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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

REBOA beim Polytrauma mit Kreislaufinsuffizienz – einfach und effektiv?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Rene Raabe - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Spezialisierte Septische Chirurgie, Klinikum St. Georg, Leipzig, Germany
  • Justus Bürger - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Spezialisierte Septische Chirurgie, Klinikum St. Georg, Leipzig, Germany
  • Christoph Seifert - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Spezialisierte Septische Chirurgie, Klinikum St. Georg, Leipzig, Germany
  • Jörg Böhme - Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Spezialisierte Septische Chirurgie, Klinikum St. Georg, Leipzig, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB59-1019

doi: 10.3205/22dkou456, urn:nbn:de:0183-22dkou4565

Published: October 25, 2022

© 2022 Raabe et al.
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Text

Fragestellung: Einleitung: Polytraumapatienten sind oft mit lebensbedrohlichen infradiaphragmalen Blutungen assoziiert. Zur Blutungskontrolle im Schockraum standen bisher neben dem invasiven Clamping der Aorta über eine Notfallthorakotomie externe Devices wie pneumatischer Tourniquet, Beckengurt bzw. Beckenzwinge keine weiteren Hilfsmittel zu Verfügung. Mit dem REBOA-System (Rescuscitative Endovascular Balloon Occlusion of the Aorta, Fa. Prytime Medical Devices, Boerne, TX, USA) kann bei infradiaphragmalen Blutungsquellen sofort eine Blutungskontrolle und damit Kreislaufstabilisierung erzielt werden. Eine weiterführende Polytrauma-CT-Untersuchung und die fokussierte operative Therapie werden ermöglicht.

Ziel dieser Arbeit war es, erste klinische Erfahrungen mit dieser Technik aufzuarbeiten und in den bestehenden Schockraumalgorithmus zu integrieren.

Methodik: Patienten: Untersucht wurden über einen Zeitraum von 2 Jahren 10 polytraumatisierte Patienten (2 w., 8 m., 33-83 J., median 57 J.) mit jeweils bestehender bzw. persitierender Kreislaufinstabilität (RR sys < 90 mmHg). Die Indikationsstellung zur Anwendung der REBOA-Technik erfolgte bei nachweislicher bzw. dem V.a. infradiaphagmale Blutungsquelle mit o.g. klinischen Parametern über eine 8 French Schleuse in die A. femoralis communis (AFC). Der Ballon wurde in 6 Fällen in die Zone 1 (46 cm Platzierungstiefe) vorgeschoben und für max. 40 min geblockt und in 4 Fällen in Zone 3 (28 cm Platzierungstiefe) und hier für maximal 60 min geblockt. Weitere Einschlusskriterien wurden nicht erhoben. Die Wirksamkeit wurde mittels intraarterieller Blutdruckmessung dokumentiert.

Ergebnisse: Vom Eintreffen bis zur Etablierung des Systems vergingen gemittelt 20 Minuten. Zweimal erfolgte in extremis ein offener Zugang zur AFC. Bei einer Patientin kam es zur Fehllage in der Vena cava inferior. Bei einer weiteren Patientin zeigte sich eine Fehllage in die AFC der Gegenseite, was erkannt und behoben werden konnte. Bei 7 von 10 Patienten konnte unmittelbar nach Ballonplatzierung und -entfaltung die Stabilisierung der Kreislaufparameter erreicht und die Patienten der Polytrauma-CT-Diagnostik zugeführt werden. Bei drei Patienten ließ sich eine Stabilisierung bei fehlender Herzaktion bzw. atlantooccipitaler Dissoziation nicht erreichen und verstarben im Schockraum. Bei zwei Patienten konnten durch ein post mortem-CT behebbare Traumafolgen ausgeschlossen werden.

Schlussfolgerungen: Mit dem REBOA-System können schnell und suffizient infradiaphragmale Blutungsquellen adressiert und kurzfristig eine adäquate Versorgung von Herz, Lunge und Gehirn und damit eine verbesserte Überlebenswahrscheinlichkeit erzielt werden. Patienten ohne eigene Herzaktion profitieren wahrscheinlich nicht von der Ballonokklusion. Der Leipziger Algorithmus beschreibt die frühzeitige offene Platzierung einer 8 French Schleuse in die AFC bei bestehender Kreislaufdepression ohne in die bestehenden Behandlungsalgorithmen einzelner Verletzungsmuster einzugreifen.