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71. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

10. - 11.06.2022, Bremen

Sinus-Anomalien mit idiopathischer intrakranieller Hypertension (IIH). Indikation für Stent?

Meeting Abstract

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  • Susanna M. Antal - Feldkirch/A
  • K.D.M. Resch - Feldkirch/A

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 71. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte (VNDA). Bremen, 10.-11.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22vnda22

doi: 10.3205/22vnda22, urn:nbn:de:0183-22vnda223

Published: October 31, 2022

© 2022 Antal et al.
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Hintergrund: Das IIH ist eine schwierig zu diagnostizierende und noch schwieriger zu behandelnde intrazerebrale Pathologie, interdisziplinär angesiedelt zwischen Neurologie, Neuroophthalmologie und Neurochirurgie. Wir zeigen einen typischen Fall und die Schwierigkeiten bei der letztlichen Indikationsfindung.

Methodik: Wir sahen eine 28-jährige Frau mit neu aufgetretener Anisokorie li>re, linksseitigem Flimmern und retrobulbärem Druckgefühl, autophoner Pulsation, holozephalem Kopfschmerz, arterieller Hypertonie, Hyperthyreose und Adipositas permagna. Kopfschmerzen seit dem 11. Lj und Krampfanfall mit Reanimation mit 16 Monaten; verzögerte senso-motorische und sprachliche Entwicklung in der früheren Anamnese. Bei der Untersuchung fanden sich gute Visus- und Gesichtsfeldbefunde bei ausgeprägtem beidseitigem Papillenödem. Das CT und MRT zeigten das typische Bild eines idiopathischen intrakraniellen Hypertension, eine Empty Sella und schmale ‚Schlitzventrikel‘ in der MR-Angiographie venöse Anomalien mit Stenosen des proximalen Sinus transversus am Übergang zum Sinus sigmoideus bds.

Ergebnis: Nach Blutdruckregulierung und Lumbalpunktion fiel der erhöhte intrakranielle Druck und die Kopfschmerzen besserten sich, es zeigten sich jedoch Gesichtsfeld-Ausfälle und hypometrische Sakkaden links. Die Patientin wurde daraufhin durch die Augenklinik in der Neuroradiologie vorgestellt. Nach einseitiger Ballondilatation (im ersten Schritt vor einer Stent-Applikation) der li. Sinus transversus sahen wir eine deutliche Abschwellung der Sehnervenköpfe; Augendruckgefühl, Flimmern und Kopfschmerzen verschwanden. Das Körpergewicht wird weiter erfolgreich reduziert.

Diskussion: Die therapeutischen Optionen der IIH sind im Allgemeinen komplex und nicht sehr erfolgreich. In besonderen Fällen aber, bei Stenosen im Bereich der venösen Sinus, ergibt sich als seltene Ausnahme die optimale Therapie-Möglichkeit der Dilatation oder Stenting. Diese minimal invasive, neuroradiologische Intervention hat eine gute Prognose.

Schlussfolgerung: Angesichts der diagnostischen und therapeutischen Herausforderung bei IIH stellt die seltene Konstellation mit venösen Stenosen im Bereich der Sinus eine Erkrankung mit sehr guter Prognose dar. Diese Befunde sollten besonders beachtet und die Patienten konsequent zur interdisziplinären Behandlung weitergeleitet werden.