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RHECINA – Standardisierbare, kontaktlose Untersuchung peripherer Veränderungen von Gelenken der oberen Extremität mit einer Rheumakamera
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Published: | September 14, 2021 |
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Einleitung: Die Gelenkuntersuchung ist trotz zahlreicher digitaler Tools gegenwärtig ein Verfahren, dass Expertise des Untersuchers erfordert, Zeitressourcen benötigt und regelmäßig in den Einrichtungen trainiert werden muss, um vergleichbare Untersuchungsergebnisse zu erhalten. Eine kontaktlose Untersuchung, die die Ergebnisse der rheumatologischen Gelenkuntersuchung (floride Gelenkschwellung, Druckschmerzen) erfassen und perspektivisch von Patient:innen selbst erhoben werden kann, ist bislang technisch nicht gelöst. Gelenkfunktionen, die für den Alltag bedeutsam sind, werden für die Bewertung von Behandlungserfolgen bisher nur selten genutzt.
Methoden: RHECINA besteht aus zwei Kameramodulen: einer Full-HD-Webcam mit 30 Bildern pro Sekunde und einem Thermal Imaging Bricklet von Tinkerforge mit einer Auflösung von 80 x 60 Pixeln und 16 Bit. Der softwaregesteuerter Aufnahmeprozess besteht aus drei Schritten: Fotoaufnahmen zunächst am Beispiel der Hände in unterschiedlichen Positionen, wobei gleichzeitig ein RGB-Bild sowie ein Infrarotbild entsteht und registriert wird. Die Gelenkmobilität wird dynamisch durch Video in Realtime bestimmt. Die Gelenkstellung und Bewegungsumfang ermitteln sich auf Grundlage eines KI-Modells. Unter anderem bilden die Neutral-Null-Methode (Mobilität), die Anzahl betroffener Gelenke, sowie Lokalisation, Umfang und Infrarotdaten der Gelenke bilden die Grundlage der standardisierten Analyse von Gelenkveränderungen, insbesondere der Entzündung. Die Bild-, Video- und Auswertungsdaten werden im Anschluss gespeichert.
Ergebnisse: Das kombinierte System RHECINA kann quantitative und qualitative Bild- und Messdaten der peripheren oberen Extremität erfassen. Dabei werden nicht nur statische Informationen, sondern auch dynamische Bewegungsdaten durch die Integration eines KI-Modells in die Auswertungssoftware erfasst. Durch die Bestimmung der räumlichen Gelenkstellungspositionen lässt sich der Bewegungsumfang der einzelnen Gelenke auf die Neutral-Null-Methode abbilden und standardisieren. Der diagnostische Vorgang ist einfach in den ambulanten Versorgungsprozess integrierbar und ermöglicht eine systematische Verlaufsdokumentation.
Schlussfolgerung: RHECINA ermöglicht die kontaktlose, dynamische Gelenkuntersuchung der Hände als Grundlage zur Berechnung verschiedener zusammengesetzter Bewertungsscores über die Erkrankungsaktivität. Sie bietet erstmalig die Möglichkeit u.a. die Entwicklung der Funktionalität der Hände zu verfolgen und den Therapieerfolg umfassender mit dem Fokus der Erhaltung der Alltags-, Freizeit- und Berufsteilhabe zu beurteilen.
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