Article
Modellierung der Gesundheitskompetenzfacette „Verstehen von Gesundheitsinformationen“ im Bereich frükindliche Allergieprävention und Prävention von COVID-19-Infektionen
Search Medline for
Authors
Published: | September 30, 2022 |
---|
Outline
Text
Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Gesundheitskompetenz (GK) gilt als Voraussetzung, um gesundheitsförderliche Entscheidungen zu treffen und sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden. Die Fähigkeit auf gesundheitsbezogene Informationen zugreifen zu können, diese zu verstehen, zu bewerten und anzuwenden, gelten als zentrale Komponenten der GK. Die DFG-Forschungsgruppe HELICAP untersucht die GK von Eltern Neugeborener in den Bereichen frühkindliche Allergieprävention (FKAP) und Prävention von COVID-19-Infektionen (COVID-19-P).
Fragestellung und Zielsetzung: Wie können inhaltvalide Leistungsitems zur Erfassung der GK-Facette „Verstehen von Gesundheitsinformationen“ zu FKAP und COVID-19-P entwickelt werden? Können die Antworten von Schwangeren und Müttern Neugeborener (SMN) mittels Methoden der Item-Response-Theorie (IRT) psychometrisch modelliert werden?
Methode: 67 GK-Items wurden auf Basis von Informationsmaterialien entwickelt und von (werdenden) Eltern Neugeborener mittels kognitiver Techniken in Prätests validiert. N = 343 SMN bearbeiteten jeweils ca. 1/3 der 67 Aufgaben (Randomisiertes Testheft-Design; Multiple-Choice-Formate) in einer online-Testung.
Ergebnisse: Der Pool der 67 Items erwies sich bei Prüfung mittels ordinaler konfirmatorischer Faktorenanalyse als eindimensional (unabhängig von den Inhaltsbereichen FKAP vs. COVID-19-P). 57 der Items erfassen die latente Dimension „Verstehen“ gemäß der Annahmen des 1-pl- bzw. Rasch-Modells strikt eindimensional (MNSQ < 1.2; separation reliability: .855). Die GK-Facette „Verstehen“ steht in Zusammenhang mit dem Bildungsstatus (r = .456) und dem sozioökomischen Status (r = .271).
Diskussion: Die Standards, die im bildungswissenschaftlichen Bereich (z.B. PISA-Studie) als Voraussetzung für eine valide empirischen Kompetenzstruktur- und -niveaumodellierung gelten, konnten erstmals für die Definition und Modellierung von GK erfolgreich umgesetzt werden [1]. Dies trägt dazu bei, das Konstrukt GK valider als Verhaltensdisposition definieren und operationalisieren zu können, als dies bei Selbsteinschätzungsverfahren der Fall ist.
Praktische Implikationen: Aufgrund des Modellierungsansatzes kann das Niveau elterlichen „Verstehens von Gesundheitsinformationen“ durch konkrete Inhalte von Informationsmaterialien und Kompetenzstufen beschrieben werden.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die Erfassung der GK-Facette Verstehen mittels des objektiven Leistungstests ergänzt bestehende Verfahren zur Erfassung von GK im Sinne allgemeiner Standards der Kompetenzmodellierung.
Förderung: Sonstige Förderung; DFG Forschungsgruppe „Health literacy in early child-hood allergy prevention: parental competencies and public health context in a shifting evidence landscape" [Sprecher: Prof. Dr. Christian Apfelbacher; FOR 2959; GZ: AP 235/3-1]
Literatur
- 1.
- Hartig, J. Psychometric models for the assessment of competencies. In: Hartig J, Klieme E, Leutner D, editors. Assessment of competencies in educational settings. State of the art and future prospects. Cambridge, MA: Hogrefe;2008. p. 69-90.
- 2.
- Sørensen K, Van den Broucke S, Fullam J, Doyle G, Pelikan J, Slonska Z, Brand H; (HLS-EU) Consortium Health Literacy Project European. Health literacy and public health: a systematic review and integration of definitions and models. BMC Public Health. 2012 Jan 25;12:80. DOI: 10.1186/1471-2458-12-80