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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Schnittstellenanalyse am Beispiel der Verordnung oraler Antikoagulantien: eine qualitative Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Lisette Warkentin - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Lena Kukulenz - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Maria Sebastiao - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Thomas Kühlein - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Nikoletta Zeschick - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-18-06

doi: 10.3205/22degam106, urn:nbn:de:0183-22degam1066

Published: September 15, 2022

© 2022 Warkentin et al.
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Hintergrund: Die Versorgung von Patientinnen und Patienten an der stationär-ambulanten Schnittstelle gestaltet sich oft schwierig. Aus hausärztlicher Sicht ist die Weiterverordnung empfohlener Entlassmedikation, insbesondere der direkten oralen Antikoagulantien (DOAK), unter anderem aus Gründen der ambulanten Wirtschaftlichkeitsvorgaben, problematisch.

Fragestellung: Ziel dieser Studie ist es, Gründe für und gegen eine Verordnung von DOAK von Klinikärztinnen und -ärzten zu beleuchten. Zudem sollten die Sicht von Klinikärztinnen und -ärzten auf die Schnittstelle und mögliche Verbesserungspotentiale erhoben werden.

Methoden: Von 05/2021 bis 06/2021 wurden 13 leitfadengestützte Online-Interviews mit Klinikärztinnen und -ärzten der Fachbereiche Innere Medizin und Neurologie aus Bayern geführt und qualitativ inhaltsanalytisch nach Kuckartz ausgewertet.

Ergebnisse: Insgesamt werden in der Klinik vorwiegend DOAK verordnet. Die Praktikabilität in der Anwendung, die seltener wahrgenommene Komplikationen unter DOAK und die Bewertung der Studienlage spielen laut der Teilnehmenden hierbei vorrangig eine Rolle. Die Wirtschaftlichkeit sei beim Verordnungsverhalten von DOAK eher nicht relevant. Neben vereinzelt positiven Erfahrungen an der Schnittstelle nennen die Teilnehmenden vielfältige Probleme. Defizite in der Informationsweiterleitung und fehlendes Bewusstsein für die Probleme des anderen Sektors, insbesondere der wirtschaftlichen ambulanten Regularien, werden genannt. Verbesserungspotentiale werden unter anderem in der Durchführung von sektorenübergreifenden Qualitätszirkeln und in der Anhebung der Qualität von Einweisungsscheinen und Entlassbriefen gesehen.

Diskussion: Im Vergleich zum ambulanten Bereich spielen wirtschaftliche Aspekte der DOAK-Verordnung in der Klinik eine untergeordnete Rolle. In Kombination mit der mangelnden intersektoralen Kommunikation und dem gering ausgeprägten Verständnis und Interesse für die Probleme des anderen Sektors trägt dies möglicherweise zur anhaltenden Schnittstellenproblematik bei.

Take Home Message für die Praxis: Die Forderungen nach einer Verbesserung der Einweisungsscheine und Entlassbriefe könnten eine erste niederschwellige Erleichterung sowohl des Klinikalltags als auch der ambulanten Folgeversorgung ermöglichen. Für die Lösung der Kernproblematik sind übergeordnet weitere politische Schritte, wie beispielsweise sektorenübergreifende Budgets, notwendig.