Masada als Musterbeispiel einer römischen Belagerung


Seminar Paper, 2005

17 Pages, Grade: 2,0


Excerpt


Inhalt

Einleitung

I. Quellen

II. Formen des Belagerungskrieges

III. Der Ablauf der Belagerung
a) Vorbereitung
b) Provisorisches Lager und Annäherungshindernis
c) Die Versorgung
d) Lagerbau
e) Die Circumvallation
f) Der Sturmdamm

IIII. Der Sturm

Fazit

Quellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

Einleitung

Als Flavius Silva das Amt seines soeben verstorbenen Vorgängers Bassus übernommen hatte und im Winter 73 n. Chr. mit seinen Truppen vor Masada ankam, um das letzte Wiederstandsnest des jüdischen Aufstandes zu beseitigen, war er sich über die Strategie wohl längst im Klaren. Eine bloße Blockade der Festung mit dem Ziel die Besatzung auszuhungern, hatte kaum Aussicht auf Erfolg, da jene über genügend Vorrat an Wasser und Nahrungsmitteln verfügte um lange auszuharren. Für die Römer war die Versorgung hingegen schwieriger, vor allem die Beschaffung des Wassers für eine große Truppe war in dieser Gegend eine Herausforderung. Silva musste die Belagerung also noch vor Beginn des Sommers beendet haben, da zu dieser Zeit die klimatischen Bedingungen extrem schlecht geworden wären und die Versorgung noch schwerer gemacht hätten. So ging der römische Befehlshaber daran die üblichen Werke und Taten der Belagerung möglichst schnell und ohne Verzögerungen abzuarbeiten.

Für die Römer war es nicht neu auf diese Weise Krieg zu führen. Sie hatten die Technik der Blockade zwar nicht erfunden, doch wie kein anderes Volk zur Perfektion geführt. Entwickelt wurde die Technik der Circumvallation wahrscheinlich von den Assyrern und kam später über die Griechen zu den Römern. Nur durch diese Art der Kriegsführung war es den großen römischen Feldherren möglich gewesen ihre bedeutendsten Erfolge zu erzielen. Scipio eroberte so Numantia und beendete vorerst den Wiederstand in Spanien. Caesar konnte Alesia in die Knie zwingen und so den Aufstand der Gallier niederschlagen. Die Technik war so erfolgreich, dass sie mehrfach von den Galliern nachgeahmt wurde, und sogar von Jugutha, der sie vor Numantia kennen gelernt hatte[1].

Das Thema dieser Arbeit ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der Belagerung von Masada und anderen Belagerungen der Römer aufzuzeigen. Sicher wird der Ablauf aller Blockaden immer ähnlich gewesen sein, doch unterscheiden sich nicht nur die jeweiligen klimatischen und topographischen Bedingungen, sondern auch die Intentionen der Feldherren waren nicht immer dieselben.

I. Quellen

Als einziger antiker Autor beschreibt Flavius Josephus die Belagerung von Masada. Er ist hier nicht so ausführlich wie bei der Beschreibung des Angriffs auf Jotapata und Jerusalem, weil er nicht persönlich anwesend war. Dennoch sind seine Angaben glaubhaft und so weit man sehen kann zutreffend[2]. Über die eigenen Belagerungen berichtet Caesar selbst in seinen Werken und man wird ihm wohl in seinen Angaben vertrauen können. Was die anderen großen Belagerungen angeht, die zu Vergleichen herangezogen werden soll, jene des Scipio Aemilianus, so unterrichtet uns Appian in schriftlicher Form davon. Dieser ist durchaus vertrauenswürdig, denn seine Quelle war Polybios, der zum Stab des Scipio gehörte und dessen Mentor war[3].

Glücklicherweise lassen sich viele der Angaben dieser Autoren durch archäologische Zeugnisse bestätigen und verfeinern, so dass man sich ein sehr gutes Bild vom Ablauf dieser Kämpfe und den errichteten Bauwerken machen kann. Während sich solche archäologischen Zeugnisse bei Numantia und Alesia[4] schwierig ergraben, oder nur mehr im Gelände erahnen lassen, stehen die Reste der römischen Bauten vor Masada noch heute so da, dass man meinen könnte sie seien erst vor kurzem verlassen worden. Die gesamte Circumvallation mit den Türmen, alle acht Lager und natürlich der Sturmdamm sind trotz einiger Schäden durch Wasser und Menschen noch immer erhalten und legen ihr Zeugnis ab.

II. Formen des Belagerungskrieges

Beim Belagerungskrieg gegen eine befestigte Stadt oder eine Festung kann man zwischen drei Formen unterscheiden[5]. Die erste ist die bloße Einschließung beziehungsweise Blockade (obsidio): Das Ziel war es, den Gegner völlig von der ‚Außenwelt’ abzuschneiden und jede Versorgung und auch eine Flucht der Belagerten unmöglich zu machen. Auf diesem Wege sollten die Verteidiger so lange ausgehungert werden, bis sie sich schließlich kampflos ergeben. Man ging dabei so vor, dass man größere Lager an den Zugangsstraßen errichtete und diese dann mit einer Mauer, der sogenannten circumvallatio, verband. Entlang der Mauer oder an geeigneten Stellen wurden in regelmäßigen Abständen Schanzen, sogenannte castella angelegt[6]. In diesen Schanzen wurden kleinere Abteilungen gelegt, um im Falle eines Ausbruchversuchs der Belagerten den Angriff so lange abwehren zu können, bis die Hauptmacht aus dem nächsten Lager herangekommen war. Wenn man während der Belagerung mit Entsatz rechnete, wurde in der Regel neben der Circumvallation eine zweite Umwallung errichtet, die die Belagerungswerke und Truppen gegen das Hinterland deckte[7]. Sowohl diese Contravallation, als auch die Circumvallation waren in der Regel mit Gräben und zusätzlichen Verteidigungseinrichtungen gesichert. Die bloße Einschließung des Gegners erforderte aber große Geduld und der Erfolg war nicht immer sicher[8], deshalb wählte man diese Belagerungsform nur, wenn keine der beiden anderen durchführbar schien und wenn die Topographie des Geländes besonders geeignet war.

Die zweite Form des Festungskrieges war die eines überraschenden Sturmangriffs, die sogenannte repentina oppugnatio. Ein solcher Sturm konnte ohne Vorbereitung, sofort nach der Ankunft erfolgen oder mit etwas Vorbereitung nur kurze Zeit später, um den Gegner zu überrumpeln. Solche Angriffe kamen nicht häufig vor und endeten nicht selten mit einem Rückschlag[9].

Die weitaus häufigste Form des Belagerungskrieges war die longinqua oppugnatio. Es handelt sich dabei gewissermaßen um eine Kombination der ersten beiden Formen unter Verwendung von Belagerungsmaschinen und Geschützen. Zunächst wird die spätere Angriffsfront bestimmt und die Befestigung eingeschossen. Gleichzeitig wird die Truppe auf die Circumvallation eingeteilt und mit der Beschaffung des für die Belagerung notwendigen Materials begonnen. War dies geschehen, wurde das Gelände für die Belagerungsmaschinen vorbereitet und mit dem Bau des Damms, des sogenannten agger begonnen. Waren schließlich die Belagerungsmaschinen fertig, wurden sie über den Damm gegen die Mauer geführt und eine Bresche in diese geschlagen, durch die dann der finale Angriff erfolgen konnte. Je nach den klimatischen und topographischen Bedingungen der jeweiligen Gegend gab es bei der Durchführung der Belagerung natürlich Unterschiede.

Diese Form wurde auch vor Masada durchgeführt und wird im Folgeneden genauer beschrieben.

III. Der Ablauf der Belagerung

a) Vorbereitung

Bevor der Feldherr zur eigentlichen Belagerung schritt, gab es meist einige vorbereitende Maßnahmen zu treffen. Als Scipio sein Heer in Spanien übernommen hatte (und es wieder einigermaßen zur Disziplin gebracht hatte), zog er nicht sofort gegen sein eigentliches Ziel Numantia, sondern zuerst gegen die Vaccäer. Diese Aktion hatte zwei gute Gründe: Zum einen schaltete er so den Nachschub für die Numantier aus und zum anderen konnte er diesen Nachschub für seine eigene Truppe nutzen[10]. Silva ging, bevor er gegen Masada zog, ganz ähnlich vor. Zunächst musste die Judäische Wüste und die Küste des Toten Meeres vom Zelotenwiederstand gesäubert werden. Am wichtigsten war es dabei die Kontrolle über En Gedi und En Boqeq zu gewinnen, da von diesen Punkten aus später das Wasser für die Belagerungsarmee bezogen werden sollte. An beiden Orten scheinen die Römer auf erheblichen jüdischen Wiederstand gestoßen zu sein, bei En Gedi musste offenbar sogar um jeden einzelnen Baum gekämpft werden[11]. Silva dürfte die Operation bei En Boqeq jedoch nicht mit seiner Hauptmacht durchgeführt haben, sondern er entsandte dazu eine kleinere Abteilungen. Um die Oasen zu sichern, legte er schließlich jeweils kleinere Besatzungen hinein[12]. Nachdem das Hinterland gesichert war, ging Silva nun an die eigentliche Belagerung der Festung.

[...]


[1] Vgl. Schulten, Geschichte von Numantia, S. 93 f.

[2] Vgl. Schulten, Masada, S. 78.

[3] Pol. XXXI 23 f.

[4] Zu den Belagerungswerken Caesars bei Alesia vgl. Redde, Belagerungswerke Caesars.

[5] Über die Formen des Festungskrieges vgl. Liebenam, Festungskrieg, Sp. 2236 ff.

[6] Liv. XXXVIII 5. Bell. Hisp. 6, 3. Bell. Afr. 49, 1. 50, 2. 56, 1.

[7] Caes. bell. Gall. VII 74. Caesar muss schließlich gleichzeitig an beiden Linien kämpfen, weil er sowohl von der Entsatzarmee angegriffen wurde, als auch von dem eingeschlossenen Vercingetorix, der gleichzeitig einen verzweifelten Ausfall durchführte (Caes. bell. Gall. VII 81 ff.) .

[8] Caesars Blockade bei Dyrrhachium scheiterte beispielsweise, weil es ihn nicht möglich war die Stadt vom Meer abzuschließen und weil seine 24 – 25 km lange Befestigungslinie mit seiner Truppe nicht überall zu beherrschen war (Caes. bell. civ. 47, 1.).

[9] Caesar konnte zum Beispiel einen festen Platz in Britannien auf diese Weise erobern (Caes. bell. Gall. V 9, 7.), der Sturm auf Noviodunum misslang aber wegen der guten Befestigung, obwohl es nur wenige Verteidiger gab (bell. Gall. II 12.). Sorgfältiger vorbereitet, aber dennoch am gleichen Tag ausgeführt, wurde der Angriff auf Gomphi, für den Caesar schnell Belagerungswerkzeuge und Sturmleitern anfertigen ließ (bell. civ. III 80, 5-7.).

[10] App. Ib. 380. Pol. XXXII 7, 8. Vgl. Schulten, Geschichte von Numantia, S. 87 f.

[11] Plin. nat. hist. XII 113.

[12] Ios. bell. Iud. VII 413. Vgl. Gichon, Masada, S. 542.

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Details

Title
Masada als Musterbeispiel einer römischen Belagerung
College
http://www.uni-jena.de/  (Institut für Altertumswissenschaften)
Grade
2,0
Author
Year
2005
Pages
17
Catalog Number
V144536
ISBN (eBook)
9783640554539
ISBN (Book)
9783640554768
File size
511 KB
Language
German
Keywords
Masada, Musterbeispiel, Belagerung
Quote paper
Frank Schleicher (Author), 2005, Masada als Musterbeispiel einer römischen Belagerung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144536

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