gms | German Medical Science

56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Gewalt gegen Medizinische Fachangestellte am Arbeitsplatz – eine Querschnittsstudie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Viola Mambrey - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • Stefanie Ritz-Timme - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Rechtsmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • Adrian Loerbroks - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Düsseldorf, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-18-03

doi: 10.3205/22degam103, urn:nbn:de:0183-22degam1039

Published: September 15, 2022

© 2022 Mambrey et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Gewalt am Arbeitsplatz gegen Beschäftigte im Gesundheitswesen ist weit verbreitet, aber es fehlen diesbezüglich Studien in der ambulanten Versorgung.

Fragestellung: Unser Ziel war es, die Prävalenz und die Täter:innengruppen von Gewalt am Arbeitsplatz gegen Medizinischen Fachangestellte (MFA) zu beschreiben und mögliche gesundheitsbezogene Korrelate zu identifizieren.

Methoden: Es wurde eine Umfrage (03/2021–05/2021) unter 537 MFA durchgeführt. Mit Hilfe des Fragebogens wurden die 12-Monats-Prävalenz (nein/ja) von verbaler und körperlicher Gewalt sowie sexuellen Belästigungen erfasst. Zusätzlich wurden Angaben zur Häufigkeit von Gewalterfahrungen (fast täglich, wöchentlich, monatlich, einmal pro Quartal, einmal pro Jahr) und zu Täter:innengruppen (Patient:innen, Angehörige, Kolleg:innen, Vorgesetzte) gemacht. Die gesundheitsbezogenen Variablen umfassten den selbst eingeschätzten Gesundheitszustand, Ängstlichkeit (Generalized-Anxiety-Disorder-2) und depressive Symptome (Patient-Health-Questionnaire-2). Potenzielle Assoziationen zwischen Gewalt am Arbeitsplatz und den dichotomisierten Gesundheitsmerkmalen wurden mittels Poisson Regressionen mit robusten Schätzern berechnet und in Form von Prävalenz Ratios (PR) und deren 95% Konfidenzintervallen (KI) angegeben.

Ergebnisse: Es lagen Daten für 424 berufstätige MFA vor (98,6% weiblich, Durchschnittsalter 47,8 Jahre). Insgesamt gaben 59,4% der MFA an, in den letzten 12 Monaten verbale Gewalt, 5,9% körperliche Gewalt und 3,8% sexuelle Belästigung erlebt zu haben. Von den MFA, die angaben, die jeweilige Form von Gewalt (verbal, körperlich, sexuell) erlebt zu haben, gaben 54% an, verbale Gewalt monatlich oder häufiger zu erleben. Mindestens monatliche Gewalterfahrungen berichteten 8% bzw. 50% der MFA, die körperliche Gewalt bzw. sexuelle Belästigung erlebten. Bei allen Arten von Gewalt wurden am häufigsten Patient:innen als Täter:innen angegeben. Verbale Gewalt war signifikant mit schlechter selbsteingeschätzter Gesundheit (PR=1,39, 95%KI=1,07–1,82), Ängstlichkeit (PR=1,96, 95%KI=1,23–3,10) und Depressivität (PR=1,81, 95%KI=1,17–2,81) assoziiert. Sexuelle Belästigung war mit Ängstlichkeit (PR=2,49, 95%KI=1,49–4,15) signifikant assoziiert.

Diskussion: MFA sind regelmäßig mit Gewalt am Arbeitsplatz konfrontiert, insbesondere mit verbaler Gewalt und Gewalt, die von Patient:innen ausgeht.

Take Home Message für die Praxis: Weitere Studien sind erforderlich, um mögliche Ansatzpunkte für Präventivmaßnahmen gegen Gewalt am Arbeitsplatz unter MFA zu ermitteln.