Die Macht der Minne in einem Märe von Pyramus und Thisbe


Hausarbeit, 2014

13 Seiten, Note: 1,7

Paula Kirschbaum (Autor:in)


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

1 Kurze Zusammenfassung der Märenhandlung

2 Das Motive der „huote"

3 „von der minne meisterschaft"

4 Das Motiv der „triuwe" bzw. der Frauentreue

5 Selbstmord in der christlichen Theologie. Ein kurzer Überblick

6 Liebestod und Selbstmord in dem mittelhochdeutschen Märe

7 Die Exklusive Stellung/ Exklusivität der beiden Liebenden

8 Fazit

9 Literaturverzeichnis
9.1 Primärliteratur:
9.2 Sekundärliteratur:

1 Einleitung

Antikenrezeption im Mittealter und der frühen Neuzeit, die Rezeption eines Werkes aus Ovids bekannten Metamorphosen; Pyramus und Thisbe, soll in der Folgenden Arbeit das Thema sein. Genauer genommen eine Version des antiken Stoffes von einem anonymen Verfasser, welche vermutlich in der ersten Hälfte des 14 Jahrhunderts entstanden ist, das Märe von Pyramus und Thisbe.

Der Einfluss Ovids auf Kunst und Literatur des Mittelalters ist nicht zu bestreiten und „kaum ein anderer Stoff spielt dabei eine solche Rolle wie Pyramus und Thisbe"1, weshalb es zahlreiche Werke gibt, die sich mit der Geschichte der beiden Liebenden befassen. In dieser Arbeit wird versucht herauszufinden, was die Hauptmotive des Märe sind. Hierbei wird besonders die Darstellung der Minne genauer betrachtet, da die Vermutung besteht, dass diese eine übergeordnete Rolle spielt. Es wird betrachtet, was textimmanent die beiden Protagonisten in ihren tragischen Tod getrieben hat, um auch hier wieder Schlüsse ziehen zu können, welche Rolle die Minnehandlung dabei einnimmt. Um einen ersten Einblick in das Märe zu gewähren, wird zuerst der Inhalt kurz zusammengefasst. Im Anschluss wird das Märe in Hinblick auf das oben genannte untersucht, um dann am Ende ein Fazit ziehen zu können.

1 Kurze Zusammenfassung der Märenhandlung

Das Märe von Pyramus und Thisbe eines anonymen Schreibers aus Innsbruck welches vermutlich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstanden ist, erzählt die Geschichte zweier Liebenden, denen es nicht erlaubt war sich zu sehen, weshalb sie fliehen wollten und dann auf Grund einer Verkettung unglücklicher Ereignisse, in den Tod stürzten.

Pyramus und Thisbe, waren die Kinder zweier Könige, die in „Babilönje"2 nebeneinander lebten und sich schon in Kindertagen unsterblich verliebten. Als die „liute"3 dies bemerkten wurde ihnen verboten sich zu sehen. Die beiden litten sehr unter der Trennung4 und konnten nur durch eine Mauer, die ihre beiden Burgen trennte, miteinander reden. Doch wollten sie dies „niht lîden mê"5 und schmiedeten einen Plan, der sie von ihrem Leid befreien sollte. So verabredeten sie sich noch in der gleichen Nacht an einem Baum „üf die liechten heide"6 um zusammen wegzulaufen. Thisbe erreichte als erste den verabredeten Treffpunkt und wartete dort auf ihren Geliebten, als plötzlich ein Löwe erschien und sie fliehen musste. Sie ließ ihre Kleider zurück, welche der Löwe mit dem Blut eines zuvor verspeisten Ochsen beschmierte.7 Als Pyramus den Treffpunkt erreichte, fand er diese und schloss voreilig daraus, dass Thisbe tot sei. Er trauerte und gab sich selbst die Schuld am vermeintlichen Tod der Geliebten. Als er dann den Löwen erblickte, brachte er ihn in voller Wut um. Nachdem er Gott darum bat, dass seine und Thisbes Seelen in der Ewigkeit „bî ein ander"8 sein würden erstach er sich mit seinem Schwert. Genau in dem Moment kam Thisbe aus dem Wald zurück und klagte wie zuvor Pyramus, über den Tod des Geliebten. Nach einer langen Klagesrede entschloss sie sich mit den Worten: „kein dinc mac daz erwenden; / min leit daz muoz sich enden."9, sich auch das Leben zu nehmen. Sie sprach ein letztes Mal zu Gott und bat ihn um ein Zeichen, dass ihr verraten sollte ob sie mit ihrem Geliebten in Ewigkeit vereint sein würde. Und dann geschah das Wunder; der Baum „mörus"10 trug seither statt schwarze, rote Beeren. Nun erfüllte sie „ir herzen lust"11 und erstach sich mit dem Schwert des Geliebten und starb.

Als die beiden Toten am nächsten Tag gefunden wurden, war das Leid sehr groß und „beide man unde wîp / klageten ir líp"12. Pyramus und Thisbe wurden im Tode vereint und bekamen ein gemeinsames Grab. Wieder geschah ein „grözez wunder"13, denn eine Weinrebe wuchs aus dem Grab und senkte sich auf der anderen Seite wieder hinein, weshalb man das Grab öffnete und feststellte, dass die Rebe von dem einen zum anderen wuchs. Das hielt man für ein „víl grözez zeichen"14 und seither betete man für beider Seelenheil.

2 Das Motive der „huote"

Warum die Beziehung zwischen Pyramus und Thisbe verboten ist, weiß der Rezipient zu keiner Zeit. Außer das Alter auf welches Thisbe verweist, wenn sie an einer Stelle andeutet, dass ihre Liebe, wenn sie älter wären niemanden stören würde15, wird nie ein Grund für ihre Trennung genannt. Während die „huote"16 in anderen mittelalterlichen Liebesgeschichten ihre Berechtigung hat, „da die Liebenden von vornherein schuldig sind"17, scheint sie hier unberechtigt, da Pyramus und Thisbe sich nichts zu Schulden haben kommen lassen. Aus dieser grundlosen huote resultiert die Uneinsichtigkeit und Ratlosigkeit der beiden Liebenden in Hinblick auf ihre Trennung.18 Der Hof, der hier „eine den Liebenden feindliche Rolle"19 einnimmt, wird zu einem Hindernis, dass es zu überwinden gilt. Den Sinn, dass sich die Beiden aufgrund der Trennung „entlieben", verfehlt die huote, denn ganz im Gegenteil, scheint die Liebe ins „maßlose"20 zu wachsen. So wirkt es, als seien Pyramus und Thisbe nicht mehr in der Lage klar denken zu können, denn das Einzige was ihnen wichtig erscheint, ist ihre Wiedervereinigung. Einzig aus diesem Grund schmieden sie den Plan zur Flucht, der dann ihr Leid begründen soll, denn ihre Liebe kann nur dann verwirklicht werden, wenn sie „den Ort der huote verlassen"21. Also trägt die huote zur „Steigerung des Tragischen im späteren Geschehen"22 bei. Jedoch würde es zu weit gehen der elterlichen huote die (alleinige) Schuld am tragischen Ende der Protagonisten zu geben.

3 „von der minne meisterschaft"

Die unüberwindbare Macht23 und Kraft der Minne wird in dem Märe an vielen Stellen betont und beschrieben. Noch bevor die eigentliche Erzählung beginnt, wird vom Autor die Vollkommenheit der Liebe zwischen den Protagonisten betont.24 Es dauert ganze 24 Verse bis die wirkliche Handlung beginnt und in dieser Einleitung kündigt der Erzähler an, dass dies ein Märe „von der minne meisterschaft [.] / der gewalt unde ir kraft"25 sei. Doch auch an anderer Stelle, wenn der Erzähler (der hier vermutlich mit dem Verfasser gleichzusetzen ist?) zu Wort kommt, wird die Macht der Minne unterstrichen, in dem er beschreibt, dass sich Pyramus und Thisbe in der „minne twanc"26 befinden.

Die gewaltige Kraft der Minne wird weiterhin verdeutlicht, da sie Pyramus und Thisbe „verliebt machte" bevor diese überhaupt in der Lage waren zu wissen was Liebe eigentlich ist27. Auch leiden sie beide an Symptomen der Minnekrankheit, welche die „tyrannische Liebesmacht verursacht"28 hat. Es wechseln sich Hitze und Kälte, gleich an

[...]


1 Röhrich, Lutz: Antike Motive in spätmittelalterlichen Erzählungen und Volksballaden. In Willi Erzgräber (Hrsg.): Kontinuität und Transformation der Antike im Mittelalter. Sigmaringen 1989. S. 327

2 Anonymus: Pyramus und Thisbe. In: Zeitschrift für deutsches Altertum-6. (1848) S.504-517. V. 25

3 Ebd. V. 44

4 Vergl. Ebd. V. 62ff.

5 Ebd. V. 109

6 Ebd. V. 145

7 Ebd. V. 212

8 Ebd. V. 288

9 Ebd. V. 403 f.

10 Ebd. V. 423

11 Ebd. V. 436

12 Ebd. V. 459f.

13 Ebd. V. 470

14 Ebd. V. 483

15 Vergl. Ebd. V. 59f.

16 Ebd. V. 395

17 Murdoch, Brian: Pyramus und Thisbe. Spätmittelalterliche Metamorphosen einer antiken Fabel. In: Walter Haug, Timothy R. Jackson und Johannes Janofa (Hrsg.): Zur deutschen Literatur und Sprache des 14. Jahrhunderts. Dubliner Colloquium 1981. Heidelberg 1983. S.225

18 Anonymus: Pyramus und Thisbe V. 53-57

19 Schirmer, Karl-Heinz: Stil-und Motivuntersuchungen zur mittelhochdeutschen Versnovelle. Tübingen 1969S. 175

20 Ebd. S. 176

21 Ziegler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittealter. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen. München 1985 S. 274

22 Murdoch, Brian: Pyramus und Thisbe. S. 226

23 Anonymus: Pyramus und Thisbe. V. 7

24 Vergl. Ebd. V.17-23

25 Ebd. V. 7f.

26 Ebd. V. 102

27 Vergl. Ebd. V. 37f.

28 Schmitt-von Mühlenfels, Franz: Pyramus und Thisbe. Rezeption eines ovidischen Stoffes in Literatur, Kunst und Musik. Heidelberg 1972: S. 89

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Macht der Minne in einem Märe von Pyramus und Thisbe
Hochschule
Freie Universität Berlin
Note
1,7
Autor
Jahr
2014
Seiten
13
Katalognummer
V281617
ISBN (eBook)
9783656757252
ISBN (Buch)
9783656856474
Dateigröße
434 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
macht, minne, märe, pyramus, thisbe
Arbeit zitieren
Paula Kirschbaum (Autor:in), 2014, Die Macht der Minne in einem Märe von Pyramus und Thisbe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281617

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