Der Führer und sein Gefolge: Hitler(karikaturen) in der deutschen Exillyrik


Hausarbeit (Hauptseminar), 2001

23 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

Exilliteratur

Exillyrik
Bertholt Brecht (Das Lied vom Anstreicher)
Erich Weinert (Landserbrief an Hitler)
Franz Werfel (Der größte Deutsche aller Zeiten)
Walter Mehring (Porträt nach der Natur)
Johannes R. Becher (Führerbildnis oder Fall)

Anhang

Literaturverzeichnis

Exilliteratur

Mit dem Begriff Exil assoziiert man Gewöhnlicherweise vertriebene, verbannte und mehr oder weniger freiwillig ausgewanderte Menschen, die es wegen der aktuellen gesellschaftlichen, politischen oder ökonomischen Situation in einem Land oder einer Region nicht mehr aushielten und deshalb in eine andere Region oder ein anderes Land emigrierten bzw. ins Exil gingen.

Eines dieser Phänomene trifft auch auf die Schriftsteller deren Werke im Folgenden behandelt werden zu.

Sie wurden mit dem Aufkommen des Naziregimes zu verfolgten und vertriebenen Menschen, die es wegen Ihres Denkens und Ihrer politischen Einstellung nicht länger im Nazideutschland aushielten und dort aus oben genannten Gründen auch nicht mehr geduldet wurden.

Um den Gedanken weiter zu spinnen, könnte man, wenn man an die Exilliteratur denkt, an die beliebten Romane, die von bekannten Exilanten geschrieben wurden denken. So könnte der Gedanke im speziellen auf Klaus Manns „Mephisto“ oder auf Anna Seghers „Das siebte Kreuz“ fallen. Dies ist Wohl die bekannteste Gattung die sich im Exil durchgesetzt hat, da sie die größten Chancen hatte gedruckt und veröffentlicht zu werden.

Weit schlechter stand es da schon für das Exildrama, das wohl meistens für die Schublade geschrieben wurde und an das man bei dem Thema Exilliteratur wohl sehr oft überhaupt nicht denkt.

Besser hingegen sieht es da schon wieder bei der Exillyrik aus, die den Exilanten als Mittel der Selbstreflexion diente, oft eine Art Aufbewahrungsort der im Exil gemachten Erfahrungen war und nicht selten als Mittel politischer Aufklärung diente.

Die Exillyrik taucht allerdings nur deshalb in unserer Assoziation auf, weil sie oft nach Ende des Krieges in den Werksausgaben der Autoren veröffentlicht wurde und speziell für einige sehr bekannte Exilanten als geradezu typisch erachtet werden (z.B. Bertholt Brecht).

Der Vollständigkeit wegen muss an dieser Stelle auch noch der Exilfilm erwähnt werden, der erst gegen Ende des Krieges an Bedeutung gewann und heute sehr wichtig ist, da in einer Gesellschaft die immer weniger liest die bewegten Bilder wohl am ehesten zugänglich sind und wegen des geringeren Zeitaufwandes auch dementsprechend genutzt werden.

Exillyrik

Bertholt Brecht (Das Lied vom Anstreicher)

Der wahrscheinlich bekannteste aller Exilanten ist wohl unumstritten Bertholt Brecht. Er wurde am 10.02.1898 in Augsburg geboren und ist für seine kommunistisch sozialistische Einstellung bekannt, obwohl er trotz seiner Überzeugung nie Mitglied der KPD (Kommunistischen Partei Deutschlands) war. Wegen seiner Gesinnung sieht er sich jedoch einen Tag nach dem Reichstagsbrand (28.03.1933) dazu gezwungen das Land zu verlassen. Er flieht schließlich mit seiner Familie über Prag und Wien in die Schweiz und landet in Dänemark, von wo er sich wegen des näherrückenden Krieges erst nach Schweden und Finnland absetzt und letztendlich Europa ganz den Rücken zukehrt und sich nach Amerika ins Exil begibt. Hier entstehen während des Exils viele seiner Gedicht, die sich vornehmlich mit dem antifaschistischen Kampf beschäftigen.

Gemäß seiner Aussage, „Die großen politischen Verbrecher müssen durchaus preisgegeben werden, und vorzüglich der Lächerlichkeit!“, schrieb er seine Gedichte als eine Art Schmähgedichte auch auf bestimmte Personen bezogen.

So karikierte er selbstverständlich auch den „obersten Deutschen“ der damaligen Zeit, Adolf Hitler, der für ihn auch der Drahtzieher des Unheils der Nazizeit war. So bezeichnete ihn Brecht in seinem Gedicht „Das Lied vom Anstreicher“ als Anstreicher, als einen Jemand der alles übertüncht, damit das Wahre ich und die vorliegenden Tatsachen nicht durchscheinen können.

In der ersten Strophe des „Anstreichers“ bezieht sich Brecht explizit auf den „Anstreicher Hitler“ (Anhang 1 Z. 1), der die Leute auffordert sie sollen ihn doch mal ranlassen um das „deutsche Haus neu“ (A. 1, Z. 4) anzustreichen. Diese Aussage ist in meinen Augen von Brecht sehr klug und gezielt gewählt, da man sie sehr schön auf die populistische Machtergreifung Hitlers umwälzen kann und er den „Führer“ auch von Anfang an Augenwischerei und Verblendung, in Form des Anstreichens und Übertünchens vorwirft. So trifft der Autor auch die Feststellung das nicht nur ein Teil des deutschen Hauses neu gestrichen wird, sonder das komplette Haus. Dies lässt sich wiederum auf die damalige Situation ummünzen, denn hier könnte man der Annahme sein, dass damit zum Beispiel auf die Gleichschaltung angespielt wird.

Im weiteren Verlauf des Gedichts werden das Überstreichen von Löchern, Rissen und Sprüngen angesprochen (vgl. A. 1, Z, 8), zudem ist die vulgäre Sprache auffällig, denn es ist die Rede davon, dass die „ganze Scheiße“ zugestrichen wurde durch den Anstreicher.

Mit den Löcher, Rissen und Sprüngen stellt Brecht das Übertünchen, beziehungsweise das Verschleiern und Verheimlichen, der bestehenden Probleme am Arbeitsmarkt, der vorhandenen sozialen Fragen und der daraus resultierenden Spannungen dar.

In der dritten Strophe wird Hitler direkt angesprochen. Es wird ihm verdeutlicht, dass wenn der Regen kommt die Tünche wieder abgewaschen wird und eben „das ganze Scheißhaus wieder raus“ (A. 1, Z. 15) kommt.

Diese Bemerkung kann man nun auf die Ideologie die dem Schriftsteller zugrunde liegt beziehen, denn nach kommunistischer Sicht es bis zum endgültigen Kommunismus alles nur eine Übergangsphase. Wahrscheinlicher allerdings ist, dass der Dichter in diesem Fall teilweise auf den inneren Wiederstand und größtenteils auf den Krieg anspielt, der die wahren Tatsachen wieder ans Licht bringt.

Im letzten Abschnitt des Gedichts wird nun vollends mit Hitler abgerechnet, der nach Ansicht des Autors nichts als Farbe studiert hat (vgl. A. 1, Z. 17), d. h. der nichts kann außer verschleiern und blenden.

Bemerkenswert in diesem Teil ist auch noch die Wortwahl in den letzten beiden Zeilen, wo die Rede vom anschmieren ist. Spätestens hier ist die Doppeldeutigkeit des Anstreichers, als Person die alles und alle anschmiert, sehr deutlich herauszulesen, was wieder zu den oben genannten Beispielen sehr gut passt.

Als Resümee bleibt einem der Eindruck ,dass der Anstreicher Lug und Trug verbreitet und durch das anschmieren wie schon erwähnt alles und alle in die Irre führt.

Anzumerken ist im Übriegen auch noch der zum Teil sehr vulgäre Sprachgebrauch, den man normalerweise von Brecht nicht gewohnt ist, der aber im Zusammenhang ganz gut zu seiner Einstellung gegenüber dem Naziregime passt.

Erich Weinert (Landserbrief an Hitler)

Der Dichter Erich Weinert wurde am 4. August 1890 Magdeburg geboren. Er wurde an einer Kunstgewerbe- und Handwerkerschule zum Zeichenlehrer ausgebildet. Seit 1924 war er Mitarbeiter bei kommunistischen Blättern und veröffentlichte zum Beispiel in der "Weltbühne", im "Simplizissimus", "Lachen links" und im "Eulenspiegel".

Ebenso wie auch Brecht emigrierte er, wegen seiner ideologischen Einstellung und der daraus resultierenden Folgen, über die Schweiz und das Saargebiet zuerst nach Frankreich und dann anschließend in die Sowjetunion.

Der im Februar 1942 verfasste „Landserbrief an Hitler“ von Erich Weinert ist als Reaktion auf eine Rede Hitlers entstanden, aus der folgendes Zitat stammt:

„Ich habe den Oberbefehl über-

nommen, um noch näher bei meinen

Soldaten zu sein.“

A. Hitler

Weinert schrieb darauf den neunstrophigen Landserbrief, der auf diese Aussage Hitlers sehr aufgebracht und ironisch emotionell reagiert.

Das ganze Gedicht ist als eine Anrede an Adolf Hitler geschrieben.

Zu Beginn der ersten Strophe spricht (wie sich später herausstellt) ein einfacher Soldat aus dem Schützengraben „Adolf“ (A. 2, Z. 1) auf das oben erwähnte Zitat an und mach deutlich, dass er es ganz gut findet, dass der Führer den Soldaten etwas näher kommen möchte und bietet ihm in der zweiten Strophe dann folglich auch einen Platz im Schützengraben an. Der Redner nimmt die Aussage einfach wörtlich und stellt schon zu Beginn des Gedichtes die Lüge dieses Ausspruches klar. Schon die Bemerkung, dass er alles haben soll was er braucht lässt die ganze Ironie deutlich werden. Denn obwohl er sich im Schützengraben befindet wird eine Äußerung gemacht, als ob er sich im Hotel befände, denn wenn er einen Wunsch habe wird er ihm nach der Aussage quasi von dem Augen abgelesen, denn schließlich soll er alles haben (vgl. A. 2, Z. 7+8).

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Der Führer und sein Gefolge: Hitler(karikaturen) in der deutschen Exillyrik
Hochschule
Universität Regensburg  (Neuere Deutsche Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
HS Neuere Deutsche Literaturwissensschaft
Note
2
Autor
Jahr
2001
Seiten
23
Katalognummer
V17739
ISBN (eBook)
9783638222334
Dateigröße
504 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Gute Seminararbeit die einige zentrale Werke und Autoren der Exillyrik einbezieht!
Schlagworte
Führer, Gefolge, Hitler(karikaturen), Exillyrik, Neuere, Deutsche, Literaturwissensschaft
Arbeit zitieren
Stefan Obendorfer (Autor:in), 2001, Der Führer und sein Gefolge: Hitler(karikaturen) in der deutschen Exillyrik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17739

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