bezeichnet oder durch Pronomina ersetzt. Der einzige Name, der im Gedicht fällt, ist jener des fernen Feldherren Polydor – den es bei Herodot, Schillers Quelle, aber gar nicht gibt! Er hat u.a. die Funktion, scheinbare Authentizität herzustellen, und dient gleichzeitig als Signal für die Fiktionalisierung des historischen Stoffes.

3 Formales

3.1 Reim und Versmass

Die Ballade ist in 16 Sechszeiler gegliedert, die jeweils absolut gleich gebaut sind: Auf einen Paarreim mit weiblicher Kadenz folgt ein umarmender Reim, in welchem zwei männliche Reime zwei weibliche umfassen. Schiller hat also den Schweifreim als Reimschema gewählt und schweift niemals davon ab.

Das Metrum besteht aus vierfüssigen Jamben und wirkt sehr ruhig, was Körner lobend herausstreicht.[9] Die in Bezug auf den Versfuss überzähligen Silben der weiblichen Reime verhindern bis zu einem gewissen Grade, dass man beim Lesen ins Leiern verfällt, da so viermal pro Strophe auf eine unbetonte Silbe am Versende erneut eine solche am Versanfang folgt. Um das Vermass streng gleichförmig halten zu können, fügt Schiller bei acht Verbendungen ein „e“ ein (erstaunet – gelaunet / befreiet – zerstreuet etc.), bei zwei Verbformen kommt es zu einer Elision (verleihn – streun). Dieser Umstand verdeutlicht, dass Schiller die rhythmische Regelmässigkeit wichtig gewesen sein muss. Im gewissen Sinne steht die innere Ruhe des Rhythmus der dramatischen Handlung des Erzählten entgegen und nimmt ihm so das Impulsive. Die Gleichförmigkeit des Versmasses unterstützt auf formaler Ebene die Erfahrung, dass sich das Glück des Polykrates regelmässig einstellt.

Auffällig ist, dass die Anzahl der Halbreime in diesem Gedicht im Vergleich auch zu Schillers übrigen Balladen sehr gross ist; nur fünf der 16 Strophen weisen durchwegs reine Reime auf. Es scheint, als wolle Schiller so den Eindruck erzeugen, dass sich der Erzähler auf die geschilderten Ereignisse auch keinen richtigen Reim machen könne.

3.2 Rhetorische Auffälligkeiten

Die dreiteilige Klimax im zweiten Teil der Ballade wird formal stets durch die korrespondierende Polysyndeta „doch“ – Einwand - bzw. „und eh“ – Widerlegung - strukturiert. Durch die Formelhaftigkeit der Einleitungen verstärkt Schiller den Eindruck, dass Polykrates die Personifikation des Glücks ist, weil auf eine erfolgte problematische Aktion stets eine absehbar glückliche Reaktion folgt, ja, geradezu zwingend erfolgen muss.

Auch der dritte Teil, in welchem der Pharao keinen spezifischen Einwand mehr gegen ein konkretes Problem vorbringt, sondern einen prinzipiellen Einspruch erhebt, indem er darauf verweist, dass das Glück von Polykrates gerade dessen Verhängnis werden müsse, wird durch die Anapher „doch“ eingeleitet. Entsprechend schwingt beim Zuhörer das „und eh“ gleichsam proleptisch mit. Dass es nicht sogleich erfolgen kann, hat mit kausallogischen Fakten zu tun. Es muss narratologisch gesehen hier notwendigerweise zu einem Zeitsprung kommen, denn der Fisch, der den Ring frisst, muss zuerst gefangen, verschenkt und ausgenommen werden, bevor die unglaubliche Botschaft durch den Koch übermittelt werden kann. Aber weil erfahrungsgemäss jedem „doch“ bis anhin ein „und eh“ gegenübergestellt worden ist, bleibt die Erwartungshaltung beim Leser bestehen: Er wartet auf das Unglaubliche und wird in seiner Erwartung, so unglaublich sie auch ist, letztlich bestätigt.

Während im zweiten Teil noch die Opposition von „doch“ und „und eh“ als strukturierendes Element fungiert, übernimmt nun zum Ende des dritten Teils und im ganzen vierten und fünften Teil das „und“ diese Aufgabe. In Strophe 12 bis 16 wiederholt Schiller die Konjunktion achtmal. In ihr schwingt – atemlos – jeweils das „und eh“ mit.

3.3 Gattungsspezifische Überlegungen

Das Gedicht entspricht – abgesehen vom fehlenden Refrain - Goethes Gattungsanforderungen einer Ballade als „Ur-Ei“[10]. Das Erzählte weist epische, dramatische und lyrische Elemente auf und hat etwas Mysteriöses zum Thema. Die dramatischen Elemente sind hier sogar besonders stark vertreten: in den insgesamt 96 Verszeilen wird die Handlung lediglich in 32 Versen durch den extradiegetischen Erzähler vorangetrieben – genau zwei Drittel des Textes sind somit für Dialoge reserviert. Am meisten Raum mit 43 Verszeilen erhält der ägyptische König. Polykrates, man staunt, wenn man mit dieser Zahl konfrontiert wird, redet bloss in sechs Versen. Er erhält ebensoviel Platz wie der Bote aus Milet! Dem Volk, dem Fischer und dem Koch sind je drei Zeilen zugewiesen.[11]

Die Ballade ist aber auch wie eine Tragödie gebaut: Sie lässt sich in fünf „Akte“ gliedern. Die Exposition erfolgt in der ersten Strophe durch die hybrisverdächtige Aufforderung von Polykrates („gestehe, dass ich glücklich bin“), die Steigerung ist im wahrsten Sinne die Klimax von Einwänden und Erfolgsmeldungen in den Strophen 2 bis 8. Der Peripetie entspricht des Gastfreunds prinzipieller Einwand gegen Polykrates’ Glück in Strophe 9 bis 12 und die Einsicht des Gastgebers, dass er seinen Ring opfern muss in Strophe 13. Retardierende Elemente – sie zögern ja das „und eh“ hinaus! – sind die Strophen 14 und 15. Die Katastrophe – im mehrfachen Sinne, wie noch zu zeigen sein wird -, erfolgt dann in der letzten Strophe mit der überstürzten Abreise des Gastfreundes.

Abgesehen davon, dass die Gliederung der Ballade sehr an die Tragödie angepasst ist, hat Schiller zudem auch dafür gesorgt, dass den Anforderungen des aristotelischen Theaters im Wesentlichen Rechnung getragen wird: Einheit von Ort – Palast des Polykrates[12] -, Zeit – alles geschieht ungefähr innert 24 Stunden – und Handlung – das Geschehen erfolgt chronologisch linear – sind eingehalten.

Um dieses Anlehnung an die Vorgaben des aristotelischen Theaters zu erreichen, musste Schiller deutlich von der Überlieferung Herodots, seiner eigentlichen Quelle, abweichen, wie in Kapitel 4.3.2 gezeigt wird. Dieser Umstand verdeutlicht, dass Schiller diese Parallele zur Tragödie bewusst angestrebt haben muss, was wiederum bei der Interpretation zu bedenken sein wird.

4 Historische Informationen

4.1 Historische Fakten zu Polykrates

[13]Der griechische Tyrann Polykrates herrschte von ca. 538 bis 522 v. Chr. auf der ostägäischen Insel Samos und war eine schillernde Persönlichkeit. Charismatisch, wie er war, und aus vermögendem Hause stammend, gelang es ihm, samische Adelige auf seine Seite zu ziehen, die seine Machtübernahme unterstützen. In einem Überraschungscoup anlässlich eines Festes zu Ehren der Hera liess er zusammen mit seinen beiden Brüdern Pantagnotos und Syloson 538 alle strategisch wichtigen Punkte auf der Insel durch Söldner besetzen und errichtete so seine Tyrannis.

Anfänglich regierte er gemeinsam mit seinen Brüdern, doch man zerstritt sich ziemlich schnell. Polykrates liess seinen älteren Bruder Pantagnotos ermorden und vertrieb den jüngeren Syloson aus Samos. Dieser trachtete zeitlebens danach, sich an Polykrates zu rächen, und war ursächlich an der Intrige beteiligt, die letztlich zur Festsetzung und Hinrichtung des Tyrannen durch den persischen Satrapen Oroites führen sollte.

Polykrates stützte seine Macht im Wesentlich auf eine stattliche Anzahl von Söldnern ab. Diese wiederum waren ihm treu ergeben, weil er Piraterie betrieb und viele Inseln und kleinasiatische Stadtstaaten plünderte.

Herodot berichtet im III. Buch Kap. 39 seiner Historien über Polykrates: „Wohin er auch ins Feld zog, stets kämpfte er glücklich. Er hatte eine Flotte von hundert Fünfzigruderern und ein Heer von tausend Bogenschützen, und alles ohne Unterschied verwüstete er.“[14]

Polykrates war nicht nur geschickter Stratege und Feldherr, sondern ebenso gewiefter Politiker. Er ging diverse Bündnisse mit benachbarten Tyrannen ein und sorgte so dafür, dass es Samos während seiner Herrschaft gut ging. Anfänglich hatte er eine beste Beziehung zu Ägypten, doch als er sich bündnisstrategisch den Persern anbot, trübten sich diese Kontakte, ebenso wie jene zu Sparta, dem traditionellen Verbündeten von Samos. – Diese Bündnispolitik dürfte der eigentliche Grund für den Bruch zwischen Samos und Ägypten gewesen sein und weniger die von Herodot überlieferte Anekdote vom Ring des Polykrates.

Polykrates war als Mäzen um Kunst und Wissenschaften besorgt. Mehrere wichtige Dichter und Gelehrte weilten an seinem Hof, darunter Anakreon. Pythagoras von Samos hingegen verliess seine Heimatinsel, angeblich von Polykrates' Herrschaftsstil abgestossen, und wanderte nach Italien aus.

Vermutlich unter Polykrates entstanden drei bedeutende Bauwerke: Die Hafenmole von Pythagoreio, der Eupalinos-Tunnel (der berühmteste Tunnel der Antike) und der unvollendete Polykratestempel im Hera-Heiligtum.

Polykrates wurde 522 v. Chr. durch den persischen Statthalter Oroites aufs lydische Festland gelockt. Angeblich soll Polykrates immer wieder vermögende Aristokraten zu sich nach Samos gelockt haben, wo er sie dann ausrauben und umbringen liess. Um wieder einen solchen Coup einzufädeln, reiste Polykrates zum Berg Mykale auf dem Festland gegenüber von Samos, wurde hier gefangen genommen und in Magnesia gekreuzigt. Heute wird die These vom geldgierigen Polykrates allerdings von Historikern angezweifelt.[15]

Polykrates Ende kam gemäss Herodot nicht überraschend: „Das war das Ende des glücksgesegneten Polykrates. Amasis, der König von Ägypten, hatte es ihm vorausgesagt.“[16]

4.2 Schillers Quellen

4.2.1 Christian Garve

Schiller schreibt den Ring des Polykrates im Juni 1797 und schickt ihn am 26. Juni an Goethe.[17] Die Ballade erscheint erstmals im Musen-Almanach für das Jahr 1798. Angeregt wird Schiller durch eine Abhandlung von Christian Garve, in welcher dieser auf Herodot und den Ring des Polykrates verweist[18]:

Ich will unter vielen Beyspielen, dem Leser nur die Geschichte des Tyrannen von Samos, Polykrates, beym Herodot, eingedenk machen, dem, weil er in Allem glücklich war, sein alter Gastfreund Amasis, König von Aegypten, in einem Briefe den Rath gab, sich des kostbarsten seiner Kleinodien freywillig zu berauben, und durch irgend einen Verlust, den neidischen Dämon, den er bey seinem großen Glücke zu fürchten hätte, zu versöhnen.

Der Text als Ganzes ist im Anhang zu finden. Interessant ist, dass Schiller ganz offensichtlich einige Änderungen vorgenommen hat, von denen noch die Rede sein wird. Es wird aus Graves Ausführungen ausserdem deutlich, das er im Kern der Geschichte, der Anekdote über den Ring, keinesfalls eine historische Tatsache sieht.

4.2.2 Herodot

Schillers eigentliche Quelle aber sind die Historien Herodots, namentlich das 3. Buch, Kapitel 39 – 43.[19] Auch hier findet sich der – übersetzte – Originaltext im Anhang.

Während Kambyses gegen Ägypten zu Felde zog, unternahmen auch die Lakedaimonier einen Feldzug gegen Samos und gegen Polykrates, den Sohn des Aiakes, der durch einen Aufstand in den Besitz von Samos gekommen war. Zuerst hatte er es in drei Teile geteilt, von denen er zwei seinen Brüdern Pantagnotos und Syloson zuteilte. Nachdem er aber den einen von ihnen getötet, den jüngeren Syloson aber vertrieben hatte, eignete er sich ganz Samos an. Danach schloss er einen Freundschaftsvertrag mit Amasis, dem König der Ägypter, indem er Geschenke zu ihm schickte und andere von ihm erhielt. ...

4.3 Schillers Änderungen

Von einigen Änderungen ist bereits in Kapitel 3.3 die Rede gewesen: Schiller hat die Ereignisse, die sich in Form eines Briefwechsels in räumlicher Distanz und über längere Zeit hinweg abspielen, an einem Ort, dem Tyrannenpalast, konzentriert und auf eine Zeitspanne von circa 24 Stunden gerafft, offensichtlich, um die aristotelischen Vorgaben zu erfüllen, aber wohl auch, um den Kreislauf der Ereignisse ringförmig auf etwa einen Tagesablauf zu konzentrieren.a

[...]


[1] Vgl. Greiner, Ulrich: Ulrich Greiners Lyrikverführer. Eine Gebrauchsanweisung zum Lesen von Gedichten.,München 2009, S. 30.

[2] Vgl. Reinach, Samuel: Cultes, mythes et religiones, Bd. 2, Paris 1906, S. 206 – 219.

[3] Vgl. Versnel, Hendrick, S.: Polycrates and his Ring. Two Neglected Aspects, Boston 1977 o.O., S. 33f.

[4] Vgl. Rosenberger Veit: Der Ring des Polykrates im Lichte der Zauberpapyri,

http://www.uni-koeln.de/phil-fak/ifa/zpe/downloads/1995/108pdf/108069.pdf (20.10.11).

[5] Vgl. z.B. Kühnle, Jürgen: Wissen im Netz, in http://www.wissen-im-netz.info/literatur/schiller/lex/R/RingPolykrates.htm (20.10.11).

[6] Vgl. Bührer, Ernst: Die ewige Suche, http://www.vopt.ch/download/B%C3%BChler_Ernst.pdf (20.10.11), S.7.

[7] Vgl. Schafarschik, Walter: Friedrich Schiller, Literaturwissen für Schule und Studium, Stuttgart 1999, S.60.

[8] von Wiese, Benno: Friedrich Schiller, Stuttgart 1959, S. 617.

[9] NA 37: Briefwechsel. Briefe an Schiller, 1.4.1797 – 31.10.1798, hg. v. Norbert Oellers und Frithjof Stock, Weimar 1981, Körner an Schiller am 9. (und) 11. Juli 1797, S. 63f.

[10] Trunz, Erich (Hrsg.): Goethe, Werke, Hamburger Ausgabe in 14 Bdn., C.H. Beck, München 1982 – 2008, Bd. 1, Gedichte, S. 400.

[11] Interessant ist, dass die direkte Rede in der National-Ausgabe erst ab Strophe 5 mit Anführungs- und Schlusszeichen ausgewiesen ist. Entweder handelt es sich hierbei um ein drucktechnisches Versehen und ist nicht Kalkül des Dichters oder Schiller setzt das Anführungszeichen ab dem Zeitpunkt ein, wo das Wort „Glück“ als Substantiv zum ersten Mal thematisiert wird und somit zum Thema der Ballade wird.

[12] Unklar ist, wo die Handlung am nächsten Morgen spielt. Das Geschehen wird sich wohl logischerweise nicht mehr auf dem Dach des Palastes zutragen, aber ganz ausgeschlossen ist selbst das nicht.

[13] Vgl. hierzu de Libero, Loretane: Die archaische Tyrannis, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1996, S. 260 ff.

[14] Horneffer, August: Herodot, Historien , Stuttgart 1971, S. 199.

[15] Vgl. de Libero: Tyrannis, S. 286.

[16] Horneffer: Herodot, S. 236.

[17] Vgl . NA 29: Briefwechsel. Schillers Briefe 1.11.1796 – 31.10. 1798, hg. v. Norbert Oellers und Frithjof Stock, Weimar 1977, 26.6.1797 an Goethe. S. 89.

[18] Garve, Christian: Versuche über verschiedene Gegenstände aus der Moral, der Litteratur und dem gesellschaftlichen Leben, 2. Teil, Breslau 1796, S. 51-53 (hier transkribiert).

[19] http://www.gottwein.de/Grie/herod/hdt03039.php (18.10.11) NB: Der Untergang von Polykrates wird erst im 3. Buch, 125. Kap. geschildert.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Friedrich Schillers "Der Ring des Polykrates" oder das Kreuz mit dem Ring. Verfluchtes Glück oder zum Glück verflucht?
Autor
Jahr
2011
Seiten
28
Katalognummer
V314074
ISBN (eBook)
9783668127210
ISBN (Buch)
9783668127227
Dateigröße
1977 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Es handelt sich hier um eine akademische Forschungsarbeit, die nicht benotet worden ist. Nichts desto Trotz sind meine Resultate hochinteressant.
Schlagworte
Polykrates, Schiller, Ballade
Arbeit zitieren
Niklaus Vértesi (Autor:in), 2011, Friedrich Schillers "Der Ring des Polykrates" oder das Kreuz mit dem Ring. Verfluchtes Glück oder zum Glück verflucht?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/314074

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