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Entwicklung von Risikoadjustierungsmodellen für Krankenhausvergleiche anhand langfristiger Letalität und Morbidität von Sepsis auf Basis von Krankenkassendaten
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Published: | September 27, 2021 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Mortalität und Morbidität der Sepsis sind hoch; viele schwere Verläufe wären durch frühzeitiges Erkennen und Behandlung als Notfall vermeidbar. Praktikable Methoden für Vergleiche der Versorgungsqualität zwischen Krankenhäusern sind nötig.
Fragestellung und Zielsetzung: Entwicklung von Modellen für risikoadjustierte Versorgervergleiche auf Basis von Daten der gesetzlichen Krankenversicherung.
Methode oder Hypothese: Datengrundlage: Routinedaten der AOK. Stichprobe: im Jahr 2014 vollstationär versorgte, erwachsene Patienten mit sepsisbedingter Organdysfunktion (ICD-10-Codes R65.1 oder R57.2).
Endpunkte: 90-Tage-Letalität, 1-Jahres-Letalität, ungeplante Rehospitalisierung innerhalb eines Jahres. Risikofaktoren: u.a. Komorbiditäten, Infektionsfoki, Aufnahmeart (insgesamt 59).
Analysen: Rückwärtsselektion von Risikofaktoren in logistischer Regression, Refit der Modelle mittels Mixed-Models, Bestimmung der Modellgüte (Area under the curve [AUC], R2, Kalibrierung).
Ergebnisse: Die Stichprobe umfasste 1.174 Krankenhäuser. Von 35.354 Sepsispatienten verstarben 18.798 innerhalb 90-Tagen (53%). Im ersten Jahr wurden von den Überlebenden 53% rehospitalisiert, 22% verstarben. Für die drei Risikomodelle wurden zwischen 27 und 44 Haupt- und Interaktionseffekte selektiert. Die Modellgüte der Modelle war für a) 90-Tage-Letalität: AUC=0,756 [95% CI: 0,751; 0,761], R2=0.19; b) 1-Jahres-Letalität: AUC=0,712 [0,703; 0,722], R2=0,09; c) Rehospitalisierung: AUC=0,657 [0,649; 0,665], R2=0.07. Alle Modelle zeigten gute Kalibrierung. Bei Kontrolle der Risikofaktoren zeigte sich eine signifikante Varianz zwischen Krankenhäusern in der 90-Tage-Letalität, der Rehospitalisierung (beide p < 0,05), jedoch nicht in der 1-Jahres-Letalität (p=0.112).
Diskussion: Das Risikomodell zur 90-Tage-Letalität zeigt ähnliche Güte wie ein zuvor für die Krankenhausletalität auf Basis von DRG-Daten entwickeltes Modell [1]. Die Güte der Modelle zu langfristigen Endpunkten entspricht ähnlichen britischen Arbeiten anhand prospektiver klinischer Daten [2]. Die bei Kontrolle von Risikofaktoren signifikante Varianz zwischen Krankenhäusern in 90-Tage-Sterblichkeit und Rehospitalisierung könnte auf Unterschiede der Versorgungsqualität hinweisen.
Praktische Implikationen: Die Analysen zeigen, dass für die untersuchten patientenrelevanten Endpunkte eine adäquate Risikoadjustierung auf Basis der Krankenkassendaten umgesetzt werden kann. Ob die betrachteten risikoadjustierten Endpunkte als Qualitätsindikatoren der stationären Sepsisversorgung geeignet sind, müssen weitere Untersuchungen zeigen.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Qualitätsindikatoren der Sepsisversorgung sollten neben der kurzfristigen Letalität auch die langfristige Letalität und Morbidität adressieren und eine adäquate Risikoadjustierung beinhalten.
Literatur
- 1.
- Schwarzkopf D, Fleischmann-Struzek C, Rüddel H, Reinhart K, Thomas-Rüddel DO. A risk-model for hospital mortality among patients with severe sepsis or septic shock based on German national administrative claims data. PLoS One. 2018;13(3):e0194371. DOI: 10.1371/journal.pone.0194371
- 2.
- Shankar-Hari M, Rubenfeld GD, Ferrando-Vivas P, Harrison DA, Rowan K. Development, Validation, and Clinical Utility Assessment of a Prognostic Score for 1-Year Unplanned Rehospitalization or Death of Adult Sepsis Survivors. JAMA Netw Open. 2020 09;3(9):e2013580. DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2020.13580