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66. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 12. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V. (TMF)

26. - 30.09.2021, online

Soziodemographische Unterschiede bei genutzten Medien zur Informationssuche nach Diagnosen und Behandlungen

Meeting Abstract

  • Nina-Alexandra Götz - Universität Osnabrück I Institut für Gesundheitsforschung und Bildung, Osnabrück, Germany
  • Hilke Mansholt - Universität Osnabrück I Institut für Gesundheitsforschung und Bildung, Osnabrück, Germany
  • Birgit Babitsch - Universität Osnabrück I Institut für Gesundheitsforschung und Bildung, Osnabrück, Germany
  • Lisa Schmidt - Universität Osnabrück Institut für Gesundheitsforschung und Bildung, Osnabrück, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 66. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 12. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF). sine loco [digital], 26.-30.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAbstr. 228

doi: 10.3205/21gmds128, urn:nbn:de:0183-21gmds1282

Published: September 24, 2021

© 2021 Götz et al.
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Text

Einleitung: Insgesamt wird das Thema Patientensicherheit v.a. in Zusammenhang mit bestimmten Settings und Institutionen gebracht, wie z.B. Befragungen in bestimmen Therapie- und Behandlungssituationen. Weniger ist national darüber bekannt wie die Allgemeinbevölkerung mit der Patientensicherheitsthematik umgeht (siehe z.B. [1]). Untersuchungen haben gezeigt, dass sehr häufig vor und nach einer Arztbehandlung Informationen zu den eigenen Diagnosen im Internet gesucht werden [2]. Im Rahmen des GIO-Projektes wurde eine Büger*innenbefragung zu patientensicherheitsrelevanten Themen durchgeführt.

Im Rahmen einer Subanalyse wird die Frage untersucht, in welchen Medien die Bürger*innen Informationen zu Ihren Diagnosen und Behandlungen suchen und inwieweit diesbezüglich soziodemographische Unterschiede bestehen.

Methodik: Eine deutschlandweite Onlinebefragung wurde durchgeführt, in der eine Repräsentativität nach den Merkmalen Alter, Geschlecht und Bundesland (ungekreuzt) gegeben ist. Die Erhebung erfolgte vom 21.11.2019 bis 28.11.2019 durch ein Online-Umfrageunternehmen.

Neben weiteren standardisierten Fragen zur Einschätzung und Wahrnehmung von Patientensicherheitsaspekten, wurde ein Fragenblock zum eigenen Beitrag zur Patientensicherheit abgefragt. Hierzu gehörte die Frage, in welchen Medien Bürger*innen nach Informationen suchen. Die Ergebnisse wurden deskriptiv ausgewertet und signifikante Unterschiede mit dem Chi2-Test untersucht.

Die Kategorisierung der Bildungsgruppen erfolgte nach der CASMIN-Klassifikation [3], [4]. Der Migrationsstatus wurde in Anlehnung an Schenk et al. erhoben [5].

Ergebnisse: An der Befragung nahmen insgesamt 2.500 Personen teil, wovon 1230 Personen männlich und 1270 Personen weiblich waren. Das Alter der Befragten liegt zwischen 18 und 79 Jahren. Der Mittelwert liegt bei 47,8 Jahren (SD=16,7). Deutlich mehr Männer (13%;n=1230) als Frauen (6,5%;n=1270), Personen mit einer guten subjektiven Gesundheit (10,7%;n=1599) im Vergleich zu einer schlecht bewerteten Gesundheit (8,0%; n=901) sowie Personen aus der niedrigen (14,0%;n=465) und mittleren Bildungsgruppe (10%;n=1300) im Vergleich zur hohen Bildungsgruppe haben angegeben, gar nicht nach Informationen zu suchen. Die Mehrzahl der Befragten nutzen als vorrangige Quelle Suchmaschinen im Internet wie Google, Yahoo, etc. Hierbei gaben wiederum deutlich weniger Männer (68,5%) als Frauen (78,0%) an, in Suchmaschinen zu suchen. Ebenso suchten signifikant mehr Personen aus der hohen Bildungsgruppe (78,6%) im Vergleich zur mittleren (73,3%) und niedrigen (67,1%) Bildungsgruppe sowie mehr Personen mit einem Migrationsstatus (80,1%;n=211) als ohne (72,7%;n=2289) in Internetsuchmaschinen. Zugleich zeigten sich deutliche Altersgruppenunterschiede. Es suchten 77,9 % (n=497) der 18-29 Jährigen in Internetsuchmaschinen, aber lediglich 64,0% (n=322) in der Altersgruppe der 70-Jährigen und älter. Die Suche in Social-Media-Kanälen (4,3%) wie (Facebook, Instagram etc.) sowie in Apps (3,9%) wurde am seltensten als Informationsquelle angegeben.

Diskussion: Die Ergebnisse weisen auf deutliche soziodemographische Unterschiede bei den Bürger*innen in Bezug auf die Mediennutzung hin. Dies zeigt zum einen, dass ein deutlicher Medienmix zur Distribution von Gesundheitsinformationen sinnvoll erscheint. Internetsuchmaschinen scheinen dabei jedoch einen großen Anteil auszumachen [2]. Bedingt durch das Design der Studie als Onlinesurvey, könnten allerdings auch besonders onlineaffine Personen in der Stichprobe sein, so dass die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf die Allgemeinbevölkerung noch zu prüfen ist.

Schlussfolgerung: Die unterschiedliche Nutzung der Medien gibt Hinweise für eine zielgruppengerechte Ansprache in Bezug auf Gesundheitsinformationen. Insgesamt scheint die Bedeutung digitaler Medien zukünftig weiter zuzunehmen, so dass einer potentiellen digitalen Spaltung entgegengewirkt werden sollte. Insgesamt sollte auch mehr Aufmerksamkeit auf die kritische Gesundheitskompetenz und den Umgang mit digitalen Medien gelegt werden bei den identifizierten vulnerablen Gruppen.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Geraedts M, Krause S, Schneider M, Ortwein A, Leinert J, de Cruppé W. Patient safety in ambulatory care from the patient's perspective: a retrospective, representative telephone survey. BMJ Open. 2020;10:e034617. DOI: 10.1136/bmjopen-2019-034617 External link
2.
Bertelsmann Stiftung. Gesundheitsinfos. Wer suchet, der findet – Patienten mit Dr. Google zufrieden. Daten, Analysen, Perspektiven. 2018. Available from: https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/VV_SpotGes_Gesundheitsinfos_final.pdf External link
3.
Lechert Y, Schroedter JH, Lüttinger P. Die Umsetzung der Bildungsklassifikation CASMIN für die Volkszählung 1970, die Mikrozensus-Zusatzerhebung 1971 und die Mikrozensen 1976-2004. 2006. Mannheim; 2006. Available from: https://www.gesis.org/fileadmin/upload/forschung/publikationen/gesis_reihen/gesis_methodenberichte/2006/06_12_lechert.pdf External link
4.
Kohler M, Schmich P, Winkelhage O, Jentsch F. Studienkonzeption, Durchführung und Datensatzbeschreibung - 1. Fassung. Der Telefonische Gesundheitssurvey. 2006. Available from: https://www.who.int/fctc/reporting/Annex3_Telephone_Health_Survey_2006.pdf External link
5.
Schenk L, Bau AM, Borde T, Butler J, Lampert T, Neuhauser H, Razum O, Weilandt C. Mindestindikatorensatz zur Erfassung des Migrationsstatus. Empfehlungen für die epidemiologische Praxis. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz. 2006;49(9):853-860. DOI: 10.1007/s00103-006-0018-4 External link