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66. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 12. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V. (TMF)

26. - 30.09.2021, online

Kolorektales Karzinom: Entwicklung der Inzidenz bei jüngeren und älteren Erkrankten – eine bevölkerungsbasierte Analyse mit Daten des Krebsregisters Nordrhein-Westfalen

Meeting Abstract

  • Lennart Möller - Landeskrebsregister Nordrhein-Westfalen gGmbH, Bochum, Germany
  • Ina Wellmann - Landeskrebsregister Nordrhein-Westfalen gGmbH, Bochum, Germany
  • Andreas Stang - Landeskrebsregister Nordrhein-Westfalen gGmbH, Bochum, Germany; Universitätsklinikum Essen, Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Essen, Germany
  • Hiltraud Kajüter - Landeskrebsregister Nordrhein-Westfalen gGmbH, Bochum, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 66. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 12. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF). sine loco [digital], 26.-30.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAbstr. 208

doi: 10.3205/21gmds102, urn:nbn:de:0183-21gmds1028

Published: September 24, 2021

© 2021 Möller et al.
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Text

Einleitung: Bisherige Studien zeigen einen Anstieg der Inzidenz beim Kolorektalen Karzinom (KRK) für unter 50-Jährige in Ländern mit einem hohen Einkommen. Ziel war es, die Entwicklung der Inzidenz und das relative Überleben für jüngere und ältere Erkrankte in Nordrhein-Westfalen (NRW) im Zeitraum von 2009 bis 2018 anhand von Krebsregisterdaten zu analysieren, stratifiziert nach Lokalisation, Morphologie, T-Stadium und Grading.

Methode: In die Analyse wurden alle Primärtumoren (ICD-10: C18–C20), mit einem Erkrankungsalter von 15 bis 99 Jahren eingeschlossen, die im Zeitraum 2009 bis 2018 in NRW diagnostiziert wurden. Es wurden zwei Altersgruppen definiert: jüngere (15–54 Jahre) und ältere (55–99 Jahre) Erkrankte. Die Analyse wurde stratifiziert nach Lokalisationsabschnitt (proximales, distales und nicht näher bezeichnetes Kolon sowie als weiterer Abschnitt das Rektum [nach ICD-10]), nach morphologischem Subtypen (Muzinöse Adenokarzinome, Sonstige Adenokarzinome, Neuroendokrine Tumoren sowie sonstige unspezifische Malignome [nach ICD-O]), nach T-Stadium und histopathologischem Grading.

Berechnet wurden altersstandardisierten Inzidenzraten (ASR) und die jährliche prozentuale Veränderung (Annual Percentage Change [APC]). Die APC der Inzidenzraten wurden durch Anpassung einer Regressionsgeraden an den natürlichen Logarithmus der jährlichen Raten unter Verwendung der Kalenderjahre als Prädiktorvariable berechnet. Zudem wurde das Relative 5-Jahres-Überleben mit dem Periodenansatz berechnet.

Ergebnisse: Eingeschlossen wurden 138,066 Fälle. Die ASR war für ältere Männer und Frauen von 2009 bis 2018 gesunken (255 bzw. 166 auf 200 bzw. 126 pro 100.000). Im Gegensatz dazu gab es kaum eine Veränderung der ASR bei den jüngeren Männern und Frauen im selben Zeitraum (14 bzw. 11 und 13 bzw. 11 pro 100.000). Die APC sank innerhalb des analysierten Zeitraums bei jüngeren Männern und Frauen (–1% bzw. –0,3%) und auch bei älteren Männern und Frauen (–3% bzw. –2,8%). Die APC von T1-Tumoren stieg in der jüngeren Altersgruppe (Männer 3,3% und Frauen 5%) und die APC des proximalen Kolons stieg bei jüngeren Frauen (1,7%). Zudem stieg in beiden Altersgruppen die APC von Neuroendokrinen Tumoren (Range APC: 2,2%–9,6%) und von G1-Tumoren (Range APC: 6%–8,6%). Das Relative 5-Jahres-Überleben war in der jüngeren Altersgruppe höher als in der älteren (jüngere Männer und Frauen 75% und 75%, ältere Männer und Frauen 52% und 58%).

Diskussion: Die Analyse zeigt, dass sich die Entwicklung der Inzidenz vom Kolorektalen Karzinom im Zeitraum 2009–2018 in NRW zwischen jüngeren und älteren Erkrankten unterscheidet. Der beobachtete Anstieg neuroendokriner Tumoren deckt sich mit den Ergebnissen anderer Studien. Als Grund hierfür sind vor allem verbesserte diagnostische Verfahren zu nennen. Die gestiegene APC von T1-Tumoren in der jüngeren Altersgruppe bei sinkender APC von T2-T4 Tumoren weist darauf hin, dass durch Früherkennungsmaßnahmen Tumoren häufiger in einem früheren Stadium entdeckt werden.

Schlussfolgerung: Zusammenfassend konnte die Analyse Unterschiede in der Entwicklung der Inzidenz basierend auf dem Erkrankungsalter zeigen. Diese Unterschiede waren abhängig von Tumoreigenschaften. Daher können die eingangs erwähnten Studien, wie eine steigende Inzidenz in jüngeren Altersgruppen in Ländern mit hohem Einkommen zeigen, nur eingeschränkt bestätigt werden.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.

Der Beitrag wurde bereits publiziert [1].


Literatur

1.
Möller L, Wellmann I, Stang A, Kajüter H. Incidence trends in colorectal cancer in different age groups - A population-based study using data from the cancer registry North Rhine-Westphalia (#171). In: DGEpi2020 Abstract Booklet. 15. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie. S. 72. Verfügbar unter: https://2021.dgepi.de/wp-content/uploads/2020/09/DGEpi2020_AbstractBooklet_29092020.pdf External link