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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

„Dazu haben wir ein Video!“ – Tutorials als asynchrone Schulungsmittel

“We have a video on this!”– tutorials as asynchronous training tools

Fachbeitrag Online-Jahrestagung der AGMB 2021

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GMS Med Bibl Inf 2021;21(3):Doc26

doi: 10.3205/mbi000515, urn:nbn:de:0183-mbi0005159

Published: December 20, 2021

© 2021 Frank.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Tutorials oder Erklärvideos sind nicht neu, haben aber durch Corona und den Wegfall von Auskunfts- und Schulungsmöglichkeiten vor Ort einen neuen Bedeutungsaufschwung erlebt. In diesen Videos werden anschaulich und (meistens) kurz Inhalte aus dem Bibliotheksalltag erklärt. Unabhängig von Zeit und Ort können sie als Wissenshappen konsumiert werden. Der Artikel geht auf die Vorteile dieser Form didaktischer Darstellung ein, erklärt verschiedene Arten der Erstellung und stellt den Aufwand dar. Auch wird das Netzwerk „Tutorials in Bibliotheken“ vorgestellt, das als Austauschplattform und als Anlaufstelle bei Problemen dient bzw. dienen kann.

Schlüsselwörter: Tutorials, asynchrone Schulungsmittel, Videos, Erstellung, Konzepte, Powtoon, Camtasia, Programme, Barrierefreiheit

Abstract

Tutorials or explanatory videos are not new, but they have experienced a new upswing in importance due to Corona and the elimination of on-site reference and training opportunities. In these videos, content from everyday library life is explained clearly and (usually) briefly. They can be consumed as a knowledge morsel regardless of time and place. The article discusses the advantages of this form of didactic presentation, explains different ways of creating them and describes the effort involved. It also introduces the “Tutorials in Libraries” network, which serves or can serve as an exchange platform and as a contact point for problems.

Keywords: tutorials, asynchronous training tools, videos, creation, concepts, Powtoon, Camtasia, programs, accessibility


Tutorials? Tutorials!

Tutorials sind (meist kurze) Erklärvideos zu speziellen Sachverhalten. Auch in Bibliotheken werden sie schon eine Weile erstellt. Im Zuge der Covid-19-Pandemie hat sich diese Art der Informationsvermittlung noch weiterverbreitet, denn die Bedeutung von digitalen Inhalten hat in diesen Zeiten zugenommen.

Es gibt unterschiedliche Tutorialarten, bei denen – meiner Erfahrung nach – drei Arten durch ihre Weise der Erstellung unterschieden werden können.

Im ersten Fall werden Beiträge vor Ort gefilmt und mit Einblendungen versehen, um beispielsweise auf räumliche Besonderheiten aufmerksam zu machen. Auch kleinere Szenen mit Dialogen zwischen (fiktiven) Nutzenden oder Interaktionen mit Bibliotheksmitarbeitenden können Teil des Tutorials sein. Eine weitere Variante sind animierte Videos, die auch genutzt wird, um das Abfilmen von realen Personen zu vermeiden. Eine dritte ist das Abfilmen von Weboberflächen, um dort zu zeigen, wie gewisse Schritte nachvollzogen werden können, um z.B. das Suchen in Katalogen oder Datenbanken zu erklären.

Natürlich gibt es auch Mischformen der hier genannten Arten, wenn beispielsweise in Legevideos sowohl Animationen als auch Fotos oder Screenshots verwendet werden. Eine Unterscheidung an dieser Stelle erscheint sinnvoll, um darauf aufmerksam zu machen, wie vielfältig Tutorials sein können, aber auch, welche Plattformen und Programme es für welche Erstellungsweise gibt. Dies wird auch unter Punkt 4 wieder aufgegriffen. Eine wissenschaftliche Aufbereitung und Einordnung von Lehrvideos auch in den Kontext des Bildungsfernsehens findet man bei Karsten D. Wolf und Stephan Dorgerloh „Lehren und Lernen mit Tutorials und Erklärvideos“ [1].


Wann lohnt sich ein Tutorial?

Tutorials lohnen sich nicht immer, aber doch in einigen Fällen. Zunächst werde ich die Gründe schildern, die für ein Video sprechen, anschließend dann Fälle, in denen ich von der Erstellung abraten würde.

Sucht man Informationen zu den Angeboten einer Bibliothek, geht der erste Weg meist über das Internet. So ist es wichtig, eine Website zu haben, deren Inhalte regelmäßig gepflegt werden. Dennoch stellen wir im Alltag immer wieder fest, dass die Informationen nicht ankommen oder nicht gelesen werden. Eine Erklärung dafür ist, dass es unterschiedliche Typen der Informationsaufnahme gibt. Videos senden visuelle und akustische Reize, die anders wahrgenommen werden als reiner oder auch bebilderter Text auf einer Webseite. Daher kann durch diese zusätzliche Art der Informationsaufbereitung eine größere Anzahl an Nutzenden erreicht werden.

Ein Hinweis darauf, dass Informationen über einen Kanal nicht ankommen, ist die Wiederholung derselben Fragen. Kehren sie immer wieder, dann sind die Antworten schwer zu finden oder sie werden nicht wahrgenommen. Dann hilft es, auf das Video verweisen zu können.

Sind Prozesse – z.B. Suchen in Katalogen oder Datenbanken oder das Bestellen von Literatur – kleinteilig, lohnt sich unter Umständen eine Anleitung, die Schritt für Schritt vorgeht. Kann man in Beratungsprozessen auf das Video verweisen, spart es langatmiges Erklären, vor allem, wenn viel los ist.

Das gilt auch dann, wenn sprachliche Barrieren ein Grund sind. In Videos lassen sich zusätzlich Untertitel in anderen Sprachen einblenden. So können auch internationale Studierende, deren Sprachkenntnisse noch nicht ausreichen, die wichtigsten Dinge erfahren.

Hierbei ist jedoch zu bedenken, dass es sich in manchen Fällen lohnt, nicht nur fremdsprachige Untertitel einzublenden, sondern ganze Oberflächen in einer anderen Sprache abzufilmen und den Ton entsprechend zu gestalten. An der UB Hildesheim wurde von Anna Trzoska beispielsweise ein Tutorial erstellt, das die einzelnen Schritte zum so genannten Studi-VPN in den englischen Systemeinstellungen nachvollzieht [2].

Zusätzlich zu den unterschiedlichen Typen der Informationsaufnahme hat auch jeder ein eigenes Lerntempo und eine individuelle Lernzeit. Tutorials lassen sich wiederholt anschauen. Man kann zu einem speziellen Abschnitt immer wieder zurückkehren, wenn man ihn nicht verstanden oder die Information wieder vergessen hat. Es gibt zudem die Möglichkeit, das Abspielen zu verlangsamen oder zu beschleunigen.

Ein weiterer Vorzug: Videos, die auf den eigenen Webseiten oder über einen eigenen Kanal zu erreichen sind, können jederzeit – und damit außerhalb der Servicezeiten – angeschaut werden. Das ist dann ein Vorteil, wenn die Nutzenden anderweitig stark eingespannt sind. So werden sie aus der Informationsvermittlung nicht ausgeschlossen, sondern können sich in ihrem individuellen Zeitfenster weiterbilden.

Tutorials mit all ihren Facetten erlauben zudem, den Zugang zu Wissen barrierefreier zu gestalten. Dadurch, dass sie unterschiedliche Sinne ansprechen, können auch Beeinträchtigungen eher kompensiert werden.

Wann lohnt es nicht?

Wenn sich Regeln/Bedingungen immer wieder ändern, lohnt sich ein Video eher nicht. Die Überarbeitung von Tutorials kostet (viel) Zeit. Wenn Graphiken neu erstellt, Texte neu geschrieben und eingesprochen werden müssen, dann lässt sich das nicht mal eben schnell machen.

Was zu Beginn oft unterschätzt wird, ist das Folgende: Ändert man ein Detail mitten im Video, muss das, was davor und danach kommt, meist auch mit angefasst werden, weil das Timing nicht mehr stimmt, die Stimme hörbar anders klingt, etc. Da vergehen schnell Stunden, weil am Ende doch (fast) das ganze Video überarbeitet werden muss.


Was brauche ich dafür?

Für die Erstellung von Tutorials braucht man – meiner Einschätzung nach – vier Dinge: Interesse, Personal, Themen und technische Ausstattung.

Tutorials zu erstellen, erfordert großes Interesse. Interesse nicht nur an Konzepten, sondern auch Lust auf das Umsetzen und das Basteln mit verschiedenen Programmen. Man muss sich darauf einstellen können, dass Konzepte, die man sich ausgedacht hat, nicht (ganz) aufgehen. Dann ist es wichtig, andere Lösungen zu finden. Frustrationstoleranz ist in diesem Fall ganz besonders angeraten.

Möchte man Videos erstellen, benötigt man (mindestens!) eine Person, die dies kontinuierlich betreut. Mehr Personen sind zur Prüfung und zur Weiterentwicklung besser, aber das lässt sich nicht immer bewerkstelligen.

Themen sind leicht zu finden, denn sie gibt es überall: Fragen, die an der Auskunft (immer wieder) gestellt werden, Gespräche mit Nutzenden, Kolleg_innen, die auf Dinge hinweisen. Da lohnt es sich, aufmerksam zu sein.

Umgekehrt geht das natürlich auch. Gibt es etwas wie ein Angebot oder einen Service, der bekannter gemacht werden soll? Dann lohnt sich vielleicht ein Tutorial.

Sind diese drei Voraussetzungen erfüllt, benötigt man für die praktische Umsetzung die vierte: technische Ausstattung.

Prinzipiell genügt ein normaler PC bzw. Laptop. Die Programme bzw. Plattformen, auf die ich später noch eingehe, benötigen nicht unbedingt eine spezielle Ausstattung.

Für Tonaufnahmen reicht ein Headset-Mikrofon jedoch nicht aus. Gerade bei Nebengeräuschen, beim Atmen und bei Explosivlauten (p, t, k bspw.) lohnt sich die Investition in ein gutes Mikrofon mit Ploppschutz. Wir nutzen das Rode NT-USB Mini. Das ist ein Tischmikrofon und kostet (zurzeit) unter 100 Euro.

Hinweis bei Tonaufnahmen: Viele Räume hallen. Vollgestellte Räume schlucken den Schall und sind daher besser. Was auch als Low-Budget-Variante geht: Decken über einen Wäscheständer hängen und darunter aufnehmen.

Es ist zudem besser, die Tonspur in einem Durchgang aufzunehmen, weil die Stimme jedes Mal ein klein wenig anders klingt. Stimmungen und auch den Erschöpfungsgrad hört man, und beides variiert jeden Tag. Daher muss man bei späteren Änderungen in Tutorials oft die ganze Tonspur noch einmal neu aufnehmen. Eine neu eingefügte Sequenz hört man erstaunlich gut heraus und diese wirkt dann als Fremdkörper.


Welche Plattformen/Programme kann ich nutzen?

Wir in der Universitätsbibliothek Hildesheim drehen keine Videos mit Personen, sondern nutzen Plattformen bzw. Software für Animationen und Screencasts. Animationen sind bewegte Bilder. In Bezug auf Tutorials heißt das, dass sich Figuren oder Gegenstände bewegen. Plattformen dafür sind Powtoon [3] oder simpleshow [4].

Screencast heißt, dass Bildschirmoberflächen z.B. von Websites abgefilmt werden. Beispiele für Programme sind Camtasia [5], OBS [6], Screencast-O-Matic [7] oder ActivePresenter [8].

Die meisten davon sind kostenpflichtig, lassen sich aber über eine Edu-Lizenz günstiger bekommen. Das heißt jedoch auch, dass das entsprechende Logo zu Beginn/zum Ende oder an einem Rand immer zu sehen ist und dann entsprechend Platz wegnimmt. Das muss bei der Gestaltung beachtet werden.

Die meisten kostenpflichtigen Programme bzw. Plattformen lassen sich einen Monat lang testen. So kann man schauen, welche Möglichkeiten sich bieten und ob das für die eigene Bibliothek ausreicht. Eine Lizenz kann oft für den Zeitraum eines Monats erworben werden, aber es lohnt sich bereits aufgrund der Einarbeitungszeit eine Jahreslizenz zu kaufen.

Wichtig ist, kritisch zu prüfen, wie umfangreich die eigenen Tutorialvorhaben sind. Die meisten Lizenzen sind kostenintensiv und lohnen sich nur, wenn man sie (aus-)nutzt. Dazu gehört auch, dass man schaut, ob es genug Personen im Team gibt, die sich nicht nur dafür interessieren, sondern auch tatsächlich die Zeit haben. Gerade zu Beginn dauert die Erstellung sehr lange.

Auf zwei Programme gehe ich im Folgenden genauer ein, weil wir sie nutzen. Hinweise und Hilfestellungen gibt es online im Wiki des Netzwerks „Tutorials in Bibliotheken“ auch zu anderen Programmen [9].

Plattformen/Programme: Powtoon

Powtoon ist eine Plattform, auf der sich Animationen erstellen lassen. Sie ist cloudbasiert, so dass der Zugang über einen Login funktioniert. Auf diese Weise kann von überall aus daran gearbeitet werden. „Powtoon“ ist eine Zusammenfügung aus PowerPoint und Cartoon. Man nutzt hierbei vorbereitete Objekte, die sich in vielfältiger Weise animieren und auf die eigenen Bedürfnisse hin variieren lassen, z.B. in Bewegung, Farbe, Schriftart, etc.

Abbildung 1 [Abb. 1] zeigt ein Beispiel aus unserer Reihe „Bibliotheks-ABC“. Auf der linken Seite sieht man die einzelnen Abschnitte und das große Bild zeigt die „Folie“, an der gerade gearbeitet wird. Unten sehen Sie die Zeitleiste. Spricht man den Text ein, ist er auf der Zeitleiste verschiebbar. Das bedeutet, dass das Timing zwischen Animation und Sprachaufnahme nachträglich noch verändert und besser aufeinander eingestellt werden kann. Das geht relativ intuitiv, auch wenn es sehr kleinteilig sein kann.

Nach der Erstellung kann das Video auf YouTube hochgeladen oder mit einer teureren Lizenz als mp4-Datei heruntergeladen werden. Letzteres bietet sich dann an, wenn es weiterbearbeitet oder auf andere Weise – z.B. über einen eingebauten Player auf der Webseite – zur Verfügung gestellt werden soll.

Ein Wort zu den Lizenzmodellen: Es gibt unterschiedliche, was bedeutet, dass die Verwendung von Materialien auch gestaffelt ist. Pro und Pro plus ist nicht nur preislich ein Unterschied! In der günstigeren Version kann meist nur ein Teil der Graphiken und Animationen genutzt werden.

Plattformen/Programme: Camtasia

Camtasia wird von Techsmith hergestellt. Hier muss eine Lizenz erworben werden, die die Nutzung des Programms auf einem Computer ermöglicht. Cloudbasiertes, dezentrales Arbeiten ist hier nicht möglich. Camtasia ist eine Screencast-Software und arbeitet gut mit PowerPoint zusammen, so dass auch auf diese Weise Animationen entstehen können. Diese sind dann aber nicht ganz so verspielt wie bei Powtoon.

Der Vorteil bei Camtasia ist, dass nicht nur Screencasts aufgenommen, sondern auch mp3- oder mp4-Dateien hineingeladen werden können. Ton und Sound auf diese Weise einzuspielen, funktioniert hier auch besser. Bild- und Tonspur sind getrennt und lassen sich folglich separat bearbeiten. Diese Spuren lassen sich dort besser abändern als bei Powtoon, weil man Störgeräusche etc. herausschneiden und andere Aufnahmen einfügen kann. Man kann außerdem in mehreren Spuren Untertitel hinzufügen.

Dies sind nur ein paar Beispiele, wie viele Möglichkeiten Camtasia bietet. Die Kosten für eine Lizenz sind recht hoch, aber man bekommt dafür eben auch sehr viel. Techsmith bietet dazu auch gute Tutorials [10] an.


Wie finden Nutzende Tutorials?

Das Tutorial wurde nun im Schweiße des Angesichts erstellt. Und nun? Wie finden Nutzende das Tutorial?

Dies ist mit Absicht zweideutig formuliert. Hier soll es nun sowohl um Kanäle als auch um Feedback gehen. Wünschenswert ist natürlich, dass die Videos gut gefunden und für gut befunden werden.

Als wir unsere ersten Tutorials erstellt haben, haben wir sie zunächst alle auf unsere Website [11] gestellt. Auf einer Übersichtsseite konnten sich Nutzende die Titel anschauen. Da wir schnell dazu übergegangen sind, Versionen auch mit deutschen und englischen Untertiteln herzustellen, um für mehr Barrierefreiheit und Internationalität zu sorgen, mussten wir pro Video drei Versionen hochladen. Die Liste wurde daraufhin bald unübersichtlich.

Unsere Lösung war, einen YouTube-Kanal [12] einzurichten. Die Auslagerung in einen eigenen Kanal hat die folgenden Vorteile:

YouTube wird breit genutzt. Auch viele Bibliotheken sind dort vertreten und werden von ihren Nutzenden gut gefunden.

Die Darstellung ist übersichtlicher. Durch die Nutzung von Thumbnails sind die Videos auch visuell leichter zu erkennen. Außerdem muss pro Tutorial lediglich ein Video hochgeladen werden, da Untertitel im Player nach Wunsch dazugeschaltet werden können.

Ein weiterer Grund betrifft die Streuung der Information. Einer unserer Kanäle ist ein WordPress-Blog [13]. Dort können wir Videos einbetten. Wenn Interessierte darauf stoßen, können sie das Video direkt im Blog starten. Das spart mindestens einen Klick und macht die Nutzung komfortabler.

Gleichzeitig führt das zu einem weiteren Vorteil von YouTube. Über unsere Website erhalten wir nur eine Nutzungsstatistik darüber, wie oft die Seite als solche angeschaut wurde, aber keine Information zu einzelnen Videos. Über YouTube Analytics erhalten wir eine Übersicht darüber, welches Video wie oft und bis zu welcher Stelle angeschaut wurde. Die statistische Analyse wird übrigens auch dann vorgenommen, wenn das Video über unseren Blog angeschaut wird.

Das hilft uns dabei, unsere Tutorials besser zu gestalten. Wenn wir wissen, dass ein großer Teil der Nutzenden zu einem bestimmten Zeitpunkt das Video abbricht, können wir schauen, was an diesem Punkt im Video zu sehen ist, und uns Alternativen überlegen.

Da wir bisher kein Feedback in Form von Kommentaren oder anderen Hinweisen bekommen haben, lassen lediglich diese Zahlen Rückschlüsse zu. Aufwändigere Maßnahmen – z.B. in Form der User-Experience-Forschung anhand von Think Aloud oder Testgruppen – sind zwar denkbar, können wir aber aufgrund der Pandemie und der personellen Situation nicht durchführen. Eine Einführung zu den einzelnen Methoden findet sich in „A Handbook of User Experience Research & Design in Libraries“ von Andy Priestner [14].

Unser YouTube-Kanal kann zudem abonniert werden. Nutzende erhalten dann eine Nachricht, wenn wir ein neues Tutorial einstellen. Das geht über die Website und den Blog leider nicht.

Entscheidet man sich für die Einrichtung eines YouTube-Kanals und verlinkt die Videos auf der Website der eigenen Bibliothek dahin, empfiehlt es sich, die Nutzenden darauf hinzuweisen.

Intern gibt es bei uns nicht nur Befürworter_innen von YouTube. Also haben wir auch weiterhin die Übersicht der Tutorials auf unserer Website. So ist die Option gegeben, YouTube zu meiden. Da wir zumindest sehen, wie oft die Seite besucht wird, ist diese Vorgehensweise zunächst ein Test, ob und wie oft diese Ausweichmöglichkeit überhaupt genutzt wird.

Die Bewerbung erfolgt auf unterschiedlichen Wegen. Unsere Kanäle verweisen aufeinander, so dass der Sprung vom Blog zu unserer Website, zu Facebook [15] oder YouTube leicht möglich ist.

Um unsere Tutorials zu bewerben, streuen wir die Informationen dazu zudem möglichst breit. Das heißt konkret, dass wir Blogartikel verfassen, wenn wir ein neues Video online gestellt haben. Diese Information findet sich dann als Newsbeitrag auf der Homepage und als Beitrag in unserem Facebook-Kanal sowie auch im Instagram-Kanal der Universität Hildesheim [16], an dem wir uns ebenfalls beteiligen.

Gleichzeitig ist unsere Homepage thematisch aufgebaut. Zu den meisten Kategorien haben wir eine FAQ zur Einführung. Dort verweisen wir ebenfalls auf thematisch passende Tutorials.

Ein Aspekt, der nicht vernachlässigt werden darf, ist die interne Kommunikation. Sobald ein Video online ist, informieren wir unsere Kolleg_innen über unseren internen Chatkanal. Gerade diejenigen, die an Auskunftstheken arbeiten oder auf andere Weise Kontakt zu unseren Nutzenden haben, sind wichtige Multiplikator_innen.

Meiner Einschätzung nach ist die Bewerbung und Einbettung genauso wichtig wie die Erstellung von Tutorials. Trotz des eben geschilderten Aufwands ist immer noch nicht gesichert, dass die Videos tatsächlich auch gefunden werden.


Tipps

Ehe nun mit der Erstellung von Tutorials gestartet wird, sind diese drei Tipps noch zu beachten.

Bevor das Tutorial veröffentlicht wird, sollte es von einer weiteren Person kritisch angeschaut werden. Diese Person sollte in den Entstehungsprozess NICHT involviert sein und (möglichst) Fachkenntnis zum Thema besitzen. Manchmal ergeben Dinge nur im eigenen Kopf Sinn, hakt es an einigen Stellen, sind Informationen zu lang oder zu kurz eingeblendet, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Es gibt Fehler, die man selbst nicht mehr bemerkt, wenn man zu lange an etwas arbeitet. Das gilt für Texte, aber auch für Tutorials.

Der zweite Tipp ist in gewisser Weise der Gegensatz zum ersten: Die Gefahr bei der Erstellung von Videos ist, dass man sich in winzig kleinen Details verliert und ewig daran bastelt, dass bspw. eine Tonaufnahme genau richtig ist. Das verbrennt Stunden! Mantra: Bibliothekar_innen sind keine professionellen Ersteller_innen von Videos. Dafür ist es aber erstaunlich, wie gut viele Tutorials sind.

Der dritte Tipp befindet sich im nächsten Abschnitt.


Hilfe!

Wenn es nun niemanden gibt, der das Tutorial prüfen kann, oder es Fragen zur Software, zur Erstellung oder zur Bewerbung gibt: Da gibt es Abhilfe. Im März 2021 hat sich das Netzwerk „Tutorials in Bibliotheken“ gegründet. Dazu gehören Kolleg_innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aus ganz unterschiedlichen Bibliotheken: öffentliche, One-Person-Libraries, Schulbibliotheken, sowie kleine und große Universitätsbibliotheken.

Es werden regelmäßige digitale Treffen zu unterschiedlichen Themen veranstaltet. Sie umfassen den vollständigen Zyklus von Planung, Erstellung, Verbreitung und Evaluation von Tutorials. Konkret werden z.B. Konzepte, Didaktik, Programme/Plattformen, technisches Zubehör, Veröffentlichung und Verbreitung besprochen.

Neben dem Wissenstransfer innerhalb der Community öffnet sich das Netzwerk auch nach außen und lädt z.B. YouTuber_innen oder andere Fachexpert_innen zu Vorträgen ein. Meistens finden die Live-Treffen am ersten Mittwoch im Monat statt.

Für dringende Fragen und weiteren Austausch haben wir einen Discord-Kanal [17] eingerichtet. Dort können alle Fragen gestellt werden und es gibt Hilfe. Das gilt auch für die kritische Prüfung von Videos.

Erkenntnisse und Materialien der Treffen werden in einem Wiki gesammelt, das frei zugänglich ist. Dazu nutzen wir Miraheze [18].

Außerdem werden die Vorträge der Treffen aufgezeichnet und im TIB-AV-Portal eingestellt [19]. Auf diese Weise gehen sie nicht verloren und können im Nachhinein angeschaut werden.

Die Übersichtsseite zum Netzwerk befindet sich auf der Homepage der Kommission für Informationskompetenz [20].


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.


Literatur

1.
Wolf KD, Dorgerloh S. Lehren und Lernen mit Tutorials und Erklärvideos. Weinheim Basel: Beltz; 2020.
2.
UB Hildesheim. Setup of the Studi-VPN (YouTube). [letzter Zugriff: 12.12.2021]. Verfügbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=9gEAp-a-MCU External link
3.
Powtoon. [letzter Zugriff: 26.10.2021]. Verfügbar unter: https://www.powtoon.com/ External link
4.
Simpleshow Video Maker. [letzter Zugriff: 29.10.2021]. Verfügbar unter: https://videomaker.simpleshow.com/de/ External link
5.
Camtasia. [letzter Zugriff: 10.12.2021]. Verfügbar unter: https://www.techsmith.de/camtasia.html External link
6.
OBS (Open Broadcaster Software). [letzter Zugriff: 29.10.2021]. Verfügbar unter: https://obsproject.com/de External link
7.
Screencat-O-Matic. [letzter Zugriff: 29.10.2021]. Verfügbar unter: https://screencast-o-matic.com/ External link
8.
Atomi Systems Inc. ActivePresenter. [letzter Zugriff: 29.10.2021]. Verfügbar unter: https://atomisystems.com/download/ External link
9.
Software. In: Tutorials in Bibliotheken [Wiki]. [letzter Zugriff: 29.10.2021]. Verfügbar unter: https://bibtutorials.miraheze.org/wiki/Software External link
10.
TechSmith Corporation. Camtasia-Tutorials. [letzter Zugriff: 26.10.2021]. Verfügbar unter: https://www.techsmith.de/tutorial-camtasia.html External link
11.
Universitätsbibliothek Hildesheim. Video-Tutorials. [letzter Zugriff: 29.10.2021]. Verfügbar unter: https://www.uni-hildesheim.de/bibliothek/beratung-schulung/video-tutorials-lokal/ External link
12.
YouTube-Kanal der Universitätsbibliothek Hildesheim. [letzter Zugriff: 29.10.2021]. Verfügbar unter: https://www.youtube.com/channel/UClrGjAT8ZN9aAXPoR617-ZA External link
13.
Universitätsbibliothek Hildesheim. Blog der UB Hildesheim. [letzter Zugriff: 29.10.2021]. Verfügbar unter: https://bibliothek.blog.uni-hildesheim.de/ External link
14.
Priestner A. A Handbook of User Experience Research & Design in Libraries. Goxhill, UK: UX in Libraries; 2021.
15.
Facebook-Kanal der UB Hildesheim. [letzter Zugriff: 10.12.2021]. Verfügbar unter: https://de-de.facebook.com/ub.hildesheim External link
16.
Instagram-Kanal der Universität Hildesheim. [letzter Zugriff: 10.12.21]. Verfügbar unter: https://www.instagram.com/unihildesheim/ External link
17.
Discord-Kanal des Netzwerks Tutorials in Bibliotheken. [letzter Zugriff: 29.10.2021]. Verfügbar unter: https://discord.gg/TdaKfDwwzp External link
18.
Wiki des Netzwerks Tutorials in Bibliotheken. [letzter Zugriff: 29.10.2021]. Verfügbar unter: https://bibtutorials.miraheze.org/wiki/Hauptseite External link
19.
Netzwerk Tutorials in Bibliotheken. TIB-AV-Portal-Portal; [letzter Zugriff: 10.12.2021]. Verfgbar unter: https://av.tib.eu/series/1073/bibtutorials External link
20.
Netzwerk Tutorials in Bibliotheken. Deutscher Bibliotheksverband (dbv); [letzter Zugriff: 29.10.2021]. Verfgbar unter: http://www.informationskompetenz.de/index.php/ik-praxis/netzwerk-tutorials/ External link