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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Entwicklung und Erprobung des digitalen Einschätzungsinstrumentes IDA zur Erfassung von gesundheitlichen und pflegerischen Bedarfen von Menschen mit komplexen Beeinträchtigungen

Meeting Abstract

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  • Lina Stölting - Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, Fakultät Gesundheitswesen, Wolfsburg, Deutschland
  • Martina Hasseler - Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, Fakultät Gesundheitswesen, Wolfsburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf483

doi: 10.3205/21dkvf483, urn:nbn:de:0183-21dkvf4838

Published: September 27, 2021

© 2021 Stölting et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Aufgrund fehlender finanzieller, personeller und konzeptioneller Ressourcen kann der gesundheitliche und pflegerische Bedarf von Menschen mit geistigen und mehrfachen Beeinträchtigungen in den Wohneinrichtungen der Behindertenhilfe oder im häuslichen Bereich sowie in der ambulanten und stationären Gesundheitsversorgung nur unzureichend abgedeckt werden.

Fragestellung und Zielsetzung: Vor dem Hintergrund der defizitären Versorgungssituation wird im Rahmen des Projektes EIBeMeB ein spezielles Einschätzungsinstrument entwickelt, getestet und evaluiert, um zukünftig zielgruppenspezifisch gesundheitliche und pflegerische Bedarfe von Menschen mit komplexen Beeinträchtigungen prozessbegleitend erfassen und Unterstützungsmaßnahmen planen, überprüfen und modifizieren zu können.

Methode oder Hypothese: Um die gesundheitlichen und pflegerischen Bedarfe des Personenkreises mehrperspektivisch zu erheben und schrittweise relevante Inhalte, Dimensionen und Kriterien für das Instrument zu eruieren, werden in Verknüpfung mit einem theoretisch-methodischen Bezugsrahmen basierend auf dem bio-psycho-sozialen Modell der ICF unterschiedliche explorative Forschungszugänge gewählt. U.a. werden leitfadengestützte Interviews mit Mitarbeitenden (n=18) und Bewohnern*innen (n=25) der kooperierenden Einrichtungen sowie eine Erhebung mit dem NBA und einem zusammengestellten Set der ICF (n=36) durchgeführt.

Ergebnisse: Im Zuge des Methodenmix und einer mehrstufigen Erprobung ist das digitale Einschätzungsinstrument „IDA: Information – Dokumentation – Assessment zur Erfassung von pflegerischen und gesundheitlichen Bedarfen von Menschen mit komplexen Beeinträchtigungen“ entstanden.

Diskussion: Aufgrund der geringen Stichprobenanzahl während der Entwicklung, sind weitere längerfristige Erprobungen des IDA erforderlich. Zudem machen stetige Veränderungen in der Praxis und gesetzliche Neuregelungen eine kontinuierliche Reflexion und Modifikation der Inhalte unabdingbar.

Praktische Implikationen: Das IDA bietet eine bedarfsorientierte Grundlage, bedeutsame Gesundheits- und Pflegeinformationen über eine*n Klienten*in mit komplexen Beeinträchtigungen umfassend zu erheben, dokumentieren sowie verständlich, differenziert und schnell zugänglich zur Verfügung zu stellen. Zielgruppenspezifische gesundheits‐ und pflegerelevante sowie krankheits‐ und altersbedingte Veränderungen können systematisch erfasst und gemeinsam mit der Person Unterstützungsmaßnahmen sektorenübergreifend geplant und evaluiert werden.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Durch den Einsatz des IDA kann eine bessere bedarfsgerechte gesundheitliche und pflegerische Versorgung für Menschen mit komplexen Beeinträchtigungen sichergestellt und zudem mittelfristig die Lebensqualität und Teilhabe des Personenkreises gefördert werden.