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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Die Bedeutung von ZB MED für die AGMB

The importance of ZB MED for the German MLA (AGMB)

Fachbeitrag Zukunft von ZB MED

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  • corresponding author Iris Reimann - Universitätsbibliothek RWTH Aachen University, Medizinische Bibliothek, Aachen, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2016;16(1-2):Doc09

doi: 10.3205/mbi000364, urn:nbn:de:0183-mbi0003649

Published: September 23, 2016

© 2016 Reimann.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Die AGMB e.V. kooperiert seit Jahren mit der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin, ZB MED – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften. Ihre Mitglieder profitieren von deren umfangreichen Bestand und dem auf ihre Bedürfnisse und der ihrer Kunden ausgerichteten Dienstleistungsangebot. Die Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft im März 2016 wurde mit Bestürzung zur Kenntnis genommen. Der Vorstand der AGMB führte daraufhin eine Umfrage unter ihren Mitgliedern durch mit dem Ziel, diejenigen Besonderheiten von ZB MED zusammenzutragen, die für die AGMB von besonderer Wichtigkeit sind. In diesem Beitrag werden die Alleinstellungsmerkmale von ZB MED und ihre Bedeutung für die AGMB skizziert.

Schlüsselwörter: AGMB, ZB MED, Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft, Bestand, Dienstleistungsangebot, Alleinstellungsmerkmale

Abstract

The German MLA (AGMB) cooperates with the German National Library of Medicine, ZB MED – Leibniz Information Centre for Life Sciences for a very long time. Its members benefit from the portfolio and the services of ZB MED. The recommendation of the senate of the Leibniz Association in March 2016 led to a survey organized by the executive board of the German MLA (AGMB). Here you can read the most important aspects of ZB MED for the members of German MLA (AGMB).

Keywords: German MLA (AGMB), ZB MED, recommendation of the senate of the Leibniz Association, portfolio, services, unique feature


Die Bedeutung von ZB MED für die AGMB

In der Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB) e.V. haben sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Krankenhaus-, Ärzte- und Pharmabibliotheken, aus Medizinischen Bibliotheken an Universitäten, aus medizinischen Informations- und Dokumentationsstellen und aus weiteren medizinischen Bibliotheken der deutschsprachigen Länder und darüber hinaus mit den Zielen zusammengeschlossen, das medizinische Bibliotheks- und Informationswesen zu fördern, die Zusammenarbeit zwischen den medizinischen Bibliotheken auf nationaler und internationaler Ebene zu unterstützen und Gemeinschaftsprojekte zu fördern.

Von Anbeginn an war die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin, heute ZB MED – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften, ein wichtiger Ansprech- und Kooperationspartner der AGMB. Auf den jährlich stattfindenden Tagungen ist ZB MED seit vielen Jahren mit einem eigenen Stand vertreten und berichtet über neue Projekte, vor allem auch über die im Zuge der letzten Evaluation angestoßenen Veränderungen. Viele der für die Kundinnen und Kunden der AGMB-Mitglieder wichtigen Aspekte konnten so einfließen und bestimmten maßgeblich die Ausgestaltung neuer Dienstleistungen von ZB MED mit. Ein Wegfall dieser Serviceangebote würde die Medizinbibliotheken nachhaltig in ihrer Arbeit behindern. Viele der eigenen Angebote bauen auf diesen auf.

Die am 17. März 2016 veröffentlichte Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft zur Beendigung der Bund-Länder-Förderung von ZB MED führte zu einer großen Verunsicherung unter den Mitgliedern der AGMB. Aus den Reihen der AGMB entstand der Wunsch, diese Empfehlung nicht einfach kommentarlos hinzunehmen, sondern mit einer eigenen Stellungnahme darauf zu reagieren. Daraufhin startete der Vorstand der AGMB eine Umfrage. Folgende Fragen wurden gestellt:

1.
Welche ZB MED-Services habe ich für meine Kunden/ meine Organisation in der Vergangenheit regelmäßig in Anspruch genommen?
2.
Welche (alten und neuen) ZB MED-Services werde/ würde ich für meine Kunden/ meine Organisation in Zukunft regelmäßig in Anspruch nehmen?
3.
Welche ZB MED-Services würden mir/ meinen Kunden/ meiner Organisation fehlen, wenn sie nicht mehr angeboten werden können?
4.
ZB MED mit dem gesamten bereits vorhandenen und in Planung befindlichen Portfolio ist wichtig für das medizinische Bibliothekswesen und dessen Umgebungs- und Kundenstrukturen in Deutschland/ in Europa, weil ...
5.
Der Verlust des ZB MED-Portfolios würde für das medizinische Bibliothekswesen und dessen Umgebungs- und Kundenstrukturen in Deutschland/ in Europa bedeuten, dass ...

Die Resonanz war groß. Vor allem beteiligten sich Mitglieder aus Medizinbibliotheken an Hochschulen, aber auch aus Krankenhaus- und sonstigen medizinischen Bibliotheken. Die Auswertung der Beiträge ergab ein recht stimmiges Bild. Aus nachfolgend genannten Gründen halten die Mitglieder der AGMB eine Fortführung von ZB MED als übergeordnete Einrichtung für unerlässlich.

1.
Breite Literaturversorgung, umfassende Archivbestände, Dokumentlieferung, elektronische Ressourcen (Zeitschriften und Bücher)
Viele Medizinbibliotheken können aus Platzgründen und aufgrund der beschränkten Budgets immer weniger Print- und elektronische Medien erwerben. Insbesondere bei den Zeitschriften steht den einzelnen Einrichtungen aufgrund der starken Preisentwicklung nur noch ein Bruchteil der benötigten Titel zur Verfügung. Ein verlässlicher Partner war hier aufgrund ihres umfangreichen Bestandes immer ZB MED. Als größter Lieferant im europäischen Raum kommt ihr eine tragende Rolle für das gesamte medizinische Bibliothekswesen zu. Dank der schnellen Bereitstellung benötigter Artikel und Medien über die Fernleihe und über Dokumentlieferdienste wie subito konnte die Minderausstattung an den einzelnen Einrichtungen bisher gut kompensiert werden.
Die Aussonderung ihrer Printbestände in erster Linie aus Platzgründen ist für viele Bibliotheken ein aktuelles Thema. Hilfreich für die Entscheidung, welche Zeitschriften und welche Jahrgänge ausgesondert werden können, ist ein Abgleich mit den Beständen von ZB MED. Einige Bibliotheken kommen jedoch nicht umhin, weitere Titel absetzen zu müssen. Im Januar 2013 erarbeitete die AGMB Archivierungsregeln, die sicherstellen sollten, dass dennoch mindestens 2 Archivexemplare an gedruckten Zeitschriften dauerhaft über die Lieferdienste in Deutschland zur Verfügung stehen. ZB MED und die Bayerische Staatsbibliothek erklärten sich bereit, bei Aussonderungen in letzter Instanz fehlende Titel in ihren Bestand aufzunehmen. Diese Archivierungsregeln wurden inzwischen von 26 medizinischen Bibliotheken unterschrieben. Einige Bibliotheken machten von diesem Angebot bereits Gebrauch und verließen sich auf die ständige Verfügbarkeit der von ihnen ausgesonderten Bestände über ZB MED.
E-Books werden für die Nutzer medizinischer Bibliotheken zunehmend bedeutsam. Bedingt durch die unterschiedlichen Lizenzierungsmodelle und vor allem durch die wenig transparenten Kosten ist es jedoch nur den großen Bibliotheken möglich, eine größere Auswahl an E-Books zu lizenzieren. Daher begrüßen viele Bibliotheken die Anstrengungen von ZB MED, E-Books auch deutschlandweit, ortsunabhängig zur Verfügung zu stellen.

2.
Medizinbibliothekarische Kompetenz bei Lizenzverhandlungen mit internationalen Verlagen und gegenüber der DFG (National- und Allianzlizenzen)
Die Preispolitik der einzelnen Verlage ist unüberschaubar. Preise für einzelne Angebote und Pakete werden zwischen den Verlagen und den Lizenznehmern ausgehandelt, eine Transparenz ist größtenteils nicht gegeben. Erschwerend kommt hinzu, dass die Zeitschriften immer teurer werden, die Nachfrage für Forschung und Lehre aber immer noch hoch ist, Open-Access-Zeitschriften noch längst nicht den Bedarf decken können. Einzelne Bibliotheken sind mehr oder weniger der Willkür der Verlage ausgeliefert. ZB MED dagegen vertritt wesentlich größere Kundenkreise und hat daher einen ganz anderen Stellenwert in den Lizenzverhandlungen mit den Verlagen. Außerdem verfügt sie als Verhandlungsführer für elektronische Inhalte bei den National- und Allianzlizenzen nicht nur in den Fachbereichen Medizin, Gesundheitswesen und Ernährung über einen großen Erfahrungsschatz. Auch konnten Juristinnen und Juristen für diese Aufgabe eingestellt werden. Große Hoffnungen setzen die Medizinbibliotheken daher auf ZB MED, dass sie zu vertretbaren Kosten Preise aushandeln kann für Produkte, von denen – zumindest in Deutschland – die Medizinbibliotheken profitieren können.

3.
Inhaltliche Erschließung deutschsprachiger Zeitschriften und umfassender Zugang zu medizinischer Literatur (CC MED, LIVIVO, medizinische Datenbanken)
Ein von vielen Mitgliedern der AGMB genutzter Service ist CC MED. Dort werden deutschsprachige bzw. in Deutschland verlegte Zeitschriften aus medizinischen und gesundheitsrelevanten Themenbereichen ausgewertet, die Artikel selbst sind im Suchportal LIVIVO nachgewiesen.
Der zweisprachige Nachweis in LIVIVO erleichtert vor allem Krankenhausbibliotheken und deren Nutzergruppen, aber auch zahlreichen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie Studierenden und Privatpersonen den Zugang zu medizinischer Fachliteratur. Parallel können unterschiedliche Datenbanken durchsucht werden. Ein weiterer Pluspunkt ist die Erweiterung des Spektrums durch Literatur aus dem gesamten Bereich der Lebenswissenschaften und die Integration von nützlichen Quellen, die in PubMed nicht enthalten sind.
Viele medizinische Datenbanken waren bisher über das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) zugänglich. Doch DIMDI beabsichtigt, bis Ende 2016 den Betrieb vieler seiner Datenbanken einzustellen, ein Teil der Angebote sollte an ZB MED abgegeben werden. Die freie und zentrale Zugänglichkeit zu Datenbanken ist auch künftig für die einzelnen Einrichtungen sehr wichtig, um ihren Kunden eine verlässliche Recherche bieten zu können.

4.
Open Access und Forschungsdatenmanagement (German Medical Science, PUBLISSO)
ZB MED engagiert sich seit Jahren im Open-Access-Bereich. In Kooperation mit DIMDI und der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) wurde die Plattform German Medical Science (GMS) geschaffen, die sowohl die medizinischen Fachgesellschaften für die Herausgabe ihrer z.T. sogar in PubMed gelisteten Open-Access-Zeitschriften nutzen als auch die AGMB. GMS Medizin – Bibliothek – Information erscheint seit 2006 und informiert über aktuelle Entwicklungen im medizinischen Bibliotheks- und Informationswesen. Neben der freien Zugänglichkeit der Zeitschrift schätzen die Leser die Qualität und die Herausgeber und die Autoren den Service von GMS. Die Sichtbarkeit ist hoch. Aktuell gibt es für die AGMB keine vergleichbare Alternative, die Vereinszeitschrift in der benötigten Qualität und frei zugänglich herauszugeben.
Immer wichtiger wird der große Themenkomplex Forschungsdatenmanagement. Viele Hochschulbibliotheken entwickeln eigene Repositorien, stehen aber vor der Herausforderung, dass die Daten sich zwischen den einzelnen Fächern stark unterscheiden. Eine gemeinsame sachliche Erschließung der Daten ist nahezu unmöglich, ein fächerspezifischer Ansatz wesentlich zielführender. Die Mitglieder der AGMB begrüßen daher die Bestrebungen von ZB MED, sich hier ebenfalls zu engagieren und ausgehend von der Open-Access-Plattform GMS das Publikationsportal PUBLISSO auf- bzw. auszubauen, um die unterschiedlichsten Daten und Veröffentlichungen sinnvoll zusammenzuführen und zur Verfügung zu stellen. Viele der Mitglieder erhoffen sich darüber hinaus kompetente Beratung und den Ausbau der Publikationsförderung.

5.
Neue Ansätze zur Unterstützung von Forschung und Lehre (Fachrepositorium Lebenswissenschaften, Living Handbooks, EyeMoviePedia, HemaView, Morphosaurus, Informationsnetz Hämatologie/Onkologie)
ZB MED konzipiert und realisiert gemeinsam mit verschiedensten Kooperationspartnern innovative Angebote und Dienstleistungen. Vor allem bei elektronischen Produkten sind die meisten medizinischen Bibliotheken aus eigener Kraft dazu nicht in der Lage. Gerade im Medizinbereich ist es aber wichtig, passgenaue Lösungen zu entwickeln, die dann – weiter ausgebaut und verstetigt – von Medizinbibliotheken, medizinischen Fachgesellschaften und anderen Einrichtungen nachgenutzt und für Forschung und Lehre zur Verfügung gestellt werden können. ZB MED hat bisher einzelne Pilotprojekte gestartet, die von ihren Kunden gut angenommen werden.

6.
Kompetente Beratung, Entwicklung von nachnutzbaren Angeboten zur Vermittlung von Informationskompetenz
ZB MED richtet ihre Dienstleistungen stark an ihrer Nutzerschaft aus. Dabei kooperiert sie u.a. mit den Medizinbibliotheken, die als Aggregatoren oftmals das Bindeglied zwischen ZB MED und den Adressaten in Forschung und Lehre bilden. Viele Angebote erleichtern ihnen nicht nur die Arbeit, sondern schaffen einen Standard, der eine Vergleichbarkeit der eigenen Angebote und die kooperative Weiterentwicklung dieser ermöglicht. Ohne ZB MED sehen sie das hohe Niveau ihrer Dienstleistungen gefährdet.

Die oben genannten wesentlichen Punkte unterstreichen, wie wichtig ZB MED für die Medizinbibliotheken und ihre Kundinnen und Kunden ist. Nicht nur in Deutschland, auch in der Schweiz, in Österreich und in weiteren deutschsprachigen Ländern profitieren die Mitglieder der AGMB von den oben skizzierten Angeboten. Ein Verlust hätte gravierende Auswirkungen auf den Berufsalltag und würde massiv die Sicherstellung der benötigten Literatur gefährden. Eine Abwicklung von ZB MED zöge eine drastische Verschlechterung der Informationsversorgung in den lebenswissenschaftlichen Fächern nach sich. Viele Dienstleistungen, die in Kooperation mit der AGMB und ihren Mitgliedern in den letzten Jahren unter hohem personellen Einsatz entwickelt wurden, hätten nicht die Chance, realisiert und in die praktische Anwendung überführt zu werden. Daher ist es für die AGMB wichtig, dass ZB MED in dem bisherigen Umfang weiter bestehen bleibt.

Iris Reimann
für den Vorstand der AGMB


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.