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„Und jetzt haben wir das eben anders gemacht…“ – Einblick in subjektive Gesundheitsvorstellungen und Gesundheitshandeln pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz
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Published: | November 23, 2022 |
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Aus der Forschung ist bekannt, dass pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz eine hoch und vielfältig (psychisch, physisch, sozial, finanziell) belastete Personengruppe darstellen. Die Gesundheit der Pflegeperson gilt dabei als zentraler Einflussfaktor auf das Stresserleben und die Belastung und ist dadurch immer wieder Gegenstand von Untersuchungen. Diese legen häufig einen Expert*innenbegriff von Gesundheit zugrunde. Hinsichtlich der subjektiven Gesundheitsvorstellungen pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz und deren Einfluss auf das Gesundheitshandeln im Alltag existiert hingegen noch größerer Forschungsbedarf. Dieser Vortrag stellt Ergebnisse einer Studie vor, die an dieser Forschungslücke ansetzt und mit folgender Fragestellung beschäftigt hat: Was tun pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz in ihrem Alltag, um ihre eigene Gesundheit zu erhalten und welche subjektiven Vorstellungen von Gesundheit liegen diesem Handeln zugrunde? Ziel ist es, anhand der gewonnenen Erkenntnisse das Gesundheitsverständnis zu erweitern sowie subjektive Gesundheitsvorstellungen und das daraus resultierende Gesundheitshandeln der Zielgruppe zu analysieren. Der Studie liegt ein Mixed-Methods-Design zugrunde. 23 problemzentrierte Leitfadeninterviews wurden mit pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz geführt und inhaltsanalytisch ausgewertet.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz einen differenzierten Blick auf Gesundheit haben, in dem vor allem physische, psychische und soziale Aspekte betont werden. Innerhalb ihres (Pflege-)Alltags haben sie individuelle Strategien entwickelt, um die eigene Gesundheit zu erhalten bzw. (wieder-)herzustellen. Das eigene Gesundheitshandeln vollzieht sich im Kontext eines Alltags- und Lebenskonzepts und steht in Zusammenhang mit den Gesundheitsvorstellungen der Befragten. Gerade die Übernahme der Pflege eines Menschen mit Demenz wirkt sich als biographischer Kontextfaktor sowohl auf die Gesundheitsvorstellungen als auch als ein zentraler Einflussfaktor auf das Gesundheitshandeln aus. Die Berücksichtigung der subjektiven Theorien bietet das Potential für Maßnahmengestaltung in den Bereichen Prävention und Gesundheitsförderung. Die Subjektorientierung kann einen Beitrag zur passgenaueren Ausgestaltung von Angeboten zur Unterstützung leisten, indem der Lebenswirklichkeit der Zielgruppe stärker Rechnung getragen wird.