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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Die STEP.De – Sporttherapie bei Depression in der Gesundheitsversorgung: Eine randomisierte kontrollierte Studie

Meeting Abstract

  • Andreas Heissel - Sport- und Gesundheitswissenschaften, Universität Potsdam, Sozial- und Präventivmedizin, Potsdam, Deutschland
  • Darlene Heinen - Sport- und Gesundheitswissenschaften, Universität Potsdam, Sozial- und Präventivmedizin, Potsdam, Deutschland
  • Theresa Bergau - Sport- und Gesundheitswissenschaften, Universität Potsdam, Sozial- und Präventivmedizin, Potsdam, Deutschland
  • Christiane Stielow - Sport- und Gesundheitswissenschaften, Universität Potsdam, Sozial- und Präventivmedizin, Potsdam, Deutschland
  • Alba Sanchez - Sport- und Gesundheitswissenschaften, Universität Potsdam, Sozial- und Präventivmedizin, Potsdam, Deutschland
  • Stephan Heinzel - Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, Freie Universität Berlin, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Berlin, Deutschland
  • Michael Rapp - Sport- und Gesundheitswissenschaften, Universität Potsdam, Sozial- und Präventivmedizin, Potsdam, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf371

doi: 10.3205/22dkvf371, urn:nbn:de:0183-22dkvf3710

Published: September 30, 2022

© 2022 Heissel et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Mit zunehmender Evidenz rückt Sport als alternative Therapie für Depression, die steigende Prävalenz und Verursacher hoher wirtschaftlicher Kosten ist, in den Fokus. Meta-Analysen zeigen mittlere bis starke Effekte von Sport bei Depression. In der Regel wird Depression mit Psychotherapie und/oder Medikamenten behandelt. Lange Wartezeiten, unzureichende Remissionsraten, Stigmatisierung und hohe Kosten für psychotherapeutische Behandlungen führen jedoch dazu, dass über leichter zugängliche und alternative zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten insbesondere für die mehr als zwei Drittel unbehandelte Patienten nachgedacht wird.

Fragestellung und Zielsetzung: Bei der STEP.De-Studie handelt es sich um eine cluster-randomisierte Nichtunterlegenheitsstudie um die antidepressive Wirkung evidenzbasierter Sporttherapie in angeleiteten Kleingruppen durch psychologisch geschulte Sporttherapeuten mit Psychotherapie als Behandlungsoption bei Depression zu vergleichen.

Methode oder Hypothese: Analysiert wurden Daten von fast 400 eingeschlossenen Teilnehmern im Alter von 18 bis 65 Jahren mit der Diagnose einer leichten bis mittelschweren Depression die randomisiert (2:1) entweder einer Sport- oder einer Psychotherapie zugewiesen wurden. Beide Interventionen erfolgten über 16 Wochen mit drei Messzeitpunkten und Nachbeobachtungen. Für den primären Endpunkt Depression (BDI II) und die sekundären Endpunkte Depression (HAM-D) und Arbeitsfähigkeit (Arbeits- und Soziale Anpassungs-Skala; WSAS) wurden modifizierte Intention-to-Treat-Analysen (mITT) und per Protokoll Analysen durchgeführt.

Ergebnisse: Interne erste Evaluationsergebnisse zeigen einen signifikanten Rückgang der depressiven Symptome (primärer und sekundärer Endpunkt) nach den 16-wöchigen Interventionen sowohl in der Sporttherapiegruppe als auch in der Psychotherapiegruppe. Der Unterschied zwischen beiden Gruppen ist geringer als die vordefinierte Nichtunterlegenheitsgrenze von 3 Punkten. Das Ausmaß der Verringerung in beiden Gruppen bestätigt, dass der Schweregrad der Depression vom Ausgangswert bis zum Zeitpunkt nach der Intervention signifikant abnahm. Auch der langfristige Effekt sechs Monate nach Abschluss der Interventionen zeigt eine signifikante Verbesserung der Depressionssymptomatik im Vergleich zum Beginn sowohl der STEP.De Sporttherapie als auch der Psychotherapie. In Bezug auf die wahrgenomme Arbeitsfähigkeit ist ein signifikanter Anstieg in beiden Gruppen, ohne Unterschiede zwischen den Gruppen zu finden, der auch 6 Monate nach den Interventionen stabil bleibt.

Diskussion: Hypothesenkonform konnte nachgewiesen, dass die STEP.De Sporttherapie in Bezug auf die Depressionssymptomatik und die wahrgenommene Arbeitsfähigkeit sowohl direkt nach der Intervention als auch langfristig der Psychotherapie nicht unterlegen ist.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die STEP.De Sporttherapie kann als evidenzbasiertes, theoriegeleitetes innovatives Versorgungskonzept eine geeignete gleichwertige Behandlungsoption für Depression bei Implementierung in die Versorgung darstellen.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01NVF17050