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67. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

07.04. - 08.04.2022, Münster

Samenblasenabszess, eine ischämische Genese?

Meeting Abstract

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  • Tamer Akkaya - Alfried Krupp Krankenhaus, Essen, Deutschland
  • Stephan Buse - Alfried Krupp Krankenhaus, Essen, Deutschland
  • Carolin Eva Hach - Alfried Krupp Krankenhaus, Essen, Deutschland

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 67. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Münster, 07.-08.04.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocP 2.1

doi: 10.3205/22nrwgu79, urn:nbn:de:0183-22nrwgu792

Published: March 1, 2022

© 2022 Akkaya et al.
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Text

Einleitung: Bisher sind in der Literatur weniger als 30 Fälle einer Abszedierung der Samenbläschen beschrieben. Die Ätiologie eines Samenblasenabszesses ist weitestgehend unklar. Zuvor beschriebene Risikofaktoren sind Harnwegsinfektionen, Diabetes mellitus, transurethrale Katheterisierung und Manipulation sowie anatomische Fehlbildungen. Wir berichten über einen Patienten mit dem Befund eines asymptomatischen Samenblasenabszesses bei manifestem Leriche-Syndrom.

Methode: Die initiale Vorstellung des 75-Jährigen Patienten erfolgte bei dem Befund einer pAVK III, einem infrarenalen aorto-iliacal-Verschluss sowie einem Subakutverschluss der rechtsseitigen Beckenstrombahn in der Gefäßchirurgie. Vor der geplanten gefäßchirurigschen operativen Therapie erfolgt eine CT-Angiographie mit dem Nachweis einer tumorösen Struktur der rechten Samenblase, woraufhin die urologische Vorstellung erfolgte. Die urologische Anamnese war unauffällig, es lag keine floride Harnwegsinfektion vor, eine transurethrale Manipulation ist nicht erfolgt. Laborchemisch zeigt sich eine milde Leukozytose (12.000) und eine diskrete CRP-Erhöhung, der PSA-Wert lag bei 1,4 ng/ul. Das durchgeführte MRT-Becken erbrachte den Verdacht auf einen Abszess der rechten Samenblase.

Ergebnisse: Es erfolgte eine CT-gesteuerte Drainagenanlage und Initiierung einer intravenösen Antibiose. Das gewonnene putride Sekret zeigte in der zytologischen Aufarbeitung keinen Anhalt für Malignität. Nach Sistieren der Förderung über die Drainage erfolgt eine Kontroll-CT-Abdomen/Becken mit unauffälligem Befund, so dass der Patient nach Entfernung der Drainage der geplanten gefäßchirurgischen Operation zugeführt werden konnte.

Schlussfolgerung: Ein Samenblasenabszess ist eine seltene urologische Erkrankung. Bisher ist wenig über die Genese bekannt. Der vorgestellte Patient zeigte sich zu jeder Zeit asymptomatisch. Als prädisponierender Faktor bestand lediglich ein Diabetes mellitus Typ II. Zu diskutieren ist, ob im vorliegenden Fall zumindest partiell eine ischämische Genese bei einem Verschluss der Beckenstrombahn vorliegt. Dies wäre der erste geschilderte Fall in der englischsprachigen Literatur, der mit einem Leriche-Syndrom vergesellschaftet ist.

Das therapeutische Vorgehen bei Vorliegen eines Samenblasenabszess wird diskutiert. In der Literatur ist eine transrektrale oder transperineale Aspiration des Abszesses bis hin zur endourologischen Spaltung des Ductus ejaculatorius oder gar ein offen chirurgisches Vorgehen beschrieben. Die Evidenz bezüglich des interventionellen Vorgehens ist auch aufgrund der geringen Anzahl der Fälle gering. Gerade der vorgestellte Fall zeigt die Wichtigkeit einer interdisziplinären Diskussion und eines individuellen therapeutischen Vorgehens.